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Schulneubau in Schwarzhauland – „Gut Ding braucht Weil“

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Zeitungsausschnitt zur Schuleinweihung – Quelle: in der Schulchronik liegend

Wie aus der Schulchronik von Dabrowo zu erfahren war dauerte die Planung des dortigen Schulneubaus von ersten Bauzeichnungen im Jahr 1898 bis zur Errichtung des Rohbaus 1901 gerade einmal 3 Jahre.

Ganz anderes verhielt es sich da in Schwarzhauland. 1891 und 1895 finden sich in Nebensätzen kleine Hinweise auf den Zustand des Schulgrundstückes und auf einen Ofen, der es wohl nicht mehr schaffte den Schulraum zu heizen und dann ersetzt wurde. 1896 kann man dann die die leicht ironisch gehaltene Beschreibung von Reparaturarbeiten an den Schulgebäuden lesen; erstmals ist in diesem Jahr aber zu lesen, dass ein Neubau „schon immer“ angestrebt wurde. Nicht notiert ist, wer dieses anstrebte; der Schulvorstand und die Gemeinde Schwarzhauland scheinen es nicht gewesen zu sein.

1910 wird dann mit der Errichtung begonnen; 1911 die Einweihung gefeiert – 15 Planungsjahre waren vergangen. „Gut Ding braucht Weil“ ein Sprichwort, dass hier seinen Ursprung gehabt haben könnte.

Die Schulchronik aus welcher die hier entnommenen Passagen wiedergegeben werden, wurde uns mit freundlicher Genehmigung der Schule in Kąkolewo zur Verfügung gestellt. Vielen Dank !

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Im Mai 1891 wurde die Lehrerstelle dem Schulamtskandidaten Ernst Matschke übertragen. Er lieferte den ersten Hinweis auf das Schulanwesen:

„Im Oktober des Jahres 1891 kaufte der Schulvorstand aus Mitteln der Schulkasse auf die Vorstellungen des Lehrers 10 Obstbäumchen, die dann vom Lehrer auf dem Schulgrundstück gepflanzt wurden. Es ist dieses eine nicht unwesentliche Verbesserung der hiesigen Stelle für spätere Zeiten, zumal die Stelle bis jetzt nicht einen einzigen ertragfähigen Obstbaum besaß.“

Lehrer Oscar Neumann ist ab 1894 der Nachfolger von Lehrer Matschke, welcher nach Niegolewo versetzt worden war. Er berichtete 1895:

„Da sich die Beheizung des Schullokals durch einen Kachelofen als unzulänglich erwies, wurde im Herbst 1895 ein eiserner Ofen in das Schulzimmer gestellt, der sich als recht brauchbar gezeigt hat. Der Preis des Ofens beträgt 81,00 M (ohne Rohr).“

Schon im Jahr 1896 schrieb er dann folgendes:

„Da das Dach des Schulhauses an mehreren Stellen nicht mehr die durchaus erforderliche Wasserdichtigkeit besessen, wurde es im Frühjahr 1896 neu gedeckt, und zwar die ganze hintere Seite und die Westhälfte der Vorderseite, die Osthälfte der Frontseite wurde schon vor einigen (2-3) Jahren gedeckt. Außerdem wurde der Schulgarten mit einem neuen Staketenzaune umzogen. Die Bretter des alten Zaunes wurden zum flicken des Turnplatz-Zaunes und Kirchhofzaunes verwendet. Ferner wurde an Stelle des alten gebrechlichen Weingerüstes (am Eingang zum Schulhause) durch ein nagelneues aus recht frischem Holze hergestelltes gesetzt. – Hausthür und Fensterladen und Fenster wurden neu angestrichen, die unteren Scheiben abgeblendet, die Frontseite des Schulhauses neu angekalkt. Auf diese Weise hat das alte strohbedachte Schulgebäude einen ganzen neuen Anstrich erhalten, und es gefällt den Ortseingesessenen jetzt besser, als ein neues, dessen Bau schon immer wieder angestrebt wurde. – Als eine ganz besondere hervorstehende Eigenschaft der Schulräume muß ihre Neigung zum Einfrieren hervorgehoben werden. Die edle Eigenschaft läßt sich auch bei eintretenden Nachfrösten des Wonnemonats an ihr wahrnehmen. Das Verbinden und Verranken ? der Pumpe hat sich in dieser Beziehung als ohnmächtig erwiesen.“

Lehrer Neumann ist es dann wohl auch, der sich mit den Zuständen nicht länger einverstanden erklärt, denn 1897 notierte er:

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Kolonialwarenhandlung Otto Krok – die Familie Krok hatte das alte Schulgebäude käuflich erworben und darin ihr Geschäft geführt, Postkartenausschnitt – Bild aus der Schulchronik

„Das Schullokal erweist sich zu dieser Schülerzahl als viel zu klein, von einem Neubau wollen die Hausväter immer noch nichts wissen. Auch ein Termin der wegen Ankauf von Schullandes abgehalten wurde, verlief ergebnislos, da die Gemeinde keine Lust hat, Geld zum Ankauf aufzunehmen. Der erfolglose Verlauf des Termines ist wohl dem Distrikts-Kommissar Herrn Duden-Grätz zu verdanken, der den Schulrepräsentanten (Bläsing, Gürtler, Lehmann, W. Weiss) förmlich abriet.

Durch den in diesem Jahre aufgestellten und bis 1. April 1903 gültigen Etat wird von nun an dem Lehrer das Schulland, d. h. der Sand vor und hinter dem Hause, dem Lehrer nicht mehr angerechnet, vorher wurde das Land dem Lehrer mit 4,50M angerechnet. Für das Abtreten des Schullandes hinter dem Schulhause (rund herum um den Backofen: „nur eine hohe Säule zeigt noch von verschwundener Pracht“  … ) erhielt der Lehrer eine Entschädigung von 3,00 M Jährlich“

In der Amtszeit des Lehrer Neumann passierte hinsichtlich des Schulneubaus nichts mehr; er wurde 1898 versetzt. Seine Nachfolge trat der Lehrer Herr Karl Brunow an. Herr Brunow berichtet im Jahr 1899:

„Die Zahl der Schüler beträgt jetzt 79, eine Zahl, für die das Klassenzimmer völlig unzureichend ist …

….Und wurden einleitende Schritte zwecks eine Neubaues, der ja dringend nötig ist …

und im Oktober … zwecks Ankauf eine Grundstücks zum Schulbau nebst 8-10 Morgen Land und Wiese

24. Oktober wurde schräg a vis der alten Schule ein dem Eigentümer Gottlieb Kirschke gehöriges Grundstück vermessen, weil er sich schriftlich bereit erklärt hatte, dasselbe zu verkaufen. Kurze Zeit darauf wollte er die Sache rückgängig machen, weshalb ein neuer Termin mit dem Schulvorstande etc. abgehalten werden mußte, nach welchem der G. Kirschke sich dann bereit erklärte, es abzutreten. Ob der Neubau bald in Angriff genommen werden wird, darüber schweigt der S. aus reiner Höflichkeit vorläufig.“

1900 ist zu lesen:

„… über den Neubau verlautet nichts, das zum Bau neuerworbene Grundstück liegt brach und wartet der Dinge, die da kommen sollen…“

1901 findet sich keinerlei Hinweis, erst im Jahr 1902 wurde notiert:

„Auch eine neue Schulfahne aus der Bonner Fahnenfabrik war angeschafft, da die alte zu sehr durch den Zahn der Zeit gelitten hatte…“

Die Amtszeit von Lehrer Brunow endete 1906. Im Juli 1906 übernahm dann der Lehrer Schulz das Lehramt in der Schule in Schwarzhauland. Auch er scheint eine Mängelliste zu verfassen, denn unter dem 08.August 1907 werden einige gefasste Beschlüsse niedergeschrieben, die darauf schließen lassen, das die Zustände des Schulgebäudes doch einer gewissen Verbesserung bedürfen:

„Es wurde folgendes beschlossen:

  1. 1.       Der Ofen in der Vorderstube wird in den Herbstferien eingesetzt
  2. 2.       Das Material zum Heizen der Vorderstube liefert die Schulkasse
  3. 3.       Der Küchenherd wird repariert, damit das zeitweise Rauchausströmen in die Küche aufhört. Die Küche wird gestrichen
  4. 4.       Die Pumpe wird repariert
  5. 5.       Der östliche Giebel des Schulhause wird mit einer Mörtelschicht aus Kalk und Kies bestehend beworfen
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Die „neue“ evgl. Schule zu Schwarzhauland – Postkartenausschnitt – der Schulchronik zugehörig

Das für Brennmaterial ausgeworfene Geld wird von 70 auf 80 Mark jährlich erhöht.“

Im Januar 1908 finden sich dann folgende Notizen:

„11 Januar 1908 … seitens der K. Reg. angeordnete Reinigung der Schulgrundstücke. Der Lehrer übernahm Reinigung und Heizung für jährlich 75 Mark. Kündigungsfrist seitens des Lehrers und des Schulvorstandes ein Vierteljahr.“

„20 Januar 1908 … wurde seitens des Lehrers der vorstehende Kontrakt gekündigt“

1909 – die königliche Regierung schreitet ein, die Gemeinde wurde nun verpflichtet sich des Neubaus der Schule anzunehmen:

„29. Juni 1909 … Termin anberaumt, um über den Neubau der Schule zu verhandeln

… Der Herr Landrat gab kund, dass die königl. Reg. zum Bau 17100 M bewilligt habe, das fehlende Kapital von der Schulgemeinde aufzubringen sei. Die k. Regierung wünsche, dass der Neubau noch in diesem Jahre ausgeführt werden sollte. Die Gemeindevertreter machten jedoch geltend, dass die seitens der Gemeinde zu leistenden Hand- und Spanndienst angesichts der Ernte- und Herbstarbeiten In den Sommermonaten nicht auszuführen seien, wenn die Wirtschaften nicht darunter leiden sollten, erklärten jedoch, dass sie bereit seien, mit der Anfuhr des Baumaterials schon im nächsten November zu beginnen, sodass im zeitigsten Frühjahr mit dem Bau begonnen werden könnte. Die Ziegeln sollen aus Jablone geholt werden und nicht, wie anfänglich geplant war, aus Augustowo.“

1910 im Februar war der Eigentümer Gottlieb Kirschke der Lenker des ersten Fuhrwerkes, welches die ersten Ziegel zum Neubau lieferte

„03. Februar 1910 … um über den Ankauf von Ziegel zum Neubau der Schule endgültig zu verhandeln. Zu diesem Zwecke war auch der Ziegeleibesitzer Böhm aus Jablone erschienen, eine Probe seines bis dahin oft getadelten Fabrikats vorzuzeigend. Dasselbe wurde als „gut“ anerkannt. Nach langem Handel seitens des e. Herrn Landrat v. Pommer-Esche mit Herrn Böhm wurden 135 Tausend Ziegel zu a M. 20,75 angekauft, mit deren Anfahrt am 7. Februar 1910 begonnen wurde. Der Eigentümer Herr Gottlieb Kirschke war der „Erste“, welcher mit einem Wagen voll Ziegel 200 Stück – auf dem Bauplatz erschien.“

Lehrer Schulz, welcher seit 1906 als Lehrer in Schwarzhauland tätig gewesen war, war es nicht vergönnt den Schulneubau noch einzuweihen oder darin zu unterrichten. Er ging in Dezember 1910 in den Ruhestand. Zum 1. April 1911 übernahm die Lehrerstelle Lehrer Wittke. Er war es denn auch, der am 01. Mail 1911 in die Schulchronik notierte:

Einweihung der neuerbauten Schule … die neue (Anmerkung: sie war 1902 angeschafft worden) Fahne wehte zum 1.sten Male am Flaggenstocke“