Birnbaum – aus der Chronik, die Jahre bis 1700 // 1ster Teil

Birnbaum / Miedzychod in der ehemaligen Provinz Posen

Einst schrieb Dr. Werner Reinhold: „Chroniken zu schreiben, in Archiven zu wühlen, ist Leidenschaft bei mir geworden, und ich freue mich, daß selbst hochstehende Geschichtsforscher mein Streben anerkennen. Was vorliegende Arbeit betrifft, so habe ich nur zu bemerken, daß es mir immer verdienstlicher erscheint, das zu sammeln, was noch vorhanden, als nichts zu thun, indem man sich damit entschuldigt, es seien zu wenige Quellen und Nachrichten vorhanden, und der Lücken zu viele.“

Er verfasste die „Chronik der Stadt und des Kreise Birnbaum oder Geschichte der Städte: Birnbaum, Schwerin, Zirke, Kähme, Blesen und der zu dem Kreise gehörigen Dörfer“; erschienen Birnbaum, 1843.

Dr. Reinhold schreibt, das sein Werk „nach sämmtlichen vorhandenen gedruckten und ungedruckten Quellen“ von ihm bearbeitet worden war.

Auszugsweise geben wir hier aus dem Originaltext einige Kapitel wieder, wie sie seinerzeit erschienen sind, Dr. Reinhold schrieb:

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Wir wollen jetzt die Geschichte der Stadt nach der handschriftlichen, von den hiesigen verschiedenen evangelischen Predigern verfaßten Chronik vortragen, indem wir oft den Styl, ja sogar die Orthographie der Handschrift beibehalten.

Die Chronik berichtet:

Anno 1597 hatt der Hoch- und Wohl-Gebohrene Herr, Herr Christoph von Unruh der Uhr-ältere, diese Stadt Birnbaum, zum Ersten Erkaufft von dem Hoch- und Wohl-Gebornen Herrn undt Graffen Sel. Ostorog genanndt.

Im Jahr 1600 ließ der genannte Christoph von Unruh die deutsche evangelische Kirche bauen.

Im Jahr 1620 erbte dessen Sohn, Georg von Unruh, die väterlichen Güter, und ließ die evangelische Kirche erweitern.

Im Jahr 1626 herrschte hier, wie überall in Polen, die Pest so wüthend, dass gar wenig Wirthe (Hausbewohner) in Birnbaum und Großdorf übrig blieben. Das Viertel Korn galt 9 Guldden.

1627 theilten sich die Brüder Georg und Baltzer von Unruh also, daß George Birnbaum, Großdorf und alle Vorwerke, nebst dem ausdrücklichen Patronatsrecht über die katholische Kirche in der Stadt, Balthasar Striche und Muchodczyn nebst der Mühle erhielt, in welcher sich der Birnbaumische Hof ausdrücklich die Freiheit des unentgeldlichen Mahlens, sowie das Recht, noch eine Mühle bauen zu lassen, vorbehielt, wohingegen sie Balthasar von Unruh nebst seinen Nachkömmlingen das Patronatsrecht über die evangelische Kirche reservierte, auch versprach, sich mit den Seinigen stets zu derselben zu halten, und die nöthige Vorsorge zur Beförderung des Gottesdienstes daselbst zu haben. In diesem Vertrage wird zugleich bemerkt, daß der „Mannsfelder viele Privilegien und Kleinodien von dem Birnbaumschen Hofe weggeraubt.“ Es wird auch gemeldet, daß sich der Aelteste von den Brüdern, Christoph, das Dorf Schweinert allein vorbehalten zu seiner Subsistenz, weil er sich entschlossen, unverheirathet zu bleiben, und habe deshalb die übrigen Güter seinen beiden Brüdern freiwillig cedirt.

Verhängnißvoll schwebt der letzte Pfingsttag nach dem Königsschuß des Jahres 1635 über Birnbaums friedlichen Wohnungen; ein Schützenbruder, Georg Naske, verursachte durch einen unvorhergesehenen Schuß eine Feuersbrunst, wodurch die ganze Stadt in Asche gelegt wurde.

1648 Gleich am Mathiastage, war ein überaus großer Sturmwind, daß er fast Menschengedenken nicht so groß gewesen, welcher großen Schaden an Thürmen, Gebäuden, Windmühlen und Bäumen gethan, das nicht alles zu erzählen ist.

Im Jahre 1652 erbte der Rittmeister Christoph von Unruh von seinem Vater Georg die Herrschaft Birnbaum.

Im Jahre 1655 (am 25ten Juli gegen Abend) kamen die Schweden bei Uscht an; zwar wollten die Einwohner von Großpolen Widerstand leisten, allein sie fühlten sich zu schwach, und man ließ die Schweden ein.

Im Jahre 1656 (nach Margarethen) zeigte sich die große Pest in Birnbaum, welche in der Stadt an polnischen und deutschen Einwohnern 500 und im Großdorf 203 Personen hinwegraffte. Eine andere Hand hat hier bemerkt: „Sie wurde bei dem Durchmarsch derer brandenburgischen Völker hereingebracht in Martin Assmanns des Schneiders und Daniel Petzolts, des Kürschners Behausungen. Damals sind die Prediger ausgezogen, vid. Kirchenbuch ad annum 57.“

Im Jahr 1657 ließ Christoph von Unruh, „Starosta zu Gnesen“, den Thurm an der evangelischen Kirche zum ersten Male bauen.

„Anno 1657 gleich in den Fasten, kam der Tzernetzki mit seiner ganzen Armaelie, bey uns allhier in Birnbaum an, und ging bei der Giertze, so an Küstrin liegt, durch die Oder durch, streifte auf die 4 Wochen lang in der Mark und Pommern herum, kam wieder anhero zurücke; darnach währten die Durchzüge immerzu.“

Im Jahre 1658 (am 7ten Juni) kam der König von Polen, Johann Casimir nebst seiner Gemahlin zu Zirke (2 Meilen von hier) an, reiste am 25ten Juni nach Driesen, kehrte aber am folgenden Tage wieder nach Zirke zurück, wo hingegen die Königin nach Berlin zum Kurfürsten reiste, wobei der Starost Christoph von Unruh die Ehre hatte, dieselbe zu begleiten. Am 6ten Juli d. J. kehrte dieselbe von Berlin kommend in Birnbaum an, begleitet von 3 Compagnien Polen und einer Compagnie kaiserlicher Völker, hielt auf dem Schlosse eine Mittagsmalzeit, und reist von hier über Zirke weiter.

Am 27ten Juli d. J. (1658) kam die ganze kaiserliche Armee nach Birnbaum. 10.000 Mann stark und wurde in die umliegenden Dörfer vertheilt. Der General-Feldmarschall Montecuculi, logierte auf dem hiesigen Schlosse, der ganze Stab, als der General Spork, General Götze, der Markgraf v. Baden, Oberst Ranft nebst allen General-Stückmeistern, logirte in der Stadt; die Kriegskanzelei im Pfarrhause, die Kanzelei des Montecuculi im Schulhause.

Im Jahre 1668 (den 23ten März) wurde hinter dem hiesigen Schlosse, nahe bei den Weiden ein Schießhaus erbaut, da man zuvor nur Hütten gehabt, unter denen man das Schießen verrichtet.

In demselben Jahre 1668 (den 12ten August zwischen 2 und 3 Uhr) brannten die Vorwerke in Birnbaum ab. Das Feuer brach aus bei einem polnischen Töpfer, Namens Matthes Marchollen, durch Vernachlässigung des Töpferofens.

Später, 1671, baute Christoph von Unruh auf der genannten Stelle eine Neustadt an, und wurde das erste Haus aus seinen Mitteln erbaut.

Im Jahre 1672 (den 7ten Juli) entstand in Birnbaum ein großes Ungewitter, welches in den polnischen Glockenthurm einschlug. Das Feuer wurde aber durch Gottes Gnade bald wieder gelöscht. Der Thurm wurde noch in demselben Jahre wieder neu erbaut.

Vom Jahre 1673 berichtet uns die Chronik einen Vorfall, welcher Empörung und Mitleid in uns zugleich erregt; Empörung, weil eine solche Handlung das menschliche Gefühl mit Füßen tritt; Mitleid, weil der Thäter wahnsinnig gewesen sein muß.

Es heißt: „Anno 1673 (den 3ten Juli) ist allhier bei uns zwischen 9 und 10 Uhr Mittags, ein junger, frommer und fast schier blinder Mann, seines Handwerks ein Schneider, Namens M. Gurg. Jakob, welcher durch Antrieb des leidigen Satans, sich mit einer Sau vermischt, so von einem unserer Bürger, in desselben Forwerke, Namens Johann Manlowitzen, ist gesehen und offenbaret worden, welcher, wie er darum befraget, Was ihn dazu verursacht, hat derselbe zur Antwort gegeben, eß Wehre Ihm von einem alten Weibe gerathen Worden, Wann er daß thun Würde, Würde er Wiederumb zu seinem Gesichte kommen. Ist ihme aber oben bemerkten Tages, Erstlichen das Haupt abgeschlagen, Hernachmals Nebest der Sau, so noch am Leben war, auff das Holz geleget und verbrannt worden.“

Vom Jahre 1674 berichtet die Chronik, daß Johann Sobiewsky zum König von Polen erwählt worden.

Im Jahre 1677 ließ der Starost Christoph von Unruh die evangelische Kirche in Birnbaum zum zweiten Mal erweitern.

Im folgenden Jahre, 1678, wurde der Glockenthurm an der evangelischen Kirche mit einem „Durchsichtigen“ auf’s Neue erhöht. In den Knopf legte man die Namen

1, des damaligen Besitzers: Christoph von Unruh, Starosta zu Gniesen, Erbherr auf Birnbaum, Unruhstadt, Punitz, Tirstiegel, Casemir, Karge etc. etc.

2, der demaligen Geistlichen: Magister Michael Lieffmann, vertriebener Pfarrer von Kaschaw aus Ungarn; des Diaconus Ebert

3, der Kirchenväter: Martin Fenger und Casper Chrysander, beide Gerichts-Assessores.

Im Jahre 1679 (am 12ten Juni, Morgens zwischen 8 und 9 Uhr) erhängte sich in Großdorf der 18 jährige Sohn des Dorfschmidtes Paul Urbahn, Christoph mit Vornamen, in seines Vaters Kuhstall, weil er beschuldigt worden, einen Hofmagd beschwängert zu haben. Die Leiche wurde durch den Nachrichter (Scharfrichter) in der Nacht ausgefahren und abseiten des Gerichts (des Galgens) begraben.

In demselben Jahre 1679, zeigten sich in Zirke und den umliegenden Dörfern „einige fliegende Würmer, von zwei Gliedern des Fingers lang, welche an Menschen und Vieh großen Schaden thaten. Ihre Gestalt ist gewesen ein Schwartz Rauhes Gesichte, mit zweien Hörnern, auff dem Rücken ganz gelbstreifficht, vier gelbe Flügel, zwei große und zwo kleine, 9 Beine, 6 gelb streifigte und 3 Schwartze, mitten unten dem Bauche einen langen Spitzigen Stachel, und eine scheide, worin er (der Wurm, das Insekt) den Stachell gelegt, wan er geflogen; die Dicke des Stachels war wie eine Schweines-Crust; und Welche Menschen oder Welches Vieh, eß mocht sein Ochse, oder Pferdt, Er damitt stach, mußte in 24 Stunden des Todes sein, so ferne Ihme nicht balde gerathen wardt, durch außschneidung der Gifft; Undt sindt auff die 30 Persohnen von diesen Würmern Umbs leben gebracht worden, ohne daß Rindt und Pferde Vieh. Ihre Regierung (!!!) War 5 Monath lang, als vom Mart. (März) biß auff den letzten July, darnach haben sie sich verlohren, vundt nicht mehr gesehen Worden. Unter andern ist auch einer von unsern Mitbürgern, Nahmens Meister Gottfried Wulffsberger, ein Riemer, Welcher in Zirk(e) zu Markt gewesen, ins Angesicht gestochen worden, Welcher aber durch alßo balde außschneidung der Gifft beim Leben ist erhalten Worden, Wie solches genungsam an Ihme zu ersehen gewesen.“

Im folgenden Jahre 1680, (den 16ten August) fiel der hiesige Bürger und Tuchmachermeister Martin Söhn vom Rathhause herunter, indem er in trunkenem Zustande sich auf die Lehne des Umgangs gesetzt, darauf eingeschlafen, und so „liederlicher Weise herunter gestürzet.“ Er starb am 3ten Tage.

Am letzten heiligen Weihnachtstage desselben Jahres 1680, Abends zwischen 8 und 9 Uhr, zeigte sich ein überaus großer Comet. Aus Thorn berichtete man, daß „die Länge des Straußes (der Blume, des Schweifes) so er hinter sich stehende gehabt, in sich begriffen 810 Meilen, die Breite aber 30 Meilen. Seine Bedeutung soll sein Krieg und Pestilenz. Der Höchste Woll solcheß in Gnaden von Unß abwenden.“ (Man bedenke, daß dies ein evangelischer Prediger schrieb! Wie dunkel waren also damals die Begriffe“) Zwei Jahre darauf,

1682 (den 11ten August) zeigt sich wieder ein Comet, welcher aber nicht so groß, wie der vorige, war. Die Notiz schließt: „Dessen Bedeutung ist dem Allerhöchsten Gott bekandt.“

Im darauf folgenden Jahre 1683 (den 15ten März, Mittags zwischen 12 und 1 Uhr) ertrank in Birnbaum ein „Kunstpfeifergesell“ (Musikusgehülfe) Namens Mathäus Nerling, Sohn eines Tuchmachers aus Bojanowa, in der Warthe.

Vier Jahre darauf, 1687 (den 29ten Januar in der Nacht zwischen 12 und 1 Uhr) stürzte sich des jungen Baders Johann Müllers Ehefrau, Elenore, des Baders Leubloß in Neustadt Tochter, auf der Warthe in eine sogenannte „Wohne“ (Wake, plattdeutsch; – ein Eisloch) und ertrank.

Am 13ten Februar desselben Jahres (1687) in der Nacht zwischen 12 und 1 Uhr fiel der Tuchknappe, hiesiger Bürgersohn, Johann Dubner von der hiesigen Dorfbrücke nieder und wurde des Morgens todt gefunden.

Im Jahre 1692 (den 19. April, Mittags 12 und 1 Uhr) brach in Großdorf plötzlich bei dem Bauern Martin Dörffert eine Feuersbrunst aus, welche das ganze Großdorf, die Kirche, Pfarr-, Schul- und Hospital-Häuser in zwei Stunden in Asche legte; es blieb nichts stehen als eine Calup nahe bei dem Pfarrhause und zwei Scheuren im Dorfe.

Im Jahre 1695 wurde das deutsche Schulhaus wiederum erbaut, und am 9. November fertig. Der Zimmermeister war Hans Strauch. Es wird bemerkt: „Die Klassen sind nach der Zeit, 3 an der Zahl. Eine lange Taffel und ein kleiner Tisch vor die adeliche Jugend hineingeschafft worden.“

In demselben Jahre 1695 (am 26ten April) zwischen 1 und 2 Uhre fiel das Birnbaumer Thorhaus auf der Wartenbrücke bei dem großen Gewässer in des Riemers Garten und erschlug die 18 jährige Tochter des Stadtdieners Hansen, welcher daselbst wohnte.

Am 7ten Oktober desselben Jahres Nachmittags zwischen 3 und 4 Uhr fiel der hiesige Tuchmachermeister Martin Sprenger aus dem Prahm und ertrank. Die Leiche fand man erst nach 6 Wochen.

In dem darauf folgenden Jahre, 1696 (am 3ten Juni, welches gerade ein Sonntag war) brannte, ehe zum letzten Male eingeläutet wurde, Mockritz mit Ausnahme einiger Häuserchen, ganz ab. Die Feuersbrunst entstand auf dem Vorwerke durch ein Versehen beim Einheitzen.

In demselben Jahre 1696 am 30ten August des Morgens früh zwischen 5 und 6 Uhr entstand ein so schweres Gewitter und ein so starker Regen, und fiel ein solcher Hagel, daß alles Sommergetreide, Hafer, Erbsen, Gerste, so wie auch das Kraut und der Kohl alles überschwemmt und zerschlagen wurde.

Im folgenden Jahre 1697 (am 1ten Juli Mittags zwischen 3 und 4 Uhr) entstand in Großdorf in der Wohnung eines Bauern, Georg Hubscher, – oder sonst Georg Mattheß genannt, – wiederum eine Feuersbrunst; durch Gottes Gnade verzehrte das Feuer jedoch nur des genannten Bauern Habe und den Stall des Dorfschmieds.

In demselben Jahre 1697 (den 15. August Mittags zwischen 1 und 2 Uhr), ertrank auf der großen Warthe der hiesige Tuchmachermeister Johann Apt.

In dem darauf folgenden Jahre 1698 entstand an der Dorfbrücke ein großes Gewässer; es stand in der Stadt an Meister Paul Matczewskes Thüre. Die Leute, welche an der Dorfbrücke wohnten, mußten die Häuser verlassen, indem die Brandmauern und die Kachelöfen einstürtzten. In den Hinterhäusern am See konnte Niemand wohnen, indem das Wasser zu den Fenstern hineinlief. Kein Stacketenzaun war zu sehen; zwischen den Häusern des Meisters Caspar Kühn und Meisters Michael Schön mußte man mit Kähnen fahren, wenn man auf den „Ring“ wollte. An der Wartenbrücke stand das Wasser bis an des Niemers Ecke; zu dem Thor an der Töpfergasse konnte man nicht hinaus, sondern mußte oben um die Töpfergruben gehen und fahren (wahrscheinlich auch reiten!) Das Wasser stand an 6 Wochen und richtete einen überaus großen Schaden an.

„Im Jahre 1699 (am 19ten May) ließ Balthasar von Unruh auf Stiche 2 Hexen verbrennen, des alten Hans Koberling (dessen erstes Weib auch eine Hexe gewesen) und des alten Tachens Eheweib. Sie haben bekannt, daß Sie nicht allein Ihrer gnädigen Herrschaft, an Leib und Vieh geschadet, sondern auch andern Menschen.“ Auf diese kurze Hexengeschichte folgt eine etwas ausführlichere, welche wir hier ebenfalls wörtlich mittheilen wollen:

„Den 14ten Julii (1699) wurden auf Biltzig, zu unter den Birken verbrannt 4 Hexen:

  • Die Spitalliese, oder lange Hansin und Wirthin unseres Spitals, die Sich jederzeit sehr fromm gestellet
  • die Pap-Hansen
  • die alte Fludarsche
  • die alte Schlesierin.

Unser Gnädiger Herr Staroste hat der Pap-Hansen, weil Sie sehr suspecta (verdächtig) nur dräuen lassen, worauf Sie schon ein halbes Bekenntniß abgelegt. Zum Weglauffen hätte Zeit genug gehabt, Sie hat aber nicht gekonnt, bis Sie ordentlich unter das Examen gekommen. Diese hat hernach auf die andern bekannt. Und welches merkwürdig, so haben Sie alle 4 ohne Marter die Hexerei offenbaret. Sie saßen in einem alten Hause auf die Töpfergasse zu. Als Sie sollten bei der Pohlnischen Kirche vorbei auf den Holzstoß geführet werden, wollte des Dn. Piehanns nicht zulassen und schickte zuvor an den Magistrat. Unsere gn.(ädige) Herrschaft befahl bey dem alten Gange und unserer Gerechtigkeit zu bleiben. Also wanderten wir getrost fort. Die Spitalliese und Pap-Hansen beteten am meisten; die Anderen schliffen unterwegens immer ein, daß Sie mit den Wagen, die ans Unserem Großdorff waren, immer warten mußten. Auf dem Richtplatz hielt ich (der Prediger) ehe das Feuer anging, eine kleine Rede. Hernach fragte ich von den Hexen etlichen Fragen, die zur Abschwerung gehörten, damit Sie es öffentlich erwiesen, Sprach sie los nochmals von ihren Sünden. Darauf folgten Stoßgebethe. Wir sangen: „Alle Menschen – sterben.“ „Es wurde Ihr gewehret“. Am 23ten Juli desselben Jahres wurde auch eine Hexe aus dem polnischen Hospital verbrannt.

Schon vorher am 7ten Januar desselben Jahres, 1699, wurde Monsky, ein Tuchknappe lutherischer Religion auf öffentlichem Markte hingerichtet, weil er etliche Jahre seinem Meister viel gestohlen. Hierbei ist bemerkt: „Wir Prediger kriegen pro Labore (für die Mühwaltung, Bemühung) nichts, als eine Kanne Wein.“

Das neue Jahrhundert begann mit Brand. Am 13ten Januar 1700 brannte das Brauhaus zu Mochotschin ganz ab. Die Feuersbrunst entstand durch Verwahrlosung des Brauers, welcher sich von der Darre entfernt hatte.

Am 18ten Januar desselben Jahres verglich sich in der Pastors Stube Christoph Schultz, Bürgermeister zu Meseritz, mit Johann Zöber, Handelsmann von hier, der sich mit seiner Tochter verlobt. Der Herr p.p. Schultz zahlte und die Sache wurde durch einen schriftlichen Vergleich abgemacht.

Am 20ten April desselben Jahres 1700, erblickten der Notarins Zachert und sein Wirth, Meister Christoph Lange, sonst „der Winkelbäcker“ genannt – gegen Driesen zu 2 feurige Strahlen, oben krumm, einen halben Arm lange, carmosinroth.

Noch wird bemerkt, daß der Starost v. Unruh zu Ende des vergangenen (17. Jahrhunderts) eine Glashütte in seiner Tirschtiegelschen Herrschaft eine halbe Meile von der Stadt habe bauen lassen, und daß der Bau derselben im Jahre 1700 völlig zu Stande gekommen sei.

Am 17ten Mai desselben Jahres 1700 marschirten durch Birnbaum 3 Regimenter Kavallerie, welche ihr Lager auf eine Nacht unter den Birken gegen Biltzig (Bielsko) hatten. Der Generalfeldmarschall hieß Steinau, ein katholischer Commissarius. Von der polnischen Ritterschaft war ein Kornatowski. Die Regimenter hießen:

  • von der Garde
  • La Fornest
  • General-Major Perzzens

Tags darauf folgte das Neustische Regiment, welches sein Lager auf dem Anger aufschlug. Der General logirte in Brehmers des Jüngern Scheune. Tags darauf stellten sich 5 Regimenter Infanterie ein

  1. das Tiesenhausensche
  2. von der Garde
  3. das Rövelsche
  4. das Brinkendorfische
  5. das Bornstädtische

Alle 5 Regimenter standen unter dem Kommando des General-Lieutenants Rövel und lagerten auf dem Anger oberhalb der ersten Wartenbrücke. Besonders scharf war die Mannszucht unter ihnen; wovon ein Beispiel den Beweis liefern mag. Ein „Kerl“ (gemeiner Soldat), welcher ein Stück Holz vom Zaune gerissen hatte, wurde sofort in Arrest genommen und nur nach großer Vorbitte wieder auf freien Fuß gestellt.

Am 28ten Juli desselben Jahres 1700, warf ein heftiger Sturm den Schaafstall zu Dzienczeline (Tschinscheline) um, wobei 26 Schaft erschlagen, die Wagen umgedreht, die Bäume ausgerissen und vieles Getreide in der Luft hin und her geführt wurde.

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Quellen soweit nicht direkt im Text oder in der Bildbeschreibung genannt: Großpolnische digitale Bibliothek Poznan (http://www.wbc.poznan.pl/dlibra) –