Sedanfeier und Enthüllung des Kreiskriegerdenkmals. 2. September 1895 – Kreiszeitung 3-IX-1895 No. 65

Kriegsgefallenen-Denkmal 1-IX-1895

Der Artikel stammt aus der Lokalzeitung „Neutomischel Kreisblatt“ Nr 69 , 3-IX-1895. Es wurde berichtet über die Einweihungsfeier zur Enthüllung des Kreiskriegerdenkmals im Gedenken an die Gefallenen in den Kriegen 1866 zwischen Preussen und Österreich [siehe mehr], und Preussen und Frankreich 1870/71 [siehe mehr] [Quelle Archiv Posen Akta miasta Nowy Tomyśl sign. 19 „Die Errichtung eines Kreiskriegerdenkmal… – in dem Archivordner, in dem diese seltene Zeitungsausgabe aufbewahrt wird, finden sich auch Dokumente über die Errichtung eines ähnlichen Denkmals in Neustadt b.Pinne]. Die Enthüllung fand am 25. Jahrestag der Schlacht von Sedan (1-Sep-1870), in welcher die Preußen Frankreich besiegten und Kaiser Napoleon III gefangen genommen wurde. Der folgende Text ist der dritte Beitrag in dieser Zeitung – gewidmet dem Denkmal. Die beiden anderen handeln von den Maximen, die auf die Kränze gelegt wurden und die den Bau des Sockels betreffen. Es ging unter anderem auch darum welche Andenken in den Grundstein des Denkmals eingelegt werden sollten; die Entscheidung ging zu zwei Ausgaben des Neutomischelers Kreisblattes Nr. 63 und 64 sowie einer manuell kalligraphierten Chronik von Neutomischel des berühmten Heimatforschers Karl Eduard Goldmann (32 Jahre). Leider weist diese Zeitung in einem kleinen Teil Beschädigungen auf und drei Namen von Gefallenen, derer gedacht wurde sind nicht mehr zu entziffern.

Der Obelisk bestand aus schwedischem Granit und wurde von der Firma Ressel RÖHL, Berlin (Elisabethufer) geliefert, seine Herstellungskosten sollen über 5.000 Mark betragen haben. Bis 1920 stand er auf dem Alten Markt (Chopin Platz)

Im Jahre 1913 plante man noch einen weiteren Bau eines Denkmals zur Erinnerung an die Befreiungskämpfe das 25-jährige Regierungsjubiläums des Kaisers auf dem Kaiser Wilhelm Platz , der heutigen Musiala Straße, knapp neben Landgraben (Szarka).  Wie aber z. B. in der „Festschrift zum 125. jährigen Jubiläum der Schützengilde Neutomischel und 18.Bundesschießen des Schützenbundes Neumarkt-Posen“ geschrieben wurde, wurde des schon nicht mehr so monumental wie geplant ausgeführt und auch vermutlich nicht in allem „Glanz“ vollgezogen.

Porównanie wymiarów pomników

Vergleich der Dimensionen der Denkmäler

Der Text spiegelt die Stimmung unter den Deutschen dieser Zeit – gehoben, nationalistisch und unbesiegbar -. Eine Stimmung die ganz Europa damals beherrschte und die man letztendlich heute dafür mit verantwortlich macht, das es zum I. Weltkrieg hat kommen können.

Diese beiden vorangegangen gewonnenen Kriege, der preußisch-österreichische und der preußisch-französische, waren besonders wichtig in dieser Zeit für die Preußen und die deutschen Nationen (zu jener Zeit noch bestehend aus unabhängigen Staaten, welche aber in einer Zollunion verbunden waren); da Sie zur Vereinigung von Deutschland im Jahre 1871 unter Kaiser Wilhelm I. führten. Tatsächlich ist jedoch als Urheber der Vereinigung Graf Otto von Bismarck zu sehen.

Die weitere Geschichte des Denkmals wurde in der Zeitung „VierteljahreSchrift 3-4/2005“ von Edmund Żurek beschrieben. Nach seinen Untersuchungen wurde der preußische Gedenkstein in das polnische Denkmal zur Erinnerung an die „Grosspolnischen Aufständischen“ am 22-07-1963 umgewidmet und enthüllt. Und tatsächlich: die Ähnlichkeit ist sehr groß. Schätzt man die Grösse des abgebildeten Mädchens auf der Postkartenabbildung (oben links) auf 1,40 Meter und setzt die Abmessung ins Verhältnis der Obelisken des damaligen und des heutigen Denkmals, so kommen diese den Dimensionen des Denkmals des Grosspolnischen Aufstandes auf dem Neuen Platz (Niepodległości -Unabhängigkeit Platz) sehr nahe. (auch)

Die Bilder stammen aus der Kreisbibliothek und von Wojtek Szkudlarski.

Zeichner Liste

Mitbürger !

Am 25. Jubeltage der Schlacht von Sedan, am 2. September 1895 , soll in Neutomischel den Helden, die aus dem hiesigen Kreise in den glorreichen Kriegen von 1864, 1866, 1870/71 den Tod fürs Vaterland gestorben sind, ein Denkmal errichtet werden.
Der Landwehr-Verein Neutomischel hat bisher zu dem Denkmalfonds ca. 1000 M gesammelt.
Zur Herstellung eines würdigen Denksteines bedarf es erheblich größerer Mittel.
Zur Aufbringung der fehlenden Summe hat Se. Exzellenz der Herr Oberpräsident der Provinz Posen durch Erlaß vom 6. Januar 1894 dem Landwehr-Verein die Genehmigung zur Abhaltung einer Hauskollekte für den Bezirk unseres Kreise ertheilt.
Die legitimirten Sammler des Vereins werden sich demgemäß erlauben, unseren Mitbürgern die Sammellisten zur gütigen Zeichnung von Beiträgen für den Denkmalsfonds demnächst vorzulegen.
An Euch Mitbürger ergeht hierdurch die herzliche Bitte, helft uns durch Zeichnung von Beiträgen mitbauen an dem Denkmal, welches unsern fürs Vaterland gefallenen Brüdern hierselbst errichtet werden soll.
Helft durch Eure Beiträge die Dankesschuld abtragen, die wir Alle jenen Helden, die auch für uns gelitten und geblutet haben, schulden.
Helft uns ein würdiges Denkmal aufrichten den Gefallenen zum Gedächtniß, den Mitlebenden zur Mahnung, den künftigen Geschlechtern zur Erinnerung an Deutschlands herrliche
Waffenthaten und ruhmreichste Erhebung.
Außer den legitimierten Sammlern erklären sich die unterzeichneten Mitglieder des Denkmalkomitees und des Vorstandes des Landwehrvereins gern zur Empfangnahme von Beiträgen bereit.
Quittung über die gezahlten Beiträge erfolgt durch das Neutomischeler Kreisblatt.

N e u t o m i s c h e l, den 7. Februar 1894

Dr. Otto Brinkmann, von Daniels, Emmerich,
Königl. Kreisphysikus, Königl. Landrathsamtsverwalter, Königl. Kreissektretär

Heinrich Fechner, Hugo Jeenicke, Köhler, Manzke,
Altsitzer zu Scherlanke, Schornsteinfegermeister, Amtsrichter, Königl. Gerichtsvollzieher

Mentzel, Gustav Morzynski, Wilhelm Peikert
Bäckermeister zu Glinau, Brauereibesitzer, Kaufmann

Roll, Ernst Tepper, Witte, Heinrich Wolke,
Königl. Distriktskommissarius, Kaufmann, Bürgermeister, Kaufmann

von Zawadzyky
Major z. D. und Bezirkskommandeur.

________________________

In Folge des vorstehenden Aufrufs sind die Unterzeichneten zu einem Ort-Komitee zusammen
getreten, um das Unternehmen durch Beschaffung der Mittel zu unterstützen.
Hochwohlgeboren
In der Voraussetzung, dass bei Ew. Wohlgeboren das der Stadt Neutomischel in
früherer Zeit zugewendete Wohlwollen auch jetzt noch besteht, erlauben wir uns die ganz ergebene
Bitte, uns bei Aufbringung der Mittel zur Abtragung des den Gefallenen schuldenden Dankes durch
gütige Zusendung eines Beitrages behülflich sein zu wollen.
Die Geldsendungen nimmt der mit unterzeichnete Bürgermeister W i t t e entgegen.

Das Orts-Komitee.

Witte, Ernst Tepper, B. Maennel,
Bürgermeister, Magistratsschöffe, Stadtverordneter

Paul Goldmann, Benno Walter, H. Wittkowsky,
Kaufmann, Kaufmann, Kaufmann


Artikel Aus Kreiszeitung Kreiszeitung 2-IX-1895 No. 65

Ein herrlicher Tag liegt hinter uns. Wohl selten hat die Stadt ein solch schönes Fest, das so recht von patriotischem Geiste durchdrungen war, feiern gesehen, alles hatte sich vereinigt, weder Mühe und Kosten wurden gescheut, um den denkwürdigen Tag von Sedan und mit ihm das Andenken der gefallenen Helden aus den ruhmvollen Kriegen würdig zu gehen. Auch der Himmel hatte sein schönstes Festgewand angezogen. Herrlich brach der Sonntag an und ließ die Stadt im Festesschmuck erscheinen, wie er schöner nicht gedacht werden kann. Choralmusik vor dem Denkmal und Trommelschlag in den Straßen um 5 Uhr morgens leiteten die Feier ein und verkündeten die hohe Bedeutung des Tages. In wirklich herrlicher Weise waren die Häuser geziert, zahlreiche Triumphbogen, mit Bildnissen und Denksprüchen geschmückt, ließen an Großartigkeit und Schönheit nichts zu wünschen übrig. In den Kirchen und in der Synagoge fanden stark besuchte Festgottesdienste statt. Den von dem hiesigen Landwehrverein ergangenen Einladungen wurde sehr zahlreich Folge geleistet. Mittags hielten die geladenen Vereine ihren Einzug und begaben sich in die ihnen zugewiesenen Quartiere. Um 2 Uhr trat der hiesige Landwehrverein im Gärtner’schen Vereinslokale zusammen und holte die geladenen auswärtigen Kriegervereine ab, worauf die Begrüßung der Gäste und Vereine durch den Vorsitzenden des Landwehrvereins, Herrn Landrath von Daniels  stattfand. Alsdann begaben sich die Vereine zur Aufstellung des Festzuges auf der Neuen Markt vor das Rathhaus. Hier traten die Veteranen vor, um von weißgekleideten Ehrenjungfrauen mit Sträußchen von Eichenlaub geschmückt zu werden, wobei Fräulein Gärtner folgenden Prolog sprach:

Ueberall Jauchzen beim Klange der Glocken,
Fahnengeflatter und Eichengrün,
Ueberall Herzen, die heute frohlocken,
Ueberall Augen, die leuchten und glühn !

Deutschlands Größe gilt es zu ehren,
Schwer errungen in blutiger Schlacht,
Die uns der König mit seinen Heeren
Einst nach glänzendem Siege gebracht !

Ihr auch habt damals im Kampfe gestanden,
Ihr auch schwangt das vernichtende Schwert,
Ruhmgekrönt seid aus dem feindlichen Landen
Als Helden Ihr heimgekehrt.

Manches Jahr in Frieden und Segen
Hat Euch seitdem in der Heimath gelacht,
Pulver und Blei und Rüstung und Degen
Habt Ihr schon lange bei Seite gebracht.

Heute aber, wo Hoch und Nieder
Deutschlands Siege aufs neue ehrt.
Heute aber, da naht Ihr Euch wieder,
Stolz umgürtet mit Eurem Schwert.

Und wie einst die jubelnden Sieger
Frauen und Kinder mit Kränze bedacht,
Sei Euch heute, Ihr tapferen Krieger
Wieder ein Opfer des Dankes gebracht.

Nicht von Gold und Silber geschlagen
Bietet sich’s dar in verlockendem Glanz:
Heldenzier – seit undenklichen Tagen –
Schien uns Deutschen der Eichenkranz !

Eichenkränze drum lasst Euch reichen
Und den Wunsch als frommes Geleit:
Deutschlands Treue und Deutschlands Eichen
Mögen blühen in Ewigkeit.

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Auf dem Denkmalsplatze hatten sich unterdessen die Schüler sämtlicher Schulen, sowie eine Anzahl geladener Damen und das Komité einfunden. Unter Vorantritt der Kapelle des 46. Inf.-Reg. aus Posen setzte sich der Zug vom Neuen Markt in Bewegung. Die 16 Ehrenjungfrauen befanden sich vorn im Festzuge, dann folgten die Vereine aus Friedenhorst, Konkolewo, Neustadt b. P., die Schützengilde Neutomischel, ein Musikchor, der Gesangverein Neutomischel, 6 Innungen mit ihren Fahnen, der hiesige Landwehrverein und zum Schluß die Unteroffiziere und Mannschaften des hiesigen Bezirks-Kommandos. Ein farbenprächtiges Bild boten die  verschiedenen Fahnen und Standarten. Auf dem Denkmalsp… langt wurden die Fahnen vor das Denkmal verbracht und ein Gesangchor trug das Lied an das Vaterland „Dir möchte’ ich diese Lieder weihn“ vor, worauf der Kommandeur des hiesigen Landwehrbezirks, Herr Major von Zawadzky etwa folgende Festrede hielt:

„Heute vor 25 Jahren zerschmetterten die Kanonen von Sedan einen Kaiserthron. Der Kampf, den uns Frankreich freventlich aufgezwungen hatte, wurde durch die Vernichtung der kaiserlichen Armee zwar noch nicht beendet, aber er glich von nun an nur noch den bald stärkeren bald schwächeren Zuckungen eines tödlich getroffenen Gegners, und der Tag von Sedan fand seinen glorreichen Abschluß im Tage von Versailles, als Kaiser Wilhelm der Große die mit unsterblichen Lorbeer geschmückte deutsche Kaiserkrone auf sein ehrwürdiges Haupt setzte. Großes hat Gott der Herr damals unserem Volke gegeben, mehr als unsre kühnsten Träume zu hoffen wagten, und so ziemt es dem deutschen Volke jetzt dankerfüllten Herzens die Erinnerungen einer großen Zeit festlich und froh zu begehen. Aber das, was wir errungen haben, war nicht ohne schwere Kämpfe, nicht ohne  schmerzliche Opfer zu gewinnen. Viel edles Blut musste fließen, ehe der Feind am Boden lag, ehe Deutschland unter der Führung unseres Hohenzollernhauses geeint war. Wie aus allen deutschen Gauen, so wurden auch aus unserem Kreise solche Opfer gefordert und ihrer erinnern wir uns heute mit besonderer Dankbarkeit. Seit einem Vierteljahrhundert schlummern sie fern von der Heimath, vielleicht bezeichnet Nichts mehr die Stätte, wo sie ihr Leben für König und Vaterland hingaben. Ihre Namen sind nicht wie die der großen Heerführer mit goldenen Lettern im Buch der Geschichte verzeichnet, aber sie stehen noch heute im Herzen ihrer Angehörigen und Freunde, sie seien auch von dieser Stelle aus genannt.

1866

M. Slocinski-Bukowiec, J.S. Scheffler-Chmilinko,
K. Kirsch-Glinau, A. Kurz-Glinau,
D. Heinrich , G. Höth-Neudomborowo,
K. Janelt-Rose, J.F. Reschke-Neustadt b.P.Schl.,
K. Kuß-Paprotsch, A. Just-Sontop,
W. Steinke-Sontop, A. Bürger-Witomischel,
M. Nawrocki-Wonsowo, J.H. Wolke-Wymyslanke,
F. Przybylak-Wonsowo, S. Nowak-Zembowo,
J. Przybylak-Wonsowo

1870 u 71.

W. Abraham-Albertoske, F. Gärtchen-Albertoske
W. Zinke-Albertoske, H. Seide-Alttomischel,
A. Redlich-Blake, T. Gräfe-Blake,
A. v Oppen-Brody, A. Arndt-Bukowiec,
J. Bannasz-Bukowiec, W. Janotte-Cichagora,
F. Behr-Chichagora- …,
…., G. Hirte-Glinau (?),
…., M. Schanzenbach-Glinau,
A. Henisz-Gronsko, J. G. Handke-Gr. Lipke,
M. Lukas-Grudno, V. Szarata-Grundno,
K. A. Roy-Kl. Lipke, A. Quast-Komorowo Hdl.,
M. Mai-Konkolewo, A. Müller-Kozielaske,
W. Heinrich-Krummwalde, J. Schuld-Krummwalde,
J.T.B. Behr-Kuschlin, J.A. Schlecht-Neudombr.,
G. Wilke-Neustadt b. P.,W. Zeidler-Neutomischel,
J. Bannasch-Scherlanke, W. Bielke-Scherlanke,
H. Fiege-Scherlanke, A. Abraham-Sontop,
G. Heinrich-Sontop W. Hoffmann-Sontop
J. Bannasz II –Sworzyce, J.W. Lengert-Sworzyce,
G. Sauer-Wengielno, A. Kierstan-Witomischel,
A. Rausch-Witomischel, V. Wojtkowiak-Wonsowo,
J. Derfert-Zembowo, H. Schilke-Zembowo,
M. Spiaczke-Zembowo, F. Janecki-Zgierzynka,

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Diesen 63 gefallenen Kriegern des Kreise Neutomischel ist der Denkstein gewidmet, welchen wir heute enthüllen. Es ist kein prunkendes Kriegerdenkmal, es ist ein einfacher Denkstein, der nicht von ruhmreichen Thaten kündet, der aber doch mit lauter Stimme zu uns redet. Er erzählt uns von der V e r g a n g e n h e i t, von einfachen schlichten Soldaten, welche in treuer Pflichterfüllung und selbstloser Hingabe an den Dienst ihres Königs ihre Schuldigkeit thaten, getreu ihrem Eide bis zum letzten Athemzuge kämpften und im Brauten auf Gott ihr Leben aushauchten. Er spricht zu uns, die wir ihn jetzt täglich sehen werden, eine ernste Sprache. Fest wie der Grund, auf welchen dieser Stein steht, sollen wir auf dem Boden unerschütterlicher Königstreue und Vaterlandsliebe stehen, wie Granit sollen wir zusammenhalten, wenn es gilt, unsere heiligsten Güter: Religion,  Königsthum und Familie zu vertheidigen, brüderlich vereint wie jene Todten sollen wir allen Parteihader, alle Selbstsucht vergessen – Hand in Hand jeder Stand für’s Vaterland ! Wenn Menschen schweigen, werden die Steine reden und so soll dieser Denkstein auch in Z u k u n f t, wenn wir längst dahingegangen sein werden, noch die späteren Geschlechter mahnen Be- wahrt das Erbe Eurer Väter, welches sie mit ihrem Herzblut erkämpf haben ! Gebe Gott, dass er dann auf ein frommes, treues, einiges Volk herabschaut. So stehe dann dieser Stein als Denkmal des  G l a u b e n s  an G o t t , der  die  gefallenden  Krieger  zu sich  gerufen  hat,  als  Denkmal  der  L i e b e  zu  unserm  K ö n i g ,  dem  wir  von  neuem  Treue   geloben,  als  Denkmal der H o f f n u n g für’s V a t e r l a n d, welches stets von wahrhaften Männern wie Jenen geschützt sein möge. Vereinigen wir uns zu seiner Weihe in dem Rufe, der vor 25 Jahren manches brechende Soldatenauge noch einmal …….fleuchten machte Se Majestät ……

…..

nachdem die Musik die Nationalhymne intonierte, fiel unter Glockengeläute die Denkmalshülle, worauf die Menge den feierlichen Choral „Nun danket alle Gott“ anstimmte. Hierauf übergab Herr Landrath v. Daniels mit einer Ansprache das Denkmal an die Stadt resp. ihren Vertreter, Herrn Bürgermeister Witte, welcher sich der Uebernahme durch Worte des Dankes und pietätvollen Gelöbnisses entledigte. Der Landwehrverein, die Stadt Neutomischel und der Kriegerverein Friedenhorst legten prächtige Kränze mit Widmungen auf den Sockel des Denkmals nieder. Letzteres besteht aus einem schönen röthlich brau(n)en Obelisk aus schwedischem Granit, das auf der Nordseite die

Inschrift trägt:

Seinen in den ruhmreichen Kriegen von 1866
und 1870/71 gebliebenen Kameraden. Der
Landwehrverein Neutomischel.

Alter Markt mit Kriegsgefallenendenkmal

Auf den anderen 3 Seiten sind die Namen der 1866 und 1870/71 gefallenen Helden in Goldschrift eingraviert. Das Denkmal bildet einen besonderen Schmuck der Stadt. Nach Besichtigung des Denkmals formi(e)rten sich die Vereine zum Parademarsch, der in gut geordneter Reihenfolge stattfand, worauf sich der Zug nach dem Festplatze zum Schießhaus in Bewegung setzte. Dort angelangt, entwickelt sich alsbald ein kleines Volksfest, wobei sich Jung und Alt höchst amüsierte. Ein unzähliges Publikum hatte sich im Schützengarten eingefunden. Herr Pastor Illgner-Friedenhorst hielt dort noch eine Ansprache und toastete auf den Landwehrverein Neutomischel, worauf Kamerad, Herr Gerichtsvollzieher Manzke-Neutomischel dankte und ein Hoch auf den Redner resp. den Friedenhorster Verein ausbrachte. Punkt 8 Uhr erfolgte der Rückmarsch durch die imposant illumini(e)rte Stadt. Nachdem der Zug noch einmal um die Kirche und das Rathhaus ging, marschi(e)rten die Vereine in das Vereinslokal, woselbst Ball stattfand, der die Theilnehmer bis zur frühen Morgenstunde fröhlich beisammen hielt. Damit war das großartige Fest beendigt;wir wollen nicht unterlassen, Allen, die in irgendeiner Weise zum Gelingen desselben beigetragen haben, an dieser Stelle den gebührenden Dank auszusprechen. Möge die Liebe zu König und Vaterland nie erkalten und in  dieser Zeit der  Wirren und Parteikämpfe siegreich daraus hervorgehen.


Program uroczystości

P r o g r a m m

zu der am 1. September 1895 stattfindenden

Enthüllung des Kreiskriegerdenkmals

zu Neutomischel

_____________________

Nachm. 2 Uhr:

Antreten des Landwehr-Vereins im Vereinslokale bei Gärtner.
Abholen der geladenen auswärtigen Krieger-Vereine von dem Gastwirth Pflaum
bezw. Morzynski. Während dieser Zeit:
Versammlung der geladenen Gäste und der hiesigen Vereine im Vereinslokale.

„ 2 ¼ Uhr:

Begrüßung der Gäste und Vereine.

„ 2 ½ Uhr:

Antreten und Marsch zum Denkmalsfestplatz in folgender Reihenfolge:
Musik – Fahnensektion mit dem Vorstande und den Gästen des Landwehr-Vereins,
Krieger-Vereine: Chmielinko, Friedenhorst, Konkolewo, Kuschlin, Neustadt b. P.,
Tirschtiegel, Schützengilde Neutomischel, die Innungen, Landwehr-Verein Neuto-
mischel. Aufstellung auf dem Denkmalsfestplatz. (Knaben mit Tafeln bezeichnen
die Stelle, wo die betreffenden Vereine pp. Aufstellung zu nehmen haben.)
Gesang der Hymne unter Musikbegleitung: „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre.“
Festrede – Hoch auf Sr. Majestät den Kaiser und König, es fällt unter Glocken-
geläut die Denkmalshülle –
Gesang der National-Hymne:
„Heil Dir im Siegerkranz“ mit Musikbegleitung.
Uebergabe des Denkmals an die Vertreter der Stadt Neutomischel. –
Besichtigung des Denkmals durch die geladenen Gäste – inzwischen
Formation der Vereine zum Parademarsch –
Parademarsch der Vereine und
Abmarsch nach dem Festplatze – Schützenhaus –
Kameradschaftliches Zusammensein.
Concert.

„ 8 Uhr:

Rückmarsch nach dem Vereinslokale.

B A L L .