Tod des Jungen Michael Koza auf der Feldmark Katschlin / 1901

Meseritz Gebäude des Landgerichts / Ausschnitt AK

Am 10. Juli 1901 verhandelte das Schwurgericht Meseritz gegen den Forstlehrling Felix Bessert aus Ostrowo, der beschuldigt war, am 20. August v. J. (1900) auf der Feldmark Katschlin den Häuslersohn Michael Koza vorsätzlich körperlich durch Anschießen mißhandelt zu haben, mit der Folge, daß der Tod des Verletzten eingetreten ist.

* * *

Standesamtseintrag No. 105 – Sierakow / Zirke, am 29. August 1900

Auf Mittheilung des königlichen Distriktsamts hier vom heutigen Tage No. 3400/00 ist der Schulknabe Michael Koza, 12 Jahre alt, katholischer Religion, wohnhaft in Katschlin, geboren in Katschlin, Sohn des Häusler Franz und Agnes geborene Kokocinska Koza’schen Eheleute beide wohnhaft in Katschlin, am zwanzigsten August des Jahres tausend neunhundert, nachmittags gegen vier Uhr auf der Katschlin’er Feldmark durch einen Kugelschuß derart verletzt worden, daß der Tod in Folge von Verblutung nach ganz kurzer Zeit eintrat

 

Bessert war Forstlehrling in der Oberförsterei Zirke. Am 20. August v. J. , dem Tage der ihm zur Last gelegten That, will er im Walde Forstschutz ausgeübt haben und dabei im Walde nach Kaninchen mit Schrot, an der Waldesgrenze nach dem freien Feld zu mit der Kugel nach einer Krähe geschossen haben, die auf einer Kiefer saß.

Gleich nach dem letzten Schuß habe er ein markerschütterndes Geschrei vernommen; er sei schnell nach einer Anhöhe gelaufen, von wo aus er den Knaben Koza sich habe im Blute wälzen sehen. Er hätte nun in der Nähe arbeitende Leute herbeigeholt, die den angeschossenen Jungen nach Hause tragen sollten.

Unterwegs sei Koza gestorben.

An der Richtigkeit dieser Darstellung des Angeklagten waren schon bei den verschiedenen Lokalbesichtigungen Zweifel aufgetaucht, auch hatten einige Personen, die an dem Tage auf benachbarten Feldern gearbeitet hatten, Rufe wie „Halt“, „Stehenbleiben“ unmittelbar vor dem Schuß gehört. Die weiteren Zeugenaussagen ergaben, daß der erschossene Koza in den Wald gegangen war, um Holz zu stehlen; auch sind Fußspuren eine barfüßigen Jungen, die neben abgeschnittenem Holze gefunden wurden, vom Vater des Koza als die seines plattfüßigen Sohnes bezeichnet worden.

Auf Grund der Beweisaufnahme ist daher anzunehmen, daß Bessert den Koza beim Holzstehlen betroffen und ihn verfolgt hat. Dafür spreche, wie der Staatsanwalt anführte, auch der Umstand, daß der barfüßige Junge über ein Stoppelfeld gelaufen sei, um möglichst schnell, den schützenden Wald wieder die erreichen.

Schießversuche, die mit der Büchse des Bessert vorgenommen worden seien, hätten zudem ergeben, daß ein Schuß, wie ihn Bessert abgegeben haben will, fast unmöglich ist.

Die Geschworenen folgten durchweg den Ausführungen des Staatsanwaltes und sprachen den Angeklagten der Körperverletzung mit Todesfolge schuldig.

Der Gerichtshof erkannte nach dem Antrage der Staatsanwaltschaft auf sechs Monate Gefängniß

Mes. Krbl.

* * *

Quellen soweit nicht direkt im Text oder in der Bildbeschreibung genannt: 1) Personenstandsunterlagen  Staatsarchivs Poznan (http://szukajwarchiwach.pl/): 2) Großpolnische digitale Bibliothek Poznan (http://www.wbc.poznan.pl/dlibra) – “Amtliches Kreis-Blatt für den Kreis Neutomischel”