Im Kreisblatt Neutomischel erschien am 19.04.1911 ein sehr interessanter Artikel über einen aufgefundenen Geburtsschein. Heute sind die frühen Aufzeichnungen der evangelischen Parochie Bentschen nicht mehr einsehbar; sodass hier wieder ein kleines Stück Geschichte überliefert und ergänzt wurde.
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„Eine alte Urkunde aus dem Jahre 1792 ist in der Lade der Samter’schen Müller-Innung vorgefunden worden. Sie stellt einen Geburtsschein dar und ist von den Schulzen und Schöffen zu Paprotsch-Hauland hiesigen Kreises ausgefertigt, ist auf Büttenpapier kalligraphisch mit vielen Schnörkeln geschrieben und hat folgenden Wortlaut:“ . . .
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Artikel aus dem Jahr 1911 – Quelle: Großpolnische digitale Bibliothek Poznan (http://www.wbc.poznan.pl/dlibra) – “Amtliches Kreis-Blatt für den Kreis Neutomischel”
„Wir Scholtzen und Gerichten des Orts, der papareischen, Hauländer Gemeinde, auf unser Aller-Genädigst ertheilten, Privilegium, und Intercession; entbieten allen, wes Standes und Würden die sind, denen dieser offene Brief vorkömt; ansern freundlichen Gruß; und geflüssene Dienst; und bekönnen demnach hier öffentlich, gegen jeder männiglichen, daß für uns; in Gerichtlichen Orte, und Stelle erschienen.
Der Wohl Ehrbare und Wohlbenannte Friedrich Schmidt, Erb Bewohners allhier; Bittlich angehalten; und umb ertheilung eines Geburths-Briefes vor seinen jüngsten Sohn; nahmens Gottlob Schmidt.
Auch zu solchen Behuff; denn Wohl Ehrbaren und Wohlbenamten Christoph Horlitzen, Erblichen Eigenthümers, und Mittnachbars allhier; Und denn Ehrbaren und Wohlbenahmten Christian Werner, Erblichen Eigenthümers, in dem Benachbarten Grätzer Haulande; hierselbst zu Zeugen Produciret, Wann dann jetzt benannten beyde Gezeugen, mit entblößten Häupten, und erhobenen Fingern, zu Gott geschworen, ihnen sey wissentlich, ja, und whar; daß Vorweiser, dieser Gottlob Schmidt, von schon erwehnten Friedrich Schmidt Erb Bewohners allhier; seinen recht Leiblichen, und Nathürlichen Vater;
Und die Ehr, und Tugendsahme Anna Schmidin, eine gebohrene Richterin, seiner rechten Leiblichen Mutter; als zweyen Christlichen Ehe-Leuten, guter Teitscher, unversprochener Arth, und Nation, aus einen rechten Gottwohlgefälligen Ehe-Bette, nach Anweisung und Ordnung, der Heiligen Christlichen Kirchen; echt und recht erzeiget, und an daß Tages Licht dieser Welt Gebohren worden; auf denn Gast-Hofe, auf denn benachbahrten Baruschen Hammer; des 1775 Jahres, den 5. Juny, und darauf in der Benschner Pfarr-Kirchen Getauft worden. Die Pathen sind gewesen: der Wohl Ehrbare, und Wohlbenahmte Christian Bartsch, Eysen Schmieds auf dem Baruschen, Hammer; Und der Ehrbare und Wohlbenamte Johann Jachmann, Erblichen Eigentümers im Kommerower Haulande.
Sein Groß Eltern auch gewesen; der Groß-Vater Väterlichen Seite, Weyl. Johann Schmidt, gewesenen Erblichen Eigenthümers, und Gerichts-Scholtzens in Steinbach, im Schwiebußer Kreise gelegen. Die Großmutter Väterlichen Seite; Weyl. Anna Schmiedin, eine Gebohrene Kohlmeyhin.Der Groß Vater Mütterlichen Seite; Weyl. Christoph Richter, gewesenen Erblichen Eigenthümers, im Kommerover Hauland. Die Groß Mutter Mütterlichen Seite; die Weyl. Anna Richterin, eine Gebohrene Ehrlichin.
Als haben wir , hierüber, diese öffentliche Kundschaft mitteilen wollen, und ersuchen, alle, und jede, denen solche Vorzeiget, werden wird, Respektive, Dienst und Freundlich, nicht allein, Vorstehenden, allen völligen Glauben bey zu messen, sondern auch denn Impetranten, dessen Würklichen genoß empfinden, zu lassen; ihn bey Zünften und Innungen, oder wo er sonsten ein zu kommen sich bewerben und anhalten möchte, willig auf, und anzunehmen, und allen förderlichen Willen Gunst, und Gewogenheit zu erweisen, welches Er hoffentlich mit schuldigsten Dank wird wissen zu erkönnen; und wir werden nicht ermangeln, in solchen, und dergleichen Fällen, uns hinwiederumb, willfährig zu bezeigen.
Urkundlich unter unsern Gerichts Insiegel außgestellt und gegeben worden; Signatum, Papareischen Hauland, den 20. August Ein Tausen Sieben-Hundert, und zwey und Neuntzig.
Zur Zeitt Schöffen und Gerichten L.S. Marttin Fentzke – Schulß, Tobias Gregor, Johan Wrotzke, Christoph Kahl, Jakob Voß – sämtliche gerichten.“
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In den Kirchenbücher der evangelischen Parochie Neutomischel fanden sich zu dieser Familie noch folgende Einträge:
14 März (1802) Ist bey hiesiger Kirche begraben worden Anna Schmiedin geb. Richter, welche am 10ten Nachmittags verstorben, des Friedrich Schmitt Nachbahrs in der Paprotscher Gemeine Ehefrau. Alt 66 Jahre 3 Monate.
12ten October (1802) Ist in hiesiger Kirche getraut worden Friedrich Schmitt Nachbahr in der Paprotscher Gemeine, ein Wittwer mit Frau Anna Dorothea Bansin geb. Bielkin des weil Johann Bansen ehemal. Nachbahrs in der Paprotscher Gem. nachgelassene Ehefrau. Der Bräutigam war 69, die Braut 63 Jahre alt
über Gottlob (Gottlieb) Schmidt kann nichts abschliessendes gesagt, da dieser Name mehrfach in Kirchenbüchern genannt wurde; selbst unter der Annahme, da die Geburtsbescheinigung bei einer Müller-Innung gefunden wurde, dass er das Handwerk eines Müllers erlernt hatte, fanden sich noch mehrere Personen gleichen Namens