Der gewaltsame Tod des Rittergutpächters Szulczewski in Groitzig / 1904

Kartenausschnitt mit den Ortschaften Gross und Klein Groitzig und dem Groitziger See; das Bild zeigt die einstige Groitziger Faehre / Quelle 1), 1a)

„Am Sonnabend (01. Oktober 1904) gegen Abend machte der Rittergutspächter Szulczewski in Groitzig seinen Hofeleuten Vorhaltungen über kleine auf dem Gutshofe verübte Diebereien.

Plötzlich sprang ein Arbeiter auf Szulczewski zu und würgte ihn am Halse. Auf die Hilferufe des Szulczewski eilte ein Inspektor herbei, um die Angreifer abzuwehren. Da ergriff ein anderer Arbeiter einen schweren Knüppel und hieb damit aus allen Kräften auf den Inspektor und Szulczewski ein; beide brachten bewußtlos zusammen; während der erstere wieder zu sich kam, hat der letztere das Bewußtsein nicht mehr wieder erlangt.

Der von hier schnell herbeigeholte Arzt Dr. Krause konstatierte eine schwere Gehirnerschütterung und Verletzungen der Schädeldecke, herbeigeführt durch einen wuchtigen Hieb auf den Hinterkopf. Ärztliche Hilfe war vergebens; nach 10 Stunden starb Szulczewski an den Folgen der Verletzungen im blühenden Alter von 36 Jahren.

Der Verstorbene war erst einige Zeit verheiratet. Wie herzzerreißend die Klagen der erst 24 jährigen Witwe sind, kann sich der Leser wohl denken.“

Meldung in der Mittag-Ausgabe des Posener Tageblatt vom Dienstag, 4. Oktober 1904

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„Der Rittergutspächter Hippolyt Szolczewski in Groitzig ist am Sonntag von einem seiner Knechte erschlagen worden. Als Szolczewski einen Knecht wegen eines begangenen Diebstahls an Weizen zur Rede stellt, und dieser den Diebstahl trotz des Hinweises, daß Szolczewski ihn selbst gesehen habe, ableugnete, versetzte ihm Szolczewski einen Schlag ins Gesicht.

Nun eilt ein anderer Knecht mit einer Holzschwinge herbei und schlug den Szolczewski derart auf den Kopf, daß Szolczewski besinnungslos liegen blieb. Die hin zugeeilten Inspektoren und ein Schwager des Szolczewski wurden gleichfalls durch Schläge mit der Schwinge verletzt.

Szolczewski starb, ohne die Besinnung wiedererlangt zu haben, kurze Zeit darauf. Er war erst 36 Jahre als und seit kurzer Zeit verheiratet.“

Meldung im Kreisblatt Neutomischel vom 07. Oktober 1904

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Ueber den Nachlaß des am 02. Oktober von einem seiner Knechte erschlagenen Rittergutspächters Hypolit Szulczewski aus Groitzig ist der Konkurs eröffnet und zum Verwalter der Rechtsanwalt Krochmann von hier (Bentschen) ernannt worden

Meldung im Kreisblatt Neutomischel vom 21. Oktober 1904

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„Eine Auktion von selten großem Umfange fand dieser Tage auf dem Gute Groitzig statt.

Dort wurde nämlich das gesamte tote und lebende Inventar des vor einem Jahre von einem seiner Arbeiter erschlagenen Gutsbesitzers Szulczewski durch den Konkursverwalter verkauft. Die Zahl der anwesenden kauflustigen Personen belief sich auf mehrere Hundert.

Die bei der Auktion erzielten Preise waren ganz enorme. Die Arbeitspferde, die zum Teil in wenig gutem Stande waren, brachten 250 bis 430 Mk. Ein Stück Rindvieh galt bis 270 Mk. und darüber, ein Kutschwagen fand für 640 Mk. einen Käufer, kurz, sämtliche Inventarstücke gingen zu ganz ungewöhnlich hohen Preisen an die Käufer über.“

Meldung im Kreisblatt Neutomischel vom 04. Juli 1905

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„In dem Konkurse des verstorbenen Rittergutspächters Szulczewski in Groitzig erfolgt gegenwärtig durch den Konkursverwalter Herrn Rechtsanwalt Krochmann aus Bentschen eine Abschlagsverteilung. Viel wird dabei allerdings auf die einzelnen Gläubiger nicht gerade entfallen; denn der verfügbar Betrag beläuft sich auf 68.000 Mk., während die Forderungen 211.958 Mk. betragen.

Meldung im Kreisblatt Neutomischel vom 04. August 1905

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Es wurden in diesem Beitrag die differierenden Daten und Schreibweisen von Namen beibehalten, wie diese in den Artikeln verwendet wurden.

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Am 10. Februar 1901 hatten in Stenschewo, der Rittergutspächter

Martin August Hipolit Szulczewski und die Maria Anna Rzyska

die Ehe geschlossen.

Er war katholischer Religion gewesen und am 13. August 1869 zu Boguniewo, Krs. Obornik als Sohn des bereits zum Zeitpunkt der Eheschliessung zu Boguniewo verstorbenen Gutsbesitzers Wladislaus Szulczewski und dessen bereits ebenfalls, allerdings zu Brattian in Westpreussen, verstorbenen Ehefrau Josepha geb. Herwig geboren worden. Im Eheeintrag ist notiert, dass er seinerzeit in Groitzig, Krs. Bomst ansässig gewesen war.

Die Braut, war ebenfalls katholischer Religion gewesen, geboren am 21. Juni 1877 zu Kramplewo Krs. Posen West; sie war als Tochter des im Jahr 1901 bereits verstorbenen Gutsbesitzers Andreas Rzyski, zuletzt wohnhaft gewesen in Kramplewo und dessen Ehefrau  Maria geborene Kasubeka zur Welt gekommen.

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Beim Standesamt Koebnitz wurde am 4ten Oktober 1904 die Eintragung des Todes des Rittergutspächter Hippolyt Szulczewski, verstorben im Alter von 35 Jahren und 52 Tagen, durch den Landwirt Wladislaus Rzyski, dieser wohnte seinerzeit in Kramplewo, angezeigt. Als Todesdatum bzw. Zeitpunkt wurde der 02. Oktober 1904 vormittags um 7 1/2 Uhr eingetragen.

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Quellen soweit nicht direkt im Text oder in der Bildbeschreibung genannt: 1) „Führer durch das Westposener Wald- und Seengebiet“ – Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz; 1a) Messtischblatt No. 3861 Kobnitz – http://mapy.amzp.pl/tk25.cgi?23,48,60,80; 2) Großpolnische digitale Bibliothek Poznan (http://www.wbc.poznan.pl/dlibra) – “Amtliches Kreis-Blatt für den Kreis Neutomischel” und „Posener Tageblatt – Mittag-Ausgabe 1904; 3) Personenstandsunterlagen  Staatsarchivs Poznan (http://szukajwarchiwach.pl/)