Durch Herrn Arno Kraft, Berlin wurde zur Veröffentlichung nachstehender Beitrag mit Bildern über das Brotbacken auf den Bauernhöfen des Haulandes übersandt:
„Auf den Bauernhöfen in der Umgebung von Neutomischel (im Westen der ehemaligen Provinz Posen) wurde bis zur Vertreibung im Winter 1945 für den eigenen Bedarf Brot und Kuchen selbst gebacken. Jede Bauernfamilie hatte einen eigenen Backofen, der in der Nähe vom Wohnhaus stand. Meistens wurde alle zwei Wochen Brot gebacken und oft dabei auch Kuchen, wenn ein Festtag in der Familie bevorstand. Zur Erntezeit wurde auch für die Erntehelfer stets Kuchen dabei mitgebacken.
Der getrocknete Sauerteig wurde 30 Stunden vor dem Backen in einem Gefäß mit 30 Grad warmem Wasser eingeweicht. Die naturbedingte Säurebildung wurde hiermit eingeleitet.
In einem Backfass wurde 12 Stunden später das Roggenmehl mit 25 – 30 Grad warmem Wasser und einer Handvoll Salz mit dem gärenden Sauerteig verrührt. In diesen Brei wurde soviel Mehl beigemischt, bis der Backquirl aufrecht stehen blieb. Das Backfass wurde nun mit einem Holzdeckel zum Gären abgedeckt.
12 Stunden später wurde in den gärenden Mehlbrei 5 Liter Buttermilch beigemischt.
Jetzt wurde der Brei mit weiterem Roggenmehl aufgefüllt und nun mit den Fäusten geknetet, bis ein zäher Brotteig entstand. Die Menge konnte beliebig mit Wasser und Mehl erhöht werden.
Nun wurde das Backfass wieder aufgedeckt, damit der Teig sich nach oben ausdehnen konnte.
Nach etwa 4 Stunden wurde der Brotteig in 3 1/2 bis 4 Kilo schwere Portionen in dafür angefertigte Holzmulden gelegt und glattgestrichen. Nach 2 Stunden Ruhezeit war der Brotteig backfertig.
Ein Kilo von dem Sauerteig hatte man längst vorher für das nächste Backen herausgetan und getrocknet und es wurde für das nächste Mal aufgehoben!
Eine Stunde vor dem Backen musste der Backofen angeheizt werden. In den Backofen wurde lange vorher 36 bis 40 Stück, 70 bis 80 cm lang gehackte und gut getrocknete Holzscheite kreuz und quer gestapelt, um ein gutes Abbrennen möglich zu machen.
Zum Anzünden der gestapelten Zweige wurden noch 4 Bund getrocknetes „Reisholz“, so nannte man in der Heimat den „Feueranzünder“ im Backofen, vor das trockene Holz gelegt.
Dieses wurde später angezündet und es brachte so das trockene Holz zum Brennen.
Damit die Flammen sofort nach Hinten schlugen, hatte man am Ende der Backfläche nämlich Löcher für den Luftzug angebracht. So sollte eine Backhitze von 200 Grad erreicht werden.
Nach dem Abbrennen mussten die Glut und untere Asche mit einer langen Stange und umwickelten nassen Lappen zu beiden Seiten geschoben werden. Erst jetzt konnte das Backgut auf die warme Fläche geschoben werden.
Auf ein Holzbackschieber wurde das Teigbrot gelegt und in den Ofen geschoben. Nach 1 1/2 bis 2 Stunden, je nach Größe, konnte das Brot aus dem Backofen geholt werden.
Streuselkuchen, Topfkuchen und manchmal auch eine Torte wurden mitgebacken.
Nach dem Backen wurden im Herbst bei der Obsternte Apfelscheiben, Birnen wie auch Zwetschgen in den noch warmen Ofen geschoben und so durch die Restwärme für den späteren Verzehr haltbar gemacht. Backobst war vor allem auch bei Bauernfamilien in den Wintermonaten sehr begehrt!“