Bestrafung der Wilddiebe Freytag / 1901

Blick auf die heutige Ansiedlung Krzywy Las, welches früher in deutsch Krummwalde hieß; gemäß der Volkszählung des Jahres 1905 hatte das Dorf 24 Wohnhäuser mit 146 Bewohnern / Aufn. PM

Amtliches Kreisblatt für Neutomischel – Meldung vom 08. Februar 1901 – Bestrafung zweier Wilddiebe.

Am 1. Februar (1901)wurde vor der ersten Strafkammer in Posen gegen die am 14. Januar (1901) in Untersuchungshaft genommenen Eigenthümer Ignatz Freitag aus Krummwalde und dessen Sohn Roman Freitag wegen Jagdvergehens verhandelt.

Nach den Aussagen des Försters Kurkiewicz (1) aus Komorowo und des Försters Kara (2) aus Wengielno hat Roman am 4. Oktober in den gräflichen Forsten zu Grudna einen Rehbock erlegt; der Vater wurde in unmittelbarer Nähe seines Sohnes angetroffen. Letzterer behauptete ganz unschuldig, Pilze gesucht zu haben, obwohl es dort keine Pilze gibt.

Der Schütze Roman Freitag, den der Förster genau erkannt hat, ist, als er den Förster erblickte, unter Zurücklassung des Rehbocks im Dickicht verschwunden.

Ferner wurde dem Vater noch zur Last gelegt, daß er am Buß- und Bettag auf dem Anstand gewesen sei und dem Förster Kara Widerstand geleistet habe.

Der Staatsanwalt beantragte je ein Jahr Gefängniß. Die Vertheidiger Rechtsanwalt Dr. Celichowski und Rechtsanwalt Dr. Kaempfer baten um Freisprechung.

Das Urtheil lautete gegen Ignatz Freitag auf neun Monate Gefängniß, gegen Roman Freitag auf drei Monate Gefängniß und Einziehung des Jagdgewehrs. Auf Antrag des Vertheidigers, Rechtsanwalt Dr. Kaempfer, wurde Roman Freitag vorläufig aus der Haft entlassen, wahrscheinlich um die Wirthschaft zu Hause besorgen zu können. Ignatz Freitag wurde schon vielfach wegen Diebstahls und Jagdvergehens bestraft; zuletzt 1890 vom Schwurgericht in Posen zu 1 Jahr Gefängniß.

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Amtliches Kreisblatt für Neutomischel – Meldung vom 10. Mai 1901

Ein gefährlicher Wilddieb ist der Eigenthümer Ignatz Freytag aus Krummwalde, Kreis Neutomischel. Am 21. November vorigen Jahres hatte er wieder seiner Leidenschaft gefröhnt, als er von dem Förster Kara bemerkt wurde. Freytag versteckte seine Flinte in einem Gebüsch und bestritt dem Förster gegenüber, daß er eine Waffe bei sich geführt habe. Als der Beamte nach dem Gewehr suchte, warf ihn Freytag zu Boden und erreichte bei seiner überlegenen Körperkraft, daß Kara von weiteren Schritten damals Abstand nahm.

Mit Rücksicht auf die vielen Vorstrafen wurde der Angeklagte, der bereits 9 Monate Gefängniß zu verbüßen hat, von der Strafkammer in Posen zusätzlich zu 1 Jahr und 3 Monaten Gefängniß verurtheilt.

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(1) Privatförster Theodor Kurkiewicz; gebürtig aus Wonsowo, verehelicht mit Apollonia geborene Goralska

(2) Unterförster Anton Kara; gebürtig aus Zabierzau O/Schl. (heute: Zabierzów), verehelicht mit Marianna Bednarska

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Ignatz Freytag

Er war der Sohn des Daniel Freytag und dessen Ehefrau Catharina geborene Lissek; er war im Jahr 1840 geboren worden. 1865 hatte er mit Marianna Nowak die Ehe geschlossen.

Als Kinder des Paares wurden geboren: 1866 Zusanna Marianna, 1868 Franziscus Josephus, 1869 Joannes Martinus*, 1871 Joannes Josephus*, 1873 Leo Adalbertus*, 1875 Martin Anton*, 1876 Roman Andreas, 1879 Anna, 1881 Veronica*, 1882 Helena, 1885 Marianna (*im frühen Kindesalter verstorben)

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Quellen soweit nicht direkt im Text oder in der Bildbeschreibung genannt: Personenstandsunterlagen  Staatsarchivs Poznan (http://szukajwarchiwach.pl/); Großpolnische digitale Bibliothek Poznan (http://www.wbc.poznan.pl/dlibra) – “Amtliches Kreis-Blatt für den Kreis Neutomischel”