Familie Dr. Emanuel Wreschner zu Rakwitz ab ca 1861

Todesanzeige / ZEFYS – Berliner Tageblatt u Handels-Zeitung

Folgender Nachruf findet sich in „Im deutschen Reich“ 6 (1900) Heft 3 (März 1900) Berlin:

„Vor kurzer Zeit starb in Berlin ein altes treues Mitglied unseres Vereins, Herr Dr. Emanuel Wreschner.

Als Sohn eines jüdischen Privatgelehrten in einem kleinen Städtchen der Provinz Posen (hierzu wurde im Toteneintrag Exin genannt) geboren, arbeitete er sich aus eigener Kraft zu einer allseitig geachteten Stellung empor.

Schon von Kindheit an widmete er sich dem Studium der hebräischen Wissenschaften und bildete sich unter der Leitung berühmter jüdischer Gelehrter in der Fremde weiter aus. Ohne Beihülfe der Seinigen, allein auf sich angewiesen, überwand er mit eisernem Fleiß und größter Energie alle Schwierigkeiten, so daß es ihm möglich wurde, das Gymnasium zu besuchen und das Abiturienten-Examen zu bestehen.

Er studiert dann anfänglich Jura – immer auf eigene Kraft angewiesen – später Philologie und Theologie. Nach Ablegung der Examina wurde er Prediger in Kosten. Eine tiefe Bildung und außerordentliche Rednergabe, verbunden mit einem prächtigen Organe, zeichneten den jungen Prediger aus.

Einige Jahre später (nach Okt 1860/vor Apr 1862) entschloß er sich aus äußeren Gründen einen anderen Lebensberuf zu erwählen.

Er wurde Kaufmann (er betrieb lt Reichsadressbuch eine Getreidehandlung) in Rakwitz. Trotzdem er sich erst in neue Verhältnisse einleben mußte, vermochte er bald sein Geschäft zu hoher Blüthe zu bringen. Mehr denn 25 Jahre stand er an der Spitze der jüdischen Gemeinde und ebenso lange Zeit war er Stadtverordneter und Stadtverordneten-Vorsteher zu Rakwitz.

Vor mehreren Jahren (nach 1894) überließ er das Geschäft seinem ältesten Sohne (Siegfried Wreschner, geb 1858 in Kosten) und zog nach Berlin.

Hier konnte er sich wieder seinen Studien, die er mit großem Eifer aufnahm, widmen, übernahm auch ein Ehrenamt in der jüdischen Gemeinde. Als ihn im 72. Lebensjahre ein plötzlicher Tod ereilte, legten zahlreiche Zeichen der Trauer und des Beileids Zeugniß ab von der großen Liebe und Achtung, welche der Verblichene genoß.“

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Siegfried Wreschner, geb 1858 zu Kosten, galt als Kaufmann zu Rakwitz und wurde auch als Ringofen-Ziegelei Besitzer genannt, im Reichsadressbuch des Jahres 1906 findet sich unter der Rubrik Ziegeleien – OETTINGER und WRESCHNER zu Stodolsko -. Siegfried Wreschner’s Schwester Johanna Wreschner, geb 1850 in Rakwitz, war 1883 mit Moritz Oettinger, geb 1853 zu Rakwitz, Kaufmann zu Rakwitz, verehelicht worden.

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Weitere Kinder des Dr. Emanuel Wreschner und seiner Ehefrau Charlotte geborene Wasser, über ihren Verbleib ist lediglich bekannt, dass sie zum Zeitpunkt des Todes Ihres Ehemannes in Berlin lebte, waren

  • Jenny Wreschner geb ca 1856 in Kosten und später verehelichte Josua Wasser, sie lebten anfangs in Wollstein ehe sie nach Berlin übersiedelten,
  • Eli Wreschner geb 1862 zu Rakwitz, Dr. der Medizin, er lebte mit seiner Ehefrau Agnes Hermine geborene Jacoby in Berlin
  • wie auch der als Kaufmann zu Berlin tätige Leo Wreschner geb 1868 zu Rakwitz, mit seiner Ehefrau Charlotte geborene Leppmann.

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Quellen soweit nicht direkt im Text oder in der Bildbeschreibung genannt:  ZEFYS (Staatsbibliothek Berlin) hier Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung vom 06.03.1900 und vom 08.03.1900; Goethe Universität Frankfurt am Main hier „Im deutschen Reich“ 6 (1900) Heft 3 (März 1900) Berlin; Personenstandsunterlagen Staatsarchivs Poznan (http://szukajwarchiwach.pl/)