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„Glühkörperexport-Gesellschaft, Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ – 1904 bis 1905

Ansicht der ersten Glühstrumpffabrik 1904/1905 in der ehemaligen Bahnhofstraße in Neutomischel - Ansichtskarte aus der Sammlung A. Kraft [1]

Ansicht der ersten Glühstrumpffabrik 1904/1905 in der ehemaligen Bahnhofstraße in Neutomischel – Ansichtskarte aus der Sammlung A. Kraft

Am 02. Mai 1904 wurde in Neutomischel die „Glühkörperexport-Gesellschaft, Gesellschaft mit beschränkter Haftung und mit dem Sitze in Neutomischel“ in das Handelsregister B unter Nr. 1 eingetragen.

Der Gesellschaftervertrag war per 13. April 1904 festgestellt worden.

Der Zweck, der mit einem Stammkapital von 58.000 Mark ausgestatteten Firma, war die Herstellung und Verwertung von Gasglühkörpern und anderen in diese Branche fallenden Artikeln, sowie die Erwerbung, bzw. Pachtung von Ländereien zu diesem Zwecke.

Als Gesellschafter trat der Kaufmann Karl Wagner aus Berlin auf.

Karl Wagner stellte für das Stammkapital einen Wechsel über 4.000 Mark; ebenso die für mit einem Wert von weiteren 8.000 Mark geschätzten Unterlagen für die Errichtung, den Betrieb und die Gründung der Gesellschaft sowie die Finanzierungspläne, zur Verfügung.

Die Kaufleute Gustav Skaruppe aus Berlin, Waldemar Paech und der Freiherr Felix von Steinaecker letztere aus Neutomischel, wie es hieß, waren als Geschäftsführer bestellt worden.

Die Veröffentlichung der Handelregistereintragung aus dem Jahr 1904 - Kreisblatt 1904-05-06 [2]

Die Veröffentlichung der Handelregistereintragung aus dem Jahr 1904 – Kreisblatt 1904-05-06

Über die Geschäftsführer konnten einige Einzelheiten in Erfahrung gebracht werden:

Gustav Adolph Robert Skaruppe wurde 1850 in Gnesen geboren. Vermutlich war er als Kaufmann in Amsterdam tätig und ehelichte dort im Jahr 1880 die 1861 in Zwolle geborene Aleida Tenthof. Die gemeinsame Tochter Johanna Gesine, welche noch 1883 in Amsterdam geboren worden war, heiratete im November 1905 in Neutomischel den aus Berlin stammenden August Richard Alfred Held.

Waldemar Carl George Paech war 1869 in Wollstein geboren worden. Seine erste Ehefrau Christine Auguste Laura geborene Unger, geboren um 1878 in Sarne Krs. Rawitsch, verstarb 1900 in Neutomischel. Über die zweite Ehefrau Louisa geborene Riegel sind keine Einzelheiten gefunden worden. In letzterer Ehe wurden vier Kinder in Neutomischel geboren. Waldemar Paech galt als Inhaber einer Ölmühle und einer Weidenschälerei in der Stadt.

Über Freiherr Felix von Steinaecker fanden sich nur vereinzelte Informationen. Er wurde z. B. im Wählerverzeichnis aus dem Jahr 1919 gelistet. Dort wurde sein Alter mit 70 Jahren vermerkt, welches bedeuten würde, dass er um 1849 geboren sein müsste. In einem Bericht in den alten Akten im Staatsarchiv, welcher die Glühkörperexport Gesellschaft behandelt, findet sich eine Notiz, dass ein Geschäftsführer Österreicher war. Nachdem die Geburtsorte von Skaruppe und Paech bekannt sind, könnte sich diese Information eigentlich nur auf von Steinaecker beziehen.

Über Karl Wagner und die weiteren Gesellschafter des Unternehmens fanden sich keine Einzelheiten. Als einziger Hinweis zu diesen existiert aus dem Frühjahr 1904 der Aufruf des Apothekers Vité hinsichtlich einer Besprechung der Gesellschafter.

Das Kreisblatt – Ausgabe No. 86 vom 1904-10-25, legte in die Gründung der „Glühkörperexport-Gesellschaft“ für die Stadt die allergrößten Erwartungen. Es wurde geschrieben:

„Mit dem 1. November d. Js. (1904) nimmt die am hiesigen Platze unter der Firma „Glühkörper-Export-Gesellschaft m.b.H.“ konstituierte Gesellschaft den vollen Betrieb in ihrer neu erbauten, in der Bahnhofstraße gelegenen Fabrik auf, nachdem schon bisher zur Herstellung von Mustern und Probelieferungen seit etwa zwei Monaten ca. 20 Personen beschäftigt worden sind.

Wie wir hören, sind auf Grund der tadellosen intensiv hellen und dabei dem Auge angenehmen Leuchtkraft der gelieferten Glühkörper genügend Aufträge speziell aus dem Auslande eingegangen, so daß das Werk für das erste Jahr voll beschäftigt sein dürfte. Die Anfertigung von Gasselbstzündern und Magnesiastäben soll demnächst in Angriff genommen werden. Mit der Einstellung des erforderlichen einheimischen Personals wird successive fortgefahren, da das Anlernen der neubeschäftigten Kräfte in den einzelnen Abteilungen des Betriebes nur allmählich möglich ist, doch hofft die Direktion bis zum Beginn der nächsten Saison etwa 100-120 geübte Arbeiterinnen zur Verfügung zu haben.

Die Leitung des Unternehmens liegt in den bewährten Händen des seit Bestehen der Gasglühlichtbeleuchtung in der Branche tätigen Herrn Direktors Gustav Skaruppe, während außer diesem noch die Herren Waldemar Paech sowie Freiherr v. Steinaecker dem Vorstande angehören. Es steht zu hoffen, daß das junge Unternehmen nicht nur der Gesellschaft einen klingenden Lohn, sondern auch unserm bisher durch den Hopfenbau bekannten Städtchen helfen werde, seinen guten Ruf zu erhalten und zu fördern.“

Die Veröffentlichung der Konkurseröffnung - Kreisblatt 1905-03-17 [3]

Die Veröffentlichung der Konkurseröffnung – Kreisblatt 1905-03-17

Aber es lief nicht wie es erwartet worden war; Aufträge, welche eingeplant worden waren, wurden nicht erteilt. Eine Anfang 1905 notwendige Kapitalerhöhung der Gesellschafter wurde von diesen nicht gewährt, dass Unternehmen konnte aber ohne eine solche nicht gerettet werden – es kam zum Zusammenbruch.

„Über das Vermögen der Glühkörper-Export-Gesellschaft, Gesellschaft mit beschränkter Haftung, in Neutomischel ist am 14. März 1905 der Konkurs eröffnet.

Verwalter: Kaufmann Fritz Lutz in Neutomischel. Anmeldefrist bis 20. Mai 1905. Erste Gläubigerversammlung am 8. April 1905, vormittags 10 Uhr. Allgemeiner Prüfungstermin am 3. Juni 1905, vormittags 10 Uhr. Offener Arrest mit Anzeigefrist bis zum 10. April 1905.

Neutomischel, den 14. März 1905 – Königliches Amtsgericht“

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Quellen: