Hier ist die Kurzbiographie des Karl Eduard Goldmann wiedergegeben, die in dem Buch „… und dazwischen Neutomischel“ durch Herrn Arno Kraft verfasst und veröffentlicht wurde und zu deren Wiedergabe wir die Erlaubnis erhielten. Am Ende dieser Lebensbeschreibung haben wir einige genealogische Daten des „Carl Gustav Eduard Goldmann“ hinzugefügt, die das Bild zu seiner Person ein wenig abrunden sollen.
Von der erwähnten Sammlung des Heimathistorikers Goldmann ist heute nichts mehr aufzufinden; erhalten sind aber doch einige seiner verfassten Artikel, die sich mit der Heimatkunde unserer Gegend beschäftigten.
Wir haben auf unseren Seiten bis jetzt veröffentlicht:
- Die letzten Wind- und Wassermühlen um Neutomischel
- Kurze Chronik der Feststadt
- Die ältesten Siegel und Wappen der Neutomischeler und umliegenden Holländergemeinden
- Geschichte der Schuetzengilde zu Neutomischel
- Der Kirchturm der evgl. Kirche zu Neutomischel ist abgebrannt
- Zwei Hexenprozesse aus den westposenschen Holländereien
- Allgemeine landwirtschaftliche Ausstellung – Neutomischel 1912
K. E. Goldmann war zwar kein Wissenschaftler, hat aber doch viel durch seine Sammelleidenschaft und zahlreiche Veröffentlichungen in Zeitschriften zu wissenschaftlichen Erkenntnissen über seine Heimatstadt und deren Umgebung beigetragen. Die Bauern sagten über ihn: Er hebt jeden Stein auf, über den er stolpert! – Und darin steckte ein tiefer Sinn; man darf nur nicht denken, daß damit ein gewöhnlicher Stolperstein gemeint war.
Er war viel unterwegs und ging auf seinen Spaziergängen mit offenen Augen und Ohren durch Felder und Wälder.
Er hatte von seinem Vater ein Speditions- und Fuhrunternehmen geerbt, das dieser 1857 gegründet hatte. So stand ihm auch jederzeit Pferd und Wagen zur Verfügung, um auch Ausflüge in die weitere Umgebung zu unternehmen. Sein großes Grundstück am Neuen Markt mit seinen vielen Nebengebäuden bot viel Platz für seine umfangreichen Sammlungen.
Er interessierte sich nicht nur für allerlei Fundstücke und Baulichkeiten sondern auch für Pflanzen und Tiere.
Er fragte Bauern nach gefundenen Dingen beim Pflügen und besuchte Baustellen und fand auch dort oft bei Abriß- und Ausschachtungsarbeiten unzählige Zeugen aus der Vergangenheit.
Die bei solchen Gelegenheiten gefundenen Gegenstände aller Art nahm er mit und versuchte dann zu Hause, ihren Ursprung zu ergründen. Mit der Zeit hatte er sich ein großes Wissen angeeignet, das es ihm ermöglichte, die Dinge richtig einzuordnen. Bei größeren oder auch interessanten Funden schaltete er das Kaiser-Friedrich-Museum in Posen ein.
So war es auch bei einem Fund auf einer Baustelle am Neuen Markt in der Stadt Neutomischel, der bei näherer Untersuchung durch einen Wissenschaftler aus Posen als ein steinzeitlicher Brennofen für Tongefäße gedeutet wurde. Auch bei der Bestimmung und näheren Untersuchung eines Grabes nördlich von Groß Lipke, das ein Lehrer entdeckte, hat er mitgewirkt.
Viele Feuersteinteile und auch Tonscherben hat er in der Umgebung gefunden und dem Museum in Posen übergeben, so im Jahre 1912 allein 26 Stück.
Er sammelte aber auch alte Schriftstücke von Bauern oder Bürgern und fertigte eine Aufstellung von Siegeln der Holländer-Gemeinden an, die große Beachtung fand. Auch seine Beschreibung von Wind- und Wassermühlen ist ein Ergebnis seiner intensiven Beschäftigung mit der Vergangenheit unserer Gegend.
Er stöberte in Akten und brachte vieles ans Tageslicht, was sonst vielleicht in Vergessenheit geraten wäre. Sein Interesse war weit gefächert und reichte von Naturbeschreibungen über Siedlungskunde, Vereinsgeschichte bis zu Hexenprozessen. Vielen Zeitgenossen kam er wohl etwas eigenartig und schrullig vor und manche bemängelten, daß er für seine Firma kaum Zeit hatte und es mit ihr darum abwärts ging. Uns Kindern, die wir am Markt wohnten, kam er in seinen letzten Lebensjahren oft geistig abwesend vor, wenn er uns beim Spielen auf dem Markt zuschaute und dabei in Gedanken versunken schien.
Nach seinem Tode sorgte er auch noch für Gesprächsstoff, denn sein Grab auf dem evang. Friedhof nördlich vom Neuen Markt und gegenüber der Gasanstalt, der nun gänzlich verschwunden ist, erinnerte an ein Hünengrab aus grauer Vorzeit. Den Friedhofsbesuchern störte es anfangs sehr, daß es nicht in die gewohnte Gräberordnung paßte. Auf seiner Grabstelle lag eine große rechteckige Steinplatte mit eingehauenen Daten etwas erhöht auf vier größeren Feldsteinen. – Er hatte es wohl vor seinem Tode so bestimmt, um auf sein Lebenswerk hinzuweisen.
Wenn auch diese dingliche Erinnerung zerstört ist, so lebt sein Wirken durch oftmalige Erwähnung seines Namens in bekannten wissenschaftlichen Werken und heimatgeschichtlichen Büchern weiter fort.
Neutomischel ist nach 1945 stark gewachsen und besitzt nun eine beachtliche Bibliothek und ein kleines Museum für den Hopfen- und Weidenanbau. Vielleicht sollte man zusätzlich in seinem Wohnhaus am Markt und auch in Nebengebäuden ein kleines historisches Museum für die Neutomischler Gegend einrichten. –
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KARL EDUARD GOLDMANN wurde als Carl Gustav Eduard Goldmann am 25. Juli 1863 um 9 Uhr abends in der Stadt als Sohn des Eduard Goldmann, Handelsmann und dessen Ehefrau Wilhelmine Bautz geboren.
Seine Geburt und seine ihm am 09. August 1863 erteilte Taufe sind im evangelischen Kirchenbuch von Neutomischel unter der Nr. 165 eingetragen. Seine Paten waren 1.) Maria Brunsch, Ehefrau hier 2.) Ernestine Tepper, Ehefrau Glinau und 3.) Friedrich Kraetsch, Stellmacher hier.
Wie damals üblich fasste man sich bei den Eintragungen kurz – „in der Stadt“ und die kurze Anmerkung „hier“ – bedeuten, dass es sich um Bewohner der Stadt Neutomischel gehandelt hat. Gleichfalls verwendete man bei den Eltern nur die gebräuchlichen Vornamen, heute sagen wir den Rufnamen. Wobei der kleine Unterschied war, dass früher der gebräuchliche Vorname schon mal von Eintrag zu Eintrag wechselte und Johann Friedrich mit Friedrich oder mit Eduard ein und dieselbe Person darstellte, da der Genannte mit vollem Namen Johann Friedrich Eduard geheißen hat. Bei der Namensgebung selbst waren oft bis zu 4-5 Vornamen gängig, der vom Vater und vom Großvater bzw. der von der Mutter oder der Großmutter, dann oft die genutzten Vornamen des gerade regierenden Kaisers und dessen Gattin, und letztlich die eines Heiligen; viele der Heiligen hießen Johann, daher eigentlich die nicht wegzudenkende Verwendung dieses Vornamens, woraus dann auch die weibliche Form Johanna abgeleitet worden sein soll. Diese Vielzahl der Vornamen bedeutete aber nicht, dass auch alle genutzt wurden, wenn ein Ereignis, wie zum Beispiel eine Eheschliessung in den Kirchenbüchern eingetragen wurde. Ebenfalls ist bei Recherchen eine gewisse Flexibilität in der Schreibweise gefordert, ob der Vorname Karl nun mit C oder mit K geschrieben wurde, war von noch keiner großen Bedeutung – gesprochen und gehört war er ja gleich. So auch in den Eintragungen der Familie Goldmann.
Der Vater von Karl Eduard Goldmann war Johann Friedrich Eduard Goldmann ( geb. 1831) mit vollständigem Namen, während er 1863 als Handelsmann zu Neutomischel erwähnt wurde, war er 1857 in dem Eintrag seiner Eheschließung mit Johanna Wilhelmine Bautz (geb. 1835) noch Bäckermeister zu Bukowicz.
Verfolgen wir die mütterliche Linie eine Generation zurück, so sind seine Großeltern der George Friedrich Bautz, Müllermeister aus Konkolewo (1791-1854) und dessen Ehefrau Dorothea Elisabeth Korn (1798-1878), letztere stammte ebenfalls aus einer Müllerfamilie, welche in Sontop ansässig gewesen war. Diese beiden Familien – Bautz aus Konkolewo und Korn aus Sontop – lassen sich bis in die Anfänge der noch vorhandenen Aufzeichnungen der Hauländerbesiedlung zurückverfolgen.
Die väterliche Linie weiter zurückverfolgt finden sich die Großeltern Johann Carl Gotthilf August Goldmann (ca. 1783-1833) und dessen 2te Ehefrau Johanna Wilhelmine Pietsch (1802-1865). Wobei die Pietsch Familie vermutlich jene ist, welche bereits 1778 im Kirchen Privileg Erwähnung findet, da es dort heißt: „… in Augenschein genommenen und approbierten Platz bey Pietschen Nachbar in der Glinauschen Gemeinde gelegen zum Kirchen-Platze…“, und somit die Familie auch erste Einwohner der dann nur knapp 10 Jahre später entstandenen Stadt Neutomischel wurden. Allerdings ist es bis jetzt nicht gelungen zu finden woher Johann Carl Gotthilf August Goldmann stammen könnte. Er, der als Bürger, Tuchmacher und Handelsmann Erwähnung findet, tritt erstmalig bei der Eintragung seiner ersten Eheschließung im Jahr 1811 mit Anna Rosina Pflaum (1789-1818) in Erscheinung; in diesem Eintrag findet sich jedoch keinerlei Hinweis auf seine Herkunft.
Woher das Interesse des Karl Eduard Goldmann an der Historie der Stadt Neutomischel wohl letztlich tatsächlich herrührte vermag sicherlich niemand mehr zu sagen – aus einer Familie, die Geschichte lebte, erlebte und schrieb stammte er aber allemal.