Chlastawe – der Beginn als evgl. Parochie

Chlastawe – Kirche, Aufnahme 2005 GT

In dem Buch „Geschichte der evangelischen Parochien in der Provinz Posen “ – Erscheinungsdatum 1898 –  verfasst von Albert Werner, früher Pastor in Tremessen und überarbeitet von Johannes Steffani, Diakonius an der St. Petrikirche zu Posen, welches von dem königlichen Consistorium der Provinz Posen herausgegeben wurde, wurde versucht in kurzer Übersicht die Einrichtung der evangelischen Gemeinden in ihren Anfängen darzustellen.

Die digitale Version dieses Buches findet sich unter Großpolnische Digitale Bibliothek .

Das an der neumärkischen Grenze gelegene Kirchspiel Chlastawe (Klastawe) gehört zu den älteren der Provinz. Sein Dasein lässt sich bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts verfolgen; Urkunden über seine Entstehung fehlen jedoch. Die älteste Nachricht über dasselbe besteht in einer Bemerkung eines alten Ortskirchenbuches, welche berichtet, dass „leichtfertige böse Buben in der Nacht vor dem Fronleichnamstage des Jahres 1635 das Kirchlein zu Chlastawe angezündet und zu Grunde gerichtet haben.“ Die gegenwärtig noch stehende Kirche ist im Jahr 1637 von dem Gutsherrn Radislaw Miesitzek, von Wishikow, einem eifrigen Beschützer evangelischer Freiheit in drangsalvoller Zeit, aus Fachwerk erbaut worden; seine kräftigen Züge sind noch heut auf einem Bildnisse in der Kirche zu schauen (S. Thomas „Altes und Neues“ S. 109.) Anstelle des alten baufälligen unzureichenden Pfarrhauses ist der Bau eines neuen geräumigen massiven Gebäudes im Jahr 1896 ausgeführt worden.,

Das Kirchspiel umfasste ursprünglich einen Umkreis von zwei bis drei Meilen, zahlreiche Gastgemeinden hielten sich hierher, bis aus der Gegend von Bentschen, Tomysl und Grätz. In dem kaum 400 Menschen fassenden Kirchlein musste das Abendmahl in der Weise gefeiert werden, dass diejenigen, welche das Sakrament bereits empfangen hatten, die Kirche verließen, um Andern Platz zu machen. Bei dem Gottesdienste wurden Türen und Fenster geöffnet, damit auch die dichtgedrängt um die Kirche Stehenden teilnehmen konnten.

Kirchensiegel Chlastawe

Mit dem Jahre 1775 verlor Chlastawe diese Bedeutung. Die toleranten Reichsgesetze riefen zahlreiche neue Pfarreien umher ins Leben, und die Parochie behielt nur die der evangelischen Familie Bronikowski gehörige Herrschaft, die Dörfer Chlastawe und Kuschten und die wenigen evangelischen Einwohner von Großdammer und Nandel. Durch Vereinigungstraktat vom 15. Februar 1786 wurde jedoch das früher zu Brätz (s.d.) gehörige Rogsen mit Bohlen-Hauland als vereinigte Muttergemeinde hierher aufgenommen. Aus diesen Ortschaften besteht gegenwärtig die Parochie. Die Kirchengemeinde Chlastawe zählt 849, die Kirchengemeinde Rogsen 791 Seelen. In Rogsen steht eine anstelle der am 8. Juni 1826 abgebrannten Kirche neuerbaute und am 22. Oktober 1843 durch den Generalsuperintendent Bischof D. Freymark geweihte Kirche, zu der ein Allerhöchstes Gnadengeschenk von 1.900 Thalern gewährt worden war. Die Kirchengemeinde Chlastawe steht unter Privatpatronat des Besitzers der Herrschaft Chlastawe und Kuschten.

Die Pfarrer waren:

  1. Johann Mauritius, geboren 1606 zu Topper bei Crossen, 1632 hierher berufen. Verfolgungen vertrieben ihn nach Schlesien, er wurde 1646 Pastor in Neutempel in der Mark, wo er 1695 starb.
  2. 2. Johann Gerasius
  3. Michael Schönknecht, aus Crossen, er war zugleich Diakonus in Schwiebus und starb 1649 (er nannte sich bei Unterschrift des Fraustädter Synodalbeschlusses vom Jahre 1645: „ecclesiae Christi, quae exvicinis oppidis et pagis Clastaviae colligitur, pastor.“ S. Scheidemantel „Acta conventuum“ (Vratisl. 1777) S. 69
  4. Andreas Reinhard, 1649 berufen. Als er während der Schwedenkriege sich geflüchtet hatte, blieb die Stelle mehrere Jahre unbesetzt. Er wurde Diakonus in Meseritz (s.d.)
  5. Christoph Albinus (Weiss), aus Freistadt in Schlesien, übernahm, nachdem er aus Bomst (s.d.) geflüchtet, 1660 das hiesige Pfarramt. Er starb 1686.
  6. Georg Hollstein, aus Züllichau, 1686 berufen, wurde 1698 Pastor in seiner Vaterstadt.
  7. Adam Deutschmann, 1698 aus Schwerin a.W. (s.d.) hierher berufen, zog 1705 nach Schlichtingsheim (s.d.).
  8. M. Christoph Buchwald, 1678 in Skampermühl bei Schwiebus geboren, erhielt 1795 durch den Patron Miesitzek den Ruf hierher und starb als Kreissenior 1747.