Das Original der Aufzeichnungen des Pastor Willmann befindet sich in Staatsarchiv in Posen [893/Staatsarchiv Posen, 5346/Evangelisch-lutherisches Kirchensystem. vol. II].
Nachstehender Text unterstreicht die Tatsache, dass Nowy Tomysl / Neutomischel auch schon zu Zeiten der Gründungsurkunde einen ökumenischen multireligiösen und multikulturellen Charakter hatte.
Der adlige katholische Pole stiftete im Zusammenwirken mit seinen Hauländern, seinen Dissidenten, vornehmlich deutscher Abstammung die evangelische Kirche. Das, was durch die Jahre ein Ballast war, jetzt, im Vereinten Europa kann es zu einem „Atout“ werden. Es ist wert diese Tatsache zu unterstreichen.
Um die Kirche, sie ist heute das älteste Gebäude und steht unter Denkmalschutz, entstand im Laufe der Jahre und Jahrzehnte unsere heutige Stadt.
Ungefähr im Jahre 1689 wurde von dem Grafen Herrn Boguslaus v Unruh, Starosten zu Gnesen, Erbherrn zu Birnbaum, Tirschtiegel und Tomysl etc. der Anfang mit Anlegung der hiesigen Hauländereien gemacht. Obgleich dieselben sich bald so sehr verstärkten, dass sie ein eigenes Kirchen System hätten bilden können, so wurde ihnen dies doch bei den Beschränkungen welche damals die Bekenner der evangelischen Religion im königreich Pohlen erhielten, nicht gestattet. Nur mit vieler Mühe gelang es dem vorgedachten Erbherrrn auf Bitte seiner evangelischen Untersassen die höhere Erlaubniß zur Anlegung einer sogenannten Schule oder eines Bethauses auszuwirken, welches noch im Jahre 1692 in der Zinskower Gemeinde, als das älteste der Parochie, nach erhaltenen herrschaftlichem Privilegio erbaut und darin die Gottesverehrung durch einen Vorleser geleitet wurde. Da sich in der Folge die Hauländer Gemeinden bedeutend vergrößerten, so wurden in der hiesigen Herrschaft noch einige solcher Bethäuser, nehmlich in Sontop und in der Kozelosker Gemeinde angelegt. Unter solchen Verhältnissen waren die Verwaltung des Cultus sehr mangelhaft, die Taufen und Trauungen wurden entweder in der katholischen Kirche zu Wytomysl von dem dortigen Propst verrichtet, oder man musste sich an die mehrere Meilen entfernteren evangelischen Kirchen zu Wollstein und zu Chlastawe wenden; zur Confirmation der jungen Christen, welche von den Vorlesern unterrichtet worden waren und zur Feyer des heiligen Abendmahls, fand sich auf Ansuchen von Zeit zu Zeit einer von den benachbarten evang. Geistlichen in den hiesigen Bethäusern ein.
Die Gemeinde, das Mangelhafte und Beschwerliche dieses Zustandes schmerzhaft fühlend, tröstete sich mit der Hoffnung einer besseren Zukunft, und diese kam auch als durch die bekannte Constituion der evangelischen Glaubens Genossen freie Religionsübung gestattet wurde. Man benutzte dies glückliche Ereigniß, und unter kräftiger und einflussreicher Einwirkung des damaligen toleranten und selbstgütigen Erbherrrn des Grafen Herrn Felix v Szoldrski bewarb sich die resp. Gemeinde um den Consens zur Erbauung einer Kirche, welche sie auf Grund der Dominial Genehmigung vom 4ten Maerz 1777, von einem Hochwürdigen Consistorio zu Lissa am 13ten Februar 1779 erhielt, nachdem vorher eine vom 9ten bis zum 13ten April 1777, unter dem Vorsitz des Herrn v Kalkreuth, als evangelischen Senior vom Adelsstande und des Herrn Pfarrer Machatius zu Schweinert, Supperintendenten des Meseritzer Kirchen Kreises abgehaltenen Local Commission, woran im Kirchen Archive noch mangelhafte Auszüge vorhanden sind, das hiesige Kirchen System geordnet hatte. Durch Gottes Gnadenbeistand wurde am 9ten April 1779 der Kirchen und Thurmbau unter Leitung des geschickten Zimmermeisters Giese aus Alt-Tomysl und des Maurermeisters Friedrich aus Fraustadt begonnen und ging durch den ruhmwürdigen Eifer des Erbherrn und Kirchen Patrons Herrn Grafen Felix v Szoldrski und durch die kräftige Mitwirkung der eingepfarrten Hauländer Gemeinden so schnell vonstatten, dass schon am 15ten October 1780 als am 21sten Som: p: Trinit., dies neue Gotteshaus unter Assistenz des im Auftrag und im Namen des Herrn Kirchen Patrons anwesenden Herrn v Zychlinski und des geistlichen KreisSeniors Herrn Nickisch zu Wollstein, feyerlich eingeweiht, und von dem ersten Pfarrer Herrn Johann Christian Braeunig, welcher bereits seit dem 2ten Februar 1778 installiert war, zum erstenmal öffentliche Gottesverehrung, vor einer sehr zahlreichen Versammlung, darin gehalten werden konnte. Mit Ausnahme des Bethauses in Sontop, bei welchem sich noch jetzt ein Vorleser befindet, wurden nun die in der hiesigen Herrschaft befindlichen evang Bethäuser in der Zinskower und Kozelosker Gemeinde, als überflüßig abgebrochen, und von den daraus entnommenen Materialien das Pfarrhaus und die Cantor Wohnung erbaut. Der damalige gütige Erbherr und erster Kirchen Patron Herr Graf Felix v Szoldrski schenkte die sämtlichen zum Kirchen und Thurmbau erforderlichen, so wie die zur Erbauung des Pfarr- und Schulhauses noch fehlenden Materialien, die eingepfarrten Hauländer Gemeinden verrichteten die sämtlichen dazu nöthigen Hand und Spann Dienste, sorgten für die innere Verzierung und bestritten nach angelegter Repartition des Kirchen Collegii auf Hufenschläge ?, die sämtlichen Baukosten.
der Kirchen- Pfarr und Schul – Matrikel
bei der evangelischen Kirche in Neu – Tomy’sl
Gräflich Victor v Szodrschischen Patronats,
zu welcher folgende Gemeinden und Ortschaften gehören als:
I.Eingepfarrte Gemeinden:
a.) Hauländer Gemeinde Paprotz
b.)- – – – – – – – Glinau
c.)- – – – – – – -Scherlanke
d.)- – – – – – – -Zinskowe
e.) DorfgemeindeSontop
f.)Hauländer Gemeinde Neu Rose
g.)- – – – – – – -Kozelosken
h.)- – – – – – – -Klein – Lipke
i.)Die evangelischen Einsassen der Dorfschaften
Alt-Tomysl, Wytomysl und Roza
k.) Die Mühle und Gemeinde Bobrowke
l.)Vorwerk Glashütte
m.) Mischker Mühle
n.)Einige Wirthe aus der Hauländer Gemeinde Alt Tomysl
II. Gast Gemeinden
1.)Stadt Neu Tomysl
2.)Hauland Schliefen bei Wansowo
3.)Die Evang. Einsassen des Dorfes Wansowo
Neu Tomyslangefertigt von
am 1ten Maerz 1826Willmann, evang. Pfarrer
der Parochie Tomysl
Ungefähr im Jahre 1689 wurde von dem Grafen Herrn
Boguslaus v Unruh, Starosten zu Gnesen, Erbherrn
zu Birnbaum, Tirschtiegel und Tomysl etc. der Anfang
mit Anlegung der hiesigen Hauländereien gemacht. Ob-
gleich dieselben sich bald so sehr verstärkten, dass sie
ein eigenes Kirchen System hätten bilden können, so
wurde ihnen dies doch bei den Beschränkungen welche
damals die Bekenner der evangelischen Religion im könig-
reich Pohlen erhielten, nicht gestattet. . Nur mit vieler
Mühe gelang es dem vorgedachten Erbherrrn auf Bitte
seiner evangelischen Untersassen die höhere Erlaub-
niß zur Anlegung einer sogenannten Schule oder ein-
nes Bethauses auszuwirken, welches noch im Jahre
1692 in der Zinskower Gemeinde, als das älteste
der Parochie, nach erhaltenen herrschaftlichem Privilegio
I.erbaut und darin die Gottesverehrung durch einen Vor-
leser geleitetwurde. Da sich in der Folge die Hau-
länder Gemeinden bedeutend vergrößerten, so wurden
in der hiesigen Herrschaft noch einige solcher Bethäu-
ser, nehmlich in Sontop und in der Kozelosker
Gemeinde angelegt. Unter solchen Verhältnissen waren
die Verwaltung des Cultus sehr mangelhaft, die
Taufen und Trauungen wurden entweder in der
katholischen Kirche zu Wytomysl von dem dortigen
Propst verrichtet, oder man musste sich an die
mehrere Meilen entfernteren evangelischen Kirchen
zu Wollstein und zu Chlastawe wenden; zur
Confirmation der jungen Christen, welche von den Vor-
lesern unterrichtet worden waren und zur Feyer des
heiligen Abendmahls, fand sich auf Ansuchen von
Zeitzu Zeit einer von den benachbarten evang.
Geistlichen in den hiesigen Bethäusern ein.
Die
Die Gemeinde, das Mangelhafte und Beschwerliche die-
ses Zustandesschmerzhaft fühlend, tröstete sich mit der
Hoffnung einer besseren Zukunft, und diese kam auch als
durch die bekannte Constituion der evangelischen Glau-
bens Genossen freie Religionsübung gestattet wurde.
Man benutzte dies glückliche Ereigniß, und unter
kräftiger und einflussreicher Einwirkung des dama-
ligen toleranten und selbstgütigen Erbherrrn des Grafen
Herrn Felix v Szoldrski bewarb sich die resp.
Gemeinde um den Consens zur Erbauung einer
Kirche, welche sie auf Grund der Dominial Ge-
nehmigung vom 4ten Maerz 1777, von einem Hoch-
würdigen Consistorio zu Lissa am 13ten Februar
2.1779 erhielt, nachdem vorher eine vom 9ten bis
zum 13ten April 1777, unter dem Vorsitz des
Herrn v Kalkreuth, als evangelischen Senior vom
Adelsstande und des Herrn Pfarrer Machatius
zu Schweinert, Supperintendenten des Meseritzer
Kirchen Kreises abgehaltenen Local Commission,
woran im Kirchen Archive noch mangelhafte Auszü-
3.ge vorhanden sind, das hiesige Kirchen System ge-
ordnet hatte. Durch Gottes Gnadenbeistand wurde
am 9ten April 1779 der Kirchen und Thurmbau unter
Leitung des geschickten Zimmermeisters Giese aus Alt-
Tomysl und des Maurermeisters Friedrich aus Frau-
stadt begonnen und ging durch den ruhmwürdigen Eifer
des Erbherrn und Kirchen Patrons Herrn Grafen Felix
v Szoldrski und durch die kräftige Mitwirkung der
eingepfarrten Hauländer Gemeinden so schnell von
statten, dass schon am 15ten October 1780 als am
21sten Som: p: Trinit., dies neue Gotteshaus unter As-
sistenz des im Auftrag und im Namen des Herrn Kirchen
Patrons anwesenden Herrn v Zychlinski und des geistlichen
Kreis-
Seniors Herrn Nickisch zu Wollstein,feyerlich einge-
weiht, und von dem ersten Pfarrer Herrn Johann
Christian Braeunig, welcher bereits seit dem 2ten
Februar 1778 installiert war, zum erstenmal
öffentliche Gottesverehrung, vor einer sehr zahl-
reichen Versammlung, darin gehalten werden konnte.
Mit Ausnahme des Bethauses in Sontop, bei welchem
sich noch jetzt ein Vorleser befindet, wurden nun
die in der hiesigen Herrschaft befindlichen evang Bethäu-
ser in der Zinskower und Kozelosker Gemeinde, als
überflüßig abgebrochen, und von den daraus entnommenen
Materialien das Pfarrhaus und die Cantor Wohnung
erbaut. Der damalige gütige Erbherr und erster
Kirchen Patron Herr Graf Felix v Szoldrski
schenkte die sämtlichen zum Kirchen und Thurmbau
erforderlichen, so wie die zur Erbauung des Pfarr-
und Schulhauses noch fehlenden Materialien, die
eingepfarrten Hauländer Gemeinden verrichteten die
sämtlichen dazu nöthigen Hand und Spann Dienste,
sorgten für die innere Verzierung und bestritten
nach angelegter Repartition des Kirchen Collegii
auf Hufenschläge ?, die sämtlichen Baukosten.