Pieske und Kurzig – der Beginn als evgl. Parochie

Kirche zu Pieske – Ausschnitt AK

In dem Buch „Geschichte der evangelischen Parochien in der Provinz Posen “ – Erscheinungsdatum 1898 –  verfasst von Albert Werner, früher Pastor in Tremessen und überarbeitet von Johannes Steffani, Diakonius an der St. Petrikirche zu Posen, welches von dem königlichen Consistorium der Provinz Posen herausgegeben wurde, wurde versucht in kurzer Übersicht die Einrichtung der evangelischen Gemeinden in ihren Anfängen darzustellen

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 * * * Pieske mit Kurzig * * *

Die Parochie Pieske besteht bereits seit der Mitte des 16. Jahrhunderts; sie wird aus den beiden an der brandenburgischen Grenze gelegenen Mutterkirchengemeinden Pieske Dorf nebst Dominium und Sandmühle mit zusammen 516 Seelen und Kurzig Dorf nebst Dominium und Samst mit zusammen 459 Seelen gebildet.

Die Familien v. Luck, v. Bronikowski, v. Unruh und v. Kalkreuth werden als ihre Begründer und Wohlthäter genannt.

Das Pfarrpatronat über die Kirchen in Pieske und Kurzig steht heute (1898) noch dem Dominium Pieske bezw. Kurzig zu.

An der Stelle einer verfallenen Kirche in Pieske, die nach einem Brande, welcher 1671 das ganze Dorf verzehrte, im Jahre 1672 erbaut worden war, ließ der Patron, Rittergutsbesitzer Schröder mit Zuhülfenahme eines Vermächtnisses von 12.000 Mark eine neue Kirche für 36.000 Mark erbauen. Sie wurde am 19. Oktober 1847 durch den Bischof D. Freymark feierlich geweiht und ist eine der schönsten Dorfkirchen in der Provinz Posen. Zu dem Kirchbau wurden 3.000 Thaler von dem Legate des Kaufmanns Johann Jakob Volmer zu Meseritz verwendet.

Kirche zu Kurzig – Ausschnitt AK

In Kurzig stand, wie mit Sicherheit angenommen werden kann, schon 1555 eine hölzerne Kirche; diese wurde durch Anfügung einer den Socinianern abgenommenen Kapelle, welche in dem nahegelegenen Dorfe Kaintsch stand und von dem Fürstbischof v. Czartoryski einer Frau v. Bronikowski geschenkt worden war, erweitert. Diese Kirche in Kurzig gehörte nach dem Kirchenbuche „zu den zwölf Kirchen, welche König Karl XII. von Schweden den Dissidenten in Polen garantierte.“ Sie wurde im Jahre 1803 abgebrochen, und darauf ward die gegenwärtige von dem Patron v. Kalkreuth erbaut.

In der Mitte des 17. Jahrhunderts war die Kirche, in Pieske eine Zeitlang mit Obergörzig, das jetzt zu Weißensee gehört, verbunden, weil, wie ein altes Kirchenbuch sagt: „Die Piesker Gutsherrschaft besorgte, die Kurziger Kirche möchte den Evangelischen genommen und zugleich die Piesker mit in Gefahr gesetzt werden“.

Im Jahre 1879 vermachten die in Charlottenburg  verstorbenen Rittergutsbesitzer Schröderschen Eheleute der Gemeinde Pieske noch ein Legat von 5.100 Mark.

Sowohl in Pieske wie in Kurzig befinden sich Pfarrgebäude. In Pieske brannte das erste Pfarrhaus 1671 ab, das zweite, außerhalb des Dorfes belegen, wurde 1805 abgebrochen, nachdem an der Stelle, des ersten mitten im Dorf ein Neubau fertiggestellt war. In Kurzig benutzt der Pächter des Pfarrackers das Pfarrgehöft, dessen Gebäude 1820 bezw. 1722 aufgeführt sind.

Die Pfarrer sind erst vom Jahr 1600 an bekannt, diese waren:

  1. Aegidius Piperius, lebte 1620, war beinahe fünfzig Jahre hier im Amte. In den letzten Jahren seines Lebens folgt ihm
  2. Johann Stübner, starb schon nach fünfjähriger Amtsführung
  3. Daniel Titius, folgt, nachdem er sechs Jahre hier Pfarrer gewesen, einem Rufe nach Ostrow bei Zielenzig. In seiner Zeit war Pieske mit Obergörzig verbunden, ihm war daher nur die Kurziger Kirche anvertraut. Er verließ die Stelle, weil er an der Kurziger Kirche allein sein Auskommen nicht finden konnte.
  4. Gideon Bretag, war ebenfalls nur Prediger in Kurzig; er ging nach zwölfjähriger Amtsführung 1681 als Diakonus nach Meseritz.
  5. Samuel Xenodochius, vereinigte 1686 wieder beide Kirchen miteinander, die seitdem auch verbundenen geblieben sind. Nach 33-jähriger Amtsführung überließ er 1698 das Pfarramt seinem Sohne (Augustin)

Ein weiterer Sohn:

„Samuel Gottlieb Xenodochius. Er war 1701 zu Pieske in Polen gebohrn, woselbst sein Vater Sam. Xenodochius Prediger war. Erstlich war er v. 1727-1737 Prediger zu Schweinert in Polen u. v. 1737-1742 zu Trebschen an der Grenzkirche. Bey den vereinigten Kirchen zu Kontop u. Boyadel lies er sich 1742 zum ersten Ev. Pastor bestellen. Redlich diente er denselben bis an sein Ende, welche 24. Okt. 1776 erfolgt ist. Er hatte 1732 Anne Eleonore, Sam. Ribbeks Ober-Pf. U. Guarnis. Predigers zu Driesen einzige Tochter geheirathet mit der er fast 41 J. lebte, u. 1 Tochter (die bald starb) und 1 Sohn Sam. Sigism. Xenodochius, der 1763 als Pastor zu Mondschütz unverehelicht starb, zeugte“

Quelle: Presbyterologie der Evangelischen Schlesiens, gedruckt 1783, Autor: Siegismund Justus Ehrhardt 

  1. Augustin Xenodochius, der ebenfalls 33 Jahre von 1698-1730 im Amte war und von dem die ältesten Kirchenbücher herrühren.

Lt. Eintrag im Kirchenbuch von Pieske des Jahres 1731 verstarb Augustinus Xenodochius Pfarrer zu Pieske und Kurzig, 62 Jahre, 7 Monate und 11 Tage alt, nachdem er schon im Jahre vorher (1730) sein Amt niedergelegt hatte, und sein Schwiegersohn Carl Friedr. Cammann sein Nachfolger geworden war, welcher am 1. Adv. 1730 introduciert wurde.

Eintrag im KB zu Pieske zum Tod des Augustinus Xenodochius, der Amtsniederlegung und der Introduction des Schwiegersohnes Carl Friedrich Cammann

  1. Karl Friedrich Cammann, von 1731-61

Er war durch die Eheschliessung im November 1730 in Pieske mit Christiana Beata Xenodochin der Schwiegersohn des Augustin Xenodochius

  1. Samuel Wilhelm Degner, 1761-92
  2. Samuel Gottlieb Fendler, 1793 berufen, Sohn des Pfarrer Johann Christian Fendler in Kranz, wurde zum Superintendenten ernannt, starb 1834
  3. Johann Gottlieb Eger, seit 5. Juli 1825 Rektor der Stadtschule in Schwerin an der Warthe, trat 1836 das hiesige Pfarramt an, wurde 1880 nach mehr als fünfzigjähriger Amtsführung emeritiert und starb am 9. März 1881.
  4. Otto Bock, vorher Hülfsprediger in Kottbus, 1880 zum Pfarrer berufen, trat 1884 nach Wreschen über.
  5. Wilhelm Johannes Franz Blieske, aus Dramburg, trat 1884 das Pfarramt an

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Die digitale Version dieses Buches findet sich unter Großpolnische Digitale Bibliothek; eingesehene Personenstandsunterlagen: Staatsarchivs Poznan (http://szukajwarchiwach.pl/); Ancestry.com