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Golon – Generalkirchenvisitation in Friedenhorst – 1929


Der Artikel stammt aus den Posener Stimmen Ausgabe 9/1990; es wird hier beschrieben wir die Kirche zu Friedenhorst im Jahr 1929 beurteilt bzw. eingeschätzt wird – einmal im geistlichen Leben und dann ergänzend noch der Pfarrer, der zum Zeitpunkt der Kirchenvisitation amtierte.

Veröffentlicht wurde dieser Beitrag mit der freundlichen Genehmigung der Posener Stimmen – Heimatbrief der Gemeinschaft Evangelischer Posener (Hilfskomitee E.V.)

Ergänzt wurde das Bild der zweiten evangelischen Kirche zu Friedenhorst aus dem Jahr 2009

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Kirche zu Jastrzebsko Stare / Friedenhorst, seinerzeit die 2. evgl. Kirche (9-10-2009 Foto:PM)

Vor zwei Monaten konnten wir die Geschichte der Kirchengemeinde Friedenhorst in unserem Heimatblatt lesen.

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Die 1. evgl. Kirche in Friedenhorst, erbaut 1797 und erweitert 1864 – aus „Die evangelische Kirchen der Provinz Posen“ von Dr. Kremmer, 4. Aufl. 1905

Ein ganz besonderer Tag in der Geschichte der Kirchengemeinde Friedenhorst war der 7. Juni 1929. An diesem Tage fand die Generalkirchenvisitation in Friedenhorst statt im Verlauf dieser Visitation in den vereinigten Kirchenkreisen Wollstein-Neutomischel unter der Leitung von Generalsuperintendent D. Paul Blau.

Im Buch „Die evangelischen Generalkirchenvisitationen in den von Ost- und Westpreußen sowie Posen 1920 abgetrennten Kirchenskreisen – bearbeitet und herausgegeben von Walther Hubatsch – 1971“ – beurteilt der Generalsuper-intendent zuerst das geistliche Leben in der Kirchengemeinde Friedenhorst mit folgenden Feststellungen:

Die Gemeinde Friedenhorst ist von der Umwälzung und der Abwanderung nur wenig berührt worden. Da einzelne Gemeindeteile, die früher nach Tirschtiegel gehörten, aber auf polnischer Seite geblieben sind, ihr zugeschlagen worden sind, ist die Seelenzahl ungefähr auf dem Stande der Vorkriegszeit geblieben (1150 Seelen). Auch durch Verkauf sind nur wenige Höfe in polnische Hand übergegangen, so daß die Gemeinde einen fast durchweg deutschen Eindruck macht. Da sie aber einen räumlich großen Umfang hat, die Höfe meist einzeln liegen und eine Anzahl kleinere Ortschaften dazu gehört, ist der Zusammenhalt der Gemeinde nicht ganz leicht. Vor allem ist es kaum möglich eine geeignete Jugendpflege durchzuführen. Die jungen Leute, die vormittags am Gottesdienst teilnehmen, können nachmittags nicht noch einmal zum Verein zusammenkommen; umgekehrt aber auch die Vereinsglieder, die sich nachmittags sammeln wollen, am Vormittagsgottesdienst sich nicht beteiligen. Erwünscht würde es sein, wenn aus den Kreisen der Jugend selbst Führer und Führerinnen ausgebildet werden könnten, die an verschiedenen Stellen der Parochie die Jugend sammeln. Es dürfte daher sich empfehlen, die Frage der Beschaffung eines Gemeindesaales näher zu treten. Die Möglichkeit dafür wäre gegeben, jedoch fehlt es an Mitteln. Ebenso ist erwünscht, die Beschaffung einer guten Volks-bibliothek, da ein Lesebedürfnis in der Gemeinde besteht.

Wie immer bei Generalkirchenvisitationen wird auch der Pastor vom Generalsuperintendenten beurteilt. Diese Beurteilung des Pastors von Friedenhorst ist sehr positiv. Im Hubatsch heißt es:

Pfarrer Schenk (Martin). Geb. 1900, ordiniert 1926. Pfarrer Schenk gehört zu den jüngsten Geistlichen unseres Kirchengebietes, ist gleichfalls wie mehrere andere im Kirchenkreis aus dem Predigerseminar hervorgegangen und hat mit diesen gemeinsam die gute wissenschaftliche Grundlage und die bewußte Einstellung auf die moderne Problematik des kirchlichen Lebens. Theologisch ein überzeugter Anhänger der dialektischen Theologie Karl Barths bemüht er sich mit einem für seine Jugend erfreulichen Ernst und großer Gewiessenhaftigkeit seiner Gemeinde zu dienen. Unterstützt von seiner trefflichen Frau, der Tochter des Herrn Geheimrat Haenisch, arbeitet er mit großem Eifer an der Jugend, steht er mit seinem Gemeindekirchenrat in treuer Arbeitsgemeinschaft und ist er bestrebt, den an gewissen Punkten der Peripherie seiner Gemeinde einbrechenden Vandsburger freikirchlichen Bestrebungen den Damm eines gut kirchlichen Bewußtstein entgegenzustellen. Leider ist seine Gesundheit nicht sehr fest, vor allem ermüdet seine Stimme leicht, so daß ihm geraten werden musste, eine systematische Schulung des Sprechens und eine gründliche Kur für seine Atmungsorgane durchzumachen. Es steht zu hoffen, daß Pastor Schenk sich zu einem tüchtigen Geistlichen unserer Kirche entwickeln wird.

Im Januar 1945 hörte auch die Kirchengemeinde Friedenhorst auf zu bestehen. Wir bekennen aber mit dem Gebetslied von Karl Heinrich v. Bogatzki: