Längst vergessen – Familie Fehlan auf Gut Solacz – ca 1872-1893

1872 im Adressbuch des Grundbesitzes im Grossherzogtum Posen findet sich, dass das Dominium Solacz über 1.429 Morgen Gesamtfläche verfügte; 1.212 an Ackerflächen, 192 an Wiesen, 23 an Wäldern und letztlich 2 Morgen Wasserflächen. Als Besitzer der Liegenschaft wurde Adolph Fehlen – korrekt wäre hier Adolph Joseph Ludwig Fehlan – genannt.

Zu finden waren, wie eigentlich immer, mehr oder weniger keine weiteren Informationen in deutschen Geschichtsaufzeichnungen. Nur vereinzelte „Puzzlesteine“ lassen eine Rekonstruktion eines kurzen Zeitraumes der Vergangenheit zu.

Der genannte Adolph Fehlan wurde im Oktober des Jahres 1840 zu Solacz geboren. Er war somit im Jahr 1872, als er als Besitzer des Gutes genannt wurde, gerade einmal 32 Jahre alt. Als er, wie es in der Totenanzeige heisst, nach langem und schwerem Laden am 02. April 1893 verstarb, war er 52 Jahre alt gewesen.

Bei seinem Tod hinterließ er seine Witwe Wilhelmine Helene geborene Boldt, ca. geboren 1848. Und, soweit festgestellt werden konnte, eine Tochter Elisabeth Adelheid Anna, geboren 1866 zu Neudorf bei Kazmierz (südlich von Samter), welche im Januar 1891 mit dem königlich preußischen Major und Bataillons-Kommandanten des Infanterie Regiments Nr. 77 Axel Paul Julius von Petersdorff, gebürtig aus Gollnow, verehelicht worden war.

Das Rittergut Solacz wurde per 01. April 1893, einen Tag vor dem Tod des Besitzers, erstmalig zum Verkauf angeboten: „Das Rittergut Solacz, ca. 1.400 Morgen groß, eine Viertelstunde von der Stadt Posen in anmuthiger Lage gelegen, mit großer Brennerei und sehr hohem Contingent in höchster Cultur und mit vorzüglichem Saatenstandt, günstigsten Wiesenverhältnissen, meisten chaussirten Feldwegen, etwas Wald mit großer Fasanerie, herrschaftlichem Wohnhause, großer Gärtnerei und großen Parkanlagen, soll möglichst bald freihändigt verkauft werden.

Das Rittergut eignet sich durch obige Vorzüge nicht nur für einen Landwirth, sondern auch durch die Nähe der Stadt durch die angrenzende Lage des Dorfes Jersitz mit zwölftausend Einwohnern besonders zur Parzellirung als Kapitalsanlage für Kapitalisten.

Behufs Anknüpfung von Verhandlungen wird gebeten sich zu wenden an George Fritsch, Posen, Konkursverwalter.“

Der Tod des Besitzers veränderte die Sachlage allerdings, per 28.04.1893 wurde die Zwangsversteigerung angekündigt: „Zwangsversteigerung. Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grundbuche von Solacz Band 1 Blatt Nr. 1 auf den Namen des Rittergutsbesitzers Adolph Fehlan eingetragene Rittergut Solacz am 27. Juni 1893, Vormittags 10 Uhr, vor dem unterzeichneten Gericht – an Gerichtsstelle – Sapiehaplatz Nr. 9, Zimmer Nr. 8, versteigert werden.

Das Grundstück ist mit 3.318,69 M Reinertrag und einer Fläche von 347.0405 Hektar zur Grundsteuer, mit 2.049 M Nutzungswerth zur Gebäudesteuer veranlagt.

Posen, den 17. April 1893. Königliches Amtsgericht, Abtheilung IV.“

Mit nur 2 Sätzen kam es dann per angesetztem Termin zu Abschluss und der etwas über 20jährigen Anwesenheit der Familie Fehlan : „Das Rittergut Solacz ist bei dem heutigem Subhastationstermin in den Besitz der hiesigen Firma Isidor Kantorowicz (Inh. Felix und Julius Kantorowicz) übergegangen. Der Kaufpreis beträgt 401.000 Mark.“

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Quellen soweit nicht direkt im Text oder in der Bildbeschreibung genannt:
Adressbuch des Grundbesitzes im Grossherzogthum Posen erschienen 1872; Deutsches Zeitungsarchiv / Deutsche digitale Bibliothek – Norddeutsche allgemeine Zeitung, Abend-Ausgabe 04.04.1893 und Morgen-Ausgabe 28.04.1893; Saale-Zeitung: allgemeine Zeitung für Mitteldeutschland / Hallesche neueste Nachrichten Ausgabe Samstag 01.04.1893; Wielkopolska Bilioteka Cyfrowa – Posener Zeitung 28.06.1893; Personenstandsunterlagen  Staatsarchivs Poznan (http://szukajwarchiwach.pl/)