![Das Angebot zum Erwerb eines Krankenpflegeabonnements - Quelle: Quelle: Archiwum Państwowe w Poznaniu – Fond: Akta miasta Nowy Tomyśl [Stadtakten] http://szukajwarchiwach.pl/53/4385/0/1.4/68](http://oledry.pl/wp-content/uploads/2013/04/P1080909-Krankenabonnement-300x267.jpg)
Das Angebot zum Erwerb eines Krankenpflegeabonnements – Quelle: Archiwum Państwowe w Poznaniu – Fond: Akta miasta Nowy Tomyśl [Stadtakten]
http://szukajwarchiwach.pl/53/4385/0/1.4/68
Die Zusammenstellung der Daten erfolgte nach Akten, welche im Staatsarchiv in Poznan / Quelle: Archiwum Państwowe w Poznaniu – Fond: Akta miasta Nowy Tomyśl [Stadtakten] verwahrt werden.
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Der Betrieb des Krankenhaus war ein positiver gewesen und wurde immer weiter ausgebaut. Mit dem 3. Januar 1889 waren zwei Diakonissinnen für die Pflege der Patienten tätig geworden. Dieser Umstand brachte daraufhin den Magistrat auch zu einer Art Werbeanzeige:
„Bekanntmachung
Mit dem 1. Januar 1889 ist das Abonnement auf freie Kur und Verpflegung erkrankter Dienstboten im hiesigen städtischen Krankenhause eröffnet worden, was mit dem Bemerken bekannt gemacht wird, dass jede in der Stadt Neutomischel wohnende Familie berechtigt ist, bezüglich ihrer Dienstboten dem Abonnement beizutreten. Anmeldungen werden an den Wochentagen von 8 bis 12 Uhr im Magistratsbureau entgegengenommen. Der jährliche Abonnementspreis beträgt pro Person 4 Mark.
Familien, welche mehrere Dienstboten halten, müssen, wenn sie beitreten wollen, dieselben alle versichern.“
Dass das Krankenhaus sich zu einem erfolgreichen Unternehmen entwickelt hatte sprach sich scheinbar auch herum. Auch andere Städte befassten sich mit dem Gedanken ein solches einzurichten. Im Juni 1888 z. B. war der Krankenhausvorstand von Neutomischel seitens des Magistrats von Bentschen angeschrieben worden und es war darum gebeten worden diesem für kurze Zeit die Kostenvoranschläge und auch die Bauzeichnungen zu überlassen.
Die meisten der aufgefundenen Unterlagen jedoch befassen sich mit Alltäglichkeiten. So ging es zum Beispiel in dem unter dem 24. März 1889 an den Kaufmann Herrn Joseph Gutkind verfassten Brief darum, dass immer wieder schmutziges Wasser und Unrat aus dem im oberen Stockwerk, nach hinten hinaus gelegenen Fenster seines Hauses in den Garten des Krankenhauses ausgegossen worden sei. Man hatte dem Kaufmann Bestrafung angedroht, wenn dieses nicht eingestellt werden würde.
Ab Ende 1890, also nach nur 6 Jahren Betrieb des neu errichteten Stadt-Krankenhauses, finden sich vereinzelte Hinweise darauf, dass seitens einiger Politiker oder auch seitens des Kreisphysikus, welche also nicht unmittelbar zur Stadtverwaltung gehört hatten, sondern Angehörige der Kreisverwaltung waren, versucht worden war die Einrichtung eines Johanniterkrankenhauses in der Stadt Neutomischel anzusiedeln. Ein Punkt, der allerdings dazu notwendig gewesen wäre, war, dass die Stadt einen größeren finanziellen Eigen-Beitrag hätte aufbringen müssen, um weitere Bau-Finanzierungs-Mittel des Kreises zu erhalten.
Seitens des Magistrats scheint man der Angelegenheit nicht abgeneigt gewesen zu sein. Man hatte angeboten, dass zu diesem Projekt als finanzieller Anteil der Stadt das Grundstück und das Gebäude des Städtischen Krankenhauses durch den Kreis angekauft werden könnte; wobei letzteres dazu ausgelegt gewesen war um ein weiteres Stockwerk aufgebaut werden zu können. Dieses Angebot wurde seitens des Kreisausschussvorsitzenden Hr. Klapp jedoch als „nicht sachgemäß“ abgelehnt.
![Werbung für das Marine-Scheuertuch - Quelle: Archiwum Państwowe w Poznaniu – Fond: Akta miasta Nowy Tomyśl [Stadtakten] "Die Verwaltung und Leitung des städtischen Krankenhauses" http://szukajwarchiwach.pl/53/4385/0/1.4/69](http://oledry.pl/wp-content/uploads/2013/05/Image00005-Marine-Scheuertuch-Ausschnitt-300x162.jpg)
Werbung für das Marine-Scheuertuch – Quelle: Archiwum Państwowe w Poznaniu – Fond: Akta miasta Nowy Tomyśl [Stadtakten] „Die Verwaltung und Leitung des städtischen Krankenhauses“
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- die Stadt Neutomischel hatte ein ihren Verhältnissen entsprechendes Krankenhaus erbaut und mit eigenen Mitteln eingerichtet, sodass darin 16 Kranke „gut“ untergebracht und versorgt werden konnten
- die Stadt hatte große finanzielle Opfer für den Bau und die Einrichtung erbracht und sah sich nicht in der Lage die Zuschüsse, die für diese Einrichtung gedacht waren, dieser nun zu entziehen um sie dann für die Einrichtung einer neuen Anstalt zu verwenden
- die Stadt hatte für die Sache des Johanniterkrankenhauses das Angebot unterbreitet, dass der Kreis das bestehende Grundstück nebst Gebäude zum Selbstkostenpreis ankaufen könnte und nur die Baukosten hätten erstattet werden müssen. Die Kosten des Inventars, dessen Wert auf 4.000 bis 4.500 Mark geschätzt worden war, wären seitens der Stadt nicht in Anrechnung gebracht worden
Der Kreis, so war die Auffassung des Neutomischler Magistrats gewesen, hätte dann mit dem von ihm angekauften Grundstück und Krankenhausgebäude weitere Verhandlungen mit dem Johanniter Orden wegen einer Übernahme durch diese verhandeln können.
Die Stadtgemeinde sah keinen Grund zur Erbauung und Unterhaltung eines neuen Krankenhauses Zuschüsse zu geben, da man ja nicht durch den Kreis auf das seitens der Stadt gemachte Angebot eingegangen war. Man müsste es dann wohl bei der „alten“ Einrichtung belassen.
Ab dem Jahr 1893 weiteten sich die Differenzen zwischen den am Krankenhaus tätigen Ärzten aus; einerseits war dieses der Kreisphysikus Dr. Brinkmann, ein Befürworter der Einrichtung des Johanniterkrankenhauses und andererseits der ebenfalls am Krankenhaus als zweiter Mediziner tätige praktische Arzt Viktor Loechner gewesen.
Im Mai 1894 wurde dann seitens der Befürworter des Johanniterkrankenhauses ein weiterer Vorstoß unternommen um den Magistrat doch noch umzustimmen, dass dieser seine Ablehnung gegenüber einem Krankenhaus des Landkreises aufgeben würde.Das Städtische Krankenhaus der Stadt war zu diesem Zeitpunkt ca. 10 Jahre in Betrieb.
Man unterrichtete den Magistrat darüber, dass die evangelischen Gemeinden des Kreises bereit wären, durch freiwillige Spenden den Baufonds zu fördern; desweiteren würde der Majoratsbesitzer Herr von Hardt-Wonsowo 20.000 Mark zugesagt haben, wenn die Mittel, die sonst noch aufzubringen gewesen wären, freiwillig eingebracht worden seien.
Noch im selben Monat erteilte der Magistrat der Angelegenheit eine erneute Absage und verwies auf die schon im Jahr 1890 angeführten Fakten, die keine Änderung erfahren hätten.
Im April 1894 verfasste der Magistrat nachstehende Verfügung für den Betrieb des Stadt-Krankenhauses:
„Im Interesse der Reinlichkeit, sowie zum Schutze der Anlagen und Aufrechterhaltung der Ordnung bezüglich der Verwaltung des Krankenhause werden folgende Anordnungen getroffen, um deren Befolgung wir bitten und auf deren Durchführung wir mit aller Strenge halten werden:a) die großen Hühner werden von heute ab in den dazu hergestellten eingefriedeten Raum in den Garten gebracht und während der Sommermonate darin gehalten
b) die jungen Hühner werden aus dem Krankenhause weggenommen und in einer Stallabteilung untergebracht
c) zur weiteren Haltung und Anschaffung von Vieh jeglicher Art ist unsere Erlaubnis einzuholen
d) mit den übrig bleibenden gekochten Kartoffeln und den Semmelresten ist sorgsamer umzugehen“
![Verschiedenste Modelle von Zwangsjacken - Quelle: Archiwum Państwowe w Poznaniu – Fond: Akta miasta Nowy Tomyśl [Stadtakten] "Die Verwaltung und Leitung des städtischen Krankenhauses" http://szukajwarchiwach.pl/53/4385/0/1.4/69](http://oledry.pl/wp-content/uploads/2013/05/Image00006-Zwangsjacke-Ausschnitt-189x300.jpg)
Verschiedenste Modelle von Zwangsjacken – Quelle: Archiwum Państwowe w Poznaniu – Fond: Akta miasta Nowy Tomyśl [Stadtakten] „Die Verwaltung und Leitung des städtischen Krankenhauses“
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Unter dem 28. September 1894 legte der Magistrat die Zulieferer für das Krankenhaus fest, bei denen die Diakonissenschwestern, die auch für den Aufrechterhaltung des Krankenhausbetriebes zuständig waren, ihre Bestellung haben vornehmen dürfen:
- für Fleischwaren – Fleischermeister Hr. Carl Weinert
- für Brotwaren – Bäckermeister Hr. Berthold Lehmann
- für Kolonialwaren – Frau Constanze Wandrey
- für Hirse und Grütze – bei Hr. Gustav Tepper
- für Milch – Hr. Otto Maennel
- für Petroleum – Hr. Ernst Tepper
Datiert per 23. April 1895 erhielt der Magistrat dann eine Mängelrüge des Krankenhauses seitens des königlichen Regierungs-Präsidenten zu Posen, da bezüglich einer vorangegangenen Besichtigung des Krankenhauses folgende wesentliche Mängel festgestellt worden waren:
- Die Krankenzimmer waren in unzulässiger Weise mit Betten überfüllt
- Es fehlte in den Krankenzimmer eine Angabe über den kubischen Inhalt derselben
- Die mit Kalkfarbe gestrichenen Wände waren in der Nähe der Betten unsauber, (es wurde ein ca. 1 m hoher Anstrich mit Ölfarbe empfohlen)
Es wurde eine Frist zur Behebung der Mängel von 8 Wochen eingeräumt; diese war seitens der Verwaltung eingehalten worden
Aus der Berechnung des Rauminhaltes ist zu erfahren, dass das Krankenhaus zu dieser Zeit über folgende Räumlichkeiten verfügte: Zimmer 1 = 4,75 x 4,50 x 3,00 m; Zimmer 2 = 4,90 x 4,45 x 3,00 m; ein Zimmer 3 = wurde nicht aufgeführt; Zimmer 4 = 4,90 x 3,00 x 3,00 m; Zimmer 5 = 5,38 x 3,25 x 2,95 m; Zimmer 6 = 5,38 x 3,25 x 2,95 m
Im Jahr 1895 eskalierte der Streit der am Krankenhaus tätig gewesenen Ärzte derart, dass sogar die Justizbehörden eingeschaltet worden waren. Nach der Urteilssprechung im Dezember des gleichen Jahres wurde es dann sehr ruhig.
Es folgen in den Archivunterlagen Briefe, die sich befassten mit
- Urlaubsvertretungen
- zurückzugebenen Leihdecken
- anzuschaffender Krankenhauskleidung
- der Anschaffung von Fensterriegeln damit keine Kranken mehr durch die Fenster das Krankenhaus verlassen könnten
- der Tatsache, dass der Abort mehr von Fremden und Kindern genutzt wurde, als seitens der Kranken und dieses abzustellen sei und
- dem Umstand, dass der Schlüssel zur Pforte zum Landgraben nicht aufzufinden gewesen sei
Bei einer Revision am 24. September 1897 waren nachstehende Mängel festgestellt worden:
- Die Ventilation in den Zimmern war nicht ausreichend gewesen, worauf angeordnet worden war, dass hinreichend große verstellbare Glasjalousien anzubringen seien
- Das einige Spei-Näpfe zum Teil mit Sand anstatt mit Wasser gefüllt gewesen waren; auch waren zusätzliche Spei-Näpfe auf den Fluren, Treppen und den Aborten aufzustellen gewesen
Die Verwaltung des Krankenhauses hatte sich aber ab und an mit einigen selten vorkommenden Angelegenheiten zu beschäftigen. Da war zum Beispiel die Einforderung Dritter von Geldern bzw. Zahlungen die das Krankenhaus an den Lieferanten Bäckermeister Thomas zu leisten hatte. Einmal forderte Paul Goldmann 80 Mark, die er als Schuldtitel gegen den Bäckermeister besaß; es gab jedoch eine weitere Forderung des Dampfmühlenbesitzers W. Schmidt aus Mehllieferungen gegen diesen. Der Rechtsanwalt und Notar Bartecki sah die Vollstreckung der Forderungen beim dem Schuldner Bruno Thomas seinerzeit als gefährdet an, da dieser mit seiner Familie, seine Wohnung nebst Bäckerei, die er bei dem Brauereibesitzer Morzynski innegehabt hatte, in der Nacht vom 21. auf den 22. April 1898 mit allem Mobiliar heimlich verlassen hatte.
![Wehnelt-Unterbrecher - Quelle: Archiwum Państwowe w Poznaniu – Fond: Akta miasta Nowy Tomyśl [Stadtakten] "Die Verwaltung und Leitung des städtischen Krankenhauses" http://szukajwarchiwach.pl/53/4385/0/1.4/69](http://oledry.pl/wp-content/uploads/2013/05/Image00004-Wehnelt-Unterbrecher-Ausschnitt-300x244.jpg)
Wehnelt-Unterbrecher – Quelle: Archiwum Państwowe w Poznaniu – Fond: Akta miasta Nowy Tomyśl [Stadtakten] „Die Verwaltung und Leitung des städtischen Krankenhauses“
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- Prüfung des Angebotes von Marine Scheuertüchern, welche, so die Werbung aus reiner Baumwolle gefertigt wurden und somit den großen Vorteil des schneller Trocknens hatten und 3-4 mal so lange hielten, als die sonst gebräuchlichen Scheuertücher und welche von vielen Heilanstalten, Hospitälern, Krankenhäusern, Diakonissenhäusern, Anstalten und Etablissements, vielen Schulen und Hotels, sowie einer großen Anzahl von Privat Haushaltungen seit vielen Jahren als ständigen Abnehmern bezogen wurden und über welche nie eine Klage etwa mangelhafter Lieferungen laut geworden waren. Das Angebot fand derartige Beachtung, dass per 13. September 1897 seitens des Bürgermeisters Witte 1 Stück bestellt wurde
- Prüfung eines Angebotes über 1A Torfmull für Aborte
- Prüfung eines Angebotes über einen „Wehnelt-Unterbrecher“, welcher ein Haupterfordernis der exakten Unterbrechung des Primärstromes des Induktors mit großer Frequenz in der Zeiteinheit zur Erzeugung intensiver Röntgen-Strahlen und eines ruhigen Lichtes für Durchleuchtungen war
- Beschaffung von Plattfußeinlagen für den Tischlerlehrling Herrn Schiller
- Beschaffung von Gaze, Eisbeuteln, Schläuchen und Bettstoffen
- Unterrichtung der Ärzte und der Einhaltung durch diese, dass keine medizinischen Eingriffe an Patienten ohne deren Einverständnis vorgenommen werden dürften
- Auseinandersetzung sich mit der Anschaffung von „Döcker’schen Baracken“ für den Fall des Ausbruchs von Epidemien zu befassen
- Beschaffung von Spitalbetten mit Rollen
- Umsetzung von Regierungserlassen, die eine einheitliche Regelung von öffentlichen und privaten Krankenanstalten in Bezug auf die des Betriebs, der Leitung und der Beaufsichtigung vorsahen und natürlich deren Abwendung für das Städtische Krankenhaus in Neutomischel
- Beschaffung von Kohlen, Brennholz und Kartoffeln
- Umsetzung der Verfahrensweise, die auf Anordnung des Ministers der geistlichen Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten zu beachten waren und sich damit beschäftigt hatten, wie mit bewusstlos aufgefundenen Personen, die in das Krankenhaus eingeliefert worden waren umzugehen gewesen ist
- Beseitigung von entstandenen Unratstoffen
- Prüfung der Anschaffung von Brausebädern (1905)
- Anschaffung von Zwangsjacken
Erst mit dem Jahr 1904 kam es am Städtischen Krankenhaus zu Neutomischel durch den königlichen Kreisphysikus Dr. Buddee zu einem gewissen Umschwung.