1902 Die Entwicklung der Stadt, 25jähriges Dienstjubiläum des Bürgermeisters Witte, der Turn- und Sportplatz wird zum Witteplatz

Der "Witteplatz" - Im Hintergrund das Denkmal aus Sandstein, welches der Bildhauer Kurz anlässlich des 25jährigen Dienstjubiläums des Bürgermeister Witte angefertigt hatte / Ansichtskarte aus der Sammlung des Wojtek Szkudlarski

Der „Witteplatz“ – Im Hintergrund das Denkmal aus Sandstein, welches der Bildhauer Kurz anlässlich des 25jährigen Dienstjubiläums des Bürgermeister Witte angefertigt hatte / Ansichtskarte aus der Sammlung des Wojtek Szkudlarski

Im Jahr 1902, so ist dem Artikel zu entnehmen, stand Neutomischel in der Bürgerschaft im Ruf ein „zurückgebliebenes“ kleines Städtchen zu sein. Amerikanische Städte, Städte in Westfalen und der Rheinprovinz hatten die Klein-Stadt Neutomischel in der Entwicklung längstens abgehängt. Um eine bessere Bildung vermittelt zu bekommen war Neutomischel ungeeignet, Bewohner die dieses für ihre Kinder wollten, mussten den Ort verlassen, wirtschaftlicher Fortschritte war zum Stillstand gekommen. Einzigst hatten sich die Steuer-Abgaben an Gemeinde und Staat erhöht. Der Verfasser baute einzigst auf die „Intelligenz des Kaufmanns“ um das Tief bzw. den Stillstand der Wirtschaft zu einem neuen Aufschwung zu verhelfen.

Die dargestellte Zunahme der Bevölkerung um 540 Bewohner in den Jahren von 1877 bis 1902 lässt Neutomischel leider auch in keinem anderen Bild als dem einer Kleinstadt erscheinen.

Die in dem Artikel erwähnten Gebäude hat es und gibt es noch heute zum größten Teil in Neutomischel / Nowy Tomysl, wenn heute auch anderen Zwecken dienend. Nicht erwähnt wurden die zur Verfügung gestellten Landes- und Kreismittel , Zuschüsse von sonstigen Einrichtungen wie z. B. kirchlichen Einrichtungen und letztlich die vielen aus Privathand stammenden Spenden und Gelder, ohne die eine Realisierung niemals zustande gekommen wäre.

Letztlich kommt es jedoch auf die Betrachtungsweise an.

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Die Entwickelung der Stadt Neutomischel in den letzten 25 Jahren – Autor: „W.“

Am 30. April feiert Herr Bürgermeister Witte den Tag, an welchem er vor 25 Jahren an die Spitze der Verwaltung der Stadt Neutomischel getreten ist.

Eine solche Gelegenheit giebt Veranlassung einen Blick zu werfen auf die Entwickelung, die die Stadt in diesem Zeitraume genommen, denn nur daran, läßt sich ermessen, ob die Verwaltung eine segensreiche war, ob die Hoffnungen, die seinerzeit auf den neuen Bürgermeister gesetzt wurden, sich erfüllt haben.

Der ehemalige "Witteplatz", hier kombiniert mit einem Teilausschnitt des alten Belegenheitsplans, der eingezeichnete Privatweg verlief längs der heutigen Parkplätze, die heutige im Hintergrund erkennbare Straßenführung führt mitten durch den ehemaligen Turn- und Sportplatz - Foto: PM

Der ehemalige „Witteplatz“, hier kombiniert mit einem Teilausschnitt des alten Belegenheitsplans, der eingezeichnete Privatweg verlief längs der heutigen Parkplätze, die heutige im Hintergrund erkennbare Straßenführung führt mitten durch den ehemaligen Turn- und Sportplatz – Foto: PM

In dem Leben eines Menschen nehmen 25 Jahre einen weiten Spielraum ein, in der Geschichte einer Stadt bilden sie nur eine kurze Spanne Zeit und wenn wir im Osten eine Entwickelung der Städte, insbesondere der kleinen Städte, nach amerikanischer Art, oder auch nur nach Art der Städte in den Industriegegenden Westfalens und der Rheinprovinz nicht kennen, so ist unser kleines Städtchen doch nicht zurückgeblieben. Dies müsse um so mehr gesagt werden, als gegenwärtig in der Bürgerschaft sich ein starker Pessimismus breit macht, ein Gefühl, daß die Entwickelung der Stadt ihren Höhepunkt überschritten hat und sich jetzt in rückläufiger Bewegung befindet. Gewiß, die gewerblichen Verhältnisse, von denen in erster Reihe des Gedeihen einer Stadt abhängt, haben sich in den letzten Jahren bei uns nicht verbessert, das Erwerbsleben für den Einzelnen gestaltet sich immer schwerer, neue Zeit- und Wirthschaftsverhältnisse zwingen den Kaufmann in neue Bahnen hinein, die Ansprüche, die Staat und Gemeinde an den Steuerzahler stellen, werden immer größer, wer seinen Kindern eine angemessene Erziehung angedeihen lassen will, ist gezwungen, die kleine Stadt zu verlassen und sich dort anzusiedeln, wo gute Schulen, bessere Bildungsanstalten ohne allzu große Opfer leicht erreichbar für ihn sind. Das sind im wesentlichen die Ursachen, weßhalb wir aus den letzten Jahren Fortschritte nicht zu verzeichnen haben.

Zum Pessimismus liegt indessen keinerlei Grund vor; wir befinden uns gegenwärtig in einem Uebergangsstadium, der Intelligenz des Kaufmanns, die sich noch immer bewährt hat, darf man vertrauen, daß er es verstehen wird, den veränderten Zeit- und Wirthschaftsverhältnissen sich anzupassen, schon regen einzelne jüngere Kräfte sich, die dieses Vertrauen zu rechtfertigen suchen, andere werden folgen und so dürfen wir hoffen, in nicht zu langer Zeit wieder in normale, bessere Verhältnisse hinein zu gelangen.

Als Herr Bürgermeister Witte 1877 sein Amt antrat, zählte die Stadt noch nicht 1.300 Einwohner, nach der letzten Volkszählung waren es 1.840.

Wer von uns durch geschäftliche Verbindungen veranlaßt ist, in die Welt hinaus zu gehen, wem die Vermögensverhältnisse gestatten, der Lust am Reisen nachzugehen, wer die Augen offen hält und unterwegs Vergleiche anstellt, wird, in Erinnerung an sein Heimathstädtchen nicht selten geneigt sein mit Göthe auszurufen „mein Leipzig lob ich mir“. Man braucht sich bei den Vergleichen keineswegs auf die Heimathprovinz zu beschränken, gleich viel, ob im Osten oder Westen, oder sonstwo, unter den kleinen und mittleren Städten wird man wenige finden, die einen freundlicheren, sauberern und es sei auch hinzu gefügt, wohlhabenderen Eindruck machen, wie Neutomischel. Eine stattliche Reihe schöner Häuser, die sämmtlichst erst in den letzten 25 Jahren entstanden sind, legen Zeugniß ab für den Gewerbefleiß und den Bürgersinn der Bewohner, sie geben der Stadt ein vornehmes Aussehen und lassen die Einwohnerzahl viel größer erscheinen, als sie wirklich ist. Gleich im zweiten Jahre nach dem Amtsantritt des Herrn Bürgermeister Witte wurde auf dem neuen Markt mit einem Kostenaufwande von 58.500 Mk. das Rathhaus erbaut, ein monumentales Gebäude, zweckdienlich und schön eingerichtet, das der Stadt noch heute zur Zierde gereicht; mit diesem Bau hat die damalige Verwaltung sich selbst ein Denkmal gesetzt.

Neutomischel - Witteplatz / Ansichtskarte aus der Sammlung des Wojtek Szkudlarski

Neutomischel – Witteplatz / Ansichtskarte aus der Sammlung des Wojtek Szkudlarski

„Sieht man am Hause doch gleich so deutlich, weß Sinnes der Herr sei, wie man, das Städtchen betretend, die Obrikeiten beurtheilt.“ – Diese Worte des großen deutschen Dichters lassen sich hier im guten Sinne in Anwendung bringen. Der 1881 begründete Verschönerungsverein belegte den größten Theil der Bürgersteige mit Granitplatten und bepflanzte Straßen und Plätze mit schönen Bäumen.

In den nachfolgenden Jahren wurden mehrfach theure Pflasterungsarbeiten vorgenommen. Die 1886 erfolgte Neupflasterung des neuen und Umpflasterung des alten Marktes erforderten allein einen Kostenaufwand von 25.000 Mark, alles aber wirkte zusammen, dem Städtchen ein freundliches Aussehen, den Bewohnern ein behagliches Heim zu geben.

Die Bebauung der Bahnhofstraße, wie sie jetzt ist, ist fast ausschließlich in dieser Zeit erfolgt. Von den Gebäuden, die in den letzten Jahren entstanden sind, seien besonders erwähnt das evangelische Pfarrhaus, das katholische Gotteshaus, und, wenn auch etwas abseits vom Wege, das neue Kreishaus.

Sehr wesentlich haben die Schulverhältnisse sich gebessert. 1877 wurde in der Stadtschule 360 Kindern von 4 Lehrern Unterricht ertheilt, jetzt wird die Schule von circa 300 Kindern besucht, während 5 Lehrer den Unterricht leiten. Die Glinauer Kinder sind inzwischen ausgeschult worden.

Daneben entstand 1882 die höhere Töchterschule, an welcher 3 geprüfte Lehrerinnen und ein Stadtschullehrer den Unterricht ertheilen. Diese Schule hat sich zur Zufriedenheit der Interessenten entwickelt, sie hat ihre Aufgabe jederzeit voll erfüllt, wird jetzt von 44 Schülerinnen besucht und steht zu hoffen, daß in absehbarer Zeit die Verhältnisse sich so gestalten werden, daß den Lehrkräften eine gesicherte Zukunft geboten, der häufige Lehrerinnenwechsel vermieden und dadurch dem Unterricht eine noch festere Grundlage gegeben werden kann.

Weniger günstig entwickelt sich die ein Jahr später begründete Knabenschule, obwohl auch sie jederzeit die Aufgabe, die sie sich gestellt – ihre Schüler bis zur Tertia einer höheren Lehranstalt vorzubereiten – voll erfüllt hat, wird sie gegenwärtig nur von 11 Knaben besucht, sie bildet jetzt das Schmerzenskind der Stadt, hoffentlich kann sie fernerhin lebensfähig erhalten werden.

Zu den wohlthätigen Anstalten der Stadt zählt in erster Reihe das 1883 errichtete Krankenhaus, in welchem seit 1888 zwei Diakonissinnen stationiert sind, deren segensreiche Wirksamkeit sich nicht nur im Hause selbst, sondern auch in vielen Familien in den härtesten Stunden des Lebens erprobt hat.

Einem allgemeinen Wunsche entsprach die 1898 erfolgte Einweihung des allgemeinen Spielplatzes, auf welchem sich auch die Turnhalle befindet; diese Anlage ist das eigenste Werk des Herrn Bürgermeisters Witte, wofür ihm die gesammte Bevölkerung allezeit dankbar bleiben wird.

Aus dem letzten Jahre sei erwähnt, die seitens der Stadt erfolgte käufliche Erwerbung des den Zwecken des Königl. Bezirkscommandos dienenden sogenannten Kammergrundstückes für 12.000 Mark, wodurch das Fortbestehen des freundlichen Verhältnisses zwischen Wirth und Miether für die Zukunft gesichert erscheint.

Alles in allem kann nur gesagt werden, die Stadt hat in den 25 Jahren langsam aber stetig Fortschritte gemacht. Herr Bürgermeister Witte hat der Stadt Neutomischel die besten Jahre seines Lebens gewidmet, so viel an ihm lag, hat er den Frieden unter den verschiedenen Bevölkerungsklassen gewahrt, die Wohlfahrt ihrer Bewohner gefördert; jeder Bürger kann ihm an seinem Ehrentage aufrichtigen Herzens Dank und Glückwunsch abstatten. Jetzt nähert er sich dem biblischen Alter. Möge ihm noch viele Jahre vergönnt sein sich an den Fortschritten der Stadt zu erfreuen und ihm ein heiterer Lebensabend beschieden sein.

* * *

Die Honorationen der Stadt; nicht bekannt ist wer Bürgermeister Witte, welcher auf dem Bild zu sehen sein soll, ist / Bild: Privatbesitz Familie Goldmann

Die Honorationen der Stadt; nicht bekannt ist wer Bürgermeister Witte, welcher auf dem Bild zu sehen sein soll, ist / Bild: Privatbesitz Familie Goldmann

Über den Tag des Jubiläums wurde dann wie folgt berichtet:

„Herr Bürgermeister Karl Witte feierte am Mittwoch, den 30. April sein fünfundzwanzigjähriges Jubiläum als Bürgermeister der Stadt Neutomischel.

Um 1/2 7 Uhr des Morgens brachte ihm die hiesige Stadtkapelle ein Ständchen, während ihn um 8 Uhr die beiden Vereine „Liedertafel“ und „Männergesangsverein“ unter der Leitung des Herrn Lehrer Arndt durch ihre Gesänge erfreuten.

Den ganzen Vormittag über fanden sich Gratulanten ein, um dem ehrwürdigen greisen Mann ihre aufrichtigen Segenswünsche persönlich zu überbringen. Auch die Schulen hatten ihre kindlichen Vertreter gesandt, um dem bewährten Freunde der Jugend Glück zu wünschen, ihm, der auf den Kinderfesten so oft die Kleinen erfreut und für sich begeistert hatte. Zahlreiche Blumenspenden durchdufteten sein Heim, Briefe Depeschen brachten ihm den ganzen Tag über Grüße von fernen Freunden. Auch der Oberbürgermeister von Posen Herr Witting hatte seiner nicht vergessen.

Um 11 Uhr fanden sich der Magistrat und die Stadtverordneten unter dem Vorsitze des Herrn Landrat von Daniels zu einer Festsitzung im Rathhause ein. Die Herren Tepper und Adolf Männel geleiteten den Jubilar aus seiner Wohnung dorthin, der stellvertretende Bürgermeister, Herr Peikert, hielt an ihn eine Ansprache, in welcher der rastlosen Thätigkeit und der Verdienst desselben gedachte.

Herr Bürgermeister Witte ist zum Ehrenbürger unserer Stadt ernannt worden, die Urkunde darüber wurde in der Kunstanstalt Merzbach-Posen in überaus schöner Weise hergestellt, sie ist wirklich ein Kunstwerk ersten Ranges. Ferner hat der Turn- und Spielplatz (siehe hierzu den Artikel: „Ein Turn- und Spielplatz für Neutomischel / Einweihung 1898) zu Ehren des Jubilars den Namen „Witteplatz“ erhalten. Ein schlichtes Denkmal aus Sandstein, welches unser Mitbürger Herr Bildhauer Kurz angefertigt hat, ist auf dem genannten Platz errichtet worden und verkündet für alle Zeiten die Ehre des Mannes, welcher diesen Tummelplatz für die liebe Jugend geschaffen hat. Die Schützengilde ernannte den Herrn Jubilar zum Ehrenmitgliede, ließ das in Leipzig künstlerische ausgeführte Diplom im Laufe des Vormittags durch den Vorstand überreichen und veranstaltet am nächsten Sonntag im Schützenhause einen Kommers. Das Lehrerkollegium überbrachte unter Überreichung eines großen Blumenkorbes vollzählig seine Glückwünsche.

Um 2 Uhr fand im Niedbal’schen Saale ein Festessen statt, an welchem sich über 60 Herren betheiligten. Die Tafelmusik stellt die Stadtkapelle. Von auswärtigen Gästen nennen wir u. A. Herrn Major von Hardt-Wonsowo, die Bürgermeister von Opalenitza und Neustadt, die Herren Thorzewski und Weigt, sowie die Herren Kreisarzt Dr. Brinkmann-Wollstein und Kleinbahndirektor Scholten-Opalenitza. Die erste Ansprache hielt Herr Landrath von Daniels. Er betonte vor allem die schlichte, patriotische Gesinnung des Jubilars, die stets ungekünstelt und echt war und nichts Gemachtes enthielt, treu habe er drei Königen gedient, welche selbst leuchtende Vorbilder für alle deutschen Männer seien. Zum Schlusse brachte der Redner das Hoch auf Sr. Majestät aus, in welches die Anwesenden begeistert einstimmten. Herr Gustav Toeffling, der bereits 35 Jahre Stadtverordneter ist, richtete seine Ansprache an den Jubilar. Dankbarkeit sei die Grundstimmung, die alle heute beseelt. Der Jubilar, welcher auf eine reichgesegnete 25 jährige Thätigkeit zurückblicke, danke gewiß freudig und aufrichtig Gott für die geschenkte Kraft und Ausdauer. Die Stadtverordneten seien dem Jubilar für seine freundliche Art und verständnißvolle Mitarbeit dankbar, und alle Mitbürger wüßten, was sie Herrn Bürgermeister Witte alles verdankten, der trotz der arbeitsreichen Fürsorge für die äußere Entwickelung der Stadt nicht das Wohl und Wehe des einzelnen, nicht die Noth der Armen vergessen habe. In ein Hoch auf den Gefeierten klang die Ansprache aus. Als sichtbares Zeichen ihrer Verehrung machten die Stadtverordneten dem Jubilar sein eigenes wohlgetroffenes Bild zum Geschenk, welches im Sitzungszimmer des Rathhauses seinen Platz finden soll.

In seiner Erwiderungsansprache dankte Herr Bürgermeister Witte für die vielen Beweise der Freundschaft und Anerkennung; es gereiche ihm zu hoher Freude, daß sein Streben, Gutes zu wollen und Gutes zu thun, nicht umsonst gewesen sei; sein Hoch galt der Stadt Neutomischel. Die letzte Ansprache hielt Herr Landessekretär Bunzel, welcher zusammen mit Herrn Kaufmann Hampel als Vertreter des „Vereins ehemaliger Annaburger“ aus Posen herbeigeeilt war. Unser Bürgermeister war in den Jahren 1843-1848 Zögling der Annaburger Anstalt und hat derselben und seinen Kameraden stets ein dankbares reges Interesse bewahrt. Als das Festessen sein Ende erreicht hatte, versammelten sich wohl die Hälfte der Theilnehmer im Palitzki’schen Hotel zu einer gemüthlichen Nachfeier, welche sich bei ungetrübter, froher Stimmung noch recht lange hinzog.

* * *
 

Persönliches zu Bürgermeister Witte ist den Nachweisungen über die persönlichen Verhältnisse zu entnehmen:

Lfd. No.
Nachweisung der persönlichen Verhältnisse des Bürgermeisters
 Daten vom 11. November 1894 / 20. April 1899* / 24. November 1904°
1.
Vor- und Zuname
Carl Ferdinand Witte
2.
Tag, Jahr u Ort der Geburt
1. April 1833 in Bentschen Kreis Meseritz
3.
Religion
Evangelisch
4.
Name, Stand u Wohnort der Eltern
Vater: Ludwig Erdmann Witte, Invalide in Bentschen
Mutter: Barbara Elisabeth geb. Schätzler
Beide gestorben
5.
Angabe der Schulbildung und etwa abgelegte Schul- oder Staatsprüfungen
vom 01.04.1839 bis 01.10.1843 Bürgerschule in Bentschen, evangelische Stadtschule in Bentschen
vom 01.10.1843 bis 01.10.1848 in der Knaben Erziehungsanstalt zu Annaburg, Militär-Knaben Erziehungsanstalt Annaburg°
6.
Dienstzeit beim Militair unter Benennung des Truppentheils und der Charge
vom 01.10.1851 bis 01.10.1854 beim Stamm des 18. Landwehr-Regiments in Unruhstadt
Unteroffizier
7.
Gegenwärtiges Militairverhältniß
dem Militärverhältniß nicht mehr angehörig
8.
Angabe ob verheirathet oder ledig
verheirathet seit dem 10. October 1859
9.
Vorname und Vatersname der Frau
Ottilie geborene Schewe
10.
Tag, Jahr und Ort der Geburt der Frau
13. October 1833 in Mur(owana) Goslin Kreis Obornik
11.
Name, Stand und Wohnort der Eltern der Frau
Vater: Ludwig Schewe, Oekonom in Mur. Goslin
Mutter: Johanna Wilhelmine geb. Gerth
beide tot
12.
Angabe der Zahl und des Alters der Kinder
ohne,
* 1 Pflegetochter im Haushalt
° nicht mehr erwähnt (verst.)
13.
Angabe der früheren Amtsverhältnisse; kurze Darstellung des bisherigen amtlichen Lebenslaufes
von 1848 bis 1861 Privatgehülfe bei verschiedenen Behörden und Beamten
vom 30.04.1861 bis 30.04.1877 etatsmäßiger Stadtsekretair in Birnbaum
seit 30.04.1877 in Neutomischel Bürgermeister / 11. April 1877 No. 967/77 I B. Bestätigungsverfügung°
14.
Angabe, ob die gegenwärtige Anstellung infolge erstmaliger Wahl oder infolge Wiederwahl erfolgt ist Tag der Bestätigungsverfügung
Zu Folge Wiederwahl
23. Maerz 1889 No. 2264 – 89 I B
10. Maerz 1901 No. 1084/01 I B
15.
Besitz von Orden und Ehrenzeichen und seit wann
Nein
Königlichen Kronen Orden 4. Klasse / 25. August 1902 °
16.
Einkommen aus dem Hauptamt einschl. Wohnungsbeihilfe, persönliche Zulage u.s.w.
1.500 Mark Gehalt zzgl. 300 Mark persönliche Zulage= 1.800 Mark
*2.850 Mark, welcher Betrag sich v. 01.04.1901 auf 3.000 Mark erhöht
° 3.000 Mrk einschließlich 300 Mrk Wohnungsbeihülfe
17.
Nebenämter und Einkommen aus denselben
Amtsanwalt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 344 Mk. / *359 Mk. / °500 Mk.
Standesbeamter . . . . . . . . . . . . . . . . 400 Mk. / *350 Mk./ °400 Mk.
Vorsteher der Ortskrankenkasse . . . 420 Mk. / *gestrichen / –
Total . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .1.164 Mk.
°außerdem aus der Provinzial Feuersozietät 65 Mk.
Außerdem noch Vorseitzender des Gewerbegerichts, Schiedsmann, Kreisausschußmitglied
18.
Vermögensverhältnisse (eigen bezw. der Frau)
Weder ich noch meine Frau besitzen Vermögen
° Einlagen bei der Kreissparkasse 4.250 Mk.
19.
Ob und zu welchem Betrage der Frau und den Kindern ein Wittwen- und Waisengeld, insbesondere durch Beitritt zur Provinzial Wittwen- und Waisenkasse gesichert ist
Der Frau ist durch den Beitritt zur Provinzial Wittwen- und Waisenkasse die gesetzlich vorgeschriebene Pension gesichert

Quellen soweit nicht direkt im Text oder in der Bildunterschrift genannt:

Großpolnische digitale Bibliothek Poznan (http://www.wbc.poznan.pl/dlibra) – Amtliches Kreis-Blatt für den Kreis Neutomischel – Ausgaben vom 29.04.1902 für „Entwickelung der Stadt Neutomischel in den letzten 25 Jahren“ und vom 02.05.1902 für den Bericht über das 25-jährige Jubiläum
Staatsarchiv Posen – Acta des Königlichen Landraths-Amtes Neutomischel betreffend Personalia des Bürgermeisters 0325_0771 –