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Sontop als selbstständige Kirchengemeinde – 1904

Bauzeichnung zur Kirche in Sontop / Zentralblatt der Bauverwaltung [1]

Bauzeichnung zur Kirche in Sontop / Zentralblatt der Bauverwaltung

„Reges kirchliches Leben hat in Sontop sich entwickelt. Seit dem 01. Oktober 1904 ist Sontop selbstständige Kirchengemeinde mit eigenem Gemeindekirchenrat und Gemeindevertretung geworden. Pfarramtlich ist die Gemeinde noch mit Neutomischel verbunden.

Zu der neuen Gemeinde gehören Sontop, Neurose, Rose Gut und Dorf Rose, Bukowiec, Glashütte, ein Teil von Cichagora und Paprotsch.

Der sehnliche Wunsch der Gemeinde geht nun dahin, ein eigenes Gotteshaus zu besitzen. Grund und Boden für Kirche und Pfarrhaus ist schon vorhanden, mitten im Dorf gelegen, zum größten Teil von Gemeindegliedern in Sontop geschenkt.

Reichliche Gaben an Geld sind auch schon geflossen. Gezeichnet sind von den Parochianen ca. 9.000 Mark, davon schon aufgebracht ca. 5.000 Mark. Dazu kommt eine Spende von Herrn v. Hardt-Wonsowo im Betrage von 3.000 Mark, fern vom Gustav-Adolfs-Verein 300 Mark (außer vielen herrlichen Geräten). Die Gemeinde hofft auf ein kaiserliches Gnadengeschenk von ca. 40-50.000 Mark. Die Kosten für Kirche und Pfarrhaus sind auf ca. 90.000 Mark veranschlagt.

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Die Baupläne für beide Gebäude sind von dem nun leider allzufrüh aus dem Leben geschiedenen Herrn Architekten Königl. Baurat und Dombaumeister Schwartzkopff in Groß-Lichterfelde entworfen und vom Ministerium genehmigt worden.

So ist die Gemeinde innerhalb eines Jahres – seit dem 01. Oktober vorigen Jahres ist ein Hilfsprediger in Sontop – einen guten Schritt vorwärts gekommen. Die Gemeinde selber hat getan, was in ihren Kräften stand. Zur Erreichung des Zieles fehlt zwar noch viel, aber die Gemeinde schaut voll froher Hoffnung in die Zukunft und hofft dabei auf die tätige Liebe und Mithilfe evangel. Christen, besonders auch auf die Hilfe von Neutomischel als der Muttergemeinde von Sontop. Hoffnung läßt ja nicht zu Schanden werden. Wer hilft ?

Da eine Kirche noch nicht vorhanden ist, hat die Gemeinde sich zu helfen gesucht, so gut es ging. Die Schulräume konnten bei dem regen Besuch die Kirchgänger bei weitem nicht fassen. Da trat die hiesige Schützengilde helfend ein und überließ in dankenswerter Weise ihre Halle der Kirchengemeinde zu gottesdienstlichen Zwecken solange, bis ein Gotteshaus gebaut sein wird. Die Halle wurde nun entsprechend ausgestattet mit Altar, Kanzel und Orgel; die Wände sind mit von Frauenhand grünumwundenen Sprüchen geschmückt. Schlicht und einfach nimmt sich das Innere der Halle freilich immer noch aus, aber doch, wie unser hochverehrter Herr Superintendent sich ausdrückte, wie eine „Hütte Gottes bei den Menschen“. Im Sommer ist’s allerdings in der hölzernen Halle „a bissel sehr“ warm und im Winter „a bissel sehr“ kalt, doch – wir sind zufrieden ist’s doch nur eine Übergangsperiode.“

Die Einweihung der evangelischen Kirche zu Sontop erfolgte am 17. November 1908

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Ernst Schwartzkopff 1853-1904 - Baurat und Dombaumeister [2]

Ernst Schwartzkopff 1853-1904 – Baurat und Dombaumeister

„Herr Architekt Königl. Baurat und Dombaumeister Schwartzkopff“

Ernst Wilhelm Schwartzkopff –

Er wurde geboren am 28. Mai 1852 in Magdeburg und verstarb in Berlin-Lichterfelde am 24. Oktober 1904. Er war ebenfalls ein Sohn des Karl Wilhelm Schwartzkopff, welcher, so die Familienchronik, im Jahr 1852 das Rittergut Rose erworben hatte, und seiner Ehefrau Johanna Emilie geborene Eschebach

Er besuchte das Klostergymnasium in Magdeburg, im Jahr 1874 legte er die Reifeprüfung ab. Im Anschluss gehörte er dem Husaren-Regiment Nr. 7 an und absolvierte ein Studium der Rechtswissenschaft in Bonn; in Berlin schloss sich ein Studium der Architektur an. 1877 legte er das Bauführerexamen ab.

Er war dann als Regierungsbauführer in Berlin und Genthin tätig. Als Leutnant d. R. war er dem Husaren-Regiment Nr. 12 in Merseburg angehörig. Nach dem Verlust eines Auges nahm er im Jahr 1881 Abschied aus dem Staatsdienst.

In den weiteren Jahren war er als Privatarchitekt in Berlin tätig. 1890 führte er den Titel des Königlichen Baurates. Er wurde mit dem Kronen-Orden IV, dem Roten Adler-Orden IV und der Kaiser-Wilhelm-Erinnerungsmedaille (Verdienst-/Ehrenorden des Königreichs Preußen) ausgezeichnet.

Ebenfalls war er Mitglied des Domkirchenkollegium und galt als Dombaumeister (Hauptbauten: die christlichen Hospize in der Wilhelmstraße, am Brandenburger Tor, in der Marburger Straße und in der Mohrenstraße, die Taborkirche und die Versöhnungs-Privatstraße in Berlin, sowie 1891/92 Bauten in Jerusalem.

Am 08. Dezember 1881 ehelichte er die am 23. November 1858 geborene Anna Klara Helene Lippert. Sie war die Tochter des Kaufmanns Lorenz Adam Lippert und dessen Ehefrau Emilie geborene Aßmann.

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Weitere Artikel:

  1. Sontop – die Kirche in der Betrachtung der Stadt- und Landkirchen 1908http://hauland.de/sontop-die-kirche-in-der-betrachtung-der-stadt-und-landkirchen/
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  3. Familie Schwartzkopff – http://hauland.de/familie-schwartzkopff/
  4. Schwartzkopff – Erbbegräbnis Rittergut Rose – 1914 – http://hauland.de/schwartzkopff-erbbegrabnis-rittergut-rose-1914/

 

Quellen:
Schwartzkopff Daten/Bilder aus der Veröffentlichung „Stammtafel in Listenform des Geschlechts Schwartzkopff“ – erschienen 1930 in Leipzig; Großpolnische digitale Bibliothek Poznan (http://www.wbc.poznan.pl/dlibra) – “Amtliches Kreis-Blatt für den Kreis Neutomischel” 1904-11-04/08, Artikel-Auszug