
Pferdegezogene Straßenwalze von 1800 – ausgestellt im Deutschen Straßenmuseum in Germersheim – Quelle: http://commons.wikimedia.org/File:Deutsches_Stra%C3%9Fenmuseum,_ Germersheim._ Horse-drawn_road_roller_01.jpg
Referat des 1. Ausschusses, betreffend die Gewährung einer fortlaufenden Unterstützung an den ehemaligen Chaussee-Arbeiter August Kühn zu Rakwitz
Das von dem ehemaligen Chaussee-Arbeiter (Weber) August Kühn zu Rakwitz an den Provinzial-Landtag gerichtete Gesuch vom 8. September c., um Gewährung einer fortlaufenden Unterstützung, welches der Magistrat zu Rakwitz, der Königliche Kreislandrath Bomster Kreises und die Königliche Regierung Abtheilung des Innern hier, dringend befürwortet, ist von Sr. Excellenz dem Herrn Landtags-Commissarius unterm 12. October zur Beschlussfassung übersandt.
Tatsächlich steht fest, dass Petent, welcher als Arbeiter beim Bau der Chaussee zwischen Rakwitz und Rostarzewo engagiert war, bei Ausführung des Auftrages „beim Fortbringen der Walze mitzuwirken“, am 1. November 1873 am rechten Arm beschädigt und dass der Arm amputiert worden ist.
Petent ist ein vermögensloser Mann, der, gut beleumdet, seine aus einer Frau und zwei Kindern, im Alter von 6 und 2 1/2 Jahren, sowie einer 85 jährigen Mutter bestehende Familie, von seiner Hände Arbeit ernährte, was ihm nach Verlust des rechten Armes nicht mehr möglich ist.
Obgleich eine rechtliche Verpflichtung zur Unterstützung des Petenten nicht besteht, so erachtete der erste Ausschuß es doch als eine moralische Verpflichtung, einen im Dienste der Provinz Verunglückten zu unterstützen und empfiehlt dem 18. Provinzial-Landtage, beschließen zu wollen:
Der ehemalige Chaussee-Arbeiter (Weber) August Kühn zu Rakwitz erhält vom 1. October 1875 eine jährliche Unterstützung von 360 Mark, geschrieben: Dreihundert Sechzig Mark, aus dem Provinzialfonds bis zu dem Zeitpunkte, wo er als Chaussee-Aufseher oder in einer anderen Stellung im Dienste der Provinz Verwendung findet.
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Quelle: Verhandlungen des 18. Provinzial-Landtages der Provinz Posen – 1875 – veröffentlicht durch die digitale Bibliothek, Poznan (http://www.wbc.poznan.pl/dlibra)