- Tomischler Hauland - http://hauland.de -

Ich Johan Fridrich Steltzer bin gebohren …

[1]

Ich Johan Fridrich Steltzer bin gebohren ... (Quelle:SKANSEN BUDOWNICTWA LUDOWEGO in Wolsztyn)

Was wissen wir eigentlich über die Jahre von  1731 bis 1773 und dem Leben in den Siedlungsdörfern, über die Menschen, die sich dort angesiedelt hatten ?

Diese Frage lässt sich ziemlich einfach beantworten mit: mehr oder weniger nichts !

Diese Antwort ist auch darauf zurückzuführen, dass bis heute niemand wirklich eindeutig Aussage darüber machen kann, woher die Siedler eingewandert waren. Vermutungen wurden und werden viele angestellt, vielleicht sind diese sogar richtig, nur wirklich belegbare Unterlagen über die Herkunft der Familien wurden nie gefunden. So bleiben auch die wirklichen Gründe, wie  z. B. die Flucht aus dem Bekenntnis zur protestantischen Religion und der daraus resultierenden Verfolgung heraus oder auch ob die Strapazen der Ansiedlung einfach um des >Traumes vom eigenen Besitz< auf sich genommen wurden, verborgen.

Einzig wurde bis jetzt gefunden, dass in diesen Jahren die Hauländer Dörfer ihre Siegel erhielten, so denn wir hier  die erforschten Daten des Karl E. Goldmann zugrunde legen; diese Funde sind beschrieben unter: Die ältesten Siegel und Wappen der Neutomischeler und umliegenden Holländergemeinden [2]

Ein weiterer aus dieser Zeit bis jetzt wenig beachteter Fund ist ein unscheinbarer Zettel. Um eine Scheune aus Sekowo, früher Zinskowo, die noch in der alten Bauweise der Hauländer errichtet worden war, die aber einem Neubau im Wege stand, für die Nachwelt zu erhalten, war deren sorgfältige Zerlegung in ihre Einzelteile vorgenommen worden.  Dabei wurde im Gebälk steckend eben besagter Zettel gefunden. Die Scheune wurde im Anschluß an ihren  neuen Platz im Freilichtmuseum der Volksbauweise der westlichen Woijewodschaft Wielkopolska  „SKANSEN BUDOWNICTWA LUDOWEGO“  www.muzea-wolsztyn.com.pl [3] in Wolsztyn wieder errichtet. Wir erhielten seitens der Museumsleitung die freundliche Genehmigung zur Veröffentlichung, wofür wir uns an dieser Stelle nochmals bedanken.

Die handschriftliche Notiz auf  dem Zettelchen beginnt mit  . . .

[4]

SKANSEN BUDOWNICTWA LUDOWEGO in Wolsztyn (Freilichtmuseum der Volksbauweise des Westlichen Wielkopolska in Wollstein )

ICH JOHAN FRIDRICH STELTZER BIN GEBOHREN

IM JAHR ANNO 1731 IM MAY

ANNA DOROTEHA MATTARNEN IM 1740 IM AUGUST

HZL. KOPPILIRET 1757 AM 15. NOVEMBER

UNSER ERSTER SOHN – GOTTFRIED – GEB 1759 IM JENNER

DER ZWEITE SOHN – CHRISTIGAN – 1761 – IM JENNER

DER DRITTE SOHN – JOHAN GORGE – 1763 IM MAY

DIE 1. TOCHTER – ANNA ROSINA – 1766 IM JUNII

DIE 2. TOCHTER – ANNA MARIA – 1770 IM 7 FEBRUARIS

DER VIERTE SOHN  – MARTIN – IM JAHR 1773 IM MAY

Dieses Blatt Papier ist schon ein besonderer Fund. Von dem Taufbuch der „großen Schule “ zu Zinskowo, in welchem die ersten Aufzeichnungen wie z. b. die Geburten und Eheschließungen der protestantischen Siedler notiert worden sein sollen, ist nach bisherigem Wissen, nichts erhalten. Das Schulhaus selbst, bzw. dessen Holz wurde bei der Übersiedlung der evangelischen Gemeinde nach dem Tomischler Kirchplatz mit der neu erbauten Kirche, verkauft.

Johann Friedrich Steltzer war basierend auf unseren Funden evangelischen Glaubens. Alle ermittelten Aufzeichnungen zu ihm und seiner Familie wurden in den Kirchenbüchern evangelischer Gemeinden gefunden.

Das Dorf Zinskowo hatte nach den oben erwähnten Aufzeichnungen des K.E. Goldmann  mit dem 11.11.1700 sein Privileg erhalten. Der hier erwähnte Johann Friedrich Steltzer ist vermutlich ein Nachfahre der ersten Siedler dieses Ortes.

Interessant ist, dass Johann Friedrich Steltzer des Schreibens kundig war. Wenn die Eintragungen für uns heute auch etwas ungelenk wirken, so war es zu damaliger Zeit sehr ungewöhnlich, dass ein „Nachbar“ – ein Landwirt, der der Dorfgemeinschaft Zinskowo angehörte und für sie eintrat, nur als solcher ist Johann Friedrich in allen von uns gefundenen kirchlichen Eintragungen benannt, überhaupt schreiben konnte.

Wie schon geschrieben haben wir ein klein wenig in den Kirchenbüchern nachgestöbert um etwas mehr über den Johann Friedrich Steltzer und seiner hier erwähnten Familie zu erfahren:

Die Eheschließung von Johann Friedrich Steltzer und Anna Dorothea Matern vom November 1757 ist im katholischen Kirchenbuch Witomischel zu finden; hier hatten ja seinerzeit alle kirchlichen Eintragungen, auch die der protestantischen Einwohner, vorgenommen werden müssen.  Die Aufzeichnungen des Geburtsjahres 1731 – es wäre das des Johann Friedrich Steltzer gewesen –  fehlt jedoch im Kirchenbuch komplett; auch konnte im Jahr 1740 die Geburt von Anna Dorothea Matern nicht gefunden werden.

Der als erster Sohn geborene Gottfried schloss 1788 in Neutomischel mit Anna Rosina Pflaum aus Scherlanke die Ehe. Er wurde erwähnt als Nachbar in Zinskowo und als Gerichtsschulze und Kirchenvorsteher. Diese Ämter lassen darauf schließen, dass auch er, wie schon vor ihm sein Vater, über einen gewissen Bildungsstand verfügt haben muss.

Der als dritter Sohn geborene Johann George heiratete 1791 in Neutomischel die Maria Elisabeth Brunsch. Bei der Eheschliessung wurde er als 2ter Sohn des Johann Friedrich benannt, eine Vermutung wäre, dass der zweitgeborene Christian Steltzer schon im Kindesalter verstorben war. Johann George selbst, so die Aufzeichnungen, war als Bürger und Schuhmacher in Neutomischel ansässig.

Die älteste Tochter Anna Rosina ging im Okt 1783 mit Gottfried Kurz aus Paprotsch die Ehe ein. Sie wurde als einzige Tochter des  Johann Friedrich erwähnt, welches wiederum eine Erklärung dafür wäre, dass von Anna Maria, welche   1770 geboren wurde, keine weiteren Aufzeichnungen gefunden wurden; sie verstarb, so kann angenommen werden, vor 1783.

Martin Steltzer konnte keine ihm wirklich als zugehörig gefundene Eintragung zugeordnet werden.

Nicht mehr auf dieser Seite erwähnt ist ein Christoph. Er verstarb im April 1781 und müsste ca. 1776 geboren worden sein.

Anna Dorothea Steltzer, geborene Maternen verstarb im November 1814 in Zinskowo, von Johann Friedrich Steltzer selbst, fand sich jedoch kein Eintrag mit einem Sterbedatum.

Leider haben wir bis heute keine Nachfahren dieser Familie ausfindig machen können.