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Die Kirche zu Chlastawe – Gedanken

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Kirche zu Klastawe – Zeichnung Arthur Haupt – der Veröffentlichung entnommen

Die Kirche zu Chlastawe – Gedanken

In der Veröffentlichung „Wanderungen um Meseritz – und in Nachbargebieten der Kreise Schwerin, Bomst und Oststernberg“ aus dem Jahr 1936 findet sich im Kapitel über die Holzkirchen des Kreises auch ein kleiner geschichtlicher Abriss der Kirche zu Chlastawe.

Schon seinerzeit zählte man diese Kirche zu einer der schönsten, die noch erhalten waren. Diese Aussage hat bis heute ihre Gültigkeit nicht verloren. Es bleibt zu hoffen, dass dieses auch für die Zukunft gelten wird.

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Die Entwicklung ist nicht aufzuhalten und leider muss man feststellen, dass das alte Kirchengebäude leidet. Es ist schwer ein Bauwerk, dass annähernd 475 Jahre alt ist, in die heutige Zeit zu integrieren.

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Ein LKW fährt direkt an dem Kirchengelände vorbei – Eigenaufn. 2012

Das Kirchengelände wurde in der Vergangenheit reduziert um einer Durchgangsstraße Platz zu geben. Sicherlich hatte man bei ihrer Planung und Anlage keine Vorstellung davon, dass diese heute ständig von 40 to LKWs befahren werden würde. Die  Erschütterungen, die diese Fahrzeuge auslösen sind  von einem Besucher deutlich wahrzunehmen.  Wenn es diesem schon möglich ist diese zu spüren, dann sind die Auswirkungen auf das alte Gebäude weitaus intensiver. Sichtbar wird dieses durch die gelöste Vernagelung der Schindeln oder sogar deren völligem Abrutschen.

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Die Schindeln des Kirchendaches lösen sich – Eigenaufn. 2012

Die Industrialisierung unserer Zeit ist nicht wegzudenken, die Arbeitsplätze angesiedelter Unternehmen werden gebraucht um der Bevölkerung ein Auskommen zu geben – dieses steht außer Frage.

Aber das Heute und das Gestern muss doch auf eine Art miteinander existieren können. Es kommt in einem der Gedanke, ob Unternehmen, die von den die Kirche passierenden LKW angefahren werden, nichts zum Erhalt dieser Denkmalgeschützten Bauwerke beitragen könnten ?

Bei  Karl Hielscher [4] heißt es zur Geschichte der Kirche Chlastawe, dass „dieses Kirchlein eine Besonderheit unter den alten aus Holz errichteten Gotteshäusern“ ist und es Anklänge an die Stabkirchen Schwedens“ zeigt, welches auf die Erbauung durch einen schwedischen Zimmermann zurückgeführt worden war.

Es ist aber nicht nur die Besonderheit ihrer Bauart, sondern dieses Kirchlein repräsentiert in sich auch die frühere Gemeinschaft von Menschen verschiedenster Herkunft, die im gemeinsamen Glauben vereint waren und miteinander lebten.

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Das ehemalige Brauttor mit gelösten und abgeruschten Schindeln – Eigenaufn. 2012

Wäre es nicht zum Schutz dieses kleinen doch so bedeutenden Gebäudes möglich, einfach eine  Anfahrt zu den Werken zu gestalten ohne diese direkt an der Kirche vorbei zu führen ? Wäre es nicht schöner, das Kirchenareal wieder als Grünfläche herzurichten, als es zu asphaltieren und als Parkplatz zu nutzen ?

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Die alte geschnitzte Kanzel – Eigenaufn.

In dem Artikel aus dem Jahr 1936 findet sich mit der Beschreibung des Torgebäudes auch der Hinweis auf einen alten Brauch, der nachdem er wohl auch schon in dem Wandel jener Zeit in Vergessenheit geraten war, wieder in das Bewusstsein der Menschen gelangte: „Das Torgebäude vor der Kirche, am Eingang des Kirchhofes, diente früher als Glockenträger. Seine Schallöcher zeigen die Form der Weltkugel mit dem Kreuz darüber. Seit einigen Jahren ist der alte Brauch wieder aufgelebt, dass die Brautpaare durch dieses Torgebäude zur Kirche gehen, daher der Name „Brauttor.

Dieser Brauch hat ohne Änderung der bestehenden Verhältnisse heute keine Möglichkeit nochmals aufzuleben wie dieses vor über 76 Jahren der Fall war. Der Durchgang durch das ehemalige „Brauttor“ ist geschlossen, die direkt an ihm vorbeiführende Straße ist vielbefahren und die anhaltende Geräuschkulisse der Fahrzeuge nicht zu überhören.

Aus dem Kapitel sind dann noch folgende weitere Einzelheiten über die Kirche zu erfahren: „Sie besteht – anders als die früheren Holzkirchen – aus Lehmfachwerk, das außen größtenteils mit Brettern verkleidet ist, stellenweise aber auch frei liegt. – Der Turm ist erst 1911 angebaut, jedoch der alten Bauweise so gut angepasst, dass ein Unterschied von neu und alt kaum auffällt. Ihn umzieht in Manneshöhe ein weit ausladendes Schindeldach. Dem schräg ansteigenden Mittelteil des Turmes, berichtet Haupt, „ist die würfelförmige Uhrstube aufgesetzt. An jeder Seite beleben zwei langrunde (Schall-) Öffnungen die unten im Zickzack ausgesägte Fläche. Und wiederum überragen die Spitzen des achteckigen Daches den Turm, gestützt von schrägen Streben. Schlank steigt die kreuztragende Pyramide (des Turmdaches) empor.“

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Die geschnitzte Mittelsäule – Aufn. Haase u. Co., Frankfurt/Oder, der Veröffentlichung entnommen

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Die geschnitzte Mittelsäule heute – Eigenaufn.

Eine weitere Beschreibung handelt dann von der Einrichtung des Gebäudes jener Zeit: „Auch das Innere der Kirche ist ein Denkmal alter Handwerkskunst und dörflichen Volkstums, wie es in dieser Reinheit nicht allzu oft erhalten ist … Eine geschnitzte Mittelsäule mit vier Kopfbändern stützt einen Unterzug, der die Balken des sichtbaren Dachstuhls trägt. Der ganze Raum ist mit lichten Temperamalereien liebevoll geschmückt. Fast jedes Stück der Ausstattung (Altar, Kanzel, Taufbecken, Kirchstühle, Bilder usw.) ist ein Zeugnis guten, echten Handwerks. Eines der Bilder zeigt Spuren von Säbelhieben aus dem Dreißigjährigen Kriege. Verschiedene Bilder stellen die Erbherren, deren Ehefrauen und Kinder dar. Die Wappen der Kirchenpatrone aus früheren Jahrhunderten zeigen ausschließlich deutsche Namen, wie die von Schenkendorff, von Troschke, von Kalckreuth, von Ruppen, Pobschitz, Löben, Unruh (bekannt als Gründer von Unruhstadt), von Rechenberg, Luck, Schlichtung, Nostiz, Blankenstein, Rothenburg, Braun … Auch die Kanzel ist mit Bildern geschmückt. Hier nennt sich auch der Maler: „Anno 1651 die 30 July Christophorus Petzelius, Pictor“. “

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Klastawe – Aquarell von Max Heilmann, Frankfurt/Oder der Veröffentlichung entommen

In dem Büchlein werden die Ruhestätte Verstorbener in zwei kurzen Sätzen zusammengefasst: „Ein Seydlitz, wahrscheinlich Verwandter des Reitergenerals Friedrichs des Großen, ruht unter dem alten Grabdenkmal vor der Kirche. Die Inschrift verweist auf Alexander Friedr. von Seydlitz, 1750-95. – Grabgewölbe befinden sich unter der Sakristei und vor dem Altar.“ Über diese Grabgewölbe und diejenigen, die dort bestattet wurden, waren keine weiteren Einzelheiten zu erfahren.

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Kirche mit noch erkennbaren Gräbern – Aufn. Haase u Co Frankfurt/Oder, der Veröffentlichung entnommen

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Verwahrte alte Grabsteine – Eigenaufn.

Von dem früher bei der Kirche vorhandenen Friedhof ist heute nichts mehr erhalten. Nur wenig neuere Gräber finden sich neben dem erhaltenen Sockel des früheren Grabdenkmals des Seydlitz. Aber, nicht alle Zeugen der Vergangenheit sind verloren. Auf dem Gelände der Kirche werden noch einige alte Grabstein verwahrt. Leider sind diese und deren Inschriften noch nicht inventarisiert.

Zum 300 jährigen Jubiläum der Kirche, welches für 1937 mit seiner Feierlichkeiten hat stattfinden sollen, hat der im Jahr 1936 amtierende Pfarrer alle geschichtlichen Aufzeichnungen und Überlieferungen zur Erstellung einer Denkschrift gesammelt ist aus dem Büchlein mit der  Beschreibung der Chlastawer Kirche durch den Autoren zu erfahren. Noch erhaltene alte Unterlagen zur Vergangenheit der Kirche sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht zur Einsicht verfügbar. Es kann also nicht gesagt werden, ob das erhaltene Material vielleicht aus dieser Sammlung und der Denkschrift stammt, noch wovon der Inhalt handelt.

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Die Holzkirche zu Chlastawe – Eigenaufn. 2012

Die Beschreibung der Kirche zu Chlastawe endet mit der Erwähnung  von 3 Glocken. Diese sollen 1774 bzw. 1775 von Friedrich Schramm aus Frankfurt/Oder umgegossen worden sein. Die größte der Glocken trug die Inschrift:

„Verbum domini manet in aclernum“

(Gottes Wort bleibt in Ewigkeit).

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Quelle: Wielkopolska Biblioteka Cyfrowa – „Wanderungen um Meseritz und in Nachbargebieten …“ http://www.wbc.poznan.pl/dlibra/docmetadata?id=226763&from=pubindex&dirids=4&lp=8702