„Ein nichtswürdiges Bubenstück ist auf der Bahnstecke Friedenhorst-Neutomischel in der Nacht zum 22. August 1900 verübt worden. Auf das Geleise war vor der Ankunft des Zuges ein mehr als ein Centner schwerer Stein gewälzt, und zwar an der Stelle, an welcher sich die beiden Nachtschnellzüge kreuzen, Glücklicherweise hat die Maschine den Stein heruntergestoßen. Als Thäter wurden drei Knechte aus Paprotsch ermittelt und gestern (29.08.1900) durch Herr Gendarm Gutsche zur Vernehmung abgeführt.“
Die Verhandlung fand dann vor dem Schwurgericht in Meseritz statt. Im Neutomischler Kreisblatt findet sich zu dem Prozeß folgende Berichterstattung:
„Am 18. Oktober saßen die Knechte Ferdinand Scheffler aus Paprotsch, Berthold Grunwald aus Zinskowo und Robert Lorenz aus Paprotsch auf der Anklagebank, weil sie im August dieses Jahres eines Nachts auf der Strecke Friedenhorst-Neutomischel einen etwa 35 Kilogramm schweren Stein auf die Schienen gelegt und dafür einen Eisenbahntransport gefährdet haben.
Nach ihrer eigenen Schilderung war der Vorgang folgender: Alle drei kamen nachts zwischen 2 und 3 Uhr über die Bahnstrecke, und zwar wollen sie angetrunken gewesen sein. Grunwald stieß im Schwanken an einen Prellstein und kam auf den Gedanken, einen solchen auf die Schienen zu legen. Er zog einen aus der Erde, und nun schaffte ihn der Angeklagte Scheffler auf Zureden der beiden anderen auf das Geleis.
Bald darauf sei dann auch ein Zug durchgefahren.
Der den Zug führende Lokomotivführer erklärte als Zeuge, auf der Strecke zwischen Friedenhorst und Neutomischel habe der Zug einen mächtigen Stoß bekommen und habe sich auf der rechten Seite merklich gehoben. Er habe sofort die Ueberzeugung gehabt etwas überfahren zu haben, in Neutomischel habe er dann die Maschine eingehend besichtigt und gefunden, daß der Schienenräumer verbogen gewesen sei und auf dem Absatz vorn an der Maschinen Steinsplitter gelegen hätten. Es wäre nur der Schwere der Maschine zu danken, daß der Zug nicht entgleist sei.
Ein vernommener Sachverständiger meinte, es sei geradezu als ein Wunder zu betrachten, daß der Zug nicht entgleist sei.
Je 3 Jahre Zuchthaus war der Lohn für die ruchlose That.“
Quelle:
- Großpolnische digitale Bibliothek Poznan (http://www.wbc.poznan.pl/dlibra) – Amtliches Kreis-Blatt für den Kreis Neutomischel 1900/08 No. 67 u. 1900/10 No. 83