Im Jahr 1836 gehörte das Hausgrundstück der No. 47 Am Neuen Markte Christian Scheibe. Als die Beschreibung der Provinzialfeuerversicherung erstellt wurde, wurde das Alter des Gebäudes mit „etwa 13 Jahre alt“ angegeben. Somit ist es auch ein Haus welches nach dem Stadtbrand im Jahr 1822 neu erbaut worden war.
Das Hauptgebäude hatte mit einer Länge von 56 Fuß zum Neuen Markt gestanden, hatte eine Tiefe von 35 Fuß und eine Höhe von 9 Fuß gehabt (ca. 17,00×11,00×2,70m), die „äußeren Wände waren von Ziegeln“ welche 1,5 Fuß stark mit Kalk verputzt gewesen waren. Das Haus war mit einem stehenden Dachstuhl gebaut worden; das Dach war mit Biberschwanzziegeln eingedeckt gewesen. Mit seinen Giebeln stieß das Gebäude direkt an das linke und rechte Nachbargebäude.
Das Innere des Hauses war über zweiflügelige Türen von der Markt und auch von der Hofseite zu erreichen gewesen. Dort befanden sich 4 Stuben, 2 Kammern und 1 Rauchkammer, welche über zwei Flure zu erreichen gewesen waren. Alle Räumlichkeiten hatten insgesamt über 11 Türen und 8 Fenster verfügt; von letzteren waren 4 vierflügelig, 2 zweiflügelig und wiederum 2 einflügelig gewesen. Das Haus wurde über 2 „Ofen von Kacheln“ beheizt. Die schon erwähnte Rauchkammer war, wie der Schornstein und die Feueressen auch, „von Ziegeln“ gewesen.
An der hinteren Seites des Hauptgebäudes schloss sich ein 13 Fuß langer, 6 Fuß breiter, 7 Fuß hoher (ca. 4,00×1,80×2,10m), mit einem Ziegeldach versehener Fachwerkanbau an. Dieser war um 1827 errichtet worden.
Ebenfalls um das Jahr 1827 war das Hinterhaus gebaut worden. Das Fachwerk des freistehenden Gebäudes war mit Lehm ausgefüllt gewesen, die Giebel mit Brettern verschlagen. Das Dach war zu einer Hälfte mit Ziegeln und mit der anderen mit Schindeln eingedeckt gewesen. Im Gebäude hatte sich 1 Stube mit 2 zweiflügeligen Fenstern befunden. Das Zimmer war über 1 Flur zu erreichen gewesen. Beheizt worden war das Gebäude mit einem Kachelofen. Ebenso befand sich im Gebäude der Stall.
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Im Jahr 1836 lebte ein Johann Christian Scheibe, geboren um das Jahr 1787 herum als Bürger und Schuhmacher in Neu Tomysl. Auch seine Eltern, wiederum ein Christian Scheibe, welcher das Handwerk des Schuhmachers ausgeübt hatte, (verstorben 1808), und Maria Elisabeth geborene Zimmermann (verstorben 1825) waren schon in der Stadt ansässig gewesen. Im Jahr 1806 hatte er Johanna Carolina Wilhelmine Rösch geehelicht. Sie war circa 1787 als Tochter des Carl Wilhelm Rösch, einem Sattlermeister in Neu Tomysl, und dessen Ehefrau Rosina Friederike geborene Wagner zur Welt gekommen.
Von beiden Familien ist weder bekannt wann sie sich in der Stadt niedergelassen haben noch von wo sie zugezogen sind; Geburtseinträge wurden nicht gefunden.
Das Paar bekam in den Jahren 1807 bis 1831 dreizehn Kinder. 1843 verstarb Johann Christian Scheibe, 1860 Johanna Caroline Scheibe geborene Rösch. Im Toteneintrag letzterer ist angemerkt, dass sie 2 majorenne Kinder hinterließ.
Da nicht für alle Kinder Lebensdaten aus Kirchenbüchern und anderen Unterlagen ermittelt oder zweifelsfrei zugeordnet werden konnten, ist es nur eine Vermutung, dass es sich bei den hinterlassenen Kindern um zwei verheiratete Töchter gehandelt hat, welche nicht mehr den Familiennamen Scheibe führten und schon vor dem Jahr 1843 das Elternhaus verlassen hatten.
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Aus Unterlagen des Jahres 1846 ist bekannt, dass im Hinterhaus der No. 47 der Apotheker ansässig gewesen ist. Wir sind also das noch erhaltenen Archivmaterial nach den Einwohnern der Stadt durchgegangen, bei welchen die Berufsbezeichnung Apotheker verwendet worden war.
Das Bild, welches sich ergab ist lückenhaft, zeigt aber dennoch die Entwicklung der Stadtapotheke.
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Die älteste Nennung findet sich für Johann Friedrich Jona oder auch Jone. Er wurde als Apotheker und Kämmerer der Stadt benannt. Er war in 1ster Ehe mit Justina Christine Helene geborene Kulau verheiratet. 1793 wurde eine Tochter geboren, welche im Jahr 1807 verstirbt. Justina Christina Helena selbst verstarb im Jahr 1795 in Neu Tomysl; rückgerechnet anhand des im Toteneintrag genannten Alters war sie um 1770 herum geboren worden. Wann das Paar in die Stadt kam oder auch woher ist nicht bekannt. Als 2te Ehepartnerin fand sich Johanna Friederike geborene Rösch. Sie war eine Schwester der Johanna Caroline verehelichte Scheibe geborene Rösch gewesen. Wann oder wo die Ehe geschlossen wurde ist nicht bekannt. Im Jahr 1802 wurde die Tochter Friederike Caroline geboren. Johanna Friederike verstarb im Jahr 1804 in Neu Tomysl, wiederum rückgerechnet wurde sie um das Jahr 1778 geboren. Als 3te Ehefrau fand sich Maria Juliane Franziska Beilitz (?). Mit dem Geburtseintrag des gemeinsamen Sohnes Friedrich Robert aus dem Jahr 1817 enden die Aufzeichnungen zu dem Apotheker Johann Friedrich Jona/Jone.
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Der Nachfolger könnte George Friedrich Karstan, Apotheker zu Neu Tomysl, gewesen sein. Es fand sich zur Familie lediglich ein Geburtseintrag des Sohnes Albert Theodor aus dem Jahr 1820. Als Mutter bzw. Ehefrau ist Justina Charlotte geborene Troschel genannt worden.
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Wiederum als Nachfolger kommt dann Friedrich Wilhelm Sperling als Apotheker zu Neu Tomysl in Frage. Er war um das Jahr 1796 herum geboren worden; er konnte allerdings keiner „stadtbekannten“ Sperling Familie zugeordnet werden. Im Jahr 1831 heiratete er die Johanna Carolina Lehmann. Sie war 1811 in Neu Tomysl als Tochter des Schmieds Martin Lehmann und dessen Ehefrau Anna Maria geborene Schmidt zur Welt gekommen. Das Paar bekam in den Jahren 1832-1835 zwei Mädchen und einen Jungen ehe jegliche Aufzeichnungen enden.
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1837, so die Publikationen über Friedrich August Otto Kliche, (http://hauland.de/friedrich-august-otto-kliche-geboren-29-juli-1808/#more-14910) erwarb dieser die Apotheke in Neutomischel von dem Apotheker Sperling. Welche er aber bereits 1840 wieder veräußerte.
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Als weiteren Apotheker gab es Johann Louis Bertin. Er war circa 1797 in Berlin geboren worden und mit Henriette Pilz, welche um 1797 herum in Grünberg geboren worden war, verheiratet gewesen. Das Paar hatte in Tirschtiegel gelebt und dort in den Jahren 1824-1834 acht Kinder bekommen. Beide, Johann Louis Bertin und Henriette Dorothea Bertin geborene Pilz verstarben in den Jahren 1880 und 1881 in Neu Tomysl. Auch Ihre unverehelichten Töchter Johanna Maria Dorothea Eleonore, geb. 1824 und Emma Ottilie geb. ca. 1828 verstarben in der Stadt, letztere im Jahr 1899, erstere im Jahr 1908.
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Im Aufgebot des Jahres 1841 wurde dann auch erstmals der Apotheker Eduard Gottlieb Weiss als ansässig in der Stadt genannt. Er war 1812 im Kapontker Hauland als Sohn des Schulhalters Benjamin Gottlieb Weiss und dessen Ehefrau Johanna Beate Friederika Fechner geboren worden. Verheiratet gewesen war er mit der um 1821 herum in Züllichau geborenen Leontine Wilhelmine Agnes Eckstein. 1888 verstarb Leontine Wilhelmine Agnes Weiss geborene Eckstein in Neutomischel und Eduard Gottlieb Weiss 1891 ebenda.
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Eingeschoben werden muss hier der Apotheker Vité. Über ihn waren keine weiteren Einzelheiten in Erfahrung zu bringen. Erwähnt wurde er im Jahr 1895 als Selbstständiger und 1904 in Verbindung mit der „Glühkörperexport-Gesellschaft“.
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Nichts genaues ist von und über Ludwig Gerson bekannt. Im Jahr 1863 galt er als der Apotheker der Stadt. 1908 wurde er als Mitglied des Medizinalkollegiums der Provinz Posen genannt. Letztlich wurde in der Apotheker Zeitung des Jahres 1911 bekannt gegeben, dass der Apotheker Gerson seine Apotheke an den aus Culm in Westpreussen stammenden Apotheker Donner verkauft habe.
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1912 wird dann entsprechend Hugo Donner als Apotheker in Neutomischel genannt. Seinen Wohnsitz hatte er wiederum im Haus mit der No. 47 am Neuen Markt.
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Fortsetzung folgt
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Quellen soweit nicht direkt im Text oder in der Bildbeschreibung genannt: 1) Akten des Staatsarchivs Poznan (http://szukajwarchiwach.pl/): Stadtakten / Beschreibung sämtlicher Gebäude in der Stadt Neu Tomysl; 2)Personenstandsunterlagen Staatsarchivs Poznan (http://szukajwarchiwach.pl/)