Neustadt bei Pinne – die jüdische Gemeinde – die Synagoge

A. links unten: Blick vom Marktplatz Richtung ehem. Hotel Glier; B. rechts unten: ehem. Hotel Glier und daran anschließend die ehem. Synagoge; C. rechts oben die ehem. Synagoge / Zusammenschnitt AK-Ausschnitte aus Sammlung Lwówek na dawnej pocztówce

In Neustadt bei Pinne (poln. Lwow und seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts Lwowek), einer unmittelbaren Stadt unter der Herrschaft adeliger Geschlechter *1, bestand schon im Jahre 1719 eine jüdische Gemeinde, die nach einem Dokument *2 aus dieser Zeit an den Altaristen des heiligen Fabian und Sebastian der kath. Pfarrkirche daselbst 1.266 Gulden 20 Groschen = 1.000 Tymphen oder 211 Taler 3 Silbergroschen 4 Pfennige schuldete. Außer dieser Summe werden im Schuldenverzeichnis der Judenschaft noch aufgeführt:

  1. Für den Altar der heiligen Barbara 253 Gulden 10 Gr = 200 Tymphen oder 38 Tal. 11 Sgr. 8 Pfg. seit dem 6. März 1728, 500 Guld. = 83 Tal. 10 Sgr. seit dem Jahre 1730, 380 Guld. = 63 Tal. 10 Sgr. seit dem 27. Sept. 1753.
  2. Für den Altar des heiligen Adalbert 2.000 Guld. = 333 Tal. 10 Sgr. seit dem Jahre 1730.
  3. Für den Prediger der kathol. Kirche 4.000 Guld. = 666 Tal. 20 Sgr. seit 1755 und
  4. für den Altar Maria Dolorosa 1.266 Guld. 20 Grosch. = 211 Tal. 3 Sgr. 4 Pfg seit dem 5. November 1762.

Inbetreff dieser Schulden, deren Gesamtsumme 9.666 Gulden. 20 Gr. = 1.611 Tal. 3 Sgr. 4 Pfg. betrug, kam es am 14. August 1832 zu einem Vergleich zwischen der Kirche und der jüdischen Gemeinde, nach welchem sich diese verpflichtete, die Summe mit 5% zu verzinsen und alljährlich am 1. Mai 50 Taler abzuzahlen *3.

Außer den genannten Summen schuldet die jüd. Gemeinde noch

  • a) 1000 Fl. = 166 Tal. 20 Sgr. zu 7 % an den Burggrafen von Posen, Anton von Bolesza (Bollis) seit dem Jahre 1737 *4,
  • b) 3000 Fl. seit dem 23. Juni 1779 und
  • c)    659 Fl. seit dem 11. April 1780 an den Vormund der unverehelichten Catharina Koronowicz und
  • d)    500 Taler an Johann Flieger *5 in Posadowo (laut Wechsel vom 25. Mai 1818).

Ehem. Hotel Glier und daran anschließend die ehem. Synagoge / AK-Ausschnitte aus Sammlung Lwówek na dawnej pocztówce

Am 20. Juni 1725 gab der damalige Erbherr, Adam Casimir v. Werbno Pawlowski den Neustädter Juden ein Privileg, in welchem bestimmt wurde:

  1. dass sie alljährlich Aelteste wählen dürfen.
  2. wird ihnen erlaubt mit Eisen, Tuch, Stricken, Leder, Spitzen, seidenen Schnüren und Schleifen, Wolle etc. zu handeln; ausgenommen sind Kirchen– und Hofsachen. Ferner soll ihnen freistehen Ochsen, Kühe, Kälber und Schöpfe zu schlachten und zu verkaufen.
  3. ist ihnen gestattet fremde Juden, welche auf den herrschaftlichen Gütern Ochsen, Kühe, Kälber, Hammel oder anderes Vieh kaufen, zu pfänden, ausgenommen an Jahrmärkten.
  4. in Kleinigkeiten sollen sie nur nach ihrer Gewohnheit schwören
  5. am Ende des Vorwerks sollen sie einen Begräbnisplatz *6 erhalten
  6. zur Stadtwache haben die Juden zu gehören, auch müssen sie für die Soldaten einen Beitrag leisten; befreit hiervon sind nur die Aeltesten. Feuerspritzen und Wasserzuber muss ein jeder jüdische Wirt bei 5 Mark Strafe haben
  7. klagt ein Christ gegen einen Juden, dann sollen die Aeltesten die Sache entscheiden, doch steht ihnen die Berufung bei dem Grundherrn frei
  8. klagt ein Jude gegen einen Christen, dann entscheidet der Bürgermeister oder Stadtrichter, doch darf ebenfalls an den Grundherrn appelliert werden
  9. sollen die fremden Juden sowie die in anderen Städten von Leder und Fell 3 Groschen pro Stück bezahlen, Futter aber dürfen sie nicht kaufen; weder in der Stadt noch in den Vorstädten noch auf den Stadtgründen
  10. den jüdischen Schneidern u Kürschnern ist es erlaubt, sich bei ihren Zünften einzukaufen, diese sollen aber 4 Pfd. Wachs geben und bei der Zunft die gewöhnliche Auslage zu entrichten
  11. mit Salz oder Heringen dürfen sie bei einer Strafe von 30 Mark nicht handeln
  12. Schneiderhandwerk dürfen sie betreiben und einen Rabbiner sich halten
  13. die Judenschule und die jüdischen Häuser sind von Schlosszinsen befreit
  14. eine jüdische Obrigkeit ist ohne Approbation des Schlosses ungiltig
  15. bei Hochzeiten dürfen sie Musik haben, doch müssen sie den Probst darum bitten
  16. dem Cantor der Neustädter Pfarrkirche haben sie jährlich 10 Gulden zu zahlen
  17. einen Kirchhofe dürfen sie in der Breite bis an den Zaun bauen
  18. kein Jude, auch nicht die herrschaftlichen Faktoren, die zur Neustädter Synagoge gehören, sind von jüdischen Abgaben frei; „ausgenommen Jakob Beer (?), welchem meine Neustädter Juden selbst in meiner Gegenwart als einem alten verdienten Manne Respekt zu bezeugen versprochen, bleibt mit meiner Bewilligung hiervon ausgeschlossen“
  19. fremde Juden, die der Gemeinde nicht zusagen, brauchen nicht aufgenommen zu werden
  20. fremde Juden sollen an Werktagen den Neustädter Juden auf dem Markte beim Einkauf nicht hinderlich sein, doch dürfen sie die Wolle vom Schlosse und den Vorwerken kaufen, desgl. Ochsen, Kühe etc. und jede dem Schlosse gehörende Sache; auch dürfen sie Krüge und Branntweinbrennerei pachten und sind von den Abgaben der Neustädter Synagoge befreit
  21. Neustädter Juden, die bauen wollen, bekommen unentgeltlich das Holz hierzu
  22. die Neustädter Juden haben an das Schloss Fleisch gegen Bezahlung zu liefern, doch die Herzen von dem geschlachteten Vieh haben sie unentgeltlich für die Vögel zu geben
  23. Leder und Felle wird das Schloss den Neustädter Juden abnehmen, doch sollen diesen keine Tiere, als Bären, Wölfe, Füchse wie auch Vögel zu füttern und zu halten gegeben werden
  24. Hammel, Schafe, Lämmer u. a. Hornvieh sind sie nicht verpflichtet vom Schlosse zu nehmen
  25. das Schloss wird ihnen keine Pferde verkaufen und auch nicht von ihnen nehmen
  26. Fische wird ihnen das Schloss nicht zum Verkaufe geben, doch soll es ihnen freistehen, soviel sie brauchen, davon zu kaufen
  27. Kälber und Talg brauchen sie an das Schloss nicht zu liefern
  28. von Advent bis Palmsonntag dürfen sie bei Strafe von 20 Mark von den Bauern auf den Dörfern oder von Personen, die wenig Vieh haben, solches nicht kaufen
  29. die Neustädter Juden, die Pferde haben, dürfen einmal in der Woche, am Montag, sich unentgeltlich Holz zum Bauen holen
  30. selbst wenn die Anzahl der Juden in Neustadt 100, 200 oder mehr betragen sollte, brauchen sie keine größeren Abgaben als die genannten zu entrichten

Das ehem. Synagogengebäude / AK-Ausschnitte aus Sammlung Lwówek na dawnej pocztówce

Für die erwähnten Freiheiten und den Schulz verpflichten sich die Neustädter Juden gutwillig und ohne allen Zwang, alljährlich 2.000 Gulden in 2 Raten zu zahlen *7.

Am 30. November 1793 wurde zwischen der jüdischen Gemeinde, vertreten durch Feibisch Itzig, Raphael Itzig, Hirsch Libschütz, Salomon Michael, Moses Michael Löser, Jacob Isaak und Itzig Lewin und dem Grafen Melchior von Lacki zu Bolewice folgendes Abkommen getroffen:

Der Graf erlässt der jüdischen Gemeinde

  1. die jährliche Abgabe von 200 Floren, welche sie seit langen Jahren für den Pferdehandel und die Weide gezahlt haben – (doch dürfen sie nicht mehr ihre Pferde auf herrschaftlichem Grunde weiden; der Pferdehandel ist ihnen weiter gestattet)
  2. die jährliche Abgabe von 7 Dukaten für den Gewürzhandel und
  3. die jährliche Zahlung von 10 Dukaten oder die Lieferung von 10 Zuckerhüten für den Handel mit diesen

Zur Nachzahlung dieser rückständig gebliebenen Abgaben wird den Juden eine zweijährige Frist (in halbjährlichen Raten ohne Zinsen) bewilligt.

Die Verpflichtung der Juden zur Entnahme des herrschaftlichen Bieres wird auf 2 Tonnen die Woche beschränkt; ferner auf ihren Bedarf zu Hochzeiten, Beschneidungen und anderen Festlichkeiten und zu den wöchentlichen Sabbaten; jede Zuwiderhandlung soll mit 5 Taler Strafe belegt werden.

Zum Bau eines Rabbinerhauses soll der jüdischen Gemeinde unentgeltlich Bauholz, Ziegel, Steine und Lehm geliefert und die Schindeln gegen Entgelt ausgearbeitet werden.

Dieser Vergleich wurde später noch unterzeichnet von:

Löb Moses, Lewin Zirke, Jacob Manas, Marcus Lewin, Feibel Libschütz, Simon Lewin, Falk Lewin, Jacob Lewin, Lewin Falk, Boruch, Israel Simon und seinem Sohne, Salomon Loeser, Joseph Lewin, Levin Juda, Loebel Michael, Joel Abraham, David Gumprecht, Isaak Moses, David Manas, Aron Isaak, Michael Hirsch, Saul Hirsch, Levin Schmul, Moses Gumprecht, Itzig Michel, Levin Itzig, Leib Levin, David Manas, Moses Joseph, Joel Marcus, Loebel Lewin, Seelig Reer (Beer?), Jakob Michael, Itzig Mosche, Juda Marcus, Isaak Abraham, Abraham Lewin, Feibisch Benjamin, Cantor Manuel Itzig, Abraham Kalman, Itzig Seelig, Behr Levin, Abraham Leiser, David Levin, Juda Mendel, Joachim David, Falck Falck, Behr Potschak, Levin Behr, David Falck, Aron Jacob, Marcus Moses, Salomon Baruch, Elias Michel, Saul Hirsch, Wolf Hirsch, Mendel Levin und Hirsch Marcus *8.

Im August 1813 wurde Neustadt von einer gewaltigen Feuersbrunst, welcher fast alle jüdischen Häuser und auch die Synagoge zum Opfer fielen, heimgesucht. Viele Juden verließen die Stadt, und die Gemeinde verarmte derart, dass sie nicht imstande war, aus eigenen Mitteln das Gotteshaus wiederaufzubauen. Sie wandte sich daher durch den Lehrer und Nebenrabbiner Hirsch Saul an den damaligen Grundherrn, den Grafen von Lacki, und beauftragte jenen auch, eine Reise zum Zwecke der Sammlung von Beiträgen zu unternehmen. Zwei Jahre lang (um 1817), so behauptet Hirsch Saul in einer Klage gegen die Gemeinde vom Jahr 1843, sei her umhergereist, bis nach Warschau und weitergekommen und habe überall durch seine Vorträge die Gemeinden zum Spenden von Beiträgen veranlasst. Auch der Grundherr und seine Familienangehörigen hätten reiche Gaben, besonders an Baumaterialien, gespendet, so dass es möglich wurde, die Synagoge zu erbauen, ohne die Gemeinde zu belasten. Als Vorsteher fungierten damals: David Manasse, Wolff Samuel und Selig Schwerin und als Rabbiner Jacob Cohn Spiro *9.

Seine Nachfolger im Rabbinat waren:

  • Moses Gabriel Samter *10 aus Lissa, von 1832 bis gegen 1837,
  • M. L. Spiro, bis 1845
  • Dr. Jacob Hamburger *11, 1852-1859,
  • Levin Lipschütz, Rabbiner-Verweser zu verschied. Zeiten,
  • Löwenthal, Rabb.-Verw. 1876-1881 und
  • Dr. Meier Aschkenaze *12, 1883-1885

Seit 1904 ist Neustadt an das Pinner Rabbinat angeschlossen.

Im Jahre 1858 wurde die Synagoge umgebaut und am 8. März 1859 feierlich eingeweiht. An dieser Feier nahmen auch Rabbiner Dr. Gebhard-Bromberg und Rabbiner Oberdorfer-Pinne teil *13.

Schon um 1834 gab es in Neustadt eine jüdische Elementarschule, an welcher als Lehrer Michaelis Roeder, Jakob Nürnberg, Isidor Plonsk (seit 26.098.1849), Russak, Bruck, Danziger, Thilo und Berlowicz fungierten.

1872 hatte die Schulgemeinde 106 *14 Steuerzahler, die 624 Taler Schul- und 720 Taler Klassensteuer aufbrachten, während im Jahre 1899 nur 66 steuerzahlende Mitglieder vorhanden waren. 1878 wurde die bis zu dieser Zeit zweiklassige Schule in eine einklassige verwandelt. 1898 zählte die Schule noch 45 Kinder, 1903 noch 30, 1905 noch 19, 1907 noch 17 und 1909 wieder 20 Kinder.

An Vereinen gab es in der Gemeinde eine Schneider-Chebra *15, einen Mildtätigkeits-Verein (Gemilluth-Chassodim), einen Ner-Tomid-Verein *16, eine Jugendgesellschaft *17, eine Chebra-Beth-Hamidrasch und eine Chebra Kadischa, von denen gegenwärtig noch der letztere besteht, während ein Frauen- ein Jungfrauen- und ein Verein für jüdische Geschichte und Literatur hinzugekommen sind *18.

Als ein Neustädter Kind wird in einem Schriftstück *19 vom Jahre 1835 ein Berliner Schriftsteller Isaak Salomon Borchardt, Candidat der Philosophie und Medizin, bezeichnet und von ihm berichtet, „dass er der Borchardt sei, über welchen während der Cholerazeit so viel in den öffentlichen Blättern wegen der von ihm erfundenen Heilmethode geschrieben worden ist.“

Von Stiftungen werden erwähnt:

  • a) Hermann Wolfsohn’sche *20   
  • b) Julius Hirschfeld’sche *21 
  • c) Sigismund Wolfsohn’sche *22 Stiftung

An den Feldzügen 1864 nahmen von den Juden der Gemeinde Neustadt bei Pinne teil:

Abraham Resie, Bernhard Lipschütz, Hermann Heym und Aron Lewin, 1866 die drei Letztgenannten und Markus Pinner und 1870/71 waren es 15 Personen. Von diesen wurde einer Gefreiter, 3 Unteroffiziere und einer (Louis Lesser) mit dem Eisernen Kreuze ausgezeichnet. (Näheres über diesen und seine Kriegstaten siehe: Heppner-Herzberg Teil 1 S. 257).

Gegen den schon mehrmals erwähnten Antrag „Wagner“ vom 20. Januar 1856 richtete auch die Gemeinde Neustadt b. P. eine energische Petition *23 an das Abgeordnetenhaus.

Im Jahre 1765 hatte Neustadt bei Pinne 336 jüdische Seelen, gegen Ende des Jahrhunderts 443 *24. (unter 1681 Einwohnern), 1840 waren es 815 (unter 2.460 Einw.), 1856 waren 715 (98 Familien), 1871 waren es 540 (unter 2.4546 Einw.), 1882 waren 445 (mit Wonsowo und Brody), 1890 waren es 400 (80 Familien, 1895 waren es 280 (unter 2.600 Einw.), 1907 waren es noch 180 (unter 2.731 Einw.) unter 1911 wiederum 186 *25.

In der Zeit von

  • 1831 – 1847 fanden 167 Eheschließungen, 585 Geburten und 259 Todesfälle statt, von
  • 1864 – 1873 waren es 136 Geburten und von
  • 1848 – 1873 waren es 386 Todesfälle *26.

Steuerzahlend waren 1844 143 Personen, 1850 – 130, 1853 – 127, 1856 – 116, 1858 – 129, 1871 – 108, 1875 – 105, 1878/1879 – 95, 1885/1886 – 87 und 1909 noch ca. 49 Personen.

An Rekrutensteuer wurden im Jahre 1834 146 Taler 12 Sgr. und in den Jahren 1836/1837 149 Tal. aufgebracht.

Die Ausgaben der Gemeinde betrugen im Jahr 1834 – 1.170 Tal. 6 Sgr. 7 Pfg., 1836 – 1.033 Tal. 9 Sgr. 8 Pfg., 1838 – 1.034 Tal. 22 Sgr. 6 Pfg., 1845/48 – 1.216 Tal. 19 Sgr. 8 Pfg., 1903/05 – 2.700 Mark und 1907/09 – 2.800 Mark *27.

Wahl- und stimmberechtigt waren 1859 – 73, 1867 – 89, 1874 – 78, 1877 und 1882 – 77, 1899 – 46, 1901 – 42 und 1904 – 40 Personen

Auf dem Gelände der ehemaligen Synagoge befindet sich ein Garagenhof / Bild Lwówek na dawnej pocztówce

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*1            Warschauer, die städtischen Archive, Seite 161

*2            Auszug aus dem Protokoll des Pos. Grodgerichtes in einem Aktenstück der jüd. Gemeinde Neustadt b. P.  – Diese Summe überwies Adam von Berno Pawlowski der genannten Kirche als eine Stiftung. Aus dem Protokoll ist jedoch nicht ersichtlich, ob und wofür die Gemeinde dem Grundherrn die 1.000 Tymphen schuldete.

*3            Akten des Magistrats zu Neustadt b. P. Diese wurden uns in der liebenswürdigsten Weise von dem dortigen Bürgermeister, Herrn Heidekorn, zur Verfügung gestellt. – Auch ein Aktenstück der jüd. Gemeinde berichtet über diese Schulden und diesen Vergleich.

*4            Inbetreff dieser Forderung kam es im Jahre 1832 zu einem Prozeß zwischen dem Gutsbesitzer Joseph von Kierski zu Posen, einem Erben des erwähnten Burggrafen, und der jüdisch. Gemeinde, der in zwei Instanzen zu Gunsten der letzteren entschieden wurde. (Akten der jüd. Gem. Neustadt b. P.)

*5            Zur Sicherheit wurden diesem vom Jahre 1819 ab die Einnahmen aus der Krupka verpfändet

*6            1908 wurde der Friedhof mit einer Mauer umgeben und zur Bestreitung der Unkosten ein Darlehn von 1.500 Mark aufgenommen. Die Südseite (58m lang und 1 ½ m hoch) ließ der Kaufmann Reinhold Pinner-Berlin auf eigene Kosten ausführen, und die Gemeinde beschloss, dafür an der Mauer eine, dem Andenken der am 25. Juli 1902 in Berlin verstorbenen Frau Selma Pinner, geb. Cohn gewidmete Tafel anzubringen zu lassen. (Protokollbuch der Repräsentanten in Neustadt b. P.)

*7            Nach den im Posener Staatsarchiv und bei den Neustädter Magistratsakten liegenden Abschriften des Privilegs

*8            Akten des Magistrats zu Neustadt b. P. (betreff. Privilegien der jüdisch. Corporation)

*9            Akten der jüdischen Gemeinde Neustadt b. P.

*10           Nach einer, von ihm geschriebenen und unterschriebenen Abschrift seines „Rabbonusbriefes“ (im Besitze des Rabbiners Dr. Heppner-Koschmin) erhielt er in Neustadt an Gehalt: 2 Tal. die Woche, 5 mal im Jahr Feiertagsgeschenke von den Gemeindemitgliedern und 3 mal aus der Gemeinde- und der Chebra-Kadischa-Kasse, Mehl und Wein zu Pessach, einen Ethrog zu Succoth, ein Pfund Wachs zu Jom Kippur, freie Wohnung, bei Verlobungen und Verheiratungen von je 100 Gulden 16 Sgr. und von der Trauung eines Paares, das keine Mitgift erhalten hat, 8 Gulden

*11           Geboren 10. November 1826 zu Breslau, seit Jahrzehnten Landrabbiner von Mecklenburg-Strelitz und Verfasser der „Realencyklopädie für Bibel und Talmud“

*12           Geboren am 09. Juni 1850 in Stanislaw, wurde 1883 naturalisiert und ging von Neustadt nach Niedersept (Ober-Elsaß).

*13           Protokollbuch der Repräsentanten der jüdischen Gemeinde Neustadt bei Pinne

*14           Unter diesen waren Bäcker, Schneider, Barbiere, Fleischer, Glaser, Kürschner und Schuhmacher. (akt. Der jüd. Gem. Neustadt b. P.)

*15           Dieser Verein wurde um 1790 ins Leben gerufen

*16           1830 wurden Gemilluth-Chassodim und Ner-Tomid.-Verein zu einem Verein verschmolzen

*17           1838 hatte der Verein 36 (86?) stimmberechtigte Mitglieder

*18           Akt. der jüd. Gem. Neustadt und Stat. Jahrb. des D.J.G.B.

*19           Im Besitz des Rabbiners Dr. Heppner-Koschmin

*20           2.000 Mark (Zins. an jüd. Arme der Gemeinde) z. A. an Frau Henriette Wolfsohn geb. Cohn (21. Elul), Wolf Samuel Wolfsohn (6. Jiar), Lieb Wolfsohn, geb. Israel (23. Cheschwan) und Sara Cohn, geb. Marcus

*21           800 Mark zum Bau des Wärterhauses auf dem Friedhof, z. A. an Frau Ernestine Hirschfeld (30. Siwan), ferner 600 Mark z. A. an Wolf Hirschfeld (13. Jiar)

*22           1.000 Mark gespendet von Frau Rosette Wolfsohn, geb. Pinner, z. A, an Sigismund Wolfsohn (3. Tebeth).

*23           Diese lautete: Das, was die Cultur und das weitere Fortschreiten auf dem Wege des Erkenntnisses für uns Juden getan, was auch Se. Majestät unser allergeliebtester König, durch die Verleihung der Verfassungs-Urkunde mit dem unversehrten Artikel 12. uns Juden zu schenken geruht, dessen sollen wir nun mit einemmale wieder verlustig werden.

Wir, die wir ebenfalls die Lasten, die das gemeinsame Staatswohl jedem Bürger auferlegt, zu tragen haben, wir, deren Söhne gleich denen des christlichen Glaubensbekenntnisse in die Armee eingereiht, und die bereit sind, für Gott, König und Vaterland zu streiten und zu sterben, wir, die wir durch das eben allgemeine Fortschreiten der menschlichen Bildung und Gesittung dahin gelangt sind, gleichfalls aus den Bahnen der Unwissenheit herauszutreten; wir, die wir ebenso gute und loyale Preußen sind, als unsere Brüder christlichen Glaubens, wir sollen urplötzlich und durchaus wieder in den bürgerlichen Zustand, in dem wir vor Jahrhunderten gedrückt, gepeinigt, verfolgt, schmachten mussten, zurückgestoßen, uns so die Parias der jetzigen bürgerlichen Gesellschaft werden, und nur darum, weil wir nicht christlichen sondern jüdischen Glauben sind. Dass dies der Zweck des vorgedachten Antrages, geht aus demselben evident hervor.

Wir enthalten uns jeder weiteren Erörterung der Consequenzen dieses Antrages, aber wir können denselben nicht mit Stillschweigen übergehen, wir müssen, wie schwach auch unsere Stimme, doch entschieden und laut gegen denselben protestieren. (Philippson, der Kampf der preußischen Juden etc. S. 78)

*24           Unter diesen waren: 27 Schneider, 10 Kürschner und 4 Posamentierer (Wuttke, Städtebuch).

*25           Akten der jüd. Gemeinde Neustadt b. P. – Stat. Jahrbücher der D.J.G.B. – H – Heppner-Herzberg, Seite 274

*26           Die niedrigste Zahl der Eheschließen betrug 5 (1835 und 1847), die höchste 16 (1839, 1840 und 1845); die niedrigste Geburtsziffer 7 (1871), die höchste 53 (1845), die niedrigste Zahl der Todesfälle betrug 4 (1870), die höchste 59 (1840); Akten des Magistrats in Neustadt b. P.

*27           Akt. der jüd. Gem. u. Stat. Jahrb. d. D.J. G.B.

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Quellen soweit nicht direkt im Text oder in der Bildbeschreibung genannt: Aus Vergangenheit und Gegenwart der Juden und der jüd. Gemeinde in den Posener Landen nach gedruckten und ungedruckten Quellen von Dr. A. Heppner – Rabbiner in Koschmin und J. Herzberg – Lehrer in Bromberg – Wielkopolska Digital Library / https://www.wbc.poznan.pl/dlibra