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1787 Das Stammbuch der Meister – 2010 Die Bockwindmühle im Freilichtmuseum für Volksbaukunst in Wollstein

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Bockwindmühle - Ansicht von vorn - Aufn. 09/2010 GT

Im Jahr 1787 wurde das Stammbuch der Meister für das löbliche Gewerk der seinerzeit existierenden Wind- und Wasser Müller in Neu Tomijsel eingerichtet. Das Müllerhandwerk das mit großer Sorgfalt, Umsicht, einer gewissen Ordnung und Anerkennung einherging brachte dem Besitzer oftmals auch Wohlstand. Die „hölzernen Riesen“ – geschätzte Höhe ohne Flügel 10m, mit Flügel ca. 18m – verloren im Zuge der Industrialisierung ihre Existenz.

Laut alten Überlieferungen sollen Windmühlen in Großpolen seit dem 14. Jahrhundert das Landschaftsbild geprägt haben. Mit etwa 20.000 Windmühlen galt Polen als ein Zentrum der Mühlenwirtschaft.

Durch eine funktionstüchtige, restaurierte Bockwindmühle – eins der schönsten Ausstellungsstücke – im Freilichtmuseums für Volksbaukunst in Wollstein, ist es heute noch möglich sich ein Bild zu machen. Diese Mühle aus alter Zeit, in Teilen stammt sie aus dem Jahr 1603 – welches ja nunmehr vor über 400 Jahren war , so eine alte, originale in einem Balken eingeschnitzte Jahreszahl, ist sie die älteste noch erhaltene Windmühle in Polen.

Im Jahr 1787 hatte die „Ordnung“ des Müllerhandwerks  in Neu Tomischl seinen Anfang genommen, das Stammbuch der Meister ist im Original erhalten (es befindet sich in der Stadt- und Kreisbiliothek in Nowy Tomyśl/Neutomischel), hier die Wiedergabe des Einleitungstextes im originalen Wortlaut, bei der Ernennung der Meister wurde auf die sich wiederholende Ernennungsformel verzichtet und nur noch der Name des in die Innung der Meister Aufgenommenen aufgeführt:

Im Nahmen des Dreijeinigen Gottes * Demnach es durch die alweise Vorsehung deß Allerhöchsten Gottes, * Ihro Excellentz dem Hochwohlgebohrenen Herren Herrn und Grafen * Felix von Szoldrski, Erbherr von Czempin, Tomischel et et et * nehmlich unserm allergnädigsten Erbherrn, also gefallen, sei­nen lieben und getreuen Einwohnern in Tomischler Güttern, laut könig- * licher Constitution eine evangelische Kirche bauen zu lassen, welche * Kirche auch mit Gottes Hülfe Glücklich zu Stande kommen. * Allein beij diesem Kirchen Bau ist es also geblieben, sondern Ihro * Hochgräfliche Excellentzen haben auch beij derselben Kirche eine * neue Stad anlegen und bauen lassen und solche Neu Tomischel, * genennet. Also haben Ihro Excellentz sich auch gewünscht, daß alle * und jede Handwercker welche sich daselbst befinden, so wohl in der * Stad als in den gantzen Güttern, Ihre Löbli­che Zünfte und Innungen * haben möchten. Diesem nun zu folge haben die löblichen Mühl Meister * untter allen zu erst ein Ehrbahres Gewerck aufgerichtet, und * haben nach erhaltenem Consens die Puncta und Artikel auß dem * löblichen Gewerck der königlichen Stad Bomst außgelöset, auch * durch die Eltesten und Beisitzer deß Bomster Müller Gewercks sich * recht und ordentlich einführen lassen nach aller Orten Handwercks * gebrauch. Also wird demnach unsern Nachkommen zum ewigen * andencken dieses Stam Buch der Meister eingeführet, in welches * alle und jede welche alhier Meister werden, eingeschrieben werden * sollen nach Ordnung und Gebrauch. ferner wollen wir auch unsern * Nachkommen zum andencken hintter lassen wer die ersten Stiffter dieses Gewerck gewe­sen sind, welches Gott gebe seine Segen, in aller * gutter Ordnung bleiben und bestehen möge biß an der Welt Ende.


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Einleitungsseite des Stamm-Buch der Meister aus dem Jahr 1787

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1851 - Ausschnitt zu den Aufzeichnungen

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1788 - Ausschnitt zu den Aufzeichnungen


Des

Löblichen Gewercks der Müller in Neu Tomijschel

Stamm-Buch der

Meister

In welches alle und jede die in diesem löblichen

Gewercke daß Meister recht erhalten haben, ein

Geschrieben werden sollen; deren Nachkommen zum

Anddencken, und dem Gewerck und gutter Ordnung

Zu Nutz gestifftet beij einführung deß Gewercks

Im Jahr 1787

Anno 1787. den 10 Julij, ist daß Löbliche Gewerck der

Mühl Meister in Neu Tomischel, von denen Löblichen Meistern

des Bomster Ehrbahren Mittels ächt und recht nach löblichen Gebrauch

eingeführet und bestetiget worden. Die Löblichen Meister von Bomst

welche dieses Gewerck ein geführet ha­ben sind gewesen

Die Stiffter aber des löblichen Gewercks alhier in Neu Tomischel

sind gewesen

Dieses sind also die eigentlichen Stiffter deß löblichen Gewercks. weil dieselben alle auch schon in andern Gewercken Meister gewesen sind, dabeij ist auch zu mercken, daß HE: Johann Heinrich Jose, als regierender Bürger Meister ebenfals ein grosser beförderer dieses löblichen Gewercks gewesen ist.

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l. N. D.

Anno 1787. den 11. Julij, ist  Johann George Kruschel, von denen Herren Elsten und Beijsitzern, vor offener Lade zu einem Meister auf und angenommen worden, und verspricht als ein treues Mitglied  beij dem löblichen Gewerck  Treu und Ehrlich zu halten, wozu wir Ihm Glück und Seegen wünschen.

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Bei dem Typ der Bockwindmuehle steht der gesamte Muehlenkasten auf einem einzelnen dicken Pfahl, dem sogenannten "Hausbaum". Dieser Pfahl wiederum ruht in einem Stuetzgestell, dem "Bock". Die gesamte Muehle kann auf dem Bock mit Hilfe des Aussenbalkens in den Wind gedreht werden - Aufn. 05/2010 PM

soll lautete der volle Text der Aufnahme eines neuen Meisters, die weiteren Müller, die aufgenommen wurden waren :

Welche oben benannte Bedingungen er hier durch eigenhändige Unterschrift zu erfüllen verspricht