Die katholische Pfarrkirche der Himmelfahrt S. Mariä in Neustadt b. Pinne

Die kathl. Pfarrkirche der Himmelfahrt heute – Aufn. SK 06/2011

Im „Verzeichnis der Kunstdenkmäler der Provinz Posen“; 3ter Band welches im Auftrag des Provinzial-Verbandes erstellt wurde; beschreibt Julius Kohte – Regierungs Baumeister – 1893 die katholische Pfarrkirche nebst ihrem Inventar.

Die Ausführungen sind hier mit kleinen Einfügungen (kursiv) zum besseren Verständnis wiedergegeben. Die Schwarz-Weiß- Aufnahmen wurden zur Verfügung gestellt von Szymon Konieczny (www.ziemialwowecka.pl); die Bilder sind erschienen in der Chronik  der Stadt – veröffentlicht und geschrieben von Maria Mitrenga und Franciszek Łuczak.

Die pompöse Umfriedung der Pfarrkirche – Aufn. 1934

 

Die Kirche ist Sankt Johannes dem Täufer und Sankt Johannes dem Evangelisten geweiht; Patron war: die Gutsherrschaft

Über den Ursprung der Kirche ist nichts bekannt. In den Jahren 1646, 1696, 1738 und 1813 hatte sie durch Feuersbrunst zu leiden (Jahreszahlen im nördlichen Seitenschiff).

Innenraum der Pfarrkirche, im Hauptaltar findet sich eine Kopie eines Bildes von Guido Reniego "Auferstehung der Jungfrau Marie)

Innenraum der Pfarrkirche, im Hauptaltar findet sich eine Kopie eines Bildes von Guido Reniego „Auferstehung der Jungfrau Marie)

Das Gebäude ist ein spätgotischer, gegenwärtig überputzter und verstümmelter Ziegelbau, und verfügt über eine dreischiffige Hallenkirche. Das Mittelschiff hat sechs rechteckige Joche, die Umfassungsmauern  der Seitenschiffe sind im letzten östlichen Joche in diagonaler Richtung nach dem Mittelschiffe hinübergezogen. Dem Mittelschiffe schließt sich noch ein geviertförmiger, in der Barockzeit turmartig erhöhter Altarraum an; zugleich setzen sich die Seitenschiffe, wenn auch etwas niedriger, bis zur Ostmauer desselben fort. Westlich stand vor dem Mittelschiffe ein Turm, welcher 1813 einstürzte und seitdem abgetragen wurde. Neben dem nördlichen Seitenschiffe liegt ein zweites niedrigeres Schiff, welches sich ehemals mit Spitzbogen gegen jenes öffnete, aber jetzt teilweise als Sakristei und Schatzkammer ausgebaut ist.

Der Abbruch des alten hölzernen Glockenstuhls; gem. Anordnung der deutschen Besatzungsmacht waren die Glocken abzuliefern und die Umzäunung zu entfernen – Aufn. 1941

Auf der Südseite befindet sich eine alte Vorhalle. Ursprünglich war die Kirche überall mit Sterngewölben überdeckt; doch sind die über dem Mittelschiffe und dem Hochaltare im 17. oder 18. Jahrhundert durch schaftkantige Kreuzgewölbe ersetzt worden. Die Pfeiler der Kirche sind einfach rechteckig und an den Kanten um einen halben Stein ausgeeckt. Lichte Breite der drei Hauptschiffe ist 14,30 m, des Mittelschiffes 6 m.

An einem der Sterngewölbe der nördlichen Abseite (jetzt Schatzkammer) sind unter der Tünche Reste ornamentaler Renaissance-Malerei erhalten.

Der Hochaltar, das Chorgestühl, die Gemeindebänke und die Beichtstühle sind im Rokokostile gehalten. Zum Inventar und Kirchenvermögen gehören:

  • Monstranzen (ein kostbares, oft mit Gold und Edelsteinen gestaltetes Schaugerät mit einem Fensterbereich, in dem eine geweihte Hostie zur Verehrung und Anbetung ausgesetzt wird) aus vergoldetem Silber:
  • Die 1ste: Spätgotisch von 1537 (Jahreszahl auf der Unterseite des Fußes), reicher mehrtürmiger Aufbau, unter welchem die Figuren des auferstandenen Heiland, sowie der Heiligen Maria, Johannes des Evangelisten, Lorenz, Barbara und Katharina stehen; auf der Spitze der gekreuzigte Christus zwischen Maria und Johannes. Der Fuß hat getriebene Buckel. Höhe 1 m.
  • Die 2te: Barock, um die Hostienbüchse eine Darstellung des Abendmahls Christi, 81 cm hoch
  • Kelche aus vergoldetem Silber, von 1665, 1747, 1753 und 1770
  • Speisekelch aus vergoldetem Silber, 1642, 45 cm hoch
  • Silbernes Pacificale (Reliquiar in Form eines Kreuzes) in Kreuzgestalt, spätgotisch, vom Anfange des 16. Jahrhunderts, der Fuß barock; 60 cm hoch
  • Barockes Rauchfass aus getriebenem Silber
  • Ewige Lampe und Weihrauchschiffchen aus getriebenem Silber, Rokoko
  • Zahlreiche Priestergewänder des 18. Jahrhunderts

Von den Glocken gehen zwei Stück mit 48 cm Durchmesser in das 14. oder 15. Jahrhundert zurück. Die eine derselben trägt am Halse in Großbuchstaben die Umschrift: AVE MARIA GRACEA PLENA (Gegrüßet seist Du Maria)

Die die Inschrift einfassenden Schnüre sind unter Benutzung von Bindfäden geformt. Die Andere hat am Halse einen aus Münzabdrücken gebildeten Fries.

Die große, recht nachlässig modellierte Glocke von 1,40m Durchmesser goss Karl Kalliefe (er hat auch die Glocken der ehemaligen evangelischen Kirche von Neutomischel angefertigt) in Lissa 1834.