In der Veröffentlichung „Geschichte der Evangelischen Kirche zu Rakwitz“ – Autor Karl Schulz – gedruckt 1929, finden sich einige statistische Zahlen zu den protestantischen Siedlern des damaligen Einzugsgebietes der evangelischen Kirche zu Rakwitz.
Die Statistik basiert auf den Amtsantritt des Pastor Bechner im Jahr 1744 an der evangelisch-augsburgischen Kirche zu Polnisch-Freystadt; er amtierte dort bis 1752.
Er hatte, wie auch schon seine Vorgänger, ein großes Gebiet zu betreuen. Die Unterrichtung der Kinder in der Glaubenslehre fand in den Bethäusern oder den Schulen direkt in den Dörfern statt und oblag den sogenannten Vorlesern oder Schullehrern, der Akt der Konfirmation selbst jedoch, dem Pastor. Anhand von gefundenen Visitationsberichten wurden die Kinder mit ca. 14 Jahren konfirmiert; mit der Konfirmation fand zeitgleich auch die Schulentlassung statt. Im Kirchenbuch von Rakwitz wurden für die Jahre 1743 – 1764 pro Jahr im Schnitt 50 Konfirmanden mit Namen und Herkunftsort notiert. Anhand dieser Eintragungen kann von einer gleichmässig anwachsenden evangelischen Bevölkerung ausgegangen werden.
Es findet sich in der Veröffentlichung des Autors folgende „Aufzählung der Orte, aus denen seine Konfirmanden, damals Katechumenen genannt, kamen. Hinter den Ortsnamen, der in der alten Schreibweise gebracht wird, ist die Zahl der aus dem Orte genannten Familien angegeben. Die Zahlen geben ein Bild von der stellenweise sehr zahlreichen evangelischen Bauernschaft in jener Zeit“:
Barlozen | 1 | Grotzig | 1 | Ruchocice | 2 |
Bentschner Hauland | 1 | Guschin | 38 | Rostarzewo | 5 |
Bentschen | 1 | Jazkolke | 4 | Schwartzes Hauland | 38 |
Blincke | 35 | Karge | 2 | Schwersentz | 1 |
Bombiewo | 2 | Kellmar | 6 | Snowidowo | 8 |
Boreslawe | 1 | Kleinluncke | 4 | Sontopp | 80 |
Boruysches Hauland | 5 | Kmellinsze | 1 | Sorau | 1 |
Brätz | 1 | Kottove | 4 | Stodolzke | 9 |
Bruch | 1 | Kuschlin | 29 | Tornave | 45 |
Bug | 1 | Liptke | 20 | Thomischel zugeh. Hauländer | 45 |
Camerawe | 4 | Lubikove | 3 | Turkowo | 2 |
Concleve | 37 | Neuroschnik…………………….. | 18 | Unruhstadt | 2 |
Dykowe | 2 | Neustadt | 2 | Urbanowe | 2 |
Dempske | 1 | Opalenice | 1 | Uyast | 3 |
Damerave | 3 | Parzeczewo | 1 | Vorwerk (Podgradovice) | 14 |
Dorf Rakwitz | 5 | Plastowo | 1 | Wetzke (Wioska) | 30 |
Droßnetz | 1 | Podgradovic | 18 | Willikove | 2 |
Druyer Hauländer………….. | 20 | Proche | 3 | Witomischel | 1 |
Gabilone | 31 | Pruschkave | 15 | Wunzave (Wasowo) | 5 |
Gnin | 2 | Ptoszkave | 1 | Zellentzin | 1 |
Geule | 33 | Pudszikave | 1 | Zikufko | 1 |
Grätz | 29 | Ratteu | 23 | Zirke | 1 |
Gromleve | 4 | Rentzig | 1 | Züllichau | 3 |
Durch den Zuzug evangelischer Ansiedler veränderte sich auch die Gemeindearbeit des Pfarrers von Rakwitz, wie es heißt, weiter.
Es wurde folgende Statistik (Jahr/Anzahl Communicanten) veröffentlicht:
- 1722 – 2.209 bis 1729 – 2.639 = 7 Jahre mit einem Zuwachs von 430 Seelen / 1 Jahr mit 61,4 Seelen
- 1729 – 2.639 bis 1730 – 2.665 = 1 Jahr mit einem Zuwachs von 26 Seelen
- 1730 – 2.665 bis 1731 – 2.762 = 1 Jahr mit einem Zuwachs von 97 Seelen
- 1731 – 2.762 bis 1732 – 2.734 = 1 Jahr mit einer Minimierung von 28 Seelen
- 1732 – 2.734 bis 1733 – 2.869 = 1 Jahr mit einem Zuwachs von 135 Seelen
- 1733 – 2.869 bis 1734 – 2.612 = 1 Jahr mit einer Minimierung von 257 Seelen
- 1734 – 2.612 bis 1736 – 3.147 = 2 Jahre mit einem Zuwachs von 535 Seelen / 1 Jahr mit 267,5 Seelen
- 1736 – 3.147 bis 1737 – 3.005 = 1 Jahr mit einer Minimierung von 142 Seelen
- 1737 – 3.005 bis 1739 – 3.305 = 2 Jahre mit einem Zuwachs von 300 Seelen / 1 Jahr mit 150 Seelen
- 1739 – 3.305 bis 1740 – 3.580 = 1 Jahr mit einem Zuwachs von 275 Seelen
- 1740 – 3.580 bis 1741 – 3.777 = 1 Jahr mit einem Zuwachs von 197 Seelen
- 1741 – 3.777 bis 1742 – 4.060 = 1 Jahr mit einem Zuwachs von 283 Seelen
- 1742 – 4.060 bis 1743 – 4.501 = 1 Jahr mit einem Zuwachs von 441 Seelen
- 1743 – 4.501 bis 1744 – 4.537 = 1 Jahr mit einem Zuwachs von 36 Seelen
- 1744 – 4.537 bis 1746 – 5.102 = 2 Jahre mit einem Zuwachs von 565 Seelen / 1 Jahr mit 282,5 Seelen
- 1746 – 5.102 bis 1747 – 5.500 = 1 Jahr mit einem Zuwachs von 398 Seelen
- 1747 – 5.500 bis 1751 – 6.129 = 4 Jahre mit einem Zuwachs von 629 Seelen / 1 Jahr mit 157,3 Seelen
- 1751 – 6.129 bis 1752 – 6.557 = 1 Jahr mit einem Zuwachs von 428 Seelen
- 1752 – 6.557 bis 1760 – 7.070 = 8 Jahre mit einem Zuwachs von 513 Seelen / 1 Jahr mit 64,1 Seelen
- 1760 – 7.070 bis 1766 – 8.040 = 6 Jahre mit einem Zuwachs von 970 Seelen / 1 Jahr mit 161,7 Seelen
- 1722 – 2.209 bis 1766 – 8.040 = 44 Jahre mit einem Zuwachs von 5.428 Seelen / 1 Jahr mit 123,4 Seelen
Die in blau eingefügten Daten sind dem heute noch erhaltenem Kirchenbuch der Gemeinde Rackwitz entnommen und entsprechend ergänzt worden.
Die Statistik aus dem Jahr 1744 zeigt auf:
- 4.537 Seelen / ca. 6,3 Personen per Familie = 718 Familien in 69 Ortschaften = 10,4 Familien per Ortschaft
22 Jahre später zeigt die letztere Statistik aus dem Jahr 1766, wenn die gleichen Basisdaten genutzt werden
- 8.040 Seelen / ca. 6,3 Personen per Familie = 1.276 Familien in 69 Ortschaften = 18,5 Familien per Ortschaft
Hier von einem „Zuzug evangelischer Ansiedler“ der „allenthalben in vollem Gange“ war, wie es von dem Autor eingeschätzt wurde zu sprechen ist unter Heranziehung des oben ausgewerteten Datenmaterials fragwürdig. Sicherlich kann der ein oder andere Zuzug nicht ausgeschlossen werden, die Zahl der Bewohner hatte sich in den 22 Jahren von 1744 bis 1766 jedoch noch nicht einmal verdoppelt. Es kann also vielmehr angenommen werden, dass der Zuwachs der evangelischen Gläubigen, vornehmlich durch die erwachsen gewordenen Kinder der, bei der ersten Statistik berücksichtigten Siedler, die nun ihre eigenen Familien gegründet hatten, eingetreten ist.
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Bildquelle: siehe Artikel Die evgl. Holzkirche zu Rakwitz