Aron Heppner, Isaak Herzberg – Aus Vergangenheit und Gegenwart der Juden und der jüdischen Gemeinden in den Posener Landen

Dieser Text stammt aus dem Buch  „Aus Vergangenheit und Gegenwart der Juden und der jüdischen Gemeinden in den Posener Landen„, veröffentlicht im Jahr 1904, dieses ist zu finden und zu lesen in der Grosspolen Digital Bibliotkek . Bei dem hier veröffentlichten Artikel wurde nur der Teil ausgewählt und leicht abgewandelt, der sich direkt mit der Stadt Neutomischel befasst (No. 69. / Seite 658ff). Am Ende wurden die Zahlen der jüdischen Bevölkerung aus Neutomischel und aus den Nachbarstädten gesammelt.

Neutomischel (poln. Nowy Tomyśl), am 6. April 1786 zur Stadt erhoben, hatte im Jahre 1800 noch keine jüdischen Einwohner (Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen I S.390) und sollte in den 30iger Jahren des vorigen Jahrhunderts, da es sich gar nicht entwickelte, wieder in eine Dorfschaft umgewandelt werden. „Da trat ein Ereignis ein, welches die Lage der Stadt vollkommen zum Besseren änderte, und dies durch einen Juden, den Kommerzienrat Joseph Jakob Flatau (*) aus Berlin, der sich für den Hopfenbau der dortigen Gegend zu interessieren begann.

(*) Geb. am 1. Mai 1808 in Posen, „genoß eine vorzugsweise kaufmännische Bildung, die er durch volkswirtschaftliche Studien und Reisen in das Ausland vertiefte und erweiterte. 1837 setzte er den Plan, den Hopfenbau, den er in Belgien hatte schätzen gelernt, in seiner Heimatprovinz zu betreiben, und seiner rastlosen Tätigkeit ist es mit zuzuschreiben, dass dieser eine solche Verbreitung und Bedeutung gefunden hat“. Mannigfache Auszeichnungen wurden ihm hierfür zuteil, und er starb geehrt und geschätzt am 28. Februar 1887 – Über sein Leben und Wirken vergl. :.

  • Über Hopfenbau von Jos. Jak. Flatau – Berlin 1866
  • Jos. Jak. Flatau genannt „Flatau von Hopfenfeld„ von Her[mann] Tietz 1868
  • Gesch(ichte) des Hopfenbaues und Hopfenhandels zu Neutomischel Berlin 1883 usw. (Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen II XXXVI und Allgemeine Zeitschrift des Judentums 1904 Nr. 11)

Fl.[atau] führte zunächst gute Wurzelsprossen aus Böhmen und Bayern ein und sorgte für den nötigen Absatz durch Beschickung verschiedener Ausstellungen.“ Und der Erfolg blieb nicht aus; denn während früher der jährliche Ertrag selten 500 Zentner überstieg und etwa 1500 Taler brachte, betrug um 1885 die Produktion schon 40000 Zentner, die einen Wert von sechs Millionen Mark repräsentierten (Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen II S.140). Im Laufe der Zeit ließen sich hier verschiedene Juden nieder, und wir finden daselbst im Jahre 1861 etwa 20 jüdische Familien, die in einem gemieteten, beschränkten und sehr bescheidenen Privatlokale ihren Gottesdienst abhielten..

Es wurde daher ein eigenes Gotteshaus erbaut (Einweihung November 1861) und zur teilweisen Beschaffung der hierzu erforderlichen Mittel von dem „Verein der jungen Leute“ eine Verlosung veranstaltet und die Lose auch an auswärtige Glaubensgenossen gesandt (nach einem von der Verlosungs=Kommision – Jak.[ob] Basch , S. Cohn und M. Friedländer – versandten Schriftstück; im Besitze des Rabbiners Dr. Heppner – Koschmin) – …. in Neutomischel sind.

  • 1889 r. – 205
  • 1890 r. – 212 (42 Fam.)
  • 1891 r. – 215 (43 Fam.)
  • 1892 r. – 155
  • 1896 r. – 148
  • 1898 r. – 151
  • 1905 r. – 117
  • 1911 r.  – 95 (25 Zens.) [wahrscheinlich Fehler  [1907 r.?] …. jüd Seelen..

In diesem Jahre wurden 100% der Staatssteuer von jüd. Gemeinden erhoben, der Etat betrug 2000 Mark, und es bestanden daselbst eine Kasse gegen Wanderbettelei, eine Chebra Kadischa und ein isr. Frauenverein (Statistische Jahrbuch des deutsch= israelitischen Gemeindebundes)

An den Feldzügen 1866 nahmen Raphael Levy und  Isidor Cohn und 1870:3 Juden aus Neutomischel teil; von diesen wurde einer Gefreiter.

Auch in der Stadtvertretung sind Juden („Die Juden als Soldaten und Handbuch der Provinz Posen”) – Archivalien, ja nicht einmal Auskünfte und Antworten waren vom Vorstande der jüd. Gemeinde Neutomischel zu bekommen !.

Eine kurze Statistik der jüdischen Bevölkerung in Neutomischel und weiteren Städten der Umgebung:.

Provinz Posen
Neutomischel Neustadt   Bentschen   Gratz Opalenitza
zusammen Juden zusammen Juden zusammen Juden zusammen Judeni zusammen Juden zusammen Juden
1840 1017194 40224 773 50 2460 815 1868 307 3586 1620 1337 27
1871 1106959 32891 1218 165 2456 540 2468 222 3714 793 1497 14
1895 1173211 25379 1844 151 2600 280 3358 147 4042 366 2608 4
1903     1808 151 2639 220 3782 140 3784 319
1905       117 225 125 319
Wollstein Pinne   Buk   Wielichowo Rakwitz
zusammen Juden zusammen Juden zusammen Juden zusammen Juden zusammen Juden
1840 2627 858 1990 697 2167 241 1067 16 1677 209
1871 2803 468 2328 672 2670 266 1424 38 2019 176
1895 3236 330 2604 376 3385 250 1782 28 2210 95
1903 3438 350 2572 369 3550 300 1782 24
1905 330 376 231