Bauet Hopfen ! 1861

Aus der Natur - Die neuesten Entdeckungen auf dem Gebiete der Naturwissenschaften - 1861 / No. 31

Bauet Hopfen ! so die Überschrift des Artikel in der Zeitschrift „Aus der Natur“ – Die neuesten Entdeckungen auf dem Gebiete der Naturwissenschaften –  Die Zeitschrift hatte wöchentlich eine Nummer in der Veröffentlichung und war durch alle Buchhandlungen und über Postämter zu beziehen

Dieser Artikel hebt sich von anderen dadurch ab, das als Ursprung des Hopfenanbaus Böhmen in Frage gestellt wird und niederländische Brauereien in bezug auf die Erstverwendung erwähnt werden. Für Neutomysl als „unbedeutendes“ Städtchen, wird der erste Hopfenanbau rückdatiert auf die Zeit der Hussitenkriege, das wären die Jahre 1419-1434, 1439 gewesen. Dieser frühe Zeitpunkt wird damit erklärt, das flüchtige Böhmen in der Gegend gesiedelt haben sollen, welche dann den ersten Anbau von Hopfen betrieben. 1835 ist das Jahr mit dem die Kultivierung und der Aufschwung des Hopfenhandels eingeleitet wurde.

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Der große Durst der alten Germanen, den sie mit einem berauschenden Gerstensaft löschten, war schon den Römern bekannt. Wenn auch Plinius anführt, dass der Hopfen überall in unserem Verlande die Weiden und Gesträuche überzogen habe, so ist doch wahrscheinlicher, dass der Gerstensaft unserer Vorfahren mehr ein gegornes, weinsäuerliches als ein dem heutigen Biere ähnliches Getränk war. Nichts desto weniger aber ist das wirkliche Bier, das immer mehr als Lieblingsgetränk aller Völker zu werden scheint, eine deutsche Erfindung und das wichtigste Material zu seiner Bereitung ist unstreitig der Hopfen, weil nur er allein dem Biere Halt und Dauer verleiht und eben deshalb hat auch er unter allen Pflanze, welche währen der Völkerwanderung in Europa eingeführt worden sein sollen, die größte Bedeutung erlangt.

Man führt zwar an, dass Böhmen, noch heute in dieser Hinsicht mit den ersten Rang einnehmend, das eigentliche Vaterland des Hopfenbaues sei, aber dem können wir nicht zustimmen, denn schon in einem Schenkungsbriefe Pipins, des Vaters Karl des Großen, aus dem Jahre 768 ist von Hopfengärten (humularia) die Rede und unter Karls Nachkommen wird des Hopfenbaues schon mehrfach in Urkunden gedacht. Sicher haben wir die Klöster als die Ausgangspunkte der Hopfenkultur anzusehen, denn bekannt ist ja, dass die Mönche große Liebhaber eines herzhaften Trunkes waren. Ja man sagt sogar, dass die kunstgemäße Bereitung des Bieres vermittelst des Hopfens von den Klöstern ausgegangen sei, während nach Anderen der Hopfen zuerst in den niederländischen Brauereien angewendet worden zu sein scheint, worauf auch die Volkssage von Gambrinus hindeutet.

Namentlich scheint vom 11. Jahrh. an der Zusatz des Hopfens zum Biere allgemein verbreitet gewesen zu sein. Um das Jahr 1070 steht der Hopfenbau schon im Magdeburgischen und Bayern in hoher Blühte und im 12. Und 13. Jahrh. war das Bier, da es im Rufe stand, dass es sich wegen des Hopfenzusatzes lange halte, schon ein bedeutender Ausfuhrartikel Deutschland. Mehr noch breitete sich der Hopfenbau im 14. 15. und 16. Jahr. aus und wenn auch jetzt schon die Hopfenkultur in Bayern und Böhmen berühmt war, so stand diesen doch ganz Norddeutschland ebenbürtig zur Seite. In welchem Umfange zu dieser Zeit der Hopfenbau in Bayern stand, lehrt uns eine Forstverordnung aus dem Jahre 1568. Diese gebot, dass beim Schneiden der Hopfenstangen darauf zu sehen sei, dass die Wälder dadurch nicht zu sehr verwüstet würden. Und zu dieser Zeit gab es doch noch allüberall in Deutschland Wälder in Überfluss.

Der Ruhm, welchen die deutschen Biere im Mittelalter genossen und die große Mannigfaltigkeit derselben, ist hinreichend bekannt. Wie so vieles Andere geriet auch die Bierbrauerei und damit der Hopfenbau durch den 30 jährigen Krieg, die Quelle des ganzen Unglückes unseres Vaterlandes, in Verfall und mit diesem Untergange Deutschlands ging Englands Stern auf. Im letzteren Lande wurde der Hopfenbau noch unter Heinrich IV. und Heinrich VI. wiederholt verboten; selbst noch Heinrich VIII. untersagte 1530, weil er persönlich einen Wiederwillen gegen das Hopfenbier hegte, bei schwerer Strafe, Hopfen in das Ale zu tun. Diesen werthvollen Zusatz beliebte der König „Bierverfälschung“ zu nennen. Erst unter Eduard VI. wurden 1552 Hopfenfelder in gesetzlichen Verordnungen erwähnt und noch 1603 musste Deutschland mit seinem Überfluss aushelfen, da England selbst den eigenen Verbrauch nicht erzeugte.

Jahrhundert hindurch konnte sich die deutsche Bierbrauerei in Folge der verkehrten volkswirtschaftlichen Ansichten, die man hegte, von ihrem Verfall nicht wieder erheben. Bayern allein war das Land, welches den Ruhm des deutschen Bieres alle Zeit aufrecht erhielt und im allein haben wir den erfreulichen Umschwung zu danken, der seit den letzten 20 Jahren eingetreten ist und der noch immer unaufhaltsam vorwärts schreitet, so dass man in Wahrheit sagen kann, „das Bier macht zur Stunde seinen Siegeszug um die ganze Welt.“

Dass in dieser Unglücksperiode der Hopfenbau nicht ganz und gar in Verfall geraten ist, haben wir zumeist England zu verdanken. Wenn auch hier der Hopfenbau so bewundernswürdige Fortschritte gemacht hat, dass man mehr Hopfen baut als in ganz Deutschland, so treten hier des feuchten Klimas wegen doch häufiger Missernten ein als bei uns und aus diesem Grunde ist England zu allen Zeiten der Beste Kunde für unseren Hopfen.

Mit dem Aufschwunge der Bierbrauerei hat die Hopfenkultur nicht gleichen Schritt gehalten. Es existieren noch viele Gegenden, wo der durch den dreißigjährigen Krieg vernichtete Hopfenbau zur Stunde noch nicht wieder eingeführt worden ist, wenn schon derselbe mehr als je in den Ländern außerhalb Böhmens und Bayerns an Terrain gewonnen hat. Man hat sich in der jüngsten Zeit gescheut, zum Anbau des Hopfens aufzumuntern, weil mit demselben hohe Kosten verknüpft sind un der Ertrag doch nur ein sehr unbestimmter ist. Darüber geben uns die Ernsten der Jahre 1858 und 1860 Aufschluss. 1858 erntete man in Bayern 73.600 Ctr. Und zwar in Spalt (Stadt) 1.000 Ctr., (Land) 8.500 Ctr., Heideck und Kimling 2.000 Ctr., Aisch und Zenngrund 19.500 Ctr., Hersbruck (Stadt) 2.200 Ctr., (Land) 8.000 Ctr., Lauf und Umgegend 5.000 Ctr., Altdorf (Stadt) 2.200 Ctr., (Land) 2.600 Ctr., Heroldsberg und Umgegend 1.800 Ctr., Bamberg und Forchheim 4.000 Ctr., Wasserburg 2.500 Ctr., Sulzbach 300 Ctr., Helledau 13.000 Ctr., in Böhmen 41.000 Ctr. Und zwar in Saatz (Stad) 1.000 Ctr.,(Land) 10.000 Ctr., Rothe und Grünland (Auscha und Dauba) 30.000 Ctr., in Baden (Schwetzingen) 14.000 Ctr., in Württemberg (Rothenburg, Aischhausen und Schwäb. Gmünd) 6.000 Ctr., Braunschweig und Altmark 11.000 Ctr., Preuß Polen 15.000 Ctr., Gesamtertrag in Deutschland: 160.6000 Ctr. Ferner erntete man im Elsass und Lothringen 16.000 Ctr., in Belgien 20.000 Ctr., in England 500.000 Ctr., also im Ganzen 696.600 Ctr., wovon auf England 71,78 %  und auf Deutschland dagegen nur 23,05 % kommen.

Im vergangenen Jahre war die Hopfenernte wegen des Misswachses an verschiedenen Orten weniger günstig. Es kommen auf Baiern 70.000 Ctr., Böhmen 20.000 Ctr., Baden 15.000 Ctr., die Altmark 10.000 Ctr., Preuß. Posen 20.000 Ctr., Württemberg 10.000 Ctr., also auf ganz Deutschland 145.000 Ctr.; ferner auf Elsass 12.000 Ctr. Und auf Belgien 30.000 Ctr. Den größten Ausfall erlitt England; hier erntete man nur 60.000 Ctr. Gegen 400.000 Ctr. Im Jahre 1859. Die Gesamthopfenernte des Jahres 1860 belief sich also auf 247.000 Ctr. Und davon kommen auf Deutschland 58,54 %, auf England dagegen nur 24,29 %. Den jährlichen Hopfenverbrauch in Europa schätzt man dagegen auf 600.000 Ctr., so dass man 1860 nicht einmal die Hälfte des Bedarfes erzeugt hatte. Deshalb gingen auch die Preise so bedeutend in die Höhe bis auf 160 Thr. pro Ctr. und mehr.

Um die Ausfälle der einzelnen Ernten gehörig würdigen zu können, wollen wir auch die Ergebnisse einer vollen Hopfenernte anführen. Diese betragen für Bayern 153.000 Ctr., Böhmen90.000 Ctr., Baden 20.000 Ctr., Braunschweig 30.000 Ctr., Preuß Polen 20.000 Ctr., die Altmark 20.000 Ctr., Württemberg 12.000 Ctr., also für ganz Deutschland 345.000 Ctr.; für Elsass 32.000 Ctr., Belgien 40.000 Ctr. und für England 750.000 Ctr., in Summa also 1.167,000 Ctr. und davon kommen auf England 64,27 % und auf Deutschland 29.56 %.

Hieraus lässt sich denn auch ersehen, eine wie bedeutende Steigerung der Hopfenbau bei uns noch erfahren könnte, denn ganz abgesehen davon, dass sich der Bierconsumtion und mithin auch der Hopfenverbrauch von Jahr zu Jahr steigert, würde man sicher in England die Kultur dieser Pflanze, da sie hier mehr als anderswo dem Missraten ausgesetzt ist, an vielen Orten aufgegeben, sobald der Bedarf von Deutschland aus regelmäßig gedeckt werden könnte.

Die theuern Preise des Hopfens in den letzten Jahren haben bereits eine nicht unbedeutende Ausbreitung des Hopfenbaues bei uns zur Folge gehabt. So hat z. B. in Württemberg der Hopfen von Tübingen und Rothenburg sehr schnell den Ruf erster Qualität selbst bei bayerischen Käufern erlangt und beide Städte haben für die letzte Ernte von einer verhältnismäßig nicht sehr großen und sonst wenig nutzbaren Fläche einen Erlös von gegen 1 Mill. Gulden (574.400 Thlr.) davon getragen.

Mehr aber noch zeigt Neutomysl, ein unbedeutendes Städtchen mit etwa 1.200 Einwohnern im Kreise Buk der preuß. Provinz Posen, welche große Bedeutung der Hopfenbau für eine Gegend hat und zugleich lernen wir hier, was der Einzelne zu leisten im Stande ist, wenn er die Sache nur an dem richtigen Ende anzufassen weiß. Der Betrieb des Hopfenbaues in dieser Gegend datiert zurück bis in die Zeit der Hussitenkriege, indem er durch flüchtige Böhmen, die sich hier niederließen, eingeführt wurde, aber zu keiner Zeit hat das Produkt dieser Gegend irgend nur eine Bedeutung erlangt. Erst seit 1835 trat eine Wendung zum bessern ein und der Aufschwung war der Art, dass der hier erbaute Hopfen jetzt so zu sagen weltberühmt ist und selbst mit dem Erzeugnis der ältesten Kulturgegenden glücklich konkurriert; ja er zeichnet sich sogar durch Lupulin-Reichthum, Aroma und vorzüglichen Doldenbau vor den Produkten des Auslandes der Auslandes der Art aus, dass er namentlich im vorigen Jahre reißenden Absatz nach Böhme, Bayern, Frankreich und England gefunden hat. Das Städtchen Neutomysl, vor 20 Jahren wohl kaum außerhalb der Provinz bekannt, wurde im vorigen Jahre von den Hopfenhändlern aus allen Gegenden Deutschlands so zu sagen fast belagert, und in Folge dieses außerordentlichen Zudranges stieg auch hier der Preis des Hopfens von 45 bis auf 160 Thlr. pro Ctr.

Dieser außerordentliche Aufschwung ist vorzugsweise das Werk eines Mannes, des Kaufmann Flatau in Berlin. In dieser Gegend angesessen lernte er zuerst 1837 den dortigen Hopfenbau kennen und sofort wendete er demselben seine ganz besondere Aufmerksamkeit zu. Er sorgte für Einführung besserer Sorten und einer zweckmäßigeren Bodenbearbeitung so wie einer rationellen Kultur. Aber neben dem Rath ließ er es auch an der Tat nicht fehlen, indem er zu einer Unterstützung an Geld stets bereit war.

Diese verdienstlichen Bemühungen haben denn auch den glänzendsten Erfolg gehabt. Während 1839 in dieser Gegend nur 500 Ctr. Hopfen erbaut wurden, erntete man 1859 auf 4.500 Morgen 20.000 Ctr. und 1860, wo sich das mit Hopfen bestellte Areal um 500 Morgen vergrößert hatte, wiederum die gleiche Menge. Der Erlös im letzteren Jahre belief sich auf nicht weniger, den 2,2 Mill. Thlr. Diese glückliche Konjunktur hat zu Wege gebracht, dass sich die Hopfenplantagen in diesem Frühjahr abermals um 1.000 Morgen vergrößert haben.

Zu bemerken ist, dass der Hopfenbau in dieser Gegend noch niemals so ungünstige Resultate oder gar gänzliche Missernten ergeben hat, wie in anderen Gegenden. Den Grund sucht man wohl mit Unrecht in dem Umstande, dass man hier als Zwischenfrucht Kartoffeln zieht. Die Ausdünstung des Kartoffelkrautes hat schwerlich die Macht, den Hopfen vor Unfall zu bewahren. Richtiger wäre es wohl, die Ursache des trefflichen Gedeihens in den günstigen Verhältnissen des Bodens und Klimas zu suchen.

Aufgemuntert durch diesen außerordentlichen Erfolg wendet man jetzt in Preußen dem Hopfenbau größere Aufmerksamkeit zu. Die Regierung hat namentlich veranlasst, dass auf den höheren landwirtschaftlichen Lehranstalten Musterpflanzungen angelegt worden sind. Hierin zeichnet sich besonders die Lehranstalt zu Proskau in Schlesien aus, wie denn diese Provinz überhaupt auf dem besten Wege ist, bedeutende Fortschritte in der Hopfenkultur zu machen. Schon seit 20 Jahren hat sich hier F. v. Raumer durch theoretische und praktische Belehrungen um die Einführung des Hopfenbaues große Verdienste erworben. Von der richtigen Voraussetzung ausgehend, als das lebendige Beispiel am meisten zur Nachahmung reize, ließ er bereits 1840 auf seinen Gute Kaltwasser bei Liegnitz 11 Morgen mit Hopfen bepflanzen, die gleichfalls ein sehr günstiges Resultat zur Folge hatten, indem durchschnittlich in den 10 Jahren von 1840 bis 1850 pro Morgen 4 2/3 Ctr. geerntet wurden. In dem günstigen Jahre 1841 stieg der Ertrag auf 7 ½ Ctr. pro Morgen, woraus ein Bruttoertrag von 225 Thlr. auf den Morgen berechnet wurde.

Nach v. Raumer ist weder der Boden noch das Klima in Schlesien dem Hopfenbau hinderlich und dies gilt auch für ganz Deutschland. Allerdings heißt es, dass die allerbeste Lage für den Hopfenbau eine Weinlage sei, d. h. aber nicht, dass der Hopfen nur in Gemeinschaft mit dem Weine Gedeiht, sondern dass die Lage nur eine sanfte, südliche Abdachung besitze. Belgien und England sind beides keine Weinländer und doch gedeiht hier der Hopfen vortrefflich. Deutschland selbst liefert ja aus alter Zeit die triftigsten Beweise; der wilde Hopfen, der überall in unserem Vaterlande vorkommt, ist als ein Überbleibsel der großen Verbreitung des Hopfenbaues in früherer Zeit anzusehen. Ja noch weiter hinauf, in Dänemark und selbst in Schweden wurde in früheren Jahrhunderten der Hopfenbau mit Erfolg betrieben. Man kann daher mit Sicherheit annehmen, dass der Hopfen in geschützten Lagen bis über den 52° n. Br. Hinaus gedeiht. Allerdings werden die Lagen, je wärmer sie sind, einen umso kräftigeren, aromatischen und zugleich milden Hopfen liefern.

Ebenso wenig macht der Hopfen an den Boden große Ansprüche. Im Allgemeinen gedeiht er auf den meisten Bodenarten, wenn schon der mit vielen Kalk- und Mergeltheilen geschwängerte, trockene und fruchtbare, tiefgründige Thon- und Lehmboden der vorzüglichste ist. Nach diesem folgt der lehmige Sandboden. Hauptbedingung aber ist ein wasserdurchlassender Untergrund.

Die natürlichen Bedingungen also sind es nicht, welche einen allgemeinen Anbau des Hopfens in Deutschland verbieten. Weit hinderlicher ist der Verbreitung dieser Kultur die Unbekanntschaft mit derselben und das allgemeine Vorurteil gewesen. Zumeist ist das letzte vielfach von den Hopfenhändlern und Brauern genährt worden. Diese wünschen keineswegs eine weitere Ausbreitung der Hopfenkultur, weil sie sich dadurch in ihren Interessen bedroht fühlen. Die ersteren erblicken darin eine Verminderung ihres Geschäftes und namentlich befürchten sie, dass sie für ihre verfälschten Produkte keinen Absatz finden würden. Das Letztere ist auch für den Brauer ein Grund, ein Widersacher der Verbreitung der Hopfenkultur zu sein. Diesen unlauteren Elementen ist es meistens zuzuschreiben, dass man sich bis jetzt an vielen Orten hat einschüchtern lassen.

Mehr als die natürlichen Verhältnisse ist die Kultur selbst für die Güte des Hopfens maßgebend. Wären die ersteren überwiegend, so müsste, wie diese beim Weine der Fall ist, der französische und italienische Hopfen weit besser sein wie der deutsche. Davon aber ist keine Rede. Unsere eigenen bevorzugten Gegenden liefern gleichfalls den Beweis für diese Behauptung. Der Ruhm ihrer Produkte ist nicht zu allen Zeiten derselbe gewesen. Nach dem dreißigjährigen Krieg war der böhmische Hopfen besonders in der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine gesuchte Handelsware, die in allen Weltgegenden Abnehmer fand. Die damalige Zeit wird noch jetzt als die goldene des böhmischen Hopfenhandels gepriesen; auch jetzt schaut man sehnsüchtig danach aus, aber sie ist dahin und selbst bis auf den heutigen Tag hat der böhmische Hopfen den Ruf der damaligen Zeit nicht wieder erlangt. Man hat sein Glück mit eigener Hand zerstört. Während man sonst auf das eifrigste bemüht war, nur die besten Sorten anzubauen und die Handelsware nicht zu verfälschen, riss später die Unehrlichkeit ein und der gute Ruf ging verloren. Immer mehr kam der geringere grüne Hopfen in Aufnahme, um als Verfälschung des vorzüglichen rothen zu dienen. Je mehr diese unheilvolle Praktik an Umfang gewann, um so mehr ging es mit der Hopfenkultur zurück.

Wie hier der alte Ruhm wenigstens zeit- und teilweise verloren ging, haben sich andere Gegenden solchen im Laufe der Zeit erworben. Ein Beispiel dieser Art bieten unter anderen Spalt, Hersbruck und Wolfach in Bayern bereits aus älterer Zeit neben Neutomysl aus der jüngsten Zeit. Ebenso wenig wie den Hopfen aus der letzteren Gegend kannte man früher den aus ersterer im Auslande kaum den Namen nach; der Saatzer Hopfen allein war der beste und gegen diesen kam kein anderer auf. Seitdem man aber diesen weit und breit bewährten Hopfen nach Spalt und Umgegend verpflanzte, hat sich der Hopfenbau in dieser Gegend so ausgebreitet; dass die Getreidekultur, wenn nicht ganz verdrängt, doch auf das allernotwendigste Bedürfnis beschränkt worden ist und schon seit geraumer Zeit gehört das Erträgnis von Spalt und Umgegend zu den berühmtesten Hopfensorten. Im Stadtbezirk Spalt allein erntet man in Mitteljahren 3.000 Ctr., die zu dem durchschnittlichen Preise von 80 bis 90 Gulden gerechnet, jährlich 137.140 bis 154.285 Thlr. eintragen und diese Vortheile hat man keineswegs dem Boden und Klima, sondern einzig und allein dem eigenen Fleiß und er Umsicht zu verdanken.

Hierin sind zugleich auch die Fingerzeige gegeben, die man auf das Genaueste bei der Einrichtung neuer Hopfenanlagen zu verfolgen hat. Das erste und vornehmste Gebot lautet: pflanzet nur eine und vorzügliche Hopfensorten an. Verschiedene Sorten unter einander liefern nie ein untadelhaftes Produkt. Baut man zugleich verschiedene Sorten, so sind diese in verschiedene Abteilungen sorgfältig zu trennen und ebenso das Produkt für den Verkauf, denn jede Mischung, mag sie natürlich oder künstlich ein, kann für viele Jahre hinaus zum Ruin der Produzenten werden. Das alte Sprichwort: „ehrlich währt am längsten“, hat auch hier schon vielmals seine Gültigkeit bewiesen. Zu dem Bezug vorzüglicher Hopfenfechser bieten der Saatzer landwirtschaftliche Filialverein und das landwirtschaftliche Bezirks-Komitee in Spalt bereitwillig die Hand. Außerdem sind noch die Herren Brouder und Scheffl in Saatz zu empfehlen. Ein Strich Hopfenfechser, 1.000 Stück enthaltend, kostet ungefähr 3 Gulden, also 2 Thlr.

Allerdings erfordert der Hopfenbau viele, wenn auch leichte Arbeit und außerdem eine Aufwendung von bedeutenden Kapitalien für Dünger, Stangen und Trockenräume. Dafür aber liefert der Hopfenbau auch auf der kleinsten Bodenfläche durchschnittlichen einen höheren Ertrag als die meisten anderen Kulturpflanzen selbst mit Einschluss des Gemüses. Alljährlich ist freilich eine reiche Ernste ebenso wenig zu erwarten wie ein Preis von 160 Thrl. Pro Ctr., aber andererseits ist auch bei sorgfältiger und zweckmäßiger Kultur ein gänzlicher Misswachs unmöglich. Was in weniger guten Jahren an Gewicht fehlt, bringt der Preis wieder ein.

Im Ganzen ist also der Ertrag ein hoher. Bayern rechnet man ganz sicher alljährlich für das Tagewerk bei einem Preise bis zu 25 Gulden pro Ctr. auf 256 bis 300 Gulden, das sind für den preuß. Morgen 110 bis 128 Thlr. In Hersbruck rechnet man in 12 jährigem Durchschnitt pro Tagewerk jährlich 243 Gulden und in Böhmen pro Jahr auf 375 Gulden Reinertrag, das sind für den preuß. Morgen 104 bis 110 Thlr. In Neutomysl stellt sich der Bruttoertrag auf die fast fabelhafte Summe von 440 Thlr. pro Morgen wobei ein Durchschnittspreis von 110 Thlr. zu Grunde liegt. Der Ertrag von 4 Ctr. ist freilich nur ein mittelmäßiger, dafür aber der Preis ein so hoher, dass er nicht zur Norm dienen kann. Aber selbst bei diesem mittelmäßigen Ertrage und einem Preise von 25 Thlr. pro Ctr. kann man immer noch bei Ausschluss aller Zwischen- und Nebennutzung auf einen Reingewinn von 52 Thlr. rechnen und solchen liefert zur Stunde keine andere Kulturpflanze.

In Böhmen heißt es allgemein, dass man den Hopfen umsonst habe, denn die Arbeit und die Steuern bezahlt das Futter an Kraut und Rüben (die Zwischenfrucht) und die Hopfenblätter und Ranken, die ein gutes Grün- und Dürrfutter für Kühe und Schafe abgeben.

In Schlesien erntet man pro Morgen 18 bis 27 Scheffel Rüben und in Böhmen 220 Ctr. Außerdem bietet der Hopfenbau noch den Vorteil, dass selbst bei beschränkter Düngung dennoch der Boden wesentlich verbessert wird. Die Wurzeln dringen nämlich tief in den Untergrund ein, lockern den Boden auf und machen ihn zur Verwitterung geeignet, wodurch die darin enthaltenen Nährstoffe für die Pflanzen löslich gemacht werden.

Man ist daher im vollen Rechte, wenn man den Hopfenbau einen wahren Schatz für die Gegend nennt. In allen Bezirken, wo er auf die richtige Weise betrieben wird, herrscht eine allgemeine Wohlhabenheit, selbst Reichtum. In Hersbruck z. B. sind Bürger mit 40 und 50.000 Gulden keine seltene Erscheinung.

In Anbetracht aller dieser Umstände wünschen wir, dass unsere Worte Beachtung finden mögen.

Wir wiederholen daher noch einmal:

Bauet Hopfen !