Schädliches Klima in Neutomischel – 1904

 

Gesamtbild über Neutomischel - Karte aus der Sammlung des Wojtek Szkudlarski

Gesamtbild über Neutomischel – Karte aus der Sammlung des Wojtek Szkudlarski

Von Amts wegen wurden die allgemeinen und sanitären Zustände der Städte begutachtet. Es sollte eine Verbesserung der hygienischen Verhältnisse erzielt werden.

In Neutomischel fand eine Ortsbesichtigung am 20. /21. Oktober, 18. November 1903 und am 24. Februar 1904 statt. Der damalige Kreisarzt Dr. Buddee fasste die Ergebnisse dieser, in einem Bericht datiert vom 24. Februar 1904, zusammen.

Im ersten Kapitel –

***Gesundheitsheitsverhältnisse***

findet sich folgende „allgemeine Schilderung“ des Stadtbildes jener Zeit :

„Die Stadt Neutomischel zeichnet sich zwar vor vielen anderen Städten der Provinz durch Ordnung und Sauberkeit aus, trotzdem sind die Gesundheitsverhältnisse nicht gut.

Es liegt dies an seiner Lager in einem alten Niederungsgebiete und dem dadurch bedingten der menschlichen Gesundheit schädlichen Klima.

Außer dem hohen Grundwasserstande, schlechtem Trinkwasser, feuchten Wohnungen, kalten Nebeln etc. ist noch als besonderer hygienischer Überstand die Schwierigkeit der Abwässerbeseitigung zu nennen.“

 Eine Beschreibung hierzu lieferte dazu Färbermeister Kroenert, der 1874/1875 die Nutzung des  „Düngers“ gepachtet hatte. Er versuchte, da der Winter sehr kalt und auch schneereich gewesen war, eine Ermäßigung des Pachtbetrages durchzusetzen, weil: “… durch den fortwährenden Schnee, welcher bis jetzt dort (Anm.: Neuer Markt)  liegen blieb … behindert von der Nutzung des Düngers Gebrauch zu machen. Dazu kommt noch, dass, da nun der Schnee getaut ist, derselbe Markt voll Wasser steht und noch nicht voraus gesehen werden kann, wann dieser üble Umstand ein besserer werden wird, da es für das Wasser hier keinen Abfluss gibt und es lediglich eintrocknen muss …”

Dr. Buddee schrieb weiter: „Zwar gibt es einen Reihe größerer und kleinerer Kanäle welche das Land und auch die Stadt durchziehen, doch ist infolge der gesamten niedrigen Lage das Gefälle äußerst gering, der Strom in den Kanälen sehr träge, sodaß Stockungen, Versumpfung und Anhäufungen von Schmutzstoffen nur zu leicht eintreten. Auf die hierdurch bedingten Zustände muß besonders geachtet, Ordnung und Sauberkeit auf den einzelnen Gehöften besonders streng verlangt und durchgeführt werden, gleichzeitig müssen die größeren öffentlichen Abzugskanäle so hergestellt sein, daß ein möglichst gleichmäßiges Gefälle garantiert wird, Reinigungen aber leicht vorzunehmen sind.“

Bezüglich dem Punkt „ansteckende Krankheiten“ und deren epidemisches Auftreten wurde wie folgt festgehalten:

  • „Im Jahre 1902 herrschte eine Diphtherie-Epidemie in Neutomischel und Umgegend, welche im ganzen einen gutartigen Charakter trug.
  • Im Frühjahr 1903 ging eine sehr verbreitete Masernepidemie durch die Stadt, welche sich durch große Ansteckungsfähigkeit auszeichnete. Im ganzen war auch hier der Verlauf gutartig.
  • Ebenso war eine Influenzepidemie am Anfang des Jahres 1903 sehr verbreitet und ungemein heftig und bösartig.“

Der Punkt der Überwachung der Prostitution wurde mit der Feststellung, dass es „polizeilich überwachte Prostituierte“ nicht gab, beantwortet.

Bei der Frage nach bemerkenswerten Vorkommnissen findet sich in dem Bericht folgende Eintragung:

„Tuberkulose ist nicht selten, da die ungünstigen klimatischen Verhältnisse dieser Krankheit den Boden bereiten. Da aber die Bewohner der Stadt meist in der Lage sind, für ihre Gesundheit etwas zu tun, so werden die Anfänge dieser Krankheit in den meisten Fällen geheilt.“

*** Fortsetzung folgt***

Quelle: Staatsarchiv Poznan – Stadtakten/Akta Miasta Nowy Tomysl 4385/0195 Ortsbesichtigung