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Mord in Chmielinke – 1908

Der ehemalige Gasthof Schade in Chmielinke / Postkartenausschnitt Sammlung A. Kraft [1]

Der ehemalige Gasthof Schade in Chmielinke / Postkartenausschnitt Sammlung A. Kraft

Am 29. December 1908 schrieb der Standesbeamte zu Neustadt bei Pinne unter dem Eintrag Nr. 233:

„Das Königliche Amtsgericht zu Pinne hat mitgeteilt, daß der Eigentümersohn Karl Helmchen, ledigen Standes, 23 Jahre, evangelischer Religion, wohnhaft zu Steinberg, geboren zu Steinberg, Sohn des verstorbenen und zuletzt in Steinberg wohnhaften Eigentümers Martin Helmchen und dessen in Steinberg wohnhaften Ehefrau Albertine geborene Schmidtchen wieder verehelichte Hanelt, zu Steinberg am sechsundzwanzigsten December 1908 vormittags um zwölfeinhalb Uhr verstorben sei.“

Leider verbirgt sich hinter einer amtlichen Eintragung in jenen Jahren immer ein Tod durch Unglücksfall oder, sogar noch schlimmer ein Tod durch Mord.

* * *

Über das Begräbnis des Karl Helmchen berichtete das Neutomischler Kreisblatt wie folgt:

„Der in der Nacht des ersten Weihnachtsfeiertages erstochene Eigentümersohn Karl Helmchen wurde am 30. Dezember 1908 zur letzten Ruhe bestattet.

Trotz des schlechten Wetters hatten sich auch viele Bewohner der Umgegend eingefunden, um dem so jäh aus dem Leben geschiedenen beliebten Jünglinge die letzte Ehre zu erweisen. An dem Leichenbegräbnis nahmen der Landwehrverein und der Radfahrerverein Steinberg teil. Der ganze Trauerzug hatte ein unabsehbares Ende, ein Zeichen, in welchem Ansehen der Ermordete gestanden hat.“

Über die Ereignisse selbst war geschrieben worden:

„Steinberg. Die Morde in der hiesigen Umgegend mehren sich in grauenerregender Weise. Nachdem sich erst kurz vor dem friedlichen Weihnachtsfeste ein Mord in Neu Boruy zugetraten hat, ereignete sich hier am 1. Weihnachtsfeiertage schon wieder eine Bluttat, welche ein blühendes Menschenleben dahinraffte. Einige junge Leute saßen abends im Schade’schen Wirtshause beim Glase Bier zusammen. Während der Unterhaltung entspann sich ein Streit, der bald in Tätlichkeiten ausartete.

Infolgedessen gebot der Wirt Ruhe und hieß die Ruhestörer, sich aus dem Lokale zu entfernen. Aber auch auf der Dorfstraße spann sich der Streit weiter.

Der Eigentümersohn Helmchen von hier wollte den Hauptstreiter, den Knecht Koster von hier, wieder versöhnlicher stimmen. bei dem gutgemeinten Bemühungen des Helmchen aber wurde Koster noch wütender, er zog sein Messer aus der Tasche, stach blindlings auf ihn los und verletzte ihn durch einen Stich ins Herz so schwer, daß der bedauernswerte, etwa 23 jährige junge Mann sofort tot niedersank. Einem zweiten der anwesenden jungen Leute wurde die linke Hand total und der Oberarm weniger schwer zerstochen, währen ein dritter am Oberarm leicht verletzt wurde. der Unhold, welcher 18 bis 20 Jahre alt und schon wegen Körperverletzung vorbestraft ist, wurde nach dem Amtsgerichtsgefängnis Pinne abgeführt.“

Zu einem späteren Zeitpunkt wurde noch berichtigt, „dass der Streit zwischen den jungen Leuten nicht im Schade’schen Gasthause begonnen hat, sondern dass derselbe sich erst nach dem Verlassen dieses Lokales entspann“

Quellen: Großpolnische digitale Bibliothek Poznan (http://www.wbc.poznan.pl/dlibra) – “Amtliches Kreis-Blatt für den Kreis Neutomischel” 1908-12-29/1909-01-05, Artikel-Auszug; Akten des Staatsarchivs Poznan (http://szukajwarchiwach.pl/): Personenstandsunterlagen der evangelischen Gemeinde Neustadt bei Pinne