Bomst – Geschichte der evangelischen Parochien

Seit 1945 ist die Kirche geschlossen / Bild IwS

Bomst – Diöcese Karge

Seit wann und in welcher Weise die schon in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts ziemlich zahlreichen evangelischen Einwohner der Stadt Bomst (Diöcese Karge) gemeinsame Religionsübungen gehalten haben., lässt sich nicht mehr ermitteln.

Zu einer selbstständigen Gemeinde vereinigten sie sich, als der Starost von Bomst, Christoph Zegorki im Jahre 1652 den dortigen Bekennern augsburgischer Konfession ein Privilegium zur Erbauung eines Bethauses erteilte.

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Viele Jahre behalf sich die Gemeinde unter mancherlei Bedrückungen mit diesem damals erbauten und 1781 mit einem großen Teile der Stadt eingeäscherten Bethause, in dessen unterem Stockwerk zugleich die Prediger- und Kantorwohnung sich befand.

Der einst stattliche Kirchenbau / AK Ausschnitt

Als Prinz Carl Ernst Biron von Curland in der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts Inhaber der Bomster Starostei geworden war, erließ er nicht nur der Gemeinde das an die Starostei bis dahin gezahlte Schutzgeld von 60 Dukaten, sondern es gelang dieser auch unter Beihülfe desselben einen Kirchenplatz zu erwerben, auf welchem am 11. April 1782 der Grundstein zu einer Kirche gelegt wurde, deren Einweihung am 28. Januar 1789 erfolgte.

Nach mündlicher Überlieferung soll hierzu der russische General Tottleben, der in dem Bomster Schlosse eine Zeitlang krank darniederlag, der Gemeinde eine sehr bedeutende Geldsumme durch den Prinzen von Curland haben zukommen lassen.

Zwar machte der nachfolgende Starost Graf Peter von Potocki wiederum Anspruch auf das übliche Schutzgeld; er musste aber in Folge eines Befehls des Königs Stanislaw August vom Jahr 1785 davon absehen.

Zu südpreußischer Zeit erhielt diese starosteilichen Güter der General von Köckeritz zum Geschenk, welcher sie an den Ritterschaftsrat von Unruh verkaufte.

Die Kirche ist bis jetzt (1898) erhalten, in den Jahren 1828 und 1829 wurde sie im Innern neu ausgebaut, wozu König Friedrich Wilhelm III. ein Geschenk von 3.600 Mk. gewährte; außerdem schenkte derselbe 1.500 Mark zur Tilgung einer Schuldenlast, in welche die Gemeinde geraten war.

Die einstige Schönheit der Architektur ist noch erkennbar / Bild IwS

Am 12. April 1852 beging sie in feierlicher Weise ihr 200jähriges Jubelfest.

Im Jahre 1891 wurde die Kirche unter Verwendung eines Allerhöchsten Gnadengeschenkes von 6.500 Mark mit einem Kostenaufwande von 12.000 Mk. renoviert und am 11. Dezember 1891 durch den General-Superintendenten D. Hesekiel eingeweiht.

Ihre Majestät die Kaiserin hatte zu dieser Feier ein Altarbild zu schenken geruht.

Zum Kirchenspiel gehören außer der Stadt Bomst die Ortschaften: Schloß- und Bergvorwerk Bomst, Groß- und Klein-Posemukel, Bellwitz, Alt- und Neu Kramzig, Groß- und Klein-Groitzig, Koebnitz, Woyciechowo, Godziszewo als definitiv eingepfarrte, Neudorf Gut und Gemeinde, Vorwerk Dombrowo als Gastgemeinden. Die Gesamtzahl der Parochianen beträgt 1.439.

Die Pfarrer waren:

  1. Christoph Albinus oder Weiß, vorher Pfarrer in Kranz, war 1652 hierher berufen, verließ aber sein Amt wegen großer Verfolgungen während des Krieges bald wieder, war später Pfarrer in Chlastawe
  2. Tobias Schubert, verwaltete die Pfarrstelle nur kurze Zeit
  3. Christoph Rumpel, aus Züllichau, 1665 berufen, starb 1673
  4. Michael Gerbau, aus Züllichau, 1673 berufen, musste 1688 wegen Misshelligkeiten mit der Gemeinde die Stelle verlassen
  5. Martin Lindner, aus der Mark, übernahm schon nach einjähriger Amtsführung eine andere Pfarre

    Diesen Eingang nutzt schon lange niemand mehr / Bild IwS

  6. Samuel Knospe, aus Schwerin a. W., 1691 berufen. Mancherlei Bedrückungen machten ihn so verzagt, dass er 1722 das Pfarramt heimlich verließ, und sich bei Züllichau ein kleines Gut kaufte, wo er 1729 starb
  7. Johann Heinrich Hillebrand, 1722 berufen, wurde 1725 Diakonus in Meseritz
  8. David Reckzeh, 1696 auf einem Dorfe bei Sagau geboren, war Rektor in Meseritz und trat 1725 das hiesige Pfarramt an, das er bis zu seinem Tode, der 1769 erfolgte, mit großer Treue verwaltete. Er hinterließ ein Manuskript einer Geschichte der hiesigen Pfarre
  9. Gottlieb Riedel, aus Birnbaum, war Diakonus in Karge und wurde nach kurzer Amtsführung 1763 Pfarrer in Schmiegel
  10. Ephraim Gottlob Hofmann, aus Schmiegel, 1763 berufen, wurde nach segensreicher Wirksamkeit hierselbst 1778 Oberprediger in Lemberg in Galizien. Er befand sich 1775 auf der Generalsynode zu Lissa mit dem Auftrage, die Reformierten zur Teilnahme an der Synode aufzufordern
  11. Caspar Wilhelm Hofmann, des vorigen Bruder, trat 1778 sein Amt an. Er erwarb sich um Kirche und Gemeinde große Verdienste und starb, nachdem er seit 1806 Senior gewesen, im Jahre 1808

    Die Wetterfahne gibt es noch, die Kirchturmuhr nicht mehr / Bild IwS

  12. Daniel Gottfried Eck, war Lehrer in Alt-Jastrembski (Friedenhorst), wurde 1809 hierher berufen. Streitigkeiten mit der Gemeinde, in welche seine heftige Gemütsart ihn verwickelt, veranlasste das Ministerium der geistlichen Angelegenheiten, 1828 seine Amtsentsetzung auszusprechen. Er starb im Jahre 1833 in Bentschen, 73 Jahre alt.
  13. Gustav Eduard Ferdinand Elsner, geboren 5. Dezember 1799 zu Berlin, ein Sohn des dortigen böhmischen Predigers an der Bethlehems Kirche B. D. Elsner, wurde in Folge der Empfehlung des Besitzers der Herrschaft Bomst, Rittmeister von Unruh, welcher der Gemeinde bei ihren Wahlstreitigkeiten zu Hülfe kam, hierher berufen und am 4. Juli 1830 in sein Amt eingeführt. Er war ein strenggläubiger Seelsorger und wirkte mit großem Segen. Bald nach seiner Emeritierung starb er am 3. November 1874 zu Gnesen. Er hat einige Predigten, Reden und Berichte, in Zeitschriften veröffentlicht
  14. Heinrich Schiersand, vorher Hülfsprediger in Tirschtiegel, wurde 1874 Pfarrverweser und 1876 Pfarrer

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Quelle: Geschichte der evangelischen Parochieen in der Provinz Posen, verfasst von Albert Werner – früher Pastor in Tremessen, überarbeitet von Johannes Steffani, Diakonus an der St. Petrikirche zu Posen – Druck 1898