Zeche Radbod – Grubenunglück 1908

Postkarte, 1908, mit der Handschrift „Die Unglückszeche“ / Bild: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Gedenkst%C3%A4tte_Zeche_Radbod?uselang=de

Postkarte, 1908, mit der Handschrift „Die Unglückszeche“ / Bild: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Gedenkst%C3%A4tte_Zeche_Radbod?uselang=de

Am 12. November 1908, gegen 4:20 Uhr, ereignete sich das bis dahin schwerste Grubenunglück im deutschen Steinkohlebergbau in der Zeche Radbod. Ob die Schlagwetterexplosion durch eine defekte Wetterlampe oder durch ein Sprengung in einem Flöz ausgelöst wurde, ist nicht bekannt.

348 Kumpel der Nachtschicht, fast die gesamte Mannschaft, kamen ums Leben.

Es war diese Schicht, lt. Beitrag im Neutomischler Kreisblatt hatte Paul Otto Seide sie zusätzlich geleistet, die dem 21-jährigen den Tod brachte.

Unter den Opfern des Unglückes befanden sich auch drei Männer aus Wielichowo, diese wurden jedoch nicht namentlich erwähnt.

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„Das unsägliche Unglück in Radbod hat auch eine Familie hiesigen Kreises in tiefe Trauer versetzt. Unter den in der Grube noch befindlichen braven Bergleuten befindet sich nämlich der 21 jährige, älteste Sohn Paul des Korbmachermeisters August Seide in Glinau. Derselbe war erst seit dem Monat Mai des Jahres in der Grube beschäftigt und hatte in der Unglücksnacht bis 12 Uhr Dienst.

Um aber seine Eltern und Geschwister noch mehr unterstützen zu können, arbeitete er zwei Stunden (unstimmig) länger und während dieser Zeit ereignete sich die verhängnisvolle Explosion, deren Opfer der fleißige, für seine Angehörigen eine Stütze bildende junge Mann geworden ist. Der Vater des Verunglückten fuhr nach der Radboder Grube, konnte aber nur an dem Begräbnisse der zuerst geborgenen Kollegen seines Sohnes teilnehmen.

Auch ein Sohn des Eigentümers Gustav Sender aus Alttomischel-Abbau, der 18 jährige Paul Sender ist auf der Zeche Radbod beschäftigt, derselbe war aber einer anderen Schicht zugeteilt und blieb somit vom Unglück verschont.

Ein Kumpel, Teil des Denkmals, das in Erinnerung an das schwere Grubenunglück in der Zeche Radbod in Bockum-Hövel errichtet wurde. / Bild: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Gedenkst%C3%A4tte_Zeche_Radbod?uselang=de

Ein Kumpel, Teil des Denkmals, das in Erinnerung an das schwere Grubenunglück in der Zeche Radbod in Bockum-Hövel errichtet wurde. / Bild: https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Gedenkst%C3%A4tte_Zeche_Radbod?uselang=de

Von der Berggewerkschaft Trier, der Eigentümerin der Zeche Radbod, ist jetzt die Totenliste der bei der Grubenkatastrophe verunglückten Bergleute veröffentlicht worden. Die Liste enthält 341 Namen, darunter 260 Deutsche und 81 Ausländer. Im Hammer Krankenhause ist wieder einer der Schwerverletzten gestorben; die Zahl der ihrem Leiden erlegenen Schwerverletzten beträgt somit jetzt fünf. Von den 341 Toten waren 114 ledig, 226 verheiratet und 1 Witwer. Der Konfession nach waren 114 evangelisch, 226 katholisch und 1 Dissident. Die meisten der getöteten Deutschen stammen aus der Provinz Westfalen, nämlich 109, aus dem Rheinlande nur 8. Aus der Provinz Posen waren 33, aus Ostpreußen 38 und aus Westpreußen 16. Bei den Sammelstellen in Hamm sind bis jetzt rund 100.000 Mark eingegangen.“

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Die Familie des Johann August Carl Seide (geboren 1856 zu Glinau), Korbmacher zu Glinau und dessen Ehefrau Bertha Mathilde geb. Zithier (geboren am 06. November 1957 zu Sontop):

1884 Hermann Oswald (verstarb 1884), 1885 Bertha Amalie Frieda, 1887 Paul Otto, 1889 Maria Martha, 1892 Johann Paul Bruno, 1894 Amalie Ida, 1896 Bertha Emma, 1897 Paul Hermann, 1898 Louise Anna, 1899 Auguste Selma, 1903 Carl Fritz August

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Die Familie des Gustav Heinrich Sender (geboren 1864 zu Sontop), Maurer und Eigentümer zu Alt Tomysl und dessen Ehefrau Johanna Rosalie geb. Weber (geboren 1868 zu Kozielaske, gestorben 1900 zu Alt Tomysl):

1889 Anna Martha (verstarb 1889), 1890 Paul Otto Sender – Cousin des Verunglückten, 1893 Carl Hermann, 1895 Gustav Adolph, 1898 Ottilie Emma (verstarb 1898)

In zweiter Ehe war Gustav Heinrich Sender mit Bertha Augusta geb. Janotte (geboren 1875 zu Wonzowo) verheiratet, geboren wurden hier die Kinder:

1901 Hedwig Frieda (verstarb 1901), 1902 Helene Alma, 1903 Heinrich Otto, 1904 Elisabeth Elsa, 1906 Hildegard Hertha (verstarb 1906), 1907 Richard Fritz, 1908 Johannes Bruno

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Quellen soweit nicht direkt im Text oder in der Bildbeschreibung genannt: Großpolnische digitale Bibliothek Poznan (http://www.wbc.poznan.pl/dlibra) – “Amtliches Kreis-Blatt für den Kreis Neutomischel” 1908-11-24; Personenstandsunterlagen Staatsarchivs Poznan (http://szukajwarchiwach.pl/)