Familie Richard Wittkowsky / 1880-1944

Richard Wittkowsky – Stolperstein in der Marienstraße in Hamburg-Harburg / Aufn. GT

Am 3. Juni 1880 wurde in Neutomischel Richard Wittkowsky geboren. Er war der jüngste Sohn von Heymann Wittkowsky und dessen Ehefrau Ernestina geborene Levy.

Über seine Jugend und seinen Werdegang ist nichts bekannt. Im Jahr 1913 findet sich, dass er in Hamburg ansässig geworden war.

Seine Eheschließung mit Emmi geborene Stein, einer Nichtjüdin – sie war evangelisch lutherischen Glaubens, fand am 16. März 1932 in Hamburg statt.

Lt. der Veröffentlichung „Stolpersteine in Hamburg-Harburg und Hamburg-Wilhelmsburg“ einer Biographischen Spurensuche der Autoren Barbara Günther,  Margret Markert, Hans-Joachim Meyer und Klaus Möller hatte das Paar in Harburg bei Hamburg in der Marienstraße 38 im ersten Stock eine Wohnung bezogen.

Heinz Wittkowsky – Stolperstein in der Marienstraße in Hamburg-Harburg / Aufn. GT

Hier wurden dann die Kinder Heinz 1930 und  Gerda 1933 geboren.

Für die Jahre 1934 und 1935 findet sich Hamburger Adressbuch, dass Richard Wittkowsky – Pianist –  in der Weidenallee 48/50 H7 gemeldet gewesen war. Eine Eintragung für das Jahr 1936 ist nicht zu finden gewesen, erst für die Zeit von 1937-1941 fand sich, dass die Familie in der Rentzelstraße 12 H10 in Hamburg ihren Wohnsitz genommen hatte.

Durch die NS-Regierung wurde vielen Juden Berufsverbot erteilt; dieses galt auch für Richard Wittkowsky. Als arbeitsloser Musiker bezog er Wohlfahrtsunterstützung, er durfte vor deutschem Publikum nicht mehr auftreten. Er arbeitete dann für den jüdischen Kulturbund. Aber diese Tätigkeit wurde durch die Rassengesetze der NS-Regierung stark eingeschränkt, Künstler durften z. B. nur noch vor jüdischem Publikum auftreten und Programme wurden zensiert.

Gerda Wittkowsky – Stolperstein in der Marienstraße in Hamburg-Harburg / Aufn. GT

Im Jahr 1940 wohnte Siegmund Fiebelmann, er war jüdischen Glaubens, als Untermieter bei  der Familie Wittkowsky in der Rentzelstraße 12.  Die nicht jüdische Emmi Wittkowsky und Siegmund Fiebelmann gingen ein kurzes sexuelles Verhältnis ein. Die Verbindung der Beiden, sie hatten sich bereits getrennt und Siegmund Fiebelmann hatte sich verheiratet, war der Polizei bekannt geworden; nähere Umstände hierzu wurden nicht beschrieben, Siegmund Fiebelmann wurde Anfang 1941 jedoch wegen „Rassenschande“ verhaftet (sh. hierzu http://www.stolpersteine-hamburg.de/?MAIN_ID=7&BIO_ID=4728).

Ob dieses Verhältnis oder aber Versprechungen der Nationalisten, dass wenn sich nichtjüdische Ehepartner von ihren Familien trennten und in die Volksgemeinschaft zurückkehrten von Sanktionen verschont blieben, die Trennung des Richard Wittkowsky und der Emmi Stein herbeigeführt hatte bzw. haben, ist nicht bekannt.

Letztlich wurde das Leben des Richard Wittkowsky durch die Scheidung von seiner Frau Emmi Stein noch schwieriger; zumal er für die beiden Kinder Heinz und Gerda, welche nach der Trennung bei ihm lebten, zu sorgen hatte.

Für die Jahre 1942-1943 findet sich ein Eintrag im Hamburger Adressbuch, dass Richard Wittkowsky – Arbeiter – unter der Meldeadresse Karlstraße 1 (heute Kroosweg) in Hamburg-Harburg gewohnt hatte.

Im Februar 1943 wurden Richard Wittkowsky und seine beiden Kinder in das Ghetto „Theresienstadt“ verschleppt.

Richard Wittkowsky (64 Jahre) überlebte die Strapazen und unmenschlichen Lebensbedingungen im Ghetto  nur 1 Jahr, Heinz (14 Jahre) und Gerda (11 Jahre) wurden im Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Emmy Erna Ida geschiedene Wittkowsky geborene Stein verstarb im Juli 1942 in Hamburg

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Quellen soweit nicht direkt im Text oder in der Bildbeschreibung genannt: Personenstandsunterlagen des Staatsarchivs Poznan (http://szukajwarchiwach.pl/), „Stolpersteine in Hamburg-Harburg und Hamburg-Wilhelmsburg“ einer Biographischen Spurensuche der Autoren Barbara Günther,  Margret Markert, Hans-Joachim Meyer und Klaus Möller; http://www.stolpersteine-hamburg.de/?MAIN_ID=7&BIO_ID=4728; http://agora.sub.uni-hamburg.de/subhh-adress/digbib/asearch