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Seifert Kinder verlassen das Troszczyner Hauland

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Vom Troszcyner Hauland nach Aarberg/Schweiz und über Nauen, Monterotondo/Italien der Schweiz nach Nordrhein-Westphalen

Das Troszczyner Hauland lag ca. 3 km südlich von Opalenitza. Ein unbedeutende Siedlung umgeben von einem großen sumpfigen Wiesengebiet und Laubwäldern. Die Bewohner waren des katholischen und protestantischen Glaubens angehörig.

Wann die eigentliche Besiedlung erfolgt war ist nicht bekannt, einige Familien sind in die Zeit um 1780 zurückzuverfolgen.

Für das Jahr 1820 sollen lt. alten polnischen Steuerlisten 16 Feuerstellen, also 16 Höfe, in Troszczyn bestanden haben.

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Eine Familie, welche seit mehreren Generationen  im Troszcyner Hauland siedelte waren die Woyth’s. So auch der  im Jahr 1818 geborene Johann Friedrich Wilhelm Woyth welcher 1843 die aus Blenke gebürtige  Johanna Caroline Matschke ehelichte. Aus den noch einzusehenden Personenstandsunterlagen konnten nur 2 Kinder des Paares ermittelt werden; die 1849 geborene Tochter Johanna Ernestine Bertha und der 1853 zur Welt gekommene Johann Carl Ernst. Von letzterem wurden keine weiteren Informationen gefunden, sein Verbleib ist ungeklärt.

Die Tochter Johanna Ernestine Bertha Woyth jedoch ehelichte mit 19 Jahren im Oktober 1867 den aus Snowidowo gebürtigen, im Jahre 1840 geborenen, also 27 jährigen  Johann August Seifert. Ab dem Jahr der Eheschließung bis zu ihrem Tod in den Jahren 1913 bzw. 1929 lebte das Paar im Trozczyner Hauland. Eine Vermutung wäre, dass sie den einstigen Hof Woyth übernommen hatten.

Im Trozczyner Hauland wurden die Kinder des Paares geboren – 1868 Johann Adolph Gustav, 1869 Johanna Auguste Bertha Friederike +; Johann Adolph Robert +; 1872 Johanna Ottilie Emma; 1875 Anna Martha +; 1876 Richard Gustav; 1878 Johanna Alma Augusta; 1879 Johann Gustav Otto, 1881 Auguste Hulda und 1883 Anna Ernestine +. Die mit einem  + versehenen Kinder verstarben bevor sie das Erwachsenenalter erreichten.

Die drei ältesten Kinder, der 1868 geborene Johann Adolph Gustav, die 1872 Johanna Ottilie Emma und der 1876 geborene Richard Gustav haben das Hauland verlassen.

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Ausschnitt Messtischblatt 3343 – Paaren im Glien und Nauen, nordwestlich von Berlin gelegen

In jenen Jahren waren es viele junge Leute, die aus ihrer Heimat abwanderten, einesteils da sie mit ihrem Einkommen zum Familienunterhalt beitragen mussten, andererseits aber auch um Geld zu verdienen und anzusparen um ihren eigenen Haushalt zu gründen. Der Verdienst in der Heimat war zu gering um dieses zu verwirklichen,  im „Ausland“  wurde weitaus mehr gezahlt als in der Heimat. Man nannte die Leute, welche in der Erntesaison aufbrachen um sich anderswo zu verdingen und dann nach dieser wieder zurückkehrten „Grenzgängern“ ; etliche von ihnen verließen ihre Geburtsorte aber auch für immer.

Johanna Ottilie Emma (*1872) schloss 1897 die Ehe mit dem Gutsbesitzer Wilhelm Friedrich Kersten zu Paaren im Glien im Krs. Osthavelland.  Nach dessen sehr frühen Tod heiratete sie im Jahr 1900 ihren Cousin  Erdmann Hermann Otto Matschke; zumindest bis 1902 hielt sich das Paar dann im Trozczyner Hauland auf.

Richard Gustav (*1876) hat seinen Heimatort vermutlich auch schon in jungen Jahren verlassen. er wurde nur noch einmal im Jahr 1907 im Alter von 30 Jahren als Trauzeuge bei der Eheschließung seiner Schwester Auguste Hulda mit Karl Adolf Reschke erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt wurde er als Fabrik-Aufseher aus Aarberg in der Schweiz personifiziert.

Über den Weg von Johann Adolph Gustav war aus Aufzeichnungen etwas mehr in Erfahrung zu bringen.

1897 bei der Eheschließung seiner Schwester Johanna Ottilie Emma mit Wilhelm Kersten wurde er als Eigenthümersohn Adolph Seifert, 28 Jahre und wohnhaft zu Nauen im Kreis Osthavelland genannt. Nur 2 Jahre später,  im Juli 1899, war er, dieses  nach den Daten seiner Aufgebotsunterlagen aus dem April 1902, schon in Monterotondo bei Rom in Italien als Zuckersieder ansässig gewesen.

Das Aufgebot wurde am 02. April 1902 von der unverehelichten Bertha Emma Alma Vogt in Grätz bestellt. Sie war am 25. Oktober 1876 in Wolfshayn im Kreis Bunzlau geboren worden. Als ihre Eltern  wurden aufgeführt der Oberbrenner Johann Karl Traugott Vogt und die Maria Mathilde geborene Drümecker; beide wurden als verstorben und zuletzt wohnhaft in Lichtenwaldau im Krs Bunzlau von der in Grätz wohnhaften Tochter angegeben.

Über das Kaiserlich Deutsche Konsulat in Rom wurde das Aufgebot in der „viel gelesenen“ Morgenzeitung „Il Popole Romane“ per 09. April 1902 veröffentlicht, da, so der  kaiserliche Konsul Nast-Kolp, Monterotondo „eine unbedeutende“ Ortschaft bei Rom ohne eigene Zeitung gewesen sei.

Am 22. Mai 1902 fand in Grätz die Trauung des Brautpaares statt.

Über die Geburtsorte der Kinder des Paares waren Abschnitte des weiteren Weges zu zeichnen. Eine Tochter wurde 1903 in Montorotondo geboren, eine 1907 in Aarberg in der Schweiz und 1912 ein Sohn in Jülich, ehe sich die Familie in Dormagen ansiedelte.

Waren Johann Adolph Gustav und sein Bruder Richard Gustav der Zuckerindustrie gefolgt?

Sie waren 16 bzw. 8 Jahre alt als in Opalenitza im Jahr 1884 die erste Zuckerfabrik fertiggestellt worden war. Beide haben vermutlich auch noch im Jahr 1896 den Brand und die völlige Zerstörung der 2ten Zuckerfabrik erlebt.

Im Jahr 1889 nahm auch die Zuckerfabrik in Nauen / Brandenburg ihren Betrieb auf, hier hatte zumindest 1897 Johann Adolph Gustav Seifert seinen Wohnsitz. In Monterotondo bei Rom war er dann bei  der Fabbricazione Dello Zucchero Societa Anonima – Sede in Roma / Werk Monterotondo tätig, ehe diese Mangels an Rüben zur Zuckergewinnung endgültig geschlossen worden war.

In Aarberg in der Schweiz war im Jahr 1898 die „Zuckerfabrik Aarberg“ gegründet worden, welche 1899 ihren Betrieb aufgenommen hatte. Diese ging zwar 1909 in Konkurs, war aber bis zum Jahr 1912, als sie dann durch eine Feuerbrunst zerstört wurde, von der Kantonalbank Bern weiterbetrieben worden.

Auch in Jülich in Nordrhein-Westfalen hatte 1880 die „Zuckerfabrik Jülich“ ihre Arbeit aufgenommen. Von der Gesellschaftsform einer OHG, über die einer GmbH wechselte diese 1906 zur AG; 1912 wurde diese dann an der Berliner Börse zum Handel zugelassen und notiert.

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Quellen soweit nicht direkt im Text oder in der Bildbeschreibung genannt:Personenstandsunterlagen  Staatsarchivs Poznan (http://szukajwarchiwach.pl/); http://www.woydt.be/genealogie/genstart.htm;  http://hauland.de/ein-gang-durch-die-zuckerfabrik-opalenitza-1898/; http://mapy.amzp.pl/tk25.cgi?23,48,60,80