„Der älteste active Soldat des preußischen Heeres, Feldwebel Joh. Gottl. Werner, der Schlüsselmajor (ein vertrauter Unteroffizier, welcher die Schlüssel der Festung vom Commandanten holt, die Thore auf- u. zuschließt etc.) des Posener Kernwerks, ist am 19. Juni, einen Tag vor seinem 92. Geburtstage, in Posen gestorben.
Werner wurde, wie das Posener Tageblatt berichtet, am 20. Juni 1799 zu Rakwitz als Sohn eines Stellmachers geboren.
1822 wurde er zur Fahne berufen und der 2. Compagnie des 18. Infanterie-Regiments, dessen 1 Bataillon damals in Rawitsch garnisonierte, zugeteilt.
Der junge Soldat war bei einer Witwe im Quartier, mit deren Pflegetochter er sich im Sommer 1825 verheiratete. (Es handelte sich um Johanna Maria geborene Schacker, geb. ca 1802 zu Rawitsch)
Ihrem Gatten, der schon nach halbjähriger Dienstzeit zum Gefreiten befördert worden war, suchte die junge Frau dadurch, daß sie als Marketenderin mit ins Manöverfeld zog, einen bei den etwas spärlichen Löhnungsverhältnissen doppelt willkommenen Einnahmezuschuß zu liefern.
Im Jahre 1830 rückte Werner, als anläßlich der polnischen Erhebung in Rußland preußisches Militär nach der Grenze beordert worden war, mit aus und kam nach beendetem Aufstande, unterdes zum Unteroffizier befördert, nach Fraustadt und später nach Posen.
Im Jahre 1850, nach 28jähriger Dienstzeit erfolgte seine Versetzung als Sergeant zum Reservebataillon Nr. 5, und am 1. April 1860 wurde er Schlüsselmajor des Kernwerks Winiary. Im Jahre 1872 wurde er anläßlich seines 50jährigen Dienstjubiläums zum Feldwebel befördert, und im Jahre 1875 feierte er die goldene, 10 Jahre später die diamantene Hochzeit mit seiner gleich ihm bis in das hohe Alter hinein wunderbar rüstigen treuen Lebensgefährtin. (Johanna Werner, geborene Schacker verstarb nur wenige Wochen nach ihrem Ehemann am 10. August 1891 zu Posen)
Mehrfache Auszeichnungen sind dem „Papa Werner“ seitens zweier Kaiser zuteil geworden, zahlreiche Ovationen wurden ihm anläßlich seine 90. Geburtstages dargebracht, der Kaiser hatte im 500 M und das Officiercorps der hiesigen Garnison 400 M zum Geschenk gemacht.
Dem Kaiser wurde das Ableben des ältesten Soldaten seiner Armee sofort mitgeteilt.“
* * *