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Ein Fasanenhahn stirbt plötzlich vor Freuden

Kaum glaubhaft wird ein solcher Sterbefall unter Fasanen erscheinen, die sonst eben nicht im zahlreichen Hühnergeschlecht, gleichviel ob ganz oder nur noch halb verwildert, zu den Klügsten gehören, noch viel weniger aber (menschlich ausgedrückt) eine Hinneigung zu sentimentaler Reizbarkeit sich abmerken lassen. Wohl möchte man es daher als etwas noch Neues unter der Sonne aussprechen können, wenn überraschende Freude den plötzlichen Tod eines alten Hahns herbeiführte.

Frage der Autoren an die Leser: hat jemand ein Bild des alten „Schlosses“ oder des im Artikel beschriebenen Schlossgartens mit dem Mühlbach ? Wenn wir Kopien von Bilder erhalten könnten würden wir uns sehr freuen ! – Bitte setzen Sie sich mit uns in Verbindung unter einer unserer E-Mail Adressen Vielen Dank

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Fasanenpaar – (1)

In Hammer Borui, unweit Wollstein, im Herzogthum Posen, war es, woselbst ein solches Hinsterben vor Freuden sich begab.

Der dasige Amtmann B., ein ebenso praktischer Jäger und Forstmann, als Oekonom, suchte den, ohnehin schon reichen, Wildstand auch noch durch die Zuziehung von Fasanen zu veredeln und zu vermehren. Sehr geeignet zum ersten glücklichen Auf- und Fortkommen dieses zarten Geflügels erschien der geräumige Schlossgarten, in welchem die geschnizelte Gartenkunst aus dem Zeitalter Ludwigs XIV., in vielfältigen Taxusgängen, noch ungestört florierte, durchrieselt zugleich vom klarsten Mühlbach, wie die Fasanen es lieben. Die den Putern oder Hennen untergelegten Fasaneneier kamen vollständig aus. Und die Frau Amtmännin selbst nahm sich der Pflege der jungen Brut, oder fasanenmeisterlich zu reden, des jungen Aufzugs, sorgsam an. Siedelten auch nach und nach davon einige Flüchter in angrenzender Waldung zur Fortpflanzung auf eigene Hand sich an: so blieb doch immer der Hauptstamm im Schlossgarten heimisch und sammelte sich schnell auf den Lockruf zur täglichen Fütterung.

Dabei zeichnete ein stattlicher Hahn ganz besonders zutraulich sich aus. Stets als der Erste, eiligen Flugs oder Laufs, erschien er auf Ruf der Amtmännin, und säumte diese, die mitgeführte Speise zu verteilen, dann bepickte er, anfangs leise, dann stärker die Füße derselben, bis es geschehen.

Schwer erkrankt, blieb zwar nicht die tägliche Pflege, aber doch die, den Fasanen wohlbekannte Pflegerin aus. Endlich hergestellt und erkräftigt, den Schlossgarten wieder zu betreten, äußerte die Genesene: ob sie wohl meine Stimme noch kennen werden ? – Sie lockt, noch schwachen Lauts. Augenblicklich mit hellem Aufschreien, wie noch niemals geschehen, antwortet weit her der Hahn, und stürmt herbei. Er hörte die Stimme, er sah die lange vermisste, treue Pflegerin wieder, die er nun, wie vom Freudentaumel ergriffen, umhüpfte und bepickte. Dann, einen ganz eigenen Schrei ausstoßend, sprang er, wie zu einer Liebkosung, hoch auf gegen die, über dies Wiedererkennen selbst hocherfreute Frau und fiel – regungslos todt zu Boden. Ausgestopft, sich selbst ein Monument zärtlicher Anhänglichkeit, schmücket der Hahn jetzt das Hauptzimmer im Schlosse. Da man von Fasanen nur sagen kann, sie zeigen sich immerhin ebenso dummdreist, als dummscheu: so tut es wohl not, diesen naturgeschichtlich merkwürdigen Fall mit vollem Namen zu beglaubigen.

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Quellen: