Gebäude der Stadt Neutomischel – No. 51 – Fleischhauerei und Beherbergungsbetrieb Toeffling 1795-1852 / Teil 1

Der südliche ehemalige Neue Markt, links das Anwesen Maennel, mittig das Toeffling Hotel (hier schon nicht mehr als einstöckiger Bau), rechts das in den Ursprüngen dem Carl Lemberg gehörende Anwesen - Bild: Maennel Archiv

Der südliche ehemalige Neue Markt, links das Anwesen Maennel, mittig das Toeffling Hotel (hier schon nicht mehr als einstöckiger Bau), rechts das in den Ursprüngen dem Carl Lemberg gehörende Anwesen – Bild: Maennel Archiv

Angehörige der Familie Toeffling waren die Gründer des „Toeffling – Hotel“ am Neuen Markt in Neutomischel. In diesem Beitrag haben wir einmal versucht, trotz der wenigen erhaltenen Unterlagen jener Zeit, die Geschichte des Hotels und der Toeffling Familie aufzuzeigen.

In Neu Tomysl wurde erstmalig im Jahr 1795 bei seiner Eheschließung mit der Maria Elisabeth Drescher, einer Bürger und Tuchmachertochter, der als in der Stadt ansässige Bürger und Fleischhauermeister Johann Christian Toeffling im Kirchenbuch erwähnt. Das Alter des Bräutigams wurde mit 29 und das der Braut mit 20 Jahren (ca.*1766/ *1775) angegeben. Johann Christian Toeffling verstarb im Jahr 1845, seine Ehefrau Maria Elisabeth geborene Drescher im Jahr 1839.

Johann Christian Toeffling, seine Ehefrau und deren Familien gehörten also nicht zu den als „Hauländer“ bekannten Bewohnern der Gegend, sondern sind den „Städtern“, den Zugewanderten nach der Stadtprivilegiumsverleihung im Jahre 1788, zuzuordnen. Als erster erwähnter Wohnsitz wurde im Jahr 1836 das Haus No. 3 als Eigentum des Christian Teffling in den Akten der Provinzial-Feuerversicherungsunterlagen erwähnt. Dieses war zum Zeitpunkt der Erstellung der Unterlagen ca. 50 Jahre alt; ob es durch einen Angehörigen der Familie Toeffling erbaut worden war ist nicht erwähnt. Mit dem Jahr 1856 findet sich ein anderer Besitzer.

Es wird angenommen, dass Johann Christian ein Sohn des im Jahr 1793 in Grätz ansässig gewesenen Siegmund Tefling, 58 Jahre (ca. *1735) und dessen Ehefrau Anna Dorothea, 49 Jahre (ca. *1744) war. Diese Annahme beruht darauf, dass sich im Kirchenbuch Neu Tomysl’s im April des Jahres 1796 die Eintragung findet, dass der Meister, Bürger und Fleischhauer Siegmund Toeffling im Alter von 62 Jahren und 4 Monaten verstarb. Weiterhin ehelichte im Jahr 1798 die 56 jährige Wittwe Anna Dorothea Toeffling, leider ist kein Geburtsname genannt, den 65 jährigen, als Nachbar aus Paprotsch benannten, Christoph Rausch.

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Blicken wir auf die Anfänge der Bürger und Fleischhauerfamilie Johann Christian Toeffling und dessen Ehefrau Maria Elisabeth geb. Drescher. In den Jahren 1795 bis 1815 wurden 10 Kinder dieses Paares geboren. Nur 4 von ihnen, 1 Mädchen und 3 Jungen erreichten das Erwachsenenalter.

Johanna Caroline Toeffling, die einzige Tochter, geboren 1804, heiratete 1822 in erster Ehe den in Neu Tomysl ansässigen Bürger und Mühlenbesitzer Johann Friedrich Tepper. Er war ein Sohn von Johann Christoph Tepper und dessen Ehefrau Maria Elisabeth geb. Maier gewesen. 1823 nur wenige Tage nach der Geburt der gemeinsamen Tochter Johanna Amalie verstarb er an Typhus.

Als Witwe und Mühlenbesitzerin ging Johanna Caroline 1830 eine weitere Ehe mit dem Bürger und Tuchhändler Johann Christoph Tepper, Sohn von Christian Tepper und Anna Dorothea geb. Steinke ein. Noch 1830 wurde die gemeinsame Tochter Bertha Caroline Emilie geboren. Die weiteren Lebensdaten unterstreichen die Lebensverhältnisse in diesen Jahren: 1832 verstarb nur 3 Monate nach seiner Geburt der gemeinsame Sohn, nur einen Monat später der Vater, Stiefvater und Ehemann und letztlich im Juli 1833 Johanna Caroline Tepper geb. Toeffling im Alter von noch nicht einmal 29 Jahren. Als Todesursache findet sich bei letzteren die Diagnose Abzehrung.

Heute definiert man diesen Begriff, für die unterschiedlichsten Krankheitsbilder. Von diesen waren die Auslöser z. B. Hunger, Mangel an: Licht, guter Luft, Hygiene, genügender Kleidung, Wärme und anderem. Abzehrung wurde aber auch für die Beschreibung der Schwindsucht, also der Tuberkulose verwendet.

Als einzige Nachkommen von Johanna Caroline gelten die beiden den Namen Tepper führenden Töchter.

Die drei Söhne Johann Carl Friedrich (*1795), Johann Heinrich (*1809) und Johann Julius Carl (*1815) finden in den alten Aufzeichnungen als Bürger, Fleischhauer und Handelsmänner der Stadt weitere Erwähnung.

Der 1809 geborene Johann Heinrich Toeffling hatte 1833 die Ehe mit der Bürger und Tuchmachertochter Johanna Caroline Mimms-Xenodochius geschlossen. Die Familie war in Paprotsch ansässig gewesen. In den Geburtseintragungen der 7 Kinder, welche dem Paar zugeordnet werden konnten, wurde der Stand des Johann Heinrich als Fleischhauermeister und Handelsmann benannt. Als er im Jahr 1863 verstarb findet sich als Standesbezeichnung „Hopfenhändler“, welches den Begriff Handelsmann näher definierte. Seine Witwe ehelichte im Jahr 1869 den ebenfalls verwitweten Gastwirth Johann George Stein in Neu Tomysl.

Johann Julius Carl Toeffling, geboren im Jahr 1815 als jüngster Sohn, tituliert als Bürger und Handelsmann zu Neutomischel, heiratete im Jahr 1840 in erster Ehe die 24 jährige Johanna Juliana Pallicka. Sie war die einzige Tochter des Johann George Pallicki, Bürger und Handelsmann in der Stadt und dessen Ehefrau Anna Elisabeth geborene Fechner. Aus dieser Ehe stammend wurden in den Kirchenbüchern keine Eintragungen über Nachfahren gefunden.

Mit seiner 2ten Eheschließung im Jahr 1854, er heiratete seine 21 Jahre jüngere im Jahr 1836 geborene Nichte Mathilda Hermine Hulda Toeffling, verbanden sich sein und der Familienzweig seines im Jahr 1852 verstorbenen Bruders.

"Toeffling Hotel" - Ausschnittsvergrößerung / Bild: Maennel Archiv

„Toeffling Hotel“ – Ausschnittsvergrößerung / Bild: Maennel Archiv

Kommen wir nun zum letzten der Brüder: Johann Carl Friedrich Toeffling. Er war der älteste Sohn der Eheleute Johann Christian Toeffling und dessen Ehefrau Maria Elisabeth geborene Drescher. Er war im Oktober 1795 geboren worden. Im Februar 1816 schloss er die 1ste Ehe mit der im Januar 1797 geborenen Bürgermeistertochter Johanna Marianna Hartmann. In dieser Ehe kamen 10 Kinder zur Welt von denen 2 bereits im Kindesalter verstarben. Als ihre Mutter 1838 im Alter von nur 40 Jahren verstarb war von den anderen 8 nur die älteste Tochter bereits „aus dem Haus“, die 7 jüngeren lebten noch bei den Eltern. Die schon erwähnte, im Jahr 1836 geborene Mathilda Hermine Hulda war die jüngste von Ihnen. Sie, ihre 6 Schwestern und der einzige Bruder Gustav Ferdinand Carl August finden später noch nähere Erwähnung.

Johann Carl Friedrich Toeffling schloss 1841 in Meseritz eine weitere Ehe. Seine Partnerin wurde die ca. 1798 geborene Maria Juliana Lehmann. Von ihr ist aus den Kirchenbuchaufzeichnungen zu entnehmen, dass sie von ihrem ersten Ehemann, dem Kürschnermeister Johann Gottlieb Grünberg geschieden worden war, ihr zweiter Ehemann, die Ehe war 1827 geschlossen worden, Johann Samuel Gottlieb Hübner, Bürger und Fleischermeister zu Meseritz, war verstorben. Sie wurde die „Stiefmutter“ der 5 jüngsten Toeffling Kinder aus der ersten Ehe ihres Mannes, welche zwischen 1826 und 1836 geboren worden waren und die sich erst in den Jahren 1846, 1848, 1853 und 1854 verheirateten. Kinder aus ihren früheren Ehen konnten in den alten Aufzeichnungen nicht festgestellt werden.

Johann Carl Friedrich Toeffling verstarb 1852, seine zweite Ehefrau Maria Juliana geborene Lehmann überlebte ihn bis in das Jahr 1881.

Bekannt ist, dass die Häuser mit den Nummern 44-52 des südlichen Neuen Marktes im Jahr 1822 einem Feuer zum Opfer fielen. Nicht bekannt ist, wem die vernichteten Anwesen gehört hatten. Die ältesten zur Zeit aufgefundenen Aufzeichnungen beginnen erst mit den im Jahr 1836 durch die von der Provinzial Feuerversicherung erstellten Gebäudebeschreibungen.

In diesen ältesten noch erhaltenen Aufzeichnungen findet sich unter der laufenden Nummer 104 die Beschreibung des Anwesens des Johann Carl (Friedrich) Teffling, des ältesten der 3 Brüder, zu Neu Tomysl am Neuen Markt No. 51.

Das Wohnhaus wurde mit 62 Fuß in der Länge x 34 Fuß in der Breite x 8,5 Fuß (ca. 19,00×10,00×2,50 Meter) in der Höhe beschrieben. Außen wie innen war es von Ziegeln errichtet und mit Kalk beworfen. Die Giebel des Gebäudes waren massiv. Es hatte über einen stehenden Dachstuhl verfügt und war mit Biberschwanzziegeln im Jahr 1834 eingedeckt worden. Im Dach befanden sich 4 eingelassene Dachfenster. Beheizt wurde das Wohnhaus über „2 Ofen von Kacheln“. Im Inneren hatten sich 5 Stuben, 2 Kammern, 1 Dachkammer und 2 Keller, die über 1 Hausflur zu erreichen gewesen waren, befunden. 1 Giebel stieß an das Nachbarhaus des Carl Lemberg, der andere an das der Wittwe Anna Rosina Maennel. Das ganze Gebäude war als in einem guten Zustande befunden worden. Das Alter war mit 13 Jahren angegeben worden; dieses Gebäude war also definitiv erst nach dem großem Brand des Jahres 1822 errichtet worden.

Weiterhin befand sich auf dem Grundstück der Nummer 51 ein Pferdestall, 37 Fuß lang, 18 1/4 Fuß breit, 7 1/2 Fuß hoch (ca. 11,30×6,00×2,30m), ein aus Ziegeln incl. der Giebel errichtetes Gebäude. Auch dieser Pferdestall hatte über einen stehenden Dachstuhl verfügt, in dem 1 Dachluke eingelassen gewesen ist. Über den Tennflur war der Pferdestall, in der Größe für 4 Pferde, und auch der Kuhstall, welcher gleichfalls 4 Tiere aufnehmen konnte, zu erreichen gewesen. Das Alter des Stalles ist mit 13 Jahren angegeben worden, wurde also wie das Wohnhaus, ungefähr im Jahr 1823 errichtet.

Ein Gaststall auf dem Grundstück, ist das letzte beschriebene Gebäude. Dieser war in seinen Abmessungen 36 Fuß lang, 15 3/4 Fuß breit und 7 Fuß in der I. Etage bzw. 6 Fuß in der II. Etage hoch (ca. 11,00×4,80×2,10 bzw. 1,80m)gewesen. Es war eines, der heute noch in Nowy Tomysl zu findenden Gebäude, dass hinten mit 2 Etagen höher als vorne mit 1 Etage gewesen war und unter Berücksichtigung dieser Bauart auf der Grenze zum Nachbargrundstück gestanden haben muss; dem Nachbar war somit die Möglichkeit gegeben worden ein ebenso konstruiertes Gebäude direkt dagegenstehend zu errichten. Mit einem Alter von nur 1 Jahr, errichtet somit ungefähr im Jahr 1835, war es im Jahr 1836 das neueste Gebäude gewesen. Es hatte über 2 Pferdeställe verfügt, welche die Möglichkeit geboten hatten je 4 Pferde in ihnen unterzustellen. Auch waren in ihm noch 1 Siedekammer und eine in der Größe für einen Wagen ausgerichtete Remise untergebracht gewesen. Die obere Etage war zur Lagerung von Stroh und Heu genutzt worden.

Die Beherbung von Reisenden oder die Vermietung von Räumen war also mit der Errichtung des Gaststalles ab dem Jahr 1835 spätestens vorgesehen gewesen. Die Größe des Wohnhauses und Stalles hätte zwar auch schon früher die Möglichkeit der Unterbringung von Gästen zugelassen, wir wissen aber nicht, ob neben dem als Besitzer genannten Johann Carl Friedrich und seiner Familie, noch der Vater, Johann Christian Toeffling (+ 1845) und dessen Ehefrau Maria Elisabeth geb. Drescher (+1839) oder auch der Bruder Johann Julius Carl mit seiner Familie im Haushalt gelebt hatten.

Bei Verfolgung der Angaben zum Stand des Johann Carl Friedrich findet sich bis zum Jahr 1826, dass er als Bürger und Fleischhauer tituliert wurde; mit dem Jahr 1827 wechselte dieses zu Bürger und Hopfenhändler bzw. Handelsmann. Ein interessanter Aspekt ist hier, dass die Familie Toeffling sich schon in so früher Zeit mit dem Hopfenhandel beschäftigt gewesen war. Dieses unterstreicht die Ausführungen des Bürgermeisters Hartmann, der im Jahr 1828 vom Hopfenanbau als Haupterwerbszweig und im Jahr 1832 von der „großen Wohltat“ für die Stadt durch diesen, berichtete. Alles dieses fand also schon ca. 10 Jahre bevor J.J. Flatau den Hopfenanbau und -verkauf forcierte statt. „Erst“ mit dem Jahr 1841 ist neben den anderen Standesangaben für den Johann Carl Friedrich Toeffling auch die Bezeichnung als Gastwirth zu finden.

Im Jahr 1843 war ein weiteres Gebäude auf dem Grundstück der Nummer 51 errichtet worden. Es entsteht bei Verfolgung der Aufzeichnungen der Eindruck, dass die Errichtung einer Scheune für Lagerung von Futtermitteln oder auch Hopfen notwendig geworden war. Der mit Lehm ausgekleidete Fachwerkbau hatte die Abmessungen von 34 Fuß in der Länge, 18 Fuß in der Breite und 10 Fuß in der Höhe (ca. 10,00×5,50×3,00 Meter). In ihm waren neben einem Tennflur 2 Bansen eingerichtet gewesen.

Johann Carl Friedrich Toeffling verstarb wie schon erwähnt im Jahr 1852. In der Erbfolge für das Haus, den Fleischhauer- und Beherbungsbetrieb mit dem Gasthof, den Hopfenanbau und – handel und alle sonstigen Vermögen hinterließ er:

  • seine eigenen Kinder aus 1ster Ehe – 7 Mädchen und ein Sohn
  • seine 2te Ehefrau
  • die 2 hinterlassenen Kinder seiner verstorbenen Schwester Johanna Caroline verehelicht gewesene Tepper
  • den Bruder Johann Heinrich (im 43. Lebensjahr) mit seiner Frau in Paprotsch, aus dieser Ehe abstammend konnten 2 Töchter ermittelt werden
  • den Bruder Johann Julius Carl (im 37. Lebensjahr), im Jahr 1852 ohne Nachkommen (erst durch die Heirat im Jahr 1854 mit Mathilda Hermine Hulda geb. Toeffling entstand letztlich eine direkte Verbindung zur Familie seines älteren Bruders)

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Quellen:
Akten des Staatsarchivs Poznan (http://szukajwarchiwach.pl/):
Stadtakten / Beschreibung sämtlicher Gebäude in der Stadt Neu Tomysl
Kirchenbücher der evangelischen Gemeinden Grätz und Neu Tomysl