Münzfund von Konkolewo – 1886

Albrecht und Isabelle – Quelle: http://www.nbbmuseum. be/de/2006/09/antwerp-double-ducaton.htm

Ab und an hört man immer wieder von vergrabenen Schätzen, die durch Zufall gehoben wurden. Hier berichtete Rodgers Prümers über einen solchen Fund in Konkolewo. Leider ist es die einzigste Erwähnung über diese Begebenheit. Es wurde versucht zu recherchieren um welches Anwesen es sich gehandelt haben könnte und wer vielleicht der eigentliche „Schatzbesitzer“ gewesen sein mag. Nur, es war kein Michael Preuß, der in Konkolewo ansässig gewesen ist bis zur Veröffentlichung dieses Artikels zu ermitteln gewesen. Und auch die vage Beschreibung der als „recht wohlhabenden Leute“ genannten, früheren Bewohner des Anwesens, reichte nicht aus um Konkreteres zu finden.

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Im Herbst 1886 brannte das Wohnhaus des Hauländers Michael Preuß in Konkolewo, Kreis Buk, nieder, wobei ein vor dem Hause stehender Birnbaum derart beschädigt wurde, dass er ausgerodet werden musste. Unter demselben nun fand sich ein kleiner Topf mit einer silbernen Kette und einer großen Anzahl von Silbermünzen. Der Finder versuchte seinen Schatz in Posen bei einem Goldarbeiter zu verwerten, wurde jedoch von letzterem, da der Fund noch nicht amtlich gemeldet war, der Polizei zugeführt, die mit dankenswerter Zuvorkommenheit unsere Gesellschaft benachrichtigte. Da zugleich auch ein Schreiben des Herrn Rektors Strödicke aus Neutomischel über diese Angelegenheit einlief, so sah sich der Vorstand der Gesellschaft veranlasst, der Sache näher zu treten, um eventuell Kette und Münzen für die Sammlungen zu erwerben. Diese Bemühungen waren denn auch von Erfolgt gekrönt und gingen die erwähnten Stücke für einen angemessenen Preis in den Besitz der Gesellschaft über.

Die Kette hat eine Länge von 1,17 Meter und ein Gewicht von 355 Gramm. Sie ist aus 12 gegossenen Medaillons und 66 kleineren gegossenen Mittelstücken, welche durch doppelte geschmiedete Ringe miteinander verbunden sind. Sie endigt in einer Oese und einem verzierten kräftigen Haken. Außerdem befindet sich an ihr ein abwärts hängender Ringe, vielleicht zum Befestigen einer Hieb- oder Stichwaffe. Die Länge der Kette würde dem Körperumfange eines kräftig gebauten Mannes entsprechen.

Unter den Münzen sind vertreten:

1. Spanien und die Spanischen Niederlande

Erzherzog Albrecht und Elisabeth: 5 Thaler und 1 Gulden – HS: Albertus Et Elisabet Dei Gratia + RS: Archid. Aust. Duces Burg. et Co. FL oder Fla., Archid. Aust. Duces Burg Brab. etc. oder Et Brab. Archid. Aus. Duces Burg. Dom Tor. etc. aus den Jahren 1617,1619, 162(?).

König Philipp IV.: 24 Thaler. HS: Phil III D.G. Hisp. Et. Judiar. Rex. RS: Archid Aust. Dux. Burg. Brab. etc. Archid. Aust. Dux et Com. Burg. etc. Archid. Aust. Dux Burg. Dom. Tor. (oder Torn) etc. Archid. Aust. Dux Burg. Co. Flan. Etc. aus den Jahren 1622,1623,1624,1626,1631,1632,1634,1636 (3), 1637,1645,1652,1653,1654 (2),1656 (5), 1656 (5),1657

 

Polnische Muenzen von Koenig Johann Kasimir. - Quelle: http://geneal.lemmel.at/TimpfeMunzmeister.html

Polnische Muenzen von Koenig Johann Kasimir. – Quelle: http://geneal.lemmel.at/TimpfeMunzmeister.html

König Karl II: 6 Thaler. HS: Carol. II. D.G. Hisp. Et. Judiar. Rex. RS: Archid. Aust. Dux. Burg. Brab. etc. Archid. Aust. Dux Burg. Co. Flan. Etc. aus den Jahren 1669,1672,1677,1682,1685,1688.

2. Vereinigte Niederlande

10 Thaler HS: Concordia Rex Parvae Crescunt. RS: Mo. No. Arg. Pro. Co. …. n. Foe. Belg. Tran. oder Belg. Westf. oder Belg. Co. Hol. aus den Jahren 1659,1660 (3) ,1678, 1683,1687,1694,1695,1699.

3. Österreich

11 Sechgröscher Kaiser Leopolds I aus den Jahren 1665 (2),1669,1671,1674,1677,1680,1681,      1682,1685,1687, darunter die beiden aus den Jahren 1669 und 1671 für Ungarn, auf der RS: Maria mit dem Kinde und die Umschrift Patrona Hvngarise

4. Siebenbürgen

Fürst Michael Apasi: 1 Sechsgröscher. HS: MI. Apasi. D.G. Pr. Tr. RS: Par. R. H.D. Et Si.. C. G. Ar. 1674 und ein  ähnliches Stück mit der Zahl XII HS: wie oben RS: Par. R.H. Do. Et. Seo. Gros. Argc. 1672

5. Herzogthum Kurland

Herzog Friedrich Kasimir: 1 Ort. HS: Fried. Cas. In. L. Cv. Et. S: E: RS: Moneta Ducis Curland : 94

6. Brandenburg

1. Herzogtum Preußen

Kurfürst Friedrich Wilhelm: Der Titel: Archicamerarius et princeps elector ist auf die verschienartigste Weise abgekürzt;    und zwar: A.&E., A.C.&E., A.C.&El., A.C.& P.E., A.C.&P.El., A.C.&Pr.El., Ar.E., Arc.&E., Arc.&P.E., Arc.&P.El., Arc.&Pr.El., Archic&El. – 6 Oerter aus den Jahren 1662,1675,1679,1681,1684 (2). – 108 Sechsgröscher aus den Jahren: 1658 (1), 1674 (1), 1679 (1), 1680 (9) 5 Varianten, 1681  (15) 5 Var.,  1682 (15)  4 Var.,  1683 (26) 9 Var., 1685 (4) 4 Var., 1686 (35) 22 Var., 1687 (1)

 

6 Gröscher Kurfürst "Friedrich Wilhelm" Quelle: https://philatelie.deutschepost.de/Muenzen/Historische-Muenzen/Taler/6-Groescher-Kurfuerst-Friedrich-Wilhelm.html

6 Gröscher Kurfürst „Friedrich Wilhelm“ Quelle: https://philatelie.deutschepost.de/Muenzen/Historische-Muenzen/Taler/6-Groescher-Kurfuerst-Friedrich-Wilhelm.html

Kurfürst Friedrich III: 7 Oerter aus den Jahren 1698,1699 (6)

2. Kurfürstenthum Brandenburg

Kurfürst Friedrich Wilhelm: 1 Sechspfennig HS: 6 Pf. Brandeb. Land. Muntz 1687. RS: Gekrönter Adler mit Szepter im          Herzschild

3. Markgraffschaft Brandenburg Ansbach

Markgraf Johann Friedrich: 1 Sechsgröscher: HS: Joh. Fr. D.G.M. Brand. Mag: Brustbild RS: Fr. D.B.Nor Pr. Halb. MC. 1678. – 15 theilige (5×3) gekröntes Wappen

Königreich Polen

1. Polen

König Sigismund III.:  4 Sechsgröscher aus den Jahren 1623 (2), 1625 (2)

König Johann Kasimir: 25 Gulden zu 30 Gr. Poln. aus den Jahren 1663 (6) 2 Var., 1664 (10) 4 Var., 1665 (7) Var., 1666   (2) 2 Var.- 15 Oerter aus den Jahren 1658,1659,1662,1667,1668 (11) 3 Bar. – 462 Sechsgröscher mit 102 Varianten. Auffallend ist die Mannigfaltigkeit der Umschrift sowohl auf der HS, wie auf der RS. Von Abkürzungen des Namens nenne ich hier Jo. Caim, Jo. Cas., Jo. Casi., Jo.

Polen-Elbing 18 Gröscher 1657 - Bildquelle: http://www.muenzauktion.com/knopik/item.php5?id=100927004

Polen-Elbing 18 Gröscher 1657 – Bildquelle: http://www.muenzauktion.com/knopik/item.php5?id=100927004

Casim, Jo. Casimi, Joan. Ca., Joan Cas., Joan Casi., Joan Casim, Joan. Casimi, Joh. Casim.  Die Münzen verteilen sich auf die einzelnen Jahre folgendermaßen: 1656 (1), 1657 (3) 3 Var., 1659 (2), 1660 (27), 1661 (47) 18 Var., 1662 (88) 16 Var., 1663 (57) 15 Var., 1664 (63) 12 Var. unter diesen zwei mit IV statt mit VI (Groschen) bezeichnet, 1665 (61) 9 Var.,  1666 (44) 10 Var., 1667 (67) 2 Var., 1668 (2) 2 Var., 166(?) (1)

König Johann III Sobieski: 167 Sechsgröscher mit 32 Varianten, deren Unterschied meist im Gewande liegt. Sie verteilen  sich auf die Jahre 1677 (3) 2 Var., 1678 (5) 2 Var., 1679 (7) 3 Var., 1680 (16) 6 Var., darunter ein (2 Exemplare) mit IV statt VI (Groschen, 1661 (34) 6 Var., 1682 (11) 4 Var., 1683 (59) 13 Var., 1684 (21) 5 Var., 1685 (1). Sehr merkwürdig ist ein Sechsgröscher Johanns III vom Jahr  1684. Die RS ist völlig normal und trägt das Polnische Wappen mit der Umschrift: Gros. Arge  Sex …. 1684. Auf der HS. aber ist nicht das Brustbild des Königs, sondern nochmals das  Wappen und die Umschrift der RS., jedoch negativ

König August II: 1 Sechsgröscher vom Jahre 1702 (abgebildet bei Zagroski Nr. 617)

2. Litthauen

König Johann Kasimir: 1 Ort. HS: Brustbild. Umschrift: Joan. Casimi D.G. Re. Polo. Münzzeichen T.L.B. RS: Im Kreise der Litthauische Reiter. Umschrift: Monet. Argen. Ms. Duc. Lit. 1664 – 1 Sechsgröscher HS: Brustbild mit Krone, Umschrift: Joan. Casim. D.G. & Rex Polo & S. Münzzeichen T.L.B. RS: Der Litthauische Reiter, über demselben in der Umschrift eine Krone. Umschrift: Gros * Argen * Se mag * Dvc * Lit * 1665

3. Stadt Elbing

1 Sechsgröscher Carls X Gustavs, Königs zu Schweden (also während der Besetzung durch die Schweden, in den Jahren 1655-1660 geschlagen) Das leider schlecht erhaltene Stück führt auf  der HS das gekrönte Brustbild des Königs mit der Umschrift: Carolus Gustavus …. RS: …. C. Civit. Elbing und das Elbinger Wappen (in horizontal geteiltem Schilde je ein Kreuz)

Auffallend ist es, dass unter all den erwähnten Thalern nicht ein Polnischer sich befindet und es lässt sich dieser Umstand wohl nur dadurch erklären, dass die Spanischen Thaler gewissermaßen die Weltmünze bildeten und ihres hohen Silbergehaltes wegen überall gern genommen wurden. Die älteste in dem besprochenen Funde befindliche Münze ist aus dem Jahre 1617, die jüngste von 1702. Letztere ist so vorzüglich erhalten, dass sie kaum in Kurs gewesen, vielmehr bald nach ihrer Prägung auch schon der Erde anvertraut zu sein scheint. Vor den anrückenden Truppen König Karls XII von Schweden barg der Konkolewoer Bauer seinen Schatz in der Erde; es ward ihm nicht vergönnt, denselben wieder zu heben. Interessant ist der Umstand, dass nach jetzt noch lebendiger Tradition gerade auf dem Grundstücke, wo dieser Fund gemacht wurde, in früheren Zeiten recht wohlhabende Leute gewohnt haben sollen.

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Textquelle: Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen – Herausgegeben von Dr. Hermann Ehrenberg – 1886 – Digital veröffentlicht unter: http://archive.org/details/zeitschrift03bromgoog