Familiendokumente des Friedrich Johannes Seide im Stadtgeschichtlichen Museum in Leipzig

Seide - von Glinau nach Leipzig

Seide – von Glinau nach Leipzig

Im Stadtgeschichtlichen Museum in Leipzig wird ein Konvolut von Familiendokumenten des Friedrich Johannes Seide (*1899) verwahrt. Seine familiären Spuren führen in die Hauländergemeinde Glinau.

Wir bedanken uns für die Erlaubnis der Nutzung der Daten bei Frau Karin Kühling – Abteilung Zentrale Dokumentation, Stadtgeschichtliches Museum Leipzig.

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Nach wie vor ist die Herkunft der Mehrzahl der „Hauländer“ im Tomyler Hauland ungeklärt. Man kann die Behauptung aufstellen, dass sie aus einem deutschsprachigen Raum kamen, denn von Anbeginn an wurden alle Verträge die die Ansiedlung betrafen, die so genannten Privilegien, mit den polnischen Adelsherren in deutscher Sprache verfasst.  Ob angestellte Vermutungen, die als Herkunftsgebiete Brandenburg, Schlesien, Württemberg, Österreich oder Elsass Lothringen annehmen sich jemals beweisen lassen werden ist ungewiss.

Aber so wie die Herkunft der Siedler im Dunkeln liegt, so ist es auch oft der Verbleib vieler Familien. Einmal beruht dieses sicherlich auf die vielen heute nicht mehr vorhandenen Dokumente früherer Zeit; einige wurden z. B. bei Kirchenbränden vernichtet und viele andere gingen in den Weltkriegen unwiederbringlich verloren.

Zum Verschwinden einzelner Personen oder ganzer Familien haben, so hat es den Anschein, auch die Siedler selbst beigetragen. Als ein vorherrschendes Prinzip schien gegolten zu haben, dass, wenn man sich auf den Weg in ein neues Siedlungsgebiet machte oder in ein fremdes Land wie z. B. Australien auswanderte, Alles aus der Vergangenheit hinter sich gelassen wurde. Der Abschied von der „alten“ Heimat scheint ein endgültiger gewesen zu sein.

Sicherlich, viele der Kolonisten waren des Schreibens und Lesens unkundig; dieses ist belegt mit vielen Vermerken, die z. B. Standesbeamte unter Trau- und Geburtsurkunden sowie auch unter Totenscheinen vornahmen. Als ein Beispiel hierzu kann auch gelten der Ablösungsrezess  von Sontop, die Zeichnung des Einverständnisse geschah in vielen Fällen seitens der Beteiligten mit drei Kreuzen.

Ebenso gab es keine Kommunikationsverbindungen wie wir sie heute kennen, aber nichtsdestotrotz finden sich Hinweise darauf, dass es die Möglichkeit der Aufrechterhaltung von Kontakten gab. Vereinzelt finden sich Briefe, die über die Pastoren oder auch die Dorfschulzen zum Versand gebracht worden waren. Diese Schreiben waren zwar lange Zeit, oft Monate, manchmal sogar Jahre unterwegs, aber sie belegen, dass es Möglichkeiten gab in Verbindung zu bleiben.

Aus den vorgenannten Gründen haben Familienforscher, gerade jene deren Vorfahren zu den Kolonisten zu zählen sind, große Schwierigkeiten etwas über Ihre Vorfahren in Erfahrung zu bringen. Eine Wanderbewegung einer Familie, die z. B. von dem Tomischler Hauland über Schrimm und Stawiszyn zurück nach Franken führt, um dann letztlich im Rheinland zu enden, findet man nur durch Zufall und mit viel Glück.

Manchmal reichte es aber auch schon aus, so wie im Fall der Auguste Wilhelmine Seide aus Glinau (geb. 1845) mit ihrem Sohn Johann Wilhelm (geb. 1868), dass nur eine Übersiedlung in das nicht weit entfernte Anhalt und etwas später von dort nach Sachsen stattgefunden hatte, um den Verbleib eines bzw. einer Familienangehörigen als ungeklärt ansehen zu müssen.

Die Familie der Auguste Wilhelmine Seide ist über ihre Eltern Johann Gottlieb Seide (*1820) mit dessen Ehefrau Johanna Wilhelmine geb. Hoffmann (*1827) und Großeltern Johann George Seide (*ca. 1760) mit dessen Ehefrau Johanna Beata Rosina geb. Peter (*1788) in die Anfänge der Besiedlung des Tomysler Haulandes zurückzuverfolgen.

Durch die Veröffentlichung der Verwahrung des Konvoluts von Familiendokumenten im Stadtgeschichtlichen Museum in Leipzig, war es nun möglich ein weiteres Mosaikteilchen in Geschichte der „Hauländerfamilie“ Seide einzusetzen.