Der Mord an dem Schuhmachermeister Myszkowski aus Brody – 1904 – Erste Ermittelungen

Die kath. Kirche in Brody - Ansichtskarte Sammlung Wojtek Szkudlarski

Die kath. Kirche in Brody – Ansichtskarte Sammlung Wojtek Szkudlarski

Das Neutomischler Kreisblatt vom 04. Oktober 1904 berichtete wie folgt:

Raubmord.

Die schreckliche Kunde von einem bei Pakoslaw verübten Raubmord durcheilte gestern (03.10.1904) unsere Stadt. Leider bestätigt sich dieses Gerücht von der schauerlichen Untat voll und ganz.

Es wird uns darüber folgendes berichtet: Der Schuhmachermeister Micszikowski aus Brody wurde am Sonnabend abend von Arbeitern auf dem Wege von Brody nach Pakoslaw dicht hinter dem neuen Schulhaus von Pakoslaw mit durchschnittenem Halse aufgefunden. Der Meister hatte am Tage bei seinen Kunden Geld eingezogen und soll wohl über 100 Mark bei sich gehabt haben. Bei dem Ermordeten fehlt das Geld.

Er hinterläßt eine Frau und 4 kleine unversorgte Kinder.

Von dem ruchlosen Mordgesellen fehlt bis jetzt jede Spur.“

Der Fundort des Toten wurde seitens de Königlichen Distriktamtes zu Neustadt bei Pinne mit „zu Pakoslaw im Graben neben dem Kleinbahndamm“ angegeben. Als Todeszeitpunkt galt der „01. October 1904 nachmittags zwischen zehn und elf Uhr“.

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Es fand sich folgende weitere Berichterstattung zu den eingeleiteten Ermittlungen:

„07.10.1904
Die Untersuchung gegen den Raubmörder, welcher den Schuhmachermeister Micszikowski aus Brody am vergangenen Sonnabend ermordet und beraubt hat, ist eingeleitet und wird energisch geführt. Es haben an mehreren Orten bereits Haussuchungen stattgefunden, die aber bis jetzt alle resultatlos verlaufen sind.

21.10.1904
In der Brodyer Mordangelegenheit sind bereits mehrere Verhaftungen vorgenommen worden.

So wird aus Fraustadt folgendes gemeldet: Von hiesigen Polizeibeamten sind hier ein Mann und eine Frau festgenommen worden, weil sie sich verdächtig gemacht haben, den Schuhmacher Myczkowski aus Brody ermordet zu haben. Beide wurden dem Gericht zugeführt.

Desgleichen wird aus Samter unterm 19. d. M. wie folgt berichtet: Dringend verdächtig, an dem Morde des Schuhmacher Myczkowski aus Brody beteiligt gewesen zu sein, wurde gestern abend vom Herrn Stadtwachtmeister Mai ein Mann verhaftet, der sich auf verschiedenen Stellen anbot, Schirme zu reparieren. – Ob man hier die wirklichen Täter gefaßt hat, wird die Untersuchung ergeben.

01.11.1904
In der Mordsache des Schuhmachers Myszkowski aus Brody wird dem Schrimmer Kreisblatt aus Xions berichtet: Jetzt sind ein Ehepaar und zwei Kinder, auf die das Signalement des Ersten Staatswalts in Posen genau paßt, durch den berittenen Gendarm Fasel in Potarzyce festgenommen worden. Ein anderer Mann, der mit den Verhafteten zusammen war, hat die Flucht ergriffen. Die Kleider des Mannes waren noch mit Blut bespritzt, an der Frau waren Kratzwunden zu sehen. Das elfjährige Mädchen hat bekundet, daß ihre Eltern in der fraglichen Nacht in der Nähe der Mordstelle mit noch einem andern Mann gewesen seien.“

Weitere Berichterstattungen zu den Ermittlungen folgen …

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  • Beim Standesamt in Neustadt bei Pinne wurde unter dem 23. November 1894 die Ehe zwischen dem in Brody ansässigen
  • Schuhmachers Joseph Myszkowski, katholischer Religion, welcher am 17. Februar 1869 zu Pakoslaw
  • als Sohn der Eheleute Franz und Teodora (geb. Mateleska) Myszkowski geboren worden war
  • mit der Magdalena Janas, katholischer Religion, geboren am 13. Juli 1867 zu Brody
  • als Tochter der Eheleute Anton und Marianna (geb. Stachowiak) Janas eingetragen.
  • 1895 wurde der Sohn Franz geboren, welcher von einem Wagen überfahren wurde und verstarb;
  • 1898 folgte die Tochter Martha;
  • 1899 der Sohn Paul und
  • 1900 der Sohn Xaver

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Quellen, soweit nicht direkt im Text oder in Bildbeschreibungen angegeben: 1) Großpolnische digitale Bibliothek Poznan (http://www.wbc.poznan.pl/dlibra) – “Amtliches Kreis-Blatt für den Kreis Neutomischel” 1904/10 – 2) Akten des Staatsarchivs Poznan (http://szukajwarchiwach.pl/):Kopien der Personenstandsunterlagen Neustadt bei Pinne