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Renovierung der einstigen evangelischen Kirche in Neustadt bei Pinne – 1908

Der Kirchturm mit dem eingestürtzten Kirchenschiff / Aufn. PM [1]

Der Kirchturm mit dem eingestürtzten Kirchenschiff / Aufn. PM

Kaum jemand erinnert sich an die großen Mühen unter denen der Kirchenbau einst finanziert und errichtet wurde.

Es sind auch nur noch wenige, die der Ruine einen Besuch abstatten um dort einen Moment in sich zu gehen und der Vorfahren, die hier einst getauft wurden, die Ehe schlossen oder denen eine Andacht zu ihrem Tod gewidmet worden war, zu gedenken.

Heute finden sich schon lange keine gemalten Glasfenster mehr im einstigen Kirchengebäude der evangelischen Gemeinde zu Neustadt bei Pinne. Das Kirchenschiff ist eingestürzt und eine Ruine. Einzig aufrecht steht noch der Kirchturm. Auf seinem Kuppeldach dreht sich nach wie vor die 1797 anlässlich seiner Errichtung und Einweihung aufgesetzte Fahne im Wind.

Schwärme von Tauben umkreisen das Gebäude und nisten im Kirchturm; sie sind heute die letzten „Kirchgänger“.

Trotz aller Trostlosigkeit, die die Vergänglichkeit symbolisiert – und uns vor Augen führt – die Reste strahlen auch heute noch eine besondere Atmosphäre aus; etwas Heiliges ist zu spüren geblieben.

Im Jahr 1908 hatte die Gemeinde voller Zuversicht in die Zukunft geblickt und ihr Gotteshaus renoviert:


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Das einstige Kirchenschiff - heute eine Ruine / Aufn. GT [2]

Das einstige Kirchenschiff – heute eine Ruine / Aufn. GT

„Am letzten Sonntag (20.09.1908) wurde die hiesige evangelische Kirche, nachdem ihr Inneres von Grund auf erneuert war, wieder eröffnet.

Von Pfingsten (07./08.06.1908) an hatten die Arbeiten in der Kirche gedauert.

Umfangreiche Reparaturen haben am Holzwerk und Gestühl vorgenommen werden müssen. Unter die Bänke im Schiff der Kirche sind Dielen gelegt und das ganze Innere der Kirche ist künstlerisch ausgemalt. Die Malerei ist von der Firma Karl Busch in Schöneberg vortrefflich ausgeführt. Dieselbe Firma hat auch drei aus freiwilligen Gaben beschaffte gemalte Fenster geliefert. Die anderen Arbeiten sind bis auf die Orgelreparatur von Neustädter Handwerkern geliefert.Die Orgel hat Orgelbaumeister Janott aus Neutomischel in Ordnung gebracht.

Tauben bewohnen heute den Kirchturm / Aufn. GT [3]

Tauben bewohnen heute den Kirchturm / Aufn. GT

Zu dem Festgottesdienst am 20. September (1908) waren aus Posen Herr Konsistorialpräsident Balan und Herr Generalsuperintendent D. Hesekiel erschienen, ferner Herr Superintendent Radtke aus Birnbaum, Herr Landrat v. Daniels u. a. Die Gemeinde hatte sich sehr zahlreich versammelt. Der Kirchenchor verschönte den Gottesdienst mit ganz vortrefflich von Herrn Kantor Tamke geübten und geleiteten Gesängen. Die Liturgie hielt Herr Superintendent aus Birnbaum, die Predigt der Ortspfarrer und eine Schlußansprache Herr Generalsuperintendent.

Nach dem Gottesdienst überreichte Herr Konsistorialpräsident in der Sakristei in Gegenwart der Kirchlichen Körperschaften dem Kirchenkassenrendanten, Herrn Lody, den Kronenorden IV. Klasse und dem Kirchenältesten, Dienegott Müller aus Krummwalde, das Allgemeine Ehrenzeichen. Am Nachmittag fand noch ein Gottesdienst für Innere Mission statt, bei welcher Herr Pastor Stark predigte über „Den Kampf um unsere Jugend.“

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Quellen, soweit nicht direkt im Text oder in Bildbeschreibungen angegeben: Großpolnische digitale Bibliothek Poznan (http://www.wbc.poznan.pl/dlibra) – “Amtliches Kreis-Blatt für den Kreis Neutomischel” 1908/09/25

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Weitere Artikel:

Evangelische Kirchen-Gemeinde Neustadt bei Pinne 1879 (Teil 1 bis 6) – veröffentlicht 2010

http://hauland.de/evangelische-kirchen-gemeinde-neustadt-bei-pinne-1879-teil-1/;
http://hauland.de/evangelische-kirchen-gemeinde-neustadt-bei-pinne-1879-teil-2/;
http://hauland.de/evangelische-kirchen-gemeinde-neustadt-bei-pinne-1879-teil-3/;
http://hauland.de/evangelische-kirchen-gemeinde-neustadt-bei-pinne-1879-teil-4/;
http://hauland.de/evangelische-kirchen-gemeinde-neustadt-bei-pinne-1879-teil-5/;
http://hauland.de/evangelische-kirchen-gemeinde-neustadt-bei-pinne-1879-teil-6/