Robert Protsch 1855-1889

Der Eintrag der Mitteilung des Todes aus dem Jahr 1889 - Quelle: http://szukajwarchiwach.pl/53/1913/0/4/51/str/1/10/15#tabSkany

Der Eintrag der Mitteilung des Todes aus dem Jahr 1889 – Quelle: http://szukajwarchiwach.pl/53/1913/0/4/51/str/1/10/15#tabSkany

In den Standesamtsunterlagen von Neutomischel vom 31. Juli 1889 unter der Nr. 138 findet sich nachfolgender Eintrag:

„Zufolge Mitteilung des Hansestadt Bremischen Amts vom 27. Juli 1889 No. 143 pro 1889/90 ist heute eingetragen worden, dass der Kohlenzieher Robert Protsch geboren zu Neutomischel, am (18ten) achtzehnten Juli des Jahres tausend acht hundert achtzig und neun vormittags um neun Uhr fünfundzwanzig Minuten auf der Reise von New York nach Bremerhaven ertrunken resp. verstorben ist.

Religion, Alter, Wohnort und Familienstand des Verstorbenen ist unbekannt.“

Wir haben in diesem Artikel versucht das Leben des Robert Protsch zurückzuverfolgen …

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 Am 23. September 1878 traute Pastor Illgner in der evangelischen Kirche zu Friedenhorst den 23-jährigen Junggesellen Robert Wilhelm Protsch aus Neutomischel mit der 17-jährigen Anna Rosalie Amalie (Legate) Hökel.

Von der Braut hieß es, dass ihre Mutter zum Zeitpunkt der Eheschliessung verstorben gewesen sei; als ihre Pflegeeltern wurden Wilhelm Rehfeld, ein Schmelzer zu Lomnitzer Glashütte, und dessen Ehefrau Marie, geborene Malke genannt. Leider waren zu ihr oder Ihren Eltern keine weiteren Daten aufzufinden.

Robert Wilhelm Protsch, der Bräutigam, war am 21 März 1855 in Glinau geboren worden. Er war zum Zeitpunkt seiner Eheschließung als Fleischermeister zu Neutomischel tätig gewesen.

Er war der 3te eheliche Sohn des in Glinau ansässig gewesenen Stellmachermeisters Daniel Protsch und dessen Ehefrau Rosamunde geborene Tepper gewesen. Sein Vater war schon 2 Jahre nach seiner Geburt im Alter von 50 Jahren verstorben. Seine Mutter, beim Tod des Vaters 46 Jahre alt, ging entgegen den damaligen Gepflogenheiten erst wieder im Jahr 1868 eine weitere Ehe mit dem 15 Jahre älteren Johann August Hübner ein. Dieser war in erster Ehe mit Johanna Beata geborene Protsch, der Großtante von Robert Wilhelm verheiratet gewesen.

Der älteste Bruder des Bräutigams war Johann Carl Heinrich Protsch (*1831); er hatte schon 1852 mit seiner ersten Eheschließung das elterliche Haus verlassen. Der jüngere Bruder wird zu ihm aufgrund des hohen Altersunterschiedes und der räumlichen Trennung keinen intensiveren Kontakt gehabt haben; letzteres scheint auch für die älteren Schwestern gegolten zu haben. Anders scheint es sich bei dem zweiten auch älteren Bruder Alexander Ernst Reinhold verhalten zu haben. Er, 9 Jahre älter als sein jüngerer Bruder, ist einer der Auswanderer lutherischen Glaubens, der die Heimat verlassen hat. Er immigrierte per 30. Juni 1876 mit seiner Frau Bertha Hentschel und dem Sohn George Ernst Robert welcher noch in Deutschland geboren worden war, in Baltimore, Maryland in die Vereinigten Staaten von Amerika.

Ob es der Wunsch war dem älteren Bruder zu folgen, der vielleicht in die „alte Heimat“ berichtete, dass er sein Auskommen gefunden habe oder es andere Beweggründe gegeben hat selbst auch auszuwandern, ist heute nicht mehr bekannt. Robert Wilhelm Protsch, Beruf Fleischer, immigrierte am 05. Aug 1882 in Baltimore; er tat dieses scheinbar ohne weitere Familienangehörige.

Kohlentrimmer beim Bunkern eines Linienschiffes in Hoboken (New Jersey) - Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kohlentrimmer

Kohlentrimmer beim Bunkern eines Linienschiffes in Hoboken (New Jersey) – Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Kohlentrimmer

Was dann weiter in den Jahren 1882 – 1889 geschah ist nicht bekannt … der letzte Hinweis ist die eingangs zitierte Eintragung in den Standesamtsunterlagen

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Der Beruf des Kohlenziehers oder Kohlentrimmers in der Seeschiffahrt bestand während der Zeit der mit Kohle befeuerten Dampfschiffe. Die Arbeit bestand darin die Kohle in das Schiff in die dafür vorgesehenen Lagerräume zu verbringen und während der Überfahrt diese, aus den zum Teil weit vom Kesselraum entfernten Kohlenbunkern, zu den Kesseln zu befördern. Es herrschten unzumutbare Arbeitsbedingungen: die Kohlenbunker waren ohne Beleuchtung, das Schiffsinnere war verwinkelt und eng, die Arbeit verlangte hohe körperliche Kraft bei großer Hitze unter ständig durch Kohlenstaub stickiger Luft. Zudem standen Angehörige dieser Berufsgruppe auf der niedrigsten Stufe in der Hierarchie der an Bord eines Dampfschiffes tätigen Arbeiter.

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Quellen:

  • Staatsarchiv Poznan –  http://szukajwarchiwach.pl/53/1913/0/-#tabZespol
  • http://de.wikipedia.org/wiki/Kohlentrimmer
  • www.familysearch.org