Per 20. Mai 1858 wurden die Gebäude der Stadtparzelle No. 53 zu Neu Tomysl’s durch die Feuerversicherung neu aufgenommen. In diesem Jahr galt als Besitzer der Kaufmann Abraham Jakir Kuttner.
Unter No. 53 (A) wurde das Wohnhaus beschrieben welches vom Neuen Markt kommend, das erste Haus auf der rechten Straßenseite der dort beginnenden Goldstraße gewesen war.
Es war 51 Fuß lang, 26 Fuß tief und 7 ½ Fuß hoch, welches in etwa 15,50×7,90×2,30m entsprochen hat, gewesen. Die äußeren und inneren Wände des Gebäudes waren aus Ziegeln erbaut worden. Lediglich ein Giebel und ein 7 Fuß (ca. 2,10m) breites Stück der hinteren südöstlichen Wand hatten noch aus Lehmfachwerk bestanden.
Das Gebäude hatte ein einfaches Ziegeldach von 16 Gebinden, einen doppelten Dachstuhl und einen hölzernen Sims besessen. Im Dach hatten sich 3 Dachfenster befunden und zwei aus Zink gefertigte Dachrinnen hatten das Regenwasser abgeleitet.
Durch die doppelte Haustür und der dann sich daran anschließenden doppelten Glastür gelangte man über den Hausflur, welcher mit gebrannten Steinen ausgelegt gewesen war, ins Innere des Hauses.
Die zwei Stuben und zwei Kammern waren genauso wie der Laden, die zwei Küchen und die zwei Bodenräume gedielt gewesen. Acht einfache Türen hatten in die Räume geführt, während die Bodenräume durch 4 Türen verschlossen worden waren.
5 große vierflügelige und 1 kleineres zweiflügeliges Fenster neben 2 kleinen Kammerfenster ließen Licht in das Gebäude. Wärme, wenn nötig, wurde mit 2 Kachelöfen und 2 Kaminen erzeugt.
Mit dem östlichen Giebel stieß das Haus an das Gebäude der No. 54 (A) , es hing an der südlichen Seite mit einem Anbau zusammen, respektive bildete es mit diesem ein bauliches Ganzes.
Das Hauptgebäude wurde auf ein Alter von ca. 50 Jahren geschätzt, somit wäre es ungefähr im Jahr 1808 errichtet worden. Im Jahr 1836 fanden sich Maennel’s als Vorbesitzer in den Versicherungsunterlagen, ob diese Familie jedoch die eigentlichen Bauherren gewesen waren ist nicht bekannt.
Der schon erwähnte Anbau war unter der No. 53 (B) in den Akten aufgenommen worden. Seine Größe wurde mit 15 ½ Fuß Länge, 15 Fuß Tiefe und 8 Fuß Höhe (ca. 4,70×4,60×2,40m) notiert. Die Wände waren aus gebrannten Steinen in Massivbauweise errichtet worden. Auch hier war der Anbau wie das Hauptgebäude mit einem einfachen Ziegeldach eingedeckt gewesen; es hatte auf 7 Gebinde und einen hölzernen Sims besessen. Der Dachboden waren lediglich mit einem Lehmestrich versehen worden.
Im Gebäude hatten sich eine Stube mit einer Doppeltür, und ein darübergelegener Bodenraum, welcher über eine einfache Tür zu erreichen gewesen war befunden. Für Licht hatten 4 zweiflügelige Fenster gesorgt. Über eine eiserne Tür war der Gewölbekeller zu erreichen gewesen.
Dieser Anbau war von dem gegenwärtigen, Abraham Jakir Kuttner, Besitzer umgebaut bzw. mit massiven Wänden versehen worden und hatte sich in gutem Zustand befunden.
Ein weiteres Gebäude, die No. 53 (C) war das Stallgebäude gewesen; 53 Fuß lang, 18 ½ Fuß tief und 6 ½ Fuß hoch (ca. 16,10×5,60×2,00m). Es war durchweg von Strohlehm errichtet worden, nur der obere Teil des nördlichen Giebels hatte aus Lehmfachwerk bestanden, während der südliche Giebel unten offen gelassen worden war. Der Boden der Rollkammer, der Remise und auch der Waschküche waren mit Ziegelpflaster versehen gewesen. Eine Hälfte des restlichen Bodens war gedielt gewesen während die restliche Fläche nur einen Sandboden besessen hatte. Neben den vorgenannten Räumen waren noch 2 Holzställe und 1 Boden mit 2 Abteilungen im Stallgebäude untergebracht gewesen. Das Stallgebäude hatte sich 16 Fuß (ca. 4,90m) vom Anbau entfernt befunden. Das Alter war mit ca. 16 Jahren angenommen worden und der Zustand als gut befunden.
Die 2 kleinen Holzställe, welche sich ebenfalls auf dem Grundstück befunden hatten, waren als nicht versicherungsfähig eingestuft worden.
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Abraham Jakir Kuttner soll ca. 1791 in Lissa geboren worden sein.
Aus seiner 1sten Ehe mit Rosa geborene Badt stammte die Tochter Johanna, geboren ca. 1817 zu Grätz. Sie war um das Jahr 1843 herum mit dem aus Rawicz gebürtigen Moritz Schreiber verehelicht worden. Einem Sohn des Rabbiners Benjamin Schreiber.
Eine 2te Ehe war rechnerisch ca. 1839 zwischen Abraham Jakir Kuttner und der Dorothea geborene Schreiber, geboren 1809 zu Rawicz, geschlossen worden. Letztere war eine Schwester des Moritz Schneider und wiederum eine Tochter des Rabbiners Benjamin Schreiber gewesen. Aus dieser Ehe stammten die Kinder
- Emilie, geb. 1840 und später verehelicht mit Adolph Hohenstein
- Alexander, geb. ca. 1842 und verheiratet mit Rosalie Reine geb. Bernstein
- Benjamin, geb. 1843 und verheiratet mit Clara geb. Brilles
- Siegmund Samuel, geb. 1846 und verheiratet mit Anna Hindel geborene Jacob
- Adelheid, geb. 1848 und verheiratet mit Salomon Salo Goldschmidt
- Bernhard genannt Benno, geb. 1850 und verheiratet mit Lina Charlotte geb. Kaufmann
- Jacob, geb. ca. 1852 und verheiratet mit Fanny geb. Sternberg
Abraham Jakir Kuttner galt als Kaufmann für Manufaktur und Modewaren. Im Jahr 1895 war das Geschäft noch unter dem Namen J. A. Kuttner & Sohn – Manufaktur und Modewaren mit einer Eintragung in der “ Statistik d. dt. Reichs. B. 109: Berufs- u. Gewerbezählung v. 14.06.1895. Berufsstatistik d. kleineren Verwaltungsbezirke. Bln 1897″ zu finden.
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In Neutomysl führte vermutlich Alexander (2.) das Geschäft fort.
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In Elberfeld war die Firma Gebr. Kuttner, Seidenwaaren en gros gegründet worden. Das Unternehmen war in der Königsstr. 75 ansässig gewesen; im Adressbuch der Stadt wurden als Theilhaber Siegmund (4.) und Benno (6.) Kuttner eingetragen.
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Ebenfalls im Adressbuch Elberfeld findet sich Jac. (Jacob) (7.) Kuttner, Sammt- und Seiden-Manufact.(ur) unter der Anschrift Obergrünewalderstr. 3 in Elberfeld.
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Im Adressbuch der Stadt Berlin wiederum findet sich im Jahr 1874 eine Firma B. Kuttner & Co., Manufacturwaaren en Gros, Inh. Ben. Kuttner. Es konnte bis jetzt nicht abschließend gefunden werden, dass es sich um Benjamin Kuttner (3.) gehandelt hat. Sicher ist jedoch, dass er mit seiner Familie in den Jahren 1874-1882 in Berlin ansässig gewesen ist.
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Wir führen an, dass die gemachten Angaben anhand der eingesehenen Kirchenbuchaufzeichnungen/Personenstandsunterlagen zusammengestellt wurden. Uns ist bekannt, dass diese nicht immer vollständig sind und sich somit sicherlich die ein oder andere Abweichung ergeben kann. Wir freuen uns über Korrekturen und Ergänzungen !
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