Der Kaiser Wilhelm Platz mit Gedenkstein 1913 bis 1921

Die Parkanlage mit Brunnen – Aufn. GT

Niemand der gefragt wurde, der schon im Grünstreifen entlang der Straße Musiala spazieren gegangen war, eine Ruhepause am Brunnen einlegt hatte oder der als Kind dort gespielt hatte, wusste etwas oder erinnerte sich. Niemanden war noch bekannt, dass dieser kleine Park der Rest des ehemaligen Kaiser-Wilhelm-Platzes ist. Längst vergessen und längst nicht mehr existent ist dieser Platz. Gleiches gilt für den auf ihm anlässlich der Hundertjahrfeier der Befreiungskriege und des 25 jährigen Regierungsjubiläum des Kaiser und Königs Wilhelm des II. errichteten und feierlich am 22. Juni 1913 eingeweihten Gedenkstein. Vielleicht hat zum völligen Vergessen beigetragen, dass der Gedenkstein im Sommer 1921 abgetragen wurde.

Alles begann, auch wenn es später anders ausgelegt wurde, mit einem Schreiben der staatlichen Stelle für Naturdenkmalpflege in Preußen an den Herrn Oberpräsidenten welches dann an die Herren Landräte der Provinz weitergeleitet wurde.

In diesem Schreiben vom 22. Oktober 1912 wird nachfolgende Anregung für das Jahr 1913 ausgegeben:

“ Im Jahr 1913 stehen uns zwei Feiern bevor, welche das Fühlen unseres ganzen Volkes berühren: die Hundertjahrfeier der Befreiungskriege und das 25 jährige Regierungsjubiläum unsere Kaisers und Königs. Aus diesem Anlass werden Denkmäler von Stein und Erz sowie Stiftungen im ganzen Lande erstehen, unseren Nachkommen zum Angedenken und uns zur Ehre. Dabei wäre es vielleicht möglich, weitere Kreise und opferfreudige Stellen für die Auffassung zu gewinnen, dass neben jenen Denkmälern, deren Wert hoch zu schätzen ist, auch Denkmäler der Natur, welche von der Gemeinde zur Freude der ganzen Bevölkerung bewahrt werden, wohl geeignet sind, die Erinnerung an jene hervorragenden Ereignisse wach zu halten. Wie die Altenburger zum 50 jährigen Regierungsjubiläum ihres Regenten 1903 einen Herzog Ernst Wald, wie Berlin 1840 zum Jubiläum des Regierungsantritts Friedrich des Großen den Friedrichshain anlegten, und wie die Stadt Dresden beim 25 jährigen Regierungsjubiläum König Alberts die Dresdner Heide ankaufte, um sie dauernd als Wald zu erhalten, könnte jetzt die ein oder andere Gemeinde ihre Teilnahme an den patriotischen Feiern dadurch bekunden, dass sie einen bemerkenswerten Teil der umgebenen Natur sicherte. Fast jede Gemeinde ist in der Lage ein oder mehrere Natur Denkmäler sei es einen ausgezeichneten Felsen, einen schönen Wasserfall, einen hervorragenden Aussichtspunkt, einen bemerkenswerten Baum, ein Stück Wald oder Heide, eine geeignete Fläche für Vogelschutzzwecke oder anderes derartiges dauernd zu schützen. In manchen Fällen wird es kaum besonderer Geldmittel der Gemeinde bedürfen, um den Eigentümer eines solchen Naturdenkmals zu bestimmen, es ihr zur Erhaltung zu überlassen, in anderen Fällen wir sie nur geringe Mittel aufzuwenden brauchen, um ein Naturdenkmal zu erwerben, in noch anderen Fällen, zumal wenn es sich um große, vermögende Kommunen handelt, werden von ihnen gern auch erhebliche Beträge gewährt werden. Vor allem sollten Gemeinden in ihrer Nähe ein Wäldchen zur Erholung und zum Naturgenuss ihrer Bevölkerung sichern.

Die Hohenzollern haben der Pflege des Waldes und seiner Denkwürdigkeiten immer ein besonderes Interesse entgegengebracht. Wie der Große Kurfürst einerseits untersagte, die Wälder zur Pfingstzeit des Maiengrüns wegen zu plündern, bestimmte er andererseits, dass jedes junge Ehepaar einige Bäume neu anpflanzen sollte.

Ausschnitt Messtischblatt – Bild mit freundlicher Genehmigung des Archiwum Państwowe w Poznaniu aus den Original Unterlagen. 4385/Stadtakten Nowy Tomyśl sign. 20 Anlegung des Kaiser Wilhelm Platzes http://szukajwarchiwach.pl/53/4385/0/1.1/20

Den Landräten wurde eine Frist zur Stellungnahme bis zum 30. November 1912 gesetzt. Von Daniels, Landrat des Kreises Neutomischel,  wiederum reichte dieses Anliegen dann mit einer Fristsetzung zur Beantwortung per 25.11.1912 an die Herrn Bürgermeister und Distrikt Kommissare des Kreises weiter.

In dem seinerzeit amtierenden Bürgermeister Franke von Neutomischel  fand er einen eifrigen Unterstützer dieser Angelegenheit . Er teilte dem Landrat mit, dass er beabsichtigte zwecks Schaffung eines Andenkens an die Stadtvertretung heranzutreten.

Ob große Überzeugungskraft nötig gewesen ist, wissen wir heute nicht mehr, es gelang Franke jedoch, dass seinem Antrag bzgl. der Schaffung eines Gedenkplatzes stattgegeben wurde. In der Stadtverordneten Sitzung vom 02.12.1912 haben teilgenommen:

als Vorsitzender Herr Bürgermeister Franke
die Herren Stadtverordneten:

  • Kaufmann Paul Goldmann
  • Maurer- und Zimmermeister H. Hasenfelder
  • Sattlermeister Wilhelm Knoll
  • Rentier Paul Madantz
  • Fabrikdirektor Waldemar Paech
  • Kreisrendant Ernst Weber
  • Kaufmann Heinrich Wittkowsky

und der Magistratschöffe und Stadtälteste Herr Rentier Ernst Tepper

Es  wurde der Beschluss gefasst, dass vom Kaufmann A. Maennel  anschließend an das stadteigene Gelände des Sport- und Spielplatzes weitere 1  1/4 Morgen Land zum Preis von 1.000,00 M. pro Morgen angekauft werden sollten, dieses Areal dann parkartig zu gemeinnützigen Zwecken angelegt werden und letztlich, dass dieses neu angekaufte gemeinsam mit dem Gelände des Sport- und Spielplatzes den Namen  „Kaiser Wilhelm Platz“ tragen sollte.

Am  12.12.1912 teilte er diese Entscheidung  der Stadtverordnetenversammlung dem Landrat mit. Das „Räderwerk der Bürokratie“ wurde in Gang gesetzt.  Es musste schließlich alles seine Ordnung haben wozu die Angemessenheit des geplanten Vorhabens staatlicher Prüfung und Genehmigung unterlag.

Kurz vor Weihnachten, am 20.12.1912, bekam der Magistrat folgendes Schreiben aus Posen:

Der ehemalige Kaiser Wilhelm Platz, im Hintergrund der Gedenkstein – AK aus der Sammlung des Wojtek Szkudlarski

“ Ich ersuche noch um die Einreichung einer zur Vorlage an Allerhöchster Stelle geeigneten, mit Nordlinie und Maßstab versehenen Stadtplans, auf dem der in Betracht kommende Platz in seiner ganzen Ausdehnung in roter Farbe hervorzuheben und durch farbige Eintrag des Namens besonders kenntlich zu machen ist. Dieser Plan ist auf Leinwand zu ziehen und in einer Mappe vorzulegen. Auch ersuche ich um nähere Angaben über die Größe und Einrichtung des Platzes, sowie darüber, ob und welche öffentlichen Gebäude an ihm liegen.

Die Beschlüsse der städtischen Körperschaften, nach denen der in Rede Stehende Platz die Benennung „Kaiser Wilhelm Platz“ erhalten soll, sind beizufügen.

Im übrigen kann die beantragte allerhöchste Genehmigung erst erwirkt werden, wenn die Stadtgemeinde den tatsächlich eigentümlich erworben und ihn seinem Zwecke entsprechend eingerichtet hat.“

Einen Stadtplan gab es zu jener Zeit noch nicht; außerdem lag das Areal des vorgesehenen Kaiser Wilhelm Platzes im Glinauer Gemeindebezirk. Ferner stellte sich heraus, dass es noch nicht einmal eine Karte der Stadt Neutomischel und der Gemeinden Glinau und Paprotsch in einem einheitlichen Maßstab gab, auf denen eine Einzeichnung möglich gewesen wäre. Neutomischels Areal existierte nur auf einem Plan im Maßstab 1: 2.500, Glinau war nur kartographiert in der Größe von 1:5.000 und die Paprotscher Gemeinde letztlich nur im Maßstab on 1:4.000.

Es musste also erst einmal der Vertrag zum Ankauf des Geländes abgeschlossen, dann die notwendige Eingemeindung zum Stadtgebiet Neutomischels vorgenommen und letztlich der Lageplan angefertigt werden.

Es wurde mit der Vermessung des vorgesehenen Platzes und der Anfertigung des Lageplans der Landmesser Ramm aus Posen beauftragt; die notwendigen Veranlassungen und Arbeiten wurden im Januar 1913 in Angriff genommen.

Deutsche Lazarett Einsassen auf dem Gedenkstein – Bild aus der Sammlung des Wojtek Szkudlarski

Nach einigen Vorschlägen zur Erstellung des Planes, die alle wieder verworfen wurden, da diese der Stadt erhebliche Kosten bereitet hätten, kam vom Landvermesser Ramm der Vorschlag von dem zu jener Zeit existierenden Meßtischblatt eine Teilvergrößerung anzufertigen und darauf die neuen Straßen und den neuen Platz einzuzeichnen.

Gedankt wurde ihm seine Arbeit allerdings seitens des Magistrats nicht. Eigentlich – wie immer und entgegen den getroffenen Vereinbarungen mit seinen Auftragnehmern – bemängelte der Magistrat die Höhe der Rechnung des Landmessers und machte „unberechtigte“ Forderungen geltend, die nicht bezahlt werden sollten, selbstverständlich erst, nachdem alle Arbeiten wie erforderlich abgeschlossen worden waren.

In der Zeit vom Januar bis zum Mai 1913 muss dann auch der Entwurf des Gedenksteines durch Karl Eduard Goldmann, er war als Spediteur in Neutomischel ansässig und veröffentlichte zahlreiche Artikel aus der Geschichte der Stadt, entstanden sein. Leider sind von diesem keine Unterlagen mehr bis zur Veröffentlichung des Artikels aufgefunden worden.

Letztlich fand am 22. Juni 1913 die feierliche Einweihung des Platzes und des Gedenksteines statt. In der Urkunde, welche im Fundament eingelegt wurde, wurde zwar der 15. Juni 1913 angegeben, die tatsächlichen Feierlichkeiten fanden jedoch erst eine Woche später statt.

Einen Bericht  dieses Ereignis, welches in Verbindung mit dem Kreiskrieger Verbandfest stattgefunden hatte, findet sich im Kreis Blatt Neutomischel  zugleich Neutomischeler Hopfenzeitung  vom Dienstag, dem 24. Juni 1913.

Es wurde berichtet, das zahlreiche Vereine wie

  • die Krieger-Vereine Zembowo, Konkolewo, Sontop, Neustadt b.P., Grudno, Brody, Kuschlin, Neutomischel,
  • sowie die Schützengilde,
  • die Sanitätskolonne,
  • der Lehrerverein,
  • der Männer-Gesang-Verein,
  • der Turnverein „Germania“,
  •  der Männer-Turn-Verein und
  • der Radfahrer-Verein von Neutomischel

anwesend gewesen waren. Die Vereine hatten sich zum Parademarsch formiert, der dann von dem Landwehrverein und seinen Gästen abgenommen wurde. Es soll „ein freudiger Anblick“ gewesen sein, „die einzelnen Vereine nach den Klängen eines flotten Militärmarsches an sich vorüberziehen zu sehen, jeder einzelne Teilnehmer war bemüht“ gewesen, „den anderen durch Exaktheit zu übertreffen und so  hatte dank dieser anerkennenswerten Bestrebung der Vorbeimarsch der Festteilnehmer das Gepräge eines wohlgelungenen militärischen Bildes.“ Im „geordneten Zuge“ ging es durch „die der Würde des Tages entsprechend festlich geschmückte Bahnhofstraße zum Kaiser-Wilhelm-Platz, woselbst ebenfalls Aufstellung um den zu enthüllenden Denkstein genommen“ worden war.

Nachdem das „erste Lied des Männer-Gesangverein ausdrucksvoll zum Vortrag“ gebracht worden war, hielt der Herr Geheimer Regierungsrat von Daniels seine Ansprache.

Daran an schloss sich die Rede des Bürgermeisters Franke.

Aus letzterer geht hervor, dass die Chronik der Stadt Neutomischel und die Urkunde für den Denkstein, in einer verlöteten Messinghülle im Sockel des Steines versenkt wurden. Der Text derselben lautete:

 „Urkunde für den Denkstein auf dem Kaiser Wilhelm Platz in Neutomischel:

In freudiger Erinnerung an die 100 jährige Wiederkehr der Erhebung Preußens, an die Befreiung Deutschlands vom Franzosenjoche im Jahre 1813 und in dankbarer Erinnerung an die 25 jährige gesegnete Regierungszeit unseres allgeliebten allergnädigsten Kaisers und Königs Wilhelm II. regte im Januar 1913 der Geheime Regierungsrat, Landrat Herr von Daniels in Neutomischel die Errichtung eines Denksteins an.

Polnische Soldaten auf dem Gedenkstein – Bild: Sammlung des Tadeusz Gajska

Mit Begeisterung stimmten alle Mitglieder des Landwehrvereins Neutomischel ohne Unterschied des Standes, der Nationalität und des Glaubens diesem Plane zu. Die General-Versammlung des Landwehrvereins beschloss einstimmig für den Denkstein einen Betrag bis 700 Mark aus der Vereinskasse aufzuwenden, der noch fehlende Betrag soll durch Opferwilligkeit aufgebracht werden. Der Entwurf zu dem Denkstein stammt vom Spediteur Herrn Karl Eduard Goldmann hier. Die Bauausführung geschah unter Leitung des Bürgermeisters Herrn Franke mit Unterstützung des Spediteurs Herrn K.E. Goldmann, die Arbeiten selbst wurden durch den Steinmetz Herrn Völtz ausgeführt. Die zum Sockel verwendeten Feldsteine (Findlinge) sind in entgegenkommender Weise von den Herrn Besitzern

  • der Güter Brody,
  • Wonsowo,
  • Rose,
  • Alttomischel,
  • Bukowiec,
  • vom Herrn Domänenpächter Kiele – Bollwitz,
  • von Besitzern aus der Gemeinde Paprotsch: Herrn H. Wolke und G. Linke,
  • aus Gemeinde Glinau: Herrn Löchelt,
  • aus Gemeinde Altomischel: Herrn Horlitz,
  • sowie von Bürgern der Stadt NeutomischeL:  Herren Hugo Jeenicke, Richard Müller, Walter Goldmann, Karl Weinert und Hugo Toeffling unentgeltlich geliefert worden.

Als Platz zur Errichtung des Denksteins wurde im Einverständnis mit der Stadtvertretung der aus Anlass des 25-jährigen Regierungszeit unseres Kaisers und Königs die Bezeichnung „Kaiser-Wilhelm-Platz“ tragende Platz gewählt. Am 22. Juni 1913 soll das 25 jährige Regierungsjubiläum unseres Kaisers und Königs unter Beteilgung sämtlicher Landwehr- und Kriegervereine des Kreises, sowie sämtlicher Vereine der Stadt gefeiert werden und hierbei die Enthüllung des Denksteins stattfinden.

Fest wie der Stein soll Deutschland stets und einig sein. Wir geloben allzeit festzuhalten an Gottesfurcht und Königstreue, wir geloben treue Liebe zum Vaterlande als eine heilige uns überkommende Pflicht.

Wir danken allen Vaterlandsfreunden, die zur Errichtung des Denksteins beigetrage, leb und wertvolle Hülfe gewährt und mit Rat und Tat uns zur Seite gestanden haben.

Der Denkstein, dessen Sockel aus Findlingen ein daraufgesetzter Sandsteinwürfel mit Adler ziert, enthält auf der vorderen Seite die Jahreszahlen 1813-1913.In diesem Jubeljahre wollen wir der Helden gedenken, die uns im Jahre 1813 die Freiheit mit ihrem Herzensblut erkämpft und damit auch unser einiges deutsches Vaterland vorbereitet haben, wollen uns an ihren Taten erfreuen und uns durch sie mahnen lassen, auch heute wieder freudigen Mutes zu folgen, wenn der Heerruf ertönt und es gilt, Freiheit und Ehre des Vaterlandes zu retten. Dankbar empfinden wir heute die Segnungen, die die große Zeit uns gebracht hat. Wir wohnen sicher unter den Fittichen des Kaiseradlers, die das geeinte Deutschland überspannen. Die Kaiserkrone mit der Zahl 15.6.13 soll erinnern an die 25 jährige gesegnete Regierungszeit unseres Kaisers und Königs, Wilhelm II., des dritten Kaisers nach der 1871 erfolgten Wiedererrichtung des deutschen Reiches. Wir wollen unserem Kaiserlichen Herrn aufs neue Treue geloben und allzeit fest zu ihm halten, „sei’s trüber Tag, sei’s heitrer Sonnenschein.“ Wir alle, ob in des Königs Rock oder im bürgerlichen Kleid wollen: Treue um Treue geloben. Wir alle wollen Hüter sein, allzeit treubereit für des Reiches Herrlichkeit, für unseres Volkes Wohlfahrt, heut und immerdar: Unserem Kaiser treu, treu bis in den Tod.

Als sichtbares Zeichen nationaler Begeisterung und Erhebung, als Mahnruf zur Nacheiferung für Männer und Frauen der Gegenwart und Zukunft, möge dieser Denkstein übergehen von Geschlecht zu Geschlecht.

So geschehen zu Neutomischel den fünfzehnten Juni im Jahre Eintausend neunhundert und dreizehn im fünfundzwanzigsten Jahre der Regierung des Kaisers und Königs Wilhelm II.

Lageplan des Kaiser Wilhelm Platzes – Bild mit freundlicher Genehmigung des Archiwum Państwowe w Poznaniu aus den Original Unterlagen. 4385/Stadtakten Nowy Tomyśl sign. 20 Anlegung des Kaiser Wilhelm Platzes http://szukajwarchiwach.pl/53/4385/0/1.1/20

Gott schütze und schirme Kaiser und Reich, König und Vaterland, den Kreis und die Stadt Neutomischel.

Der Vorstand des Landwehr-Vereins Neutomischel. – von Daniels, Dr. Luther, Manzke, Löchel, Jeenicke, Kuhnke, Fromm – Der Bürgermeister : Franke“

Den Abschluß dieser Feier bildeten eine Kranzniederlegung und das Singen der 1. Strophe des Preußenliedes.

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Es ist schon verwunderlich den Text dieser Rede zu lesen. Eine Einigkeit wie beschrieben gab es in der Provinz Posen in jener Zeit nicht. Im  Januar 1913 war es z. B. in der Stadt Posen durch die Polizei die Jubiläumsfeier der polnischen Bevölkerung anlässlich des 50 zigsten Jahrestages  Januaraufstandes von 1863, der hauptsächlich als polnische Erhebung gegen die russische Herrschaft gegolten hat, aufgelöst, da man diese Feier untergründig als Auflehnung gegen die Preußische Regierung angesehen hat. Auch im Jahr 1913 wurde durch den preußischen Landtag in Berlin ein Gesetz zur „Stärkung des Deutschtums“ in den Provinzen Posen und Westpreußen unter Zurverfügungstellung von 175 Millionen Mark für den Erwerb polnischer Güter  bewilligt worden. Im  Weltgeschehen herrschte im Jahr 1913 auf dem Balkan Krieg.  Die polnische Bevölkerung sah in dem Kaiser und König Wilhelm II. den Unterdrücker; als eine Chance wieder einen unabhängigen polnischen Staat einrichten zu können, wurde die Möglichkeit angesehen, dass die Besatzungsmächte sich gegenseitig bekriegen würden.

Ein Hinweis, dass auch in Neutomischel diese Ereignisse nicht spurlos wie beschrieben vorübergingen, findet sich in unserem Artikel  Eine Luftreise im Jahr 1914. Also in etwa 1 Jahr nach der festlichen Einweihung, heißt es, dass Karl Ed. Goldmann eine Beschreibung des nach seinem leider etwas abgeänderten Entwurf erbauten Denkmals zur Erinnerung an die Befreiungskämpfe und das 25jährige Regierungsjubiläum unseres Kaisers gab. Die Vorarbeiten für die endliche Ausschmückung und die Aufstellung des noch dazugehörigen Sinnbildes sollen zu jener Zeit im Gange gewesen sein. Ob das Denkmal, an dem 1 Jahr nach seiner Aufstellung immer noch Arbeiten ausgeführt wurden, jemals fertiggestellt wurde ist nicht bekannt.

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Im Juni 1914 schließlich wurde dann das Attentat in Sarajewo verübt und im August erfolgt die deutsche Mobilmachung – Der I. Weltkrieg begann.

Die schon weiter oben erwähnte Ansicht unter der polnischen Bevölkerung , dass dieser Krieg zur Wiederherstellung eines unabhängigen polnischen Staates führen würde, löste aus, dass zum Zeitpunkt des Kriegsausbruchs große Freude unter dieser herrschte, obwohl sich auch für diese, wie für alle anderen Kriegsbeteiligten, dann eine sehr schwere Zeit anschloss.

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Quellen: