Spuren der Familie Rabbow über Pasewalk und Angermünde nach Kosten und Grätz / ca. 1821

Todeseintrag 05. August 1821 / Kirchenbuch Graetz – Staatsarchiv Poznan (http://szukajwarchiwach.pl/)

Viele Hugenotten, wie die Protestanten in Frankreich genannt wurden, mussten um ihres Glaubens Willen aus ihrem Heimatland fliehen.

Die Flucht führte sie in die Schweiz und in Richtung Württemberg, Hessen und Brandenburg.  Erst 1787 wurde durch das Toleranzedikt Ludwigs XVI. der Verfolgung ein Ende gesetzt; im Jahr 1791 garantierte dann die Verfassung die Glaubensfreiheit.

Zu diesen ursprünglich aus Frankreich gebürtigen Hugenotten haben vermutlich auch Angehörige der Familien Rabeau – Rouvier-Mannoury gehört. Eine Spur, leider ohne den genauen französischen Heimatort ermitteln zu können, konnte ab Pasewalk und  Angermünde nach Kosten und letztlich nach Grätz verfolgt werden.

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Die Schreibweise der Familiennamen und der Vornamen wechselte: z. B. wurde der französische Name Rabeau zu Rabour, Rabo oder auch Rabbo und letztlich zu Rabbow, gleiches findet sich bei Mannoury, dieser Name fand sich eingedeutscht als Manori; Vornamen wie z. B. Jean wurden zu Johann, Guillaume Theophile zu Wilhelm Gottlieb, Pierre war Peter und Goddefroid der Gottfried.

Unter dem 5. August 1821 findet sich im Kirchenbuch der evangelischen Kirche zu Grätz der Eintrag des Todes von Dorothea verwittwete Rabeau, früher verwittwete Manori geborene Rouvier. Laut diesem hatte sie ein Alter von 75 Jahren und 4 Monaten erreicht; rechnerisch wäre sie um 1746 geboren worden.

Als 2ter Ehemann, wurde in der Aufzeichnung Peter Rabeau, Lohgerber zu Kosten genannt.

Neben der Nennung ihres verstorbenen Ehemannes finden sich als die Eltern – Gottfried Rouvier, Schneidermeister zu Angermünde in der Uckermark und dessen Ehefrau Dorothea geborene Le Grain.

Aber:  Wie schon erwähnt war Dorothee Rouvier in 1ster Ehe mit dem in Angermünde ansässigen Gerber Isaac Mannoury verheiratet gewesen.

Es muss hier eingeschoben werden, dass im Eheeintrag des Jahres 1777 per 17. Mai mit Isaac Mannoury geschrieben wurde, dass die Eltern der Braut der Charles Rouviere und die Elisabeth Michelett gewesen seien.

Welche der gemachten Angaben korrekt ist ? – wir wissen es nicht

Aus dieser Ehe stammte die im Dezember 1777 geborene Tochter Maria Louise Mannoury.

Jean Pierre Rabeau, wurde demnach der Zieh- bzw. Pflegevater der Maria Louise Mannoury, als dieser im Jahr 1779 die Witwe Dorothee Mannoury geborene Rouviere ehelichte. Er, aus Pasewalk kommend, hatte sich ebenfalls als Gerbermeister in Angermünde niedergelassen.

Wann genau die Übersiedlung der Familie nach Kosten erfolgte ist nicht bekannt.  1816 gab Johann Wilhelm / Guillaume bei seiner Eheschließung in Dresden noch an, dass er der Sohn des in Angermünde ansässigen Lohgerbers Peter Rabbow gewesen sei. Möglich wäre, dass die Eltern sich im Alter zu ihrem Sohn Jean David, welcher in Kosten ansässig gewesen worden war, begeben hatten und die Mutter  sich letztlich als Witwe bei ihrer in Grätz ansässigen Tochter bis zu ihrem Tod aufhielt.

Als Kinder des Ehepaares Rabeau/Rabbow und Rouvier, recherchiert aus den Eintragungen der Kirchenbücher, waren geboren worden:

  • 1780 Maria Elisabeth
  • 1781 Pierre (verstarb 1781)
  • 1782 Jean David
  • 1784 Charles Frederick (verstarb 1786)
  • 1786 Guillaume Theophile
  • 1788 Jean Pierre
  • 1790 Charlotte Caroline
  • 1792 Simon Theophile
  • 1794 Goddefroid

Die Eintragungen der Geburten und Taufen finden sich in den Kirchenbüchern der jeweiligen Jahrgänge der französisch-reformierten bzw. den evangelischen Gemeinden.

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Maria Louise Mannoury war in Angermünde an den Bäckermeister Warenbourg verehelicht worden.

Jean David / Johann David Rabbow, geboren 1782, hatte sich als Lohgerber zu Kosten niedergelassen und wurde dort auch später Rathsherr.

Guillaume Theophile / Wilhelm Gottlieb Rabbow, geboren 1786, war als Lohgerber zu Dresden ansässig geworden.

Jean Pierre / Peter Rabbow, siehe die nachstehende Bekanntmachung des Polizeibürgermeisters von Moschin, wurde zum Rothgerbermeister der Stadt, späterhin fand er auch als Gastwirth Erwähnung.

„Nachdem es meinen Bemühungen gelungen ist, den Rothgerbermeister Peter Rabbow hier ansäßig zu machen, und durch ein für ihn erkauftes Haus sein Bleiben der hiesigen Stadt zu sichern, nehme ich mir die Ehre, davon ein hochgeehrtes und hierbei interessirtes Publicum zu benachrichtigen.

Ich kann versichern, daß Herr Peter Rabbow sich durch Verdienste, Rechtschaffenheit, und Vorzüge vor vielen andern seines Gleichen, Berücksichtigungen werth macht.

Aus dieser Ursache trage ich kein Bedenken, das in der hiesigen Gegend mit Leder Handel, oder dessen Verarbeitung sich beschäftigende Publicum bittlichst zu ersuchen, demselben volles Zutrauen zu schenken.

Besonders muß ich einen jeden, der rohe Leder oder eichne und Haarweiden-Borke feil hat, bitten, diese dem hier ansässigen Gerber zu vergönnen, und beim Verkauf sich unmittelbar an ihn zu wenden; gern wird derselbe so viel mehr bezahlen, als die jüdischen Unterhändler und Mackler Gewinn nehmen.

Wer es nur für vortheilhaft halten sollte, zu seinem Bedarfe Felle zum Ausgerben zu geben, kann schon deshalb sich billige und prompte Aufwartung von dem hier ansäßigen Gerber versprechen, weil derselbe auf eine englische und kurze Art zu gerben versteht.

Uebrigens muß ich bemerken, daß dessen fertige Leder sich selbst durch Güte vor anderweit fabricirten empfehlen werden.

Moschin, den 14. December 1816

Schröder, Polizei Bürgermeister“

Charlotte Caroline / Johanna Caroline, geboren 1790 wurde im Jahr 1808 in Schmiegel mit dem verwitweten Bürger und Müllermeister Johann Christian Stahn (*ca. 1767) aus Grätz getraut. Nach dessen Tod schloss sie im Jahr 1822 zu Grätz die Ehe mit dem Müller Samuel Zugehör (* 1767).

Ob der 1794 geborene Goddefroid identisch ist mit dem späterhin in Posen ansässigen Müllermeister Gottfried Rabbow konnte bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels nicht belegt werden.

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Quellen soweit nicht direkt im Text oder in der Bildbeschreibung genannt:  Personenstandsunterlagen: www.Ancestry.com; Staatsarchiv Poznan (http://szukajwarchiwach.pl/); Veröffentlichung Moschin: Oeffentlicher Anzeiger – Beilage des Amts-Blattes Nro. 50. der Königl. Regierung zu Posen. – Nro. 16. – Posen den 24. December 1816