Gebäude der Stadt Neutomischel – No. 32 Neuer Markt – Rosenbaum, Baehr, Längert und andere

Die Stadtparzelle No. 32 – AK Ausschnitt

Heute ist die Parzelle des einstigen Stadtgrundstücks No. 32 unbebaut. Die ehemaligen Gebäude sind längst abgetragen und nichts erinnert mehr an die Vergangenheit.

Schaut man in die Gebäudebeschreibung der Provinzial Feuerversicherung stand im Jahr 1836, rechts an das Grundstück der Gutsch’en Erben und links an die einstige Friedhofstraße grenzend, das Wohnhaus des Gottfried Längert.

Es war kein spektakulärer Bau – 39 Fuß lang, 20 ¾ Fuß breit und 7 Fuß hoch (ca. 11,90×6,30×2,10m = knapp 75 Quadratmeter Grundfläche). Die Wände waren von 4 Zoll (ca. 1,20) starken Bohlen errichtet worden, das Ganze war auswendig mit Lehm zur Isolierung beworfen worden. Nur der eine zum Markt zeigende Erker war von mit Lehm ausgekleidetem Fachwerk. Im Hinterhof hatten sich keine weiteren Gebäude auf dem Grundstück befunden.

Die im Inneren vorhanden gewesenen 2 Stuben und 2 Kammern sowie auch die 1 Dachkammer waren über 2 Flure verbunden gewesen. Durch 5 zweiflügelige Fenster war Licht in das Gebäude gelassen worden. Zur Beheizung hatten 2 Kachelöfen gedient.

Der Gutachter der Feuerversicherung befand im Jahr 1836 das Dach, die Wände, die Fenster und die 8 Türen für gut, lediglich die Stubendielen waren etwas ausgetreten.

Zum Zeitpunkt der Besichtigung wurde das Alter des Anwesens auf etwa 54 Jahre geschätzt, dieses würde auf eine Errichtung für das Jahr 1782 deuten. Eine rundum Reparatur hatte 6 Jahre vorher (ca. 1830) stattgefunden.

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Johann Gottfried Längert / Lengert, geboren 1804 in Sontop, kann nicht der Bauherr des Gebäudes gewesen sein. Im Jahr 1826 hatte er in Neu Tomysl im Alter von 22 Jahren die Ehe mit der 44-jährigen Witwe Frau Barbara Elisabeth geborene Baehr verwitwete Rosenbaum geschlossen.

Bis zur Wiederverehelichung der Witwe war gerade das einjährige Trauerjahr eingehalten worden.

Johann Gottfried Laengert wurde als Bürger und Schuhmachermeister in Neu Tomysl bezeichnet. Da er noch recht jung war wäre eine Vermutung, dass er ein „Jungmeister“ gewesen war und die o. g. Ehe als eine Zweckehe zum Fortbestand der Schuhmacherwerkstadt Rosenbaum geschlossen worden war.

Johann Rosenbaum, Bürger und Schuhmachermeister zu Neu Tomysl war im Juli des Jahres 1825 im Alter von 58 Jahren verstorben. Er war aus Marienburg gebürtig gewesen. Es heißt, dass er der einzige Sohn des Bürgers und Schuhmachers Christoph Rosenbaum gewesen sei, leider wurde keine Mutter genannt. Schon im Eheeintrag des Jahres 1792 wurde er als Bürger und Schuhmacher zu Neutomischel notiert, seine Braut war die Jungfer Barbara Elisabeth Baehr, älteste Tochter des Einwohners Johann Baehr zu Meseritz.

Rechnerisch ist Johann Rosenbaum ca. 1767 geboren worden, er wäre erst 15 Jahre alt gewesen, als das Gebäude No. 32 errichtet worden ist, somit bleibt der eigentliche Bauherr unbekannt denn ältere Aufzeichnungen als die ausgewerteten stehen nicht zur Einsicht zur Verfügung.

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Wann Johann Gottfried Laengert und Barbara Elisabeth geborene Baehr verw. Rosenbaum nach Jablone übersiedelten ist nicht bekannt. 1852 verstarb dort Barbara Elisabeth; Johann Gottfried schloss in den Jahren 1853 und 1864 noch zwei weitere Ehen, bevor auch er in Jablone im Jahr 1877 verstarb.

Alle Ehen scheinen nach bisherigem Kenntnisstand kinderlos geblieben zu sein.

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Ansicht vom Neuen Markt auf das Gebäude mit Werbetafel „Reisch“ – Foto Maennel

Der Zeitpunkt wann der Schmiedemeister Johann August Manthey (auch Manthay, Mantei oder ähnl.) das Stadtgrundstück nebst Gebäude kaufte oder pachtete ist nicht bekannt. Er wird erstmals im Mai 1850 bei seiner Eheschließung in Neu Tomysl erwähnt.

Dem Eheeintrag ist zu entnehmen, dass er aus Gross Sokolnik / Solkolniki Wielkie gebürtig gewesen ist. Sein Geburtsort liegt ca. 10 km südwestlich von Samter und 40 km entfernt von Neu Tomysl.

Zu seiner Ehefrau wurde Juliana Amalie geborene Haendtschke, geboren 1827 zu Neu Tomysl. Ihr Familienname wurde auch als Henschel, Hentschke, Handschke und in ähnlichen Varianten geschrieben. Geht man nach dem Geburtseintrag aus dem Jahr 1832 wäre sie eine geborene Handschuh und ihre Vorfahren wären aus Budizin gebürtig gewesen.

Es wurden in den eingesehenen Personenstandsunterlagen in dieser Ehe 9 Kinder geboren. Einige wurden später in Aufzeichnungen als in Tirschtiegel, Nienburg, Berlin und Boruy lebend wieder erwähnt.

Vermutlich sind Johann August Manthey und seine Ehefrau Juliane Amalie geborene Haendtschke vor 1877 in Neu Tomysl verstorben, genaueres konnte nicht ermittelt werden.

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Zu 1875 findet sich Heinrich Johann Gottlieb Schiller als Schmiedemeister auf dem Anwesen No. 32 in Neu Tomysl.

Er hatte 1872 Anna Maria Krepl (Kraepel) geheiratet. Die Ehe blieb kinderlos. Heinrich Johann Gottlieb Schiller verstarb im August des Jahres 1882.

Als Eigentümerin ging Anna Maria verwitwete Schiller geborene Krepl im November 1883 die Ehe mit dem verwitweten Stellmacher Wilhelm August Friedrich Loechel ein.

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Als weitere Besitzer des Stadtgrundstücks No. 32 galten der Eigentümer Wilhelm Roy mit seiner Ehefrau Emilie Ernestine geborene Tepper.

Die Roy’s,  sh. Schreiben des Kgl. Amtsgerichts des Jahres, verkauften im Jahr 1886, einen Teil des Anwesens – Hofräume, ein Wohnhaus mit Schmiede und Holz- und Schweinestall, an den Stellmachermeister Wilhelm Loechel. Fortan war die alte Parzelle No. 32 a und das abgeteilte Grundstück die No. 32 b.

1913/1914 galt für die No. 32 a der Müllermeister Robert Reisch als Eigentümer, es ist zu vermuten, dass das Grundstück im Laufe der Zeit innerhalb der Familien vererbt oder verkauft wurde. Die hier erwähnten Lengert, Tepper, Krepl und Reisch hatten gemeinsame Vorfahren. – No. 32 b war unverändert im Besitz des Wilhelm Loechel (vgl. Polizeiverordnung über den Anschluss an die städtische Wasserleitung 1913/1914)

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Wie sich die Eigentumsverhältnisse wirklich verhielten, war nicht aus dem eingesehenen Archivmaterial festzustellen, ist aber auch nicht relevant.

Interessant ist der Wechsel der Bewohner und die Nutzung des Gebäudes als Schuhmacherwerkstatt, Schmiede und letztlich als Stellmacherbestrieb und Verkaufsstelle für Mühlenprodukte.

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Die Stadtparzelle No. 32 am Neuen Markt mit seiner vermutlichen Erbauung des Gebäudes im Jahr 1782 war eine der ältesten Besitzungen in der Ansiedlung, welche 1778 ihr Kirchenprivilegium erhielt und ab 1786 zur Stadt Nowy Tomysl wurde.

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Quellen soweit nicht direkt im Text oder in der Bildbeschreibung genannt: 1) Akten des Staatsarchivs Poznan (http://szukajwarchiwach.pl/): Stadtakten / Beschreibung sämtlicher Gebäude in der Stadt Neu Tomysl; 2) Personenstandsunterlagen  Staatsarchivs Poznan (http://szukajwarchiwach.pl/)