„Die Pospischill“ – „Kairi la Blanche“ oder Theophila Szterke (1864 – 1888/89)

Die als Theophila Szterke am 14. Oktober 1864 in Grätz, Provinz Posen geborene und unter dem Künstlernamen“ Olga Pospischill“ auftretende Luftgymnastikerin zeichnete sich durch hervorragende Kunstflugstaffel Darbietungen aus. Das atemberaubende Zusammenspiel von Können und Kraft in der Luft begeisterte schon immer die Zirkus- und Varieté-Besucher.

Es ist heute nur noch wenig über die Zirkusse vergangener Zeiten zu finden. Und um einige Erzählungen aus der „Welt des Scheins“ ranken sich die Legenden. So auch um den Tod der „Pospischill“.

Luftakrobatik - Quelle: http://www.circushistory.org/Bandwagon/bw-1965Sep.htm

Die Freundinnen: l. Miss Lala - Olga die Mulattin und r. Miss Pospischill - Kaira la Blanche / Quelle: http://www.fscclub.com/history/iron-e.shtml

Eine Erzählung ist folgende: In jener Zeit (um 1885) galt der „Dreifache Salto“ als die artistische Herausforderung. Ein Athlet mit dem Künstlernamen „Amor“ habe diesen riskanten Sprung im Jahr 1860 zwar erfolgreich abgeschlossen, ihn danach aber nie wieder ausgeführt, da ihm dieses Kunststück nur ganz knapp gelungen sein soll. Es hatte dann noch 4 weitere Versuche männlicher Artisten gegeben, die leider alle tödlich endeten. Ein fünfter Versuch wurde durch die „Pospischill“ unternommen. Als der Zirkus Wulf am 21. Juni 1888 in Barmen gastierte kam es bei diesem dann zum tödlichen Unfall. Die „Kaira la Blanche“ wie ein weiterer Künstlername von ihr gelautet haben soll, schaffte den Sprung nicht, und stürzte ab, wobei sie das rettende Netz verfehlte. Sie soll „krachend“ zu Boden gefallen sein. Es heißt, dass sie den Absturz 5 Tage unter schlimmsten Schmerzen überlebte, ehe der Tod sie erlöste.

Ein weiterer Bericht im „La merveilleuse histoire du cirque“ von Henry Thétard berichtet über den Vorfall viel nüchterner: „Der tödliche Unfall ereignete sich in Barmen, Deutschland, am 21. Juni 1889, am Ende einer Trainingseinheit. Olga war bereit für ihren letzten Sprung ins Netz, aber als sie die Plattform verließ, verfing sich ihr Kostüm auf dem Trapez an einem Haken. Das Kostüm zerriss natürlich, aber der Ruck brachte sie aus dem Gleichgewicht. Als sie erkannte, dass sie im Begriff war, mit dem Gesicht zuerst im Netz zu landen, senkte sie zwar noch instinktiv den Kopf – aber es war zu spät, ihre Wirbelsäule war durch den unkontrollierten Aufprall gebrochen. Sie starb drei Tage später, bei vollem Bewusstsein und ohne zu leiden. “

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Leider haben wir weder den Geburtseintrag in Grätz aus dem Jahre 1864 finden können, noch Berichte, die genauer darüber Aufschluss geben, ob sich der Unfall im Jahre 1888 oder 1889 ereignete. Sollte einer unserer Leser weitere Daten haben oder vielleicht mehr über die Theophila Szterke, die in ihrer Zeit sicherlich als ungewöhnliche Frau gegolten hat, und nur 24 Jahre alt wurde, wissen, so würden wir uns freuen, wenn dieser Artikel um diese bzw. dieses ergänzt werden könnte.

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Quellen:

  • http://www.fscclub.com/history/iron-e.shtml
  • http://www.circushistory.org/Bandwagon/bw-1965Sep.htm
  • http://www20.us.archive.org/stream/4908148.0001.001.umich.edu#page/n5/mode/2up – Les Rois de la Force
  • http://en.wikipedia.org/wiki/Miss_La_La_at_the_Cirque_Fernando