Kunstdenkmäler in den Kirchen zu Birnbaum

Grabstein Christoph von Unruh / Bild Original Artikel

Gesucht werden nähere Einzelheiten zu einer Arbeit des Holzbildhauers Gustav Kuntzsch (1848-1919). Eines seiner Werke, ein Altarkreuz, soll für die Kirche Birnbaum, leider ohne nähere Einzelheiten oder einer Angabe des Liefertermins, gefertigt worden seien.

Im Verzeichnis der Kunstdenkmäler der Provinz Posen, erschienen 1895, wurden für die katholische und evangelische Kirche zu Birnbaum durch Julius Kohte, Regierungs-Baumeister nachstehende Einzelheiten aufgelistet bzw. beschrieben, ein hölzernes Altarkreuz wurde nicht explizit erwähnt, aber vielleicht weiß jemand mehr ?

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„Birnbaum, polnisch Miedzychod, Kreishauptstadt, an der Warthe, Station der Eisenbahn Posen-Meseritz.

Birnbaum, im Mittelalter gegründet, war eine adelige Stadt und gelangt 1597 in den Besitz der zum Protestantismus übergetretenen Familie von Unruh, welche die Herrschaft fast 200 Jahre lang behielt.

W. Reinhold, Chronik der Stadt und des Kreises Birnbaum 1843.

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Kath. Kirche zu Miedzychod / AK

Katholische Pfarrkirche, in der Altstadt – Patron: der Staat

Spätgotischer Ziegelbau, im Grundriss ein einfaches Rechteck von 8 m Spannweite. Die Strebepfeiler lassen vermuten, dass die Kirche ursprünglich gewölbt war: die Ostfront hat auch in der Mitte einen Strebepfeiler.

Auf der Südseite steht nahe der Westfront ein quadratischer Turm, welchem sich ein runder Treppenturm anlehnt. Die beiden Giebel gehören der Renaissance, das hölzerne Tonnengewölbe sowie der Ausbau dem 17. und 18. Jahrhundert an. Im Jahre 1660 fand eine Weihung der Kirche statt (Korytkowski II. S. 148)

An dem südwestlichen Strebepfeiler eine kleine, auf einem senkrechten Thonstück modelliert, bärtige Fratze.

Barockes Holzbild, die Anbetung des Christkindes durch die Hirten darstellend, von denen einer auf dem Dudelsack bläst: darüber im Halbrund Gottvater.

Taufkessel aus Holz, einfach, mit aufgemaltem Zierrat, Renaissance.

Monstranz aus vergoldetem Silber, Spätrenaissance, dreitürmiger Aufbau mit den Heiligen Maria, Stanislaus und Adalbert, 67 cm hoch.

 

Zwei einfache silberne Kelche. Der eine mit dem Stempel der Stadt Angsburg, unter dem Pinienzapfen E (1741-43), und dem Meisterstempel FN. Der andere mit dem alleinigen Stempel NO.

Zwei silberne Krenze. Das eine nüchterne Arbeit aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, 40 cm hoch. Das andere reich getrieben, aus dem 17. Jahrhundert, 89 cm hoch, 1847 aus dem Bestande des Klosters Lubin überwiesen.

Weihwasserkessel aus getriebenem Kupfer, 1711. Zwei Messingleuchter, 17. Jahrhundert, 34 cm hoch.

Mittlere Glocke, am Rande: Opera Joannis Zachariae Neuberdt 1765.

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Ehem. Evgl. Kirche zu Birnbaum / AK

Evangelische Pfarrkirche, in der Lindenstadt.

Mit dem Eindringen der Reformation wurde der Gottesdienst in der mittelalterlichen Pfarrkirche protestantisch, 1591 aber der katholische Gottesdienst wiederhergestellt. Nachdem Christoph von Unruh 1597 die Herrschaft Birnbaum erworben hatte, gestattete er im Jahre 1600 unweit seines Schlosses den Bau einer evangelischen Pfarrkirche. Die alte Kirche brannte 1692 ab; der darauf von dem Zimmermeister Hans Lindener aus Bojanowo errichtete Fachwerkbau wich wieder dem gegenwärtigem, geputzten Ziegelbau, welcher nach Plänen der preußischen Oberbaudeputation ausgeführt und am 15. Oktober 1840 geweiht wurde (nach der, mit der Neubegründung des Kirchspiels angelegten handschriftlichen Pfarrchronik).

Fünf silberne, barocke Kelche. Der älteste wurde 1665 geschenkt. Zwei andere in einfacher Ausführung sind als Lissaer Arbeit beglaubigt; der eine, 1719 geschenkt, trägt neben dem städtischen Stempel eine 12 und den Meisterstempel ICS, der andere den Meisterstempel IFC. Wiederum ohne Stempel ist ein 31 cm hoher, durch reiches, getriebenes und graviertes Schmuckwerk ausgezeichneter Kelch aus der Mitte des 18. Jahrhunderts.

Drei silberne Oblatenbüchsen. Die eine achteckig, 11:9:5 cm, auf dem Deckel getriebenes Blumenwerk: Stempel der Stadt Angsburg und Meisterstempel GOT. Die andere oval, 12:10:5,5 cm, mit getriebenem Blumenwerk auf dem Deckel und auf den Seiten:  undeutlicher Stadtstempel (nach rechts springender Löwe ? (als Ergänzung bzw. Korrektur: Nach links (in heraldischem Sinne, statt rechts springender Löwe)) und Meisterstempel IL. Die dritte und kleinste von 1762 ohne Stempel.

Zwei Altarkrenze. Das eine aus Zinn, 1,10 m hoch, auf vierseitigem Fusse, 1762 gestiftet. Das andere aus Silber, 61 cm hoch, auf dreiseitigem Fusse, vom Ende des 18. Jahrhunderts mit dem Stempel WIEN.

Zwei runde Messingleuchter, 71 cm hoch, 1712 geschenkt. Altardecke im Provinzial Museum zu Posen

Glocken. Im Jahre 1693 goss Wilhelm Hampel aus Posen am Orte in Birnbaum eine 10 Centner schwere, später umgegossene Glocke für die Kirche (Kohte, Z. 11. Ges. VIII. S. 412). Von den beiden vorhandenen Glocken wurde die grössere mit 93 cm Durchmesser 1752 beschafft; sie trägt am Halse zwischen Rokokofriesen die Inschrift: Johann Gottfried Weinhold goss mich. Die Andere misst 70 cm Durchmesser und trägt am Halse die Inschrift: Johann Friedrich Schlenkermann goss mich in Posen 1789.

Grabstein des Christoph von Unruh, Starosten von Deutsch-Krone und Gnesen, * 1689 (Abb., ehemals vor dem Altare liegend, jetzt in der Vorhalle unter dem Turme aufgestellt. Roter Marmor, leider übertüncht, Höhe 2,65m, Breite 1,62m. Auf dem Rande die Umschrift:

Illustris et magnificus dominus Christophorus de Miedzychod Unrug, capitaneus Valccusis et Gnesnensis, suae regiae majestatis colonellus etc., placideute domino obdormivit anno MDCLXXXIX die XXIX. Januarii, actatis anni LXIIII., mensis IX. Et I. diei, cujus ossa requiescant in pace.

In der Sakristei mehrere Blechschilde mit Bildnissen, aus dem 18. Jahrhundert, ohne besonderen Wert. An der Orgelbühne ein besseres mit dem Bildnisse des Ratsherrn Klippel, im Rokokorahmen.

Brustbild des in der evangelischen Pfarrkirche beigesetzten Christoph von Unruh, 1677 gefertigt, ursprünglich auf der Treppe des alten Herrenhauses, jetzt im Provinzial-Museum zu Posen.“

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Quellen soweit nicht direkt im Text oder in der Bildbeschreibung genannt: Verzeichnis der Kunstdenkmäler der Provinz Posen, im Auftrag des Provinzial Verbandes bearbeitet von Julius Kohte, Regierungs-Baumeister, Berlin Verlag von Julius Springer 1895